Anton Friedrich Justus Thibaut

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Anton Friedrich Justus Thibaut

Anton Friedrich Justus Thibaut (* 4. Januar 1772 in Hameln; † 28. März 1840 in Heidelberg) war ein deutscher Rechtswissenschaftler.

Leben

Nach dem Studium in Göttingen, Kiel und Königsberg und kurzer Tätigkeit in Jena wurde er 1805 als Professor für römisches Recht nach Heidelberg berufen. Hauptgegenstand seiner wissenschaftlichen Tätigkeit waren die Pandekten, die er von der römischen Gesetzeslage zu einem wissenschaftlichen juristischen System fortzuentwickeln trachtete. Im wissenschaftlichen Disput über die Frage, ob es sich empfehle, das Zivilrecht in Deutschland zu kodifizieren, also in einem Gesetzbuch zusammenzufassen und zu regeln, - dem sogenannten Kodifikationsstreit - stand er mit seiner befürwortenden Ansicht im Widerspruch zu der Auffassung Savignys, der seine Zeit als noch nicht zur Schaffung eines solchen Gesetzbuches fähig erachtete und stattdessen für ein organisches Voranschreiten der Rechtswissenschaft plädierte (in: "Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft", 1814). Thibaut war badischer Geheimer Staatsrat und Ehrenbürger Heidelbergs. Von 1805 bis 1807 und nochmals 1821 war er Rektor der Universität Heidelberg.

Singstunde bei Thibeaut

Sein 1824 erschienenes Werk „Über Reinheit der Tonkunst“ stellte einen Widerspruch zum Geist seiner Zeit dar. Er griff hier die zeitgenössische, seiner Meinung nach „sündhafte“ Musik an und forderte eine Rückkehr zu „klassischen“ Komponisten wie Giovanni Pierluigi da Palestrina, Tomás Luis de Victoria und Orlando di Lasso. Viele Musiker wie Robert Schumann wehrten sich gegen diese Ideen, der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy fühlte sich von Thibaut jedoch in seinem Entschluss bestätigt, Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion wieder aufzuführen.

Werke

  • System des Pandektenrechts, 1803
  • Über die Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland, 1814
  • Über Reinheit der Tonkunst, 1824

Literatur

  • Joachim Rückert: Thibaut, Anton Friedrich Justus, in: M. Stolleis (Hrsg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. München 1995, 610-612. ISBN 3-406-39330-6
  • Ders.: Heidelberg um 1804 oder: die erfolgreiche Modernisierung der Jurisprudenz durch Thibaut, Savigny, Heise, Martin, Zachariä u.a., in: F. Strack (Hrsg.): Heidelberg im säkularen Umbruch, 1987, 83-116.
  • Klaus-Peter Schroeder: "Vom Sachsenspiegel zum Grundgesetz - eine deutsche Rechtsgeschichte in Lebensbildern", Heidelberg 2002, 85-113.