Arschan (Tuwa)

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Dorf
Arschan
Аржан (russisch)
Аржаан (tuwinisch)
Föderationskreis Sibirien
Republik Tuwa
Rajon Pi-Chem
Höhe des Zentrums 850 m
Zeitzone UTC+7
Telefonvorwahl (+7) 39435
Postleitzahl 668501
Kfz-Kennzeichen 17
OKATO 93 235 811 001
Geographische Lage
Koordinaten 52° 4′ N, 93° 36′ OKoordinaten: 52° 3′ 32″ N, 93° 36′ 14″ O
Arschan (Tuwa) (Russland)
Arschan (Tuwa) (Russland)
Lage in Russland
Arschan (Tuwa) (Republik Tuwa)
Arschan (Tuwa) (Republik Tuwa)
Lage in Tuwa

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Republik Tuwa mit Arschan

Arschan (russisch Аржан, wiss. Transliteration Aržan, engl. Transkription Arzhan; offizieller Ortsname russisch und tuwinisch Аржаан, Arschaan) ist ein Dorf und bezeichnet die dortige, gleichnamige, ehemals skytische Begräbnisstätte für Fürsten in Zentralasien im Nordwesten der russischen Republik Tuwa (südlich der Region Krasnojarsk; nördlich der Mongolei), deren Geschichte durch diverse Ausgrabungen wieder ans Tageslicht kam.

Geographische Lage

Bei der Region von Arschan handelt es sich um eine Hochebene, die unter dem Gesichtspunkt der Ausgrabungen auch unter Bezeichnungen wie Tuwinisches Tal der Könige oder Tal der Zaren bekannt ist. Sie wird als Teil der sibirischen Steppe vom Ujuk, einem östlichen Zufluss des Großem Jenissei, durchflossen. Ihr Zentrum liegt etwa 10 km westlich der Kleinstadt Turan und rund 40 km nordwestlich von Kysyl an der Nordwestgrenze von Tuwa. Das Tal selbst ist in West-Ost-Richtung orientiert.

Das Dorf Arschaan ist Verwaltungssitz der Landgemeinde (tuwinisch Sumon) Arschaanskoje selskoje posselenije, zu der noch das 8 km südwestlich gelegene kleinere Dorf Tschkalowka gehört. Die Gemeinde hat 835 Einwohner (14. Oktober 2010).[1]

Ausgrabungen

Regions- und kulturtypisch sind Kurgan-Hügelgräber und Gold-Funde sowie die Bestattung mitsamt Pferden. Die Zahl der dortigen Grabhügel geht in die Hunderte. Im Inneren eines solchen Hügels sind Konstruktionen aus Fichtenholz, die kreisförmig Kammern bilden, von denen es bei Hügel 1 (Arschan-Stufe) über 70 gab. Diese Hügel sind weiterhin als Besonderheit in mehreren parallelen Ketten angeordnet und mit Steinen abgedeckt. Die Ausgrabungen wurden nummeriert, so gibt es etwa Arschan 1 (>100 m Durchmesser) oder Arschan 2.

Ausgräber von Arschan 1 war M. P. Grjasnow (in den 1970er Jahren), der dabei interessante Holzkonstruktionen freilegte und damit die skytische Kultur auf bis dahin kaum erforschte frühe Zeiträume des späten 9. und des beginnenden 8. Jahrhunderts v. Chr. offenlegte. Querverbindungen zu Funden aus der späten Bronzezeit in Westsibirien und der nördlichen pontischen Steppen konnten von ihm erfolgreich hergestellt werden. Der Hügel war, wie sich herausstellte, bereits in früheren Zeiten geplündert worden – in der zentralen Grabkammer fanden sich nur noch Reste.

Weitere Ausgrabungen fanden 1997 (Kurgan Arschan-Tarlag, im Westen) und 1998–2003 (Arschan 2, der Aldy-Bel-Kultur zugehörig) durch das Deutsche Archäologische Institut statt. Dabei wurde die zweite Stelle zunächst durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München geomagnetisch vermessen, dann 2000 teilweise und bis 2003 vollständig freigelegt. Von Arschan 2 wird berichtet, dass zwar schon früher Versuche gegeben haben muss, das Grab zu öffnen, die aber wohl abgebrochen wurden, so dass die Grabkammer unversehrt blieb. Bemerkenswert ist, dass die russischen Forscher, welche die Grabungsfunde an ihrem vorläufigen Aufbewahrungsort, der Eremitage (Sankt Petersburg), auswerten, davon ausgehen, dass die künstlerischen Arbeiten den bekannteren griechischen Kunstobjekten vorausgehen. Dem Ruf der Skythen, sie seien ausschließlich eine wilde Horde von Steppen-Nomaden gewesen, hat diese Erkenntnis deutlich widersprochen.

Ein weiterer skythischer Fund wurde im Sommer 2006 in der Mongolei gemacht. Dieser Vorgang wurde durch das ZDF im Rahmen der Reihe Schliemanns Erben dokumentiert. Gefunden wurde die im Eis des Permafrosts konservierte Mumie eines skytischen Reiterkriegers, der unter anderem einen prächtigen Pelzmantel und vergoldeten Kopfschmuck bei sich hatte.

Siehe auch: Gold der Skythen

Literatur

  • Konstantin Čugunov, Hermann Parzinger, Anatoli Nagler: Der Goldschatz von Arzan - Ein Fürstengrab der Skythenzeit in der südsibirischen Steppe. auf: dainst.de
  • Konstantin Čugunov, Hermann Parzinger, Anatoli Nagler: Der skythische Fürstengrabhügel von Aržan 2 in Tuva. Vorbericht der russisch-deutschen Ausgrabungen 2000-2002. In: Eurasia Antiqua. 9 (2003), S. 113–162.
  • A. D. Gratsch: Drewnije kotschewniki w zentre Asii. Moskau 1980.
  • M. P. Graznjov: Der Großkurgan von Aržan in Tuva, Südsibirien. Beck, München 1984, ISBN 3-406-30716-7. (Materialien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 23)
  • A. M. Mandelschtam: Rannije kotschewniki skifskogo perioda na territorii Tuwy. In: M. G. Moschkowa: Stepnaja polosa Asiatskoi tschasti SSSR w skifo-sarmatskoje wremja. Archeologija SSSR. Moskau 1992.

Einzelnachweise

  1. (Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation))