Anna von Quernheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grabplatte an der Westseite der Stiftskirche

Anna von Quernheim (* vor 1520, † 1. Januar 1590) verfasste Psalmendichtungen und geistliche Lieder in niederdeutscher Sprache.

Sie entstammt der westfälischen Adelsfamilie von Quernheim in Minden-Ravensberg. Ihr Vater war Johann von Quernheim aus dem Hause Ulenburg, ihre Mutter Anna von Barsen (Barssen, Barschen). Sie besuchte die Klosterschule des Stifts Obernkirchen bei Bückeburg, später das Marienstift auf dem Berge bei Herford, wo sie 1551 zur Dechantin gewählt wurde, was der Stellung einer Äbtissin entsprach. Das Stift auf dem Berge bekannte sich zum lutherischen Glauben und wurde ein weltliches Damenstift. Sie starb 1590 im Stift auf dem Berge vor Herford. Die Grabplatte ist erhalten und befindet sich an der Westseite des Turmes der Stiftkirche (heute) in Herford.[1]

Ein Jahr vor ihrem Tod erschien eine Ausgabe von 25 geistlichen Liedern in niederdeutscher Sprache, herausgegeben und mit einem Vorwort des Stiftspfarrers Heinrich Bincke versehen, der nach ihrem Tod 1590 auch die Predigt zu ihrer Beerdigung verfasste.[2] Die Lieder sind in vielfältigen, teils anspruchsvollen Strophenformen geschrieben, bedingt durch die ausgewählten, bereits vorhandenen Melodien anderer Kirchenlieder. Auch wenn ihre Verse keine besonders hervorragenden Zeugnisse des lutherischen Kirchenliedes darstellen, sind sie doch bemerkenswert als letzter niederdeutscher Druck im westfälischen Lemgo und als erste Textsammlung einer Dichterin aus Westfalen.

  • Gertrud Angermann: Anna von Quernheim (vor 1520–1590). Die erste bekannte Liederdichterin Westfalens und 25 ihrer geistlichen Gesänge in niederdeutscher Sprache. Bielefeld: Aisthesis 1996. ISBN 3-89528-166-2

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Angermann, S. 17–48
  2. Heinrich Bincke: Eine Christliche Leichpredigt ... gehalten / bey der Begrebnuß ... Der Ehrwürdigen ... Annen von Quernheimb ... Lemgo: Conrad Grothes Erben 1590. ZV 31042 im VD 16.