Apollo-Grannus-Tempel (Faimingen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Mai 2014 um 22:28 Uhr durch Drekamu (Diskussion | Beiträge) (HC: Ergänze Kategorie:Quellheiligtum). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Teilrekonstruktion des Apollo-Grannus-Tempels

Der Apollo-Grannus-Tempel war ein römischer Tempel im bayrischen Faimingen bei Lauingen. Kaiser Caracalla dankte damit Gott Apollo Grannus für die Heilung seiner Leiden im Jahr 212. Der Name des Tempels beruht auf dem des römischen Gottes der Heilkunst Apollon und dem Quell- und Badegott Grannus der Kelten. Das klare Quellwasser trug zur überregionalen Bedeutung von Phoebiana (römisch für „Faimingen“) für Kultbäder und Trinkkuren bei. Der Tempel zählt zu den größten römischen Tempelbauten nördlich der Alpen. Heute sind nur noch Überreste vorhanden.

Plan des Tempels. Die rötlichen Säulen sind noch vorhanden.

Aufbau

Zu seiner Blütezeit wird das Ausmaß von Phoebiana auf ca. 40 ha geschätzt. Der Tempel selbst ist ca. 1000 m² groß. Die nach Phoebiana führenden Straßen liefen auf das Forum der Anlage zu. Am heutigen Eingang im Süden der Anlage steht ein mittelalterlicher Brunnen (1). Von hier aus führen die Stufen einer Treppe zum inneren Säulengang porticus II. In der Verlängerung sieht man die vom Tempelhof temenos ausgehende Rampe zum Tempelvorraum, dem proanos. Daran schließt sich der Hauptraum, die cella an. Acht der ursprünglich 14 Säulen des den Tempelhof dreiseitig umschließenden porticus sind erhalten bzw. rekonstruiert. Die westlichen Säulen zeigen noch einen Teil der Mauer zum äußeren porticus I und sind überdacht. Hinter dem Tempel schließt sich ein Laden taberna an. Hier finden sich Reste eines weiteren mittelalterlichen Brunnens (2). Von den Säulen des äußeren porticus ist nur eine einzige im westlichen Teil erhalten. Der ehemalige Verlauf des Säulenganges ist mit weißer Farbe auf den Weg gemalt.

Ausgrabung

Magnus Scheller (links) bei den Ausgrabungen ca. 1900

Die ersten Grabungen begannen 1888 durch den Faiminger Dorflehrer Magnus Scheller. In dieser und mehreren Folgegrabungen konnte der Tempel und Überreste der angrenzenden Gebäude freigelegt werden. Die heute sichtbare teilweise Rekonstruktion wurde durch die Funde von 150 Werksteinen 1972 in der Brenz sowie die gleiche Anzahl von Spolien aus der Kastellmauer möglich. Letztendlich Aufschluss über den Namen und Zweck der Funde gaben die Funde zweier Meilensteine unter der Pfarrkirche der Nachbargemeinde Gundelfingen im Jahr 1981, auf denen der Name Phoebiana und Apollo-Grannus verzeichnet sind. Weiterhin steht auf ihnen, dass der römische Kaiser Caracalla 212/213 hier Straßen und Brücken stiftete. Im Jahr 2002 wurde in Sontheim an der Brenz ein weiterer Meilenstein mit der Aufschrift Phoebiana gefunden.[1]

Freilichtmuseum

Auf dem Gelände des früheren Apollo-Grannus-Tempels wurde 1987 ein Freilichtmuseum errichtet.

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Gemeinde Sontheim an der Brenz auf deren Homepage, abgerufen am 31. August 2011

Literatur

  • Wolfgang Czysz: Das Apollo-Grannus-Heiligtum im vicus von Faimingen. In: Vera Rupp, Heide Birley (Hrsg.): Landleben im römischen Deutschland. Theiss, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8062-2573-0, S. 119f.
  • Gerhard Weber: Faimingen, Stadt Lauingen/ Donau, Lkr. Dillingen a. d. Donau, Schw.: Kastell und Vicus Phoebiana. In: Wolfgang Czysz u.a. (Hrsg.): Die Römer in Bayern. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-11-6, S. 441–444.

Koordinaten: 48° 33′ 42,1″ N, 10° 24′ 31,6″ O