Artolec

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Artolec
Artolec (Tschechien)
Artolec (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Jindřichův Hradec
Gemeinde: Nová Bystřice
Fläche: 463[1] ha
Geographische Lage: 49° 0′ N, 15° 8′ OKoordinaten: 49° 0′ 27″ N, 15° 7′ 43″ O
Höhe: 588 m n.m.
Einwohner: 51 (2011)
Postleitzahl: 378 33
Kfz-Kennzeichen: C
Verkehr
Straße: Nová Bystřice – Mýtinky
Haus Nr. 6

Artolec (deutsch Artholz) ist ein Ortsteil von Nová Bystřice (Neubistritz) in Tschechien. Er liegt zwei Kilometer südöstlich von Nová Bystřice an der österreichischen Grenze und gehört zum Okres Jindřichův Hradec.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortschaft wurde erstmals 1489 als „Arotolcz“ urkundlich genannt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Ortsname auf „Artolocz“(1554), „Artolz“(1561) und ab 1790 „Artholz“ auf verändert.[2]

1713 leben im Ort 16 Bauern, die infolge der Kleinheit der Grundstücke meist auch als Tagelöhner, Maurer und Weber arbeiteten. Kleinen Gewinn brachte der Flachsanbau. Die vier Teiche ermöglichten einen bescheidenen Fischhandel.

Das Dorf entstand aus einem Meierhof. 1683 erlitt Artholz schwere Zerstörungen durch kursächsische Truppen. Eingepfarrt wurde der Ort nach Neubistritz. Die Matriken gibt es seit 1664 bei Neubistritz.

Im Ersten Weltkrieg fielen 8 Männer der Ortschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Saint Germain[3] 1919 erklärte den Ort zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Nach dem Münchner Abkommen, das 1938 die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte, rückten im Oktober deutsche Truppen im Ort ein, der bis 1945 zum Gau Niederdonau gehörte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 26 Opfer forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Am 28. Mai 1945 wurden Artholz sowie die umliegenden Orte system- und zeitgleich von militanten Tschechen besetzt. Sie nahmen einige Männer als Geiseln und vertrieben anschließend die Ortsbevölkerung und zuletzt die Geiseln über die Grenze nach Österreich. Aufgrund des Beneš-Dekretes 108 wurde das Vermögen der deutschen Einwohner sowie das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum konfisziert[4] und unter staatliche Verwaltung gestellt. Von den Vertriebenen verblieben 11 Familien in Österreich,[5] und die Anderen wurden nach Deutschland weiter transferiert. Je eine Familie wanderte in die USA und nach Schweden aus.

Der Ort wurde wieder neu besiedelt und 1961 in die Stadt Nová Bystřice eingemeindet. Der Ortsteil bestand im Jahre 2001 aus 36 Häusern.

Siegel und Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Artholz hat sich ein kleines Siegel aus dem 19. Jahrhundert erhalten, das eine fünfblättrige Rose zeigt. Sie ist von einem Kreisring umgeben und darunter mit einer Blattgirlande geschmückt. Im oberen Kreissegment findet sich in Großbuchstaben der Ortsname „ARTHOLZ“.[6]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 341 341 -
1890 353 352 1
1900 290 290
1910 300 300 - -
1921 276 264 4 8
1930 269 250 15 4
1991 58
2001 69

[7][8]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kapelle hl. Antonius von Padua von 1891 samt Bildern des hl. Anton von Iser
  • Köpfermarterl (Richtstätte) und Hexenmarterl (Klosterweg) am Weg nach Nová Bystřice.
  • Steinkreuz für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, S. 2.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden in den Heimatkreisen Neubistritz, Zlabings, Nikolsburg und Znaim. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 1992, ISBN 3-927498-16-5, S. 25.
  • Schulchronik der Gemeinde Artholz 1891/92 – 1937/38. 1992.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart (= Geschichte Südmährens. Bd. 3). Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 372.
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Neubistritz (Südböhmen) und das Zlabingser Ländchen von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2008, S. 35–36.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi/704962/Artolec
  2. Josef Novák: Soupis památek historických a uměleckých v království Českém od pravěku do počátku XIX. století. Band 14: Politický okres Jindřichuv-Hradecky. Nákladem Archeologická Komise při České Akademii Císaře Františka Josefa pro Vědy, Slovesnost a Umění, Praha 1901.
  3. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede. St. Germain und die Folgen. 1919–1989. Amalthea, Wien u. a. 1989, ISBN 3-85002-279-X.
  4. Ignaz Seidl-Hohenveldern: Internationales Konfiskations- und Enteignungsrecht = Konfiskationsrecht (= Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht. Bd. 23, ISSN 0340-6709). de Gruyter, Berlin u. a. 1952.
  5. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46. Unter besonderer Berücksichtigung der Bundesländer Wien und Niederösterreich. Wien 1995 (Wien, Universität, phil. Diplom-Arbeit, 1995; maschinenschriftlich).
  6. Hans Hadam: Neubistritz. Geschichte der Stadt und ehemaligen Herrschaft. Kreisrat Neubistritz der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Stuttgart 1981.
  7. Josef Bartoš, Jindřich Schulz, Miloš Trapl: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960. Band 9: Okresy Znojmo, Moravský Krumlov, Hustopeče, Mikulov. Profil, Ostrava 1984.
  8. http://www.czso.cz/csu/2009edicniplan.nsf/t/010028D080/$File/13810901.pdf