Arnold Schönberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. September 2005 um 15:22 Uhr durch 212.144.9.95 (Diskussion) (→‎Literatur: Musik-Konzepte ergänzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schönberg in Los Angeles, etwa 1948

Arnold Schönberg (* 13. September 1874 in Wien; † 13. Juli 1951 in Los Angeles) war ein österreichischer Komponist, Musiktheoretiker und Maler.

Schönberg begann seinen musikalischen Werdegang als Cellist und kompositorischer Autodidakt. Obgleich er später Unterricht bei Alexander von Zemlinsky nahm, hat er nach eigener Aussage das meiste durch das Studium der Werke großer Komponisten gelernt.

Die ersten Kompositionen Schönbergs sind im Bereich der Spätromantik anzusiedeln, sie enthalten typische Merkmale dieser Zeit: einen überbordenden Orchesterapparat sowie genreübergreifende Kompositionen mit oft literarischem Hintergrund (Streichsextett Verklärte Nacht, Gurre-Lieder, sinfonische Dichtung Pelleas und Melisande, Chorwerk Friede auf Erden).

Schönbergs erste Schülerin war Vilma von Webenau. Sie nahm bei ihm seit 1898/99 Harmonielehre- und Kompositionsunterricht und folgte ihm sogar bei seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahre 1900.

Ausgestattet mit einem unerhört kreativen Geist (er malte und machte zeitlebens Erfindungen, das herkömmliche Schach erweiterte er um mehrere Figuren), erreichte er musikalisches Neuland, das seine Zeitgenossen zunehmend verwirrte und bald schon auf heftigste Ablehnung seitens des Konzertpublikums stieß. Von 1908 an ist seine Musik im herkömmlichen Dur-Moll-tonalen System nicht mehr anzusiedeln, das heißt, ab diesem Zeitpunkt (2. Streichquartett) ist seine Musik atonal (Schönberg lehnte diese Bezeichnung ab, er selbst zog die Bezeichnung "atonikal" vor, nichts desto weniger haben sich die Begriffe "atonal" bzw. "Atonalität" durchgesetzt).

Diese Phase der sogenannten "Freien Atonalität" führte nach Schönbergs Auffassung kompositorisch in eine Sackgasse, da für jede neue Komposition erst wieder ein neuer Material- und Regelkatalog entworfen werden muß (er wird es ähnlich wie Igor Strawinsky empfunden haben, der einmal äußerte, je größere Beschränkungen in der Wahl der musikalischen Mittel er sich auferlege, desto freier fühle er sich beim Komponieren. Wenn man also vor der Niederschrift des nächsten Tones erst wieder Überlegungen anstellen muß, warum ich den einen oder anderen nicht verwenden kann oder sollte, lähmt dies in ganz gehörigem Maße den Kompositionsprozeß, oder anders ausgedrückt: Freiheit kann nur innerhalb gewisser Grenzen stattfinden, die totale Freiheit führt ins Chaos). Mit der freien Atonalität kam ihm also die Form abhanden. Dagegen plädiert Adorno in seiner 1949 erschienenen Philosophie der neuen Musik für Schönbergs atonale Kompositionsweise und setzt diese dem als Rückfall in bereits veraltete Kompositionstechnik betrachteten neoklassizistischen Stil Strawinskys entgegen. Die atonale Revolution um 1910 durch Schönberg bedeutet für Adorno die Befreiung der Musik vom Zwang der Tonalität und damit die ungehinderte Entfaltung des musikalischen Ausdrucks qua freier Atonalität mit dem vollen Triebleben der Klänge.

Aus diesem Dilemma heraus übernahm Schönberg 1923 in abgewandelter Form die von Joseph Matthias Hauer entwickelte "Methode des Komponierens mit zwölf aufeinander bezogenen Tönen", auch bekannt geworden als "Dodekaphonie" oder eingedeutscht "Zwölftonmusik". Diese Methode tritt nun an die Stelle des Systems der Dur- und Molltonarten und birgt deshalb in sich eine Konsistenz, die dem musikalischen Werk einen inneren Zusammenhalt verleihen soll. Aufgabe des Komponisten ist es also, eine Zwölftonreihe zu erfinden, aus der das gesamte thematische Material entwickelt werden kann. Eine Zwölftonreihe oder Reihe ist die Abfolge sämtlicher zwölf temperierten Töne der Oktave, wobei jeder Ton vorkommen muß, dies aber nur einmal. Ausnahme bei der Umsetzung der Reihe im musikalischen Kontext sind direkte Tonwiederholungen. Ansonsten darf ein bestimmter Ton erst wieder verwendet werden, wenn die Reihe ganz durchlaufen wurde.

Die Reihe ist beliebig transponierbar, das heißt, sie kann auf jedem Ton beginnen. Aus der Reihe können drei Varianten, sog. "Permutationen", abgeleitet werden, die ins sich wieder vollgültige Reihen bilden und der Grundreihe ebenbürtig sind:

  • Die Umkehrung: jedes Intervall wird in Gegenrichtung ausgeführt, das heißt: aus aufwärts wird abwärts und umgekehrt.
  • Der Krebs: die Reihe wird rückläufig angewandt.
  • Die Krebsumkehrung: mit dem Krebs geschieht das Gleiche wie der Reihe bei der Umkehrung.

Mit diesem neuen System glaubte sich Schönberg nun in die Lage versetzt, jedem Werk theoretisch ein inneres Gefüge geben zu können. Ursprünglich nur als persönliche Lösung für einen persönlichen Konflikt gedacht, wurde die Zwölftonmethode von seinen Schülern enthusiastisch aufgegriffen, obgleich Schönberg sie in seinen Theoriestunden nie selbst gelehrt hat. Heute ist es dagegen völlig undenkbar, dass ein Kompositionsstudent mit der Zwölftonmethode nicht in Berührung käme. Als strenges Satzprinzip wird sie in der kompositorischen Praxis allerdings seit den späten 50er Jahren so gut wie nicht mehr verwandt.

Um Schönberg bildete sich mit Alban Berg, Anton Webern und weiteren Schülern und Interpreten ein Kreis Gleichgesinnter, der als Zweite Wiener Schule bezeichnet wird.

Kompositorisch wurde Schönberg früh von Antonín Dvořák und Richard Wagner beeinflußt. Später wurde er ein entschiedener Anhänger von Johannes Brahms und Gustav Mahler.

Namhafte Interpreten aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts setzten sich für Schönberg ein, darunter die Pianisten Artur Schnabel und Eduard Steuermann, die Dirigenten Hans Rosbaud und Hermann Scherchen sowie Schönbergs Schwager, der Geiger Rudolf Kolisch.

Schönberg war mit dem Wiener Architekten Adolf Loos, den er in dem Salon der Eugenie Schwarzwald kennengelernt hatte, eng befreundet. Loos setzte sich zeitlebens für die Aufführung der Schönbergschen Kompositionen ein, von denen er einige sogar insgeheim subventionierte (dabei vermutlich unter anderem auch das berühmte "Watschenkonzert" am 31.3.1913). Schönberg wurde auch in seiner Haltung zu Fragen von künstlerischer Moral und Wahrheit durch Adolf Loos sehr beeinflusst. Die Forderung Schönbergs "Musik soll nicht schmücken, sie soll wahr sein" kann in direkten Bezug zur Loos'schen Ästhetik gesetzt werden, insbesondere seinem Kampf gegen jede Form von angewandter Kunst und für die Dignität der reinen und Bildenden Kunst, die sich durch keinerlei Zugeständnisse an einen Publikumsgeschmack 'prostituieren' dürfe.

Schönberg litt an Triskaidekaphobie.

Das Grab Arnold Schönbergs am Zentralfriedhof Wien

Werke

Literatur