Ave maris stella
Mit den Worten Ave maris stella („Meerstern, sei gegrüßt“) beginnt ein lateinischer Hymnus, der im Stundengebet der Katholischen Kirche zur Vesper an Marienfesten gesungen wird. Der Text des Hymnus ist seit dem 8. oder 9. Jahrhundert überliefert. Sein Verfasser ist unbekannt. Erste Übersetzungen ins Deutsche[1] erfolgten Ende des 12. Jahrhunderts.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch sein häufiges Vorkommen im Stundengebet war die Melodie des Marienhymnus im Mittelalter besonders beliebt und wurde von vielen Komponisten als Grundlage anderer Kompositionen verwendet. Das Original wurde diversen Komponisten zugeschrieben, darunter Venantius Fortunatus.
Im katholischen Gesangbuch Gotteslob ist der Hymnus unter Nummer 520 (GLalt 596) abgedruckt, eine deutschsprachige Liedparaphrase „Meerstern ich dich grüße. O Maria hilf.“ findet sich unter Nummer 524. Im alten Gotteslob von 1975 findet sich außerdem eine deutsche Übersetzung unter Nummer 578. Eine weitere Paraphrase aus dem 19. Jahrhundert ist unter dem Titel „Stern im Lebensmeere“ bekannt.[2]
Ave Maris Stella ist auch die Hymne der akadischen Gemeinde in Kanada. Das Lied beginnt und schließt mit der ersten Strophe des lateinischen Gebets, welche drei Strophen in französischer Sprache („Acadie ma patrie“) umfassen.
Wenn katholische Missionare ausreisten, war es üblich, das Ave Maris Stella als Reisesegen für ihre Schiffsüberfahrt zu beten.[3]
Siehe auch: Stella Maris
Text
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Ave, maris stella, |
Sei gegrüßt, Stern des Meeres, |
(1) Meerstern, sei gegrüßet,[5] |
Meerstern, ich dich grüße
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geistliche Volkslieder, 1830
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein volkstümliches Marienlied in der Fassung von August von Haxthausens Sammlung Geistliche Volkslieder (1830) nimmt in litaneiartiger Form zahlreiche Motive von Ave maris stella auf.
Meerstern, ich dich grüße, o Maria hilf!
Gottesmutter süße, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Rose ohne Dornen, o Maria hilf!
du von Gott erkorne, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Lilie ohnegleichen, o Maria hilf!
dir die Engel weichen, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Quelle aller Freuden, o Maria hilf!
Trösterin im Leiden, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Hoch auf deinem Throne, o Maria hilf!
aller Jungfraun Krone, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Gib ein reines Leben, o Maria hilf!
sichre Reis' daneben, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Dich als Mutter zeige, o Maria hilf!
gnädig uns zuneige, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Nimm uns in die Hände, o Maria hilf!
uns das Licht zuwende, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Hilf uns Christum flehen, o Maria hilf!
fröhlich vor ihm stehen, o Maria hilf!
Maria, hilf uns allen aus dieser tiefen Not.
Psälterlein, 1637
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine andere Fassung stammt aus dem 1637 in Köln erschienenen Gesangbuch Psälterlein, verfasst von dem Jesuiten Johannes Heringsdorf:[6]
Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes süße,
allzeit Jungfrau reine, Himmelspfort alleine!
Schau voll Huld vom Himmelsthron, bitt für uns beim lieben Sohn, o Jungfrau Maria!
Ave, klang die Kunde aus des Engels Munde,
uns den Frieden spende, Evas Namen wende!
Schau voll Huld vom Himmelsthron, bitt für uns beim lieben Sohn, o Jungfrau Maria!
Dich als Mutter zeige, dass durch dich sich neige
unserm Flehn auf Erden, der dein Sohn wollt werden!
Schau voll Huld vom Himmelsthron, bitt für uns beim lieben Sohn, o Jungfrau Maria!
Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben,
dass in Himmelshöhen froh wir Jesum sehen!
Schau voll Huld vom Himmelsthron, bitt für uns beim lieben Sohn, o Jungfrau Maria!
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Lausberg: Der Hymnus „Ave maris stella“. Westdeutscher Verlag, Opladen 1976, ISBN 3-531-05075-3
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemeinfreie Noten von Ave maris stella in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Walther Lipphardt: ‚Ave maris stella‘ (deutsch). In: Verfasserlexikon. Band I, Sp. 565–568.
- ↑ Eigenteil zum Gotteslob der (Erz-)Bistümer Freiburg und Rottenburg-Stuttgart Nummer 884 (GLalt 893).
- ↑ Archiv des Generalates der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung, Münster, Akte Nr. 380: Ausreise der Schwestern nach Brasilien, Februar 1895.
- ↑ „Eva“ rückwärts gelesen ergibt „Ave“.
- ↑ Übertragung in GLalt Nr. 578 (in unterschiedlicher Strophenreihung)
- ↑ Gotteslob 1975, Diözesananhang für das Erzbistum Köln, Nr. 954, 3. Strophe nach Heinrich Bone