Armenarzt

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Der Armenarzt, früher auch Ptochiater (zu griechisch ptōchós „Bettler“) oder auch Medicus pauperum[1], war ein Arzt, der im 19. Jahrhundert mittellose Kranke kostenlos ärztlich versorgte und dafür aus der Gemeindekasse besoldet wurde.

Der Ptochiater arbeitete dazu auch im Ptochodochium, der Armenherberge bzw. Armenhaus, oder im Ptochotropheum, dem Verpflegungshaus für Arme.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war für sozial Schwache die Inanspruchnahme der Armenpflege – der Besuch des Armenarztes – oft die einzige Möglichkeit, ärztlich versorgt zu werden. Die Armenärzte arbeiteten in der Regel als niedergelassene Allgemeinmediziner mit einer Zulassung als Armenarzt. Dienstaufsicht und Beschwerdewesen für diese Armenarzttätigkeit unterlagen der Armenverwaltung. Der Besuch beim Armenarzt war streng reguliert, es gab keine freie Arztwahl.[2]

Mit dem 2. Kaiserlichen Privileg Kaiser Maximilians I. von 1517 wurde die Medizinische Fakultät Wiens unter anderem auch verpflichtet, jede Woche einen ihrer approbierten Mediziner im Spital kostenlos Dienst versehen zu lassen, um als Armenarzt den „armen lewtten“ zu helfen.[3][4]

Mit dem Hofkanzlei-Decret vom 4. Juli 1840 wurde in Wien die Anstellung von vier Stadtarmenärzten (für jedes Stadtviertel einer, wobei nur zwei besoldet wurden, die zwei anderen mussten ihren Dienst unentgeltlich leisten) verfügt. Jeder der Armenärzte hatte in dem ihm zugewiesenen Stadtviertel zu wohnen, dafür wurde jedoch ein Quartiergeldbeitrag bezogen.[5]

Ende des 19. Jahrhunderts führen in Wien die Armenärzte die Bezeichnung „städtische Ärzte für Armenbehandlung und Totenbeschau“. 1902 wurden die Aufgaben des Gesundheitswesens der neuen Magistratsabteilung X (Gesundheitspolizei, Leichen- und Friedhofswesen, Verwaltung von Sanitätsstationen und Siechenanstalten) übertragen. Hauptaugenmerk galt der Eindämmung der Tuberkulose (auch Schwindsucht, Wiener Krankheit[6], da die Lebensbedingungen vor allem in den Arbeiterbezirken Wiens sehr schlecht waren) und Geschlechtskrankheiten.[4]

Trotz der Errungenschaften der modernen Medizin und der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates mit Sozialversicherungen und Sozialhilfen besteht weiterhin die Notwendigkeit niederschwelliger Angebote für Nichtversicherte und Bedürftige. Kostenlose medizinische Behandlung für Nichtversicherte bieten in Österreich unter anderem:

Berühmte Ärzte, die als Armenärzte tätig waren

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Einzelnachweise

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  1. Georg Friedrich Most: Ausführliche Encyklopädie der gesammten Staatsarzneikunde. Hrsg.: Georg Friedrich Most. Band 1. F.A. Brockhaus, Leipzig 1838, S. 119.
  2. Dokumentation 20. Kongress Armut und Gesundheit, Berlin 2015. (PDF) Gesundheit Berlin-Brandenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2018; abgerufen am 2. Dezember 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.armut-und-gesundheit.de
  3. Elisabeth Tuisl: Die Medizinische Fakultät der Universität Wien im Mittelalter: Von der Universität 1365 bis zum Tod Kaiser Maximilians I. 1519. V&R unipress, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8471-0330-1, S. 140.
  4. a b Magistratsabteilung 15 – Gesundheitsdienst im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  5. Joseph Johann Knolz: Sammlung der Sanitats-Verordnungen für das Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns von dem Jahre 1839. Hrsg.: Joseph Johann Knolz. Klaufuss Witwe, Prandel & C., Wien 1843, S. 318.
  6. Tuberkulose (der Lunge), Schwindsucht, „Wiener Krankheit“ im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. Marienambulanz Graz. In: caritas-steiermark.at. Abgerufen am 27. März 2019.
  8. ambulant-medizinische Versorgung, soziale Beratung und Medikamentenhilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz. In: amber-med.at. Abgerufen am 28. März 2019.
  9. Louisebus – Medizinbus Wien. In: caritas-wien.at. Abgerufen am 28. März 2019.
  10. Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien. In: barmherzige-brueder.at. Abgerufen am 28. März 2019.
  11. Neunerhaus Wien Medizinische Hilfe. In: neunerhaus.at. Abgerufen am 28. März 2019.
  12. Psychosoziale Dienste in Wien. In: psd-wien.at. Abgerufen am 28. März 2019.
  13. Brigitte Hamann: Hitlers Edeljude: Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch. 2. Auflage. Piper, 2008, ISBN 978-3-492-05164-4.