Bahnhof Klingenberg-Colmnitz

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Klingenberg-Colmnitz
Empfangsgebäude auf der Normalspurseite, Blick Richtung Dresden
Empfangsgebäude auf der Normalspurseite, Blick Richtung Dresden
Empfangsgebäude auf der Normalspurseite, Blick Richtung Dresden
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Bahnsteiggleise 2
Eröffnung 11. August 1862
Lage
Stadt/Gemeinde Klingenberg (Sachsen)
Ort/Ortsteil Klingenberg (Klingenberg)
Land Sachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 55′ 33″ N, 13° 30′ 3″ OKoordinaten: 50° 55′ 33″ N, 13° 30′ 3″ O
Höhe (SO) 436,1 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Klingenberg-Colmnitz
Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen
i11i16i18

Der Bahnhof Klingenberg-Colmnitz ist eine Betriebsstelle der Bahnstrecke Dresden–Werdau und der hier beginnenden ehemaligen Schmalspurbahnen Klingenberg-Colmnitz–Oberdittmannsdorf und Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein auf dem Gemeindegebiet der Gemeinde Klingenberg in Sachsen. Der Bahnhof ist Bergstation der bekannten Tharandter Steige.

Geschichte

Momos-Modellbausatz um 1970.
historisches Foto des Bahnhof Klingenberg-Colmnitz aus dem Jahr 1898/1899

Der Bahnhof entstand zum 11. August 1862 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Dresden–Werdau. Als Bergstation der im Dampflokbetrieb gefürchteten Tharandter Steige kam dem Bahnhof sofort nach der Eröffnung eine große Bedeutung zu, da vom Bahnhof Tharandt bis hierher in der Dampflokzeit so gut wie alle Züge vorgespannt oder nachgeschoben werden mussten. Dabei mussten vom Talbahnhof auf zwölf Kilometer Streckenlänge 230 Höhenmeter überwunden werden.

Der Bahnhof hatte zunächst geringere regionale Anbindung, dafür war er als Umspannstation für die Züge nach Absolvierung der Bergfahrt wichtig. Auf einem Foto hat der Bahnhof lediglich einen Bahnsteig,[1] auf einer anderen Fotografie ist der gleiche Bereich nur in Blickrichtung Freiberg mit zwei Bahnsteigen zu erkennen.[2] Die Güterzuggleise sehen mit fünf Gesamtgleisen eher bescheiden aus.

Gleisplan des Bahnhof Klingenberg-Colmnitz aus den Zeiten mit Schmalspuranbindung

Das änderte sich erst am 14. September 1898 mit der Eröffnung der Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein, zu der ergänzend 1923 die Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Oberdittmannsdorf dazukam. Nun bekam der Bahnhof größere Dimensionen, wie sie auf dem abgebildeten Gleisplan zu sehen sind. Die Gleisanlagen nahmen von dem Umfang und der Gleisanzahl noch einmal dieselbe Anzahl an Gleisen zu. Bis Anfang der 1970er Jahre blieben die Gleisanlagen in dieser Form bestehen. Zum Warenaustausch bestand im Bahnhof Klingenberg-Colmnitz lediglich eine Umladehalle und zwei Ladekräne, einer am Bahnhofsvorplatz und einer an der Ausfahrt der Schmalspurbahn Richtung Frauenstein und Richtung Oberdittmannsdorf.[3] Rollböcke oder Rollwagen hat es nie auf der Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein gegeben, der Einsatz von Rollwagen wurde auf der Schmalspurbahn von Oberdittmannsdorf lediglich bis Naundorf praktiziert.[4] Weiterhin wurden auf dem Schmalspurteil des Bahnhofes ein zweigleisiger und zweiständiger Lokschuppen,[5] ein Kohleschuppen[6] und ein Kohlebansen gebaut.[7] Diese Lokbehandlungsanlage entstanden schon mit der Eröffnung der Strecke nach Frauenstein. Damit waren die Gleisanlagen des Bahnhofs im Wesentlichen komplett.

Erst 1927 wurden die beiden Stellwerke W1 und B2 auf der Normalspurseite gebaut, die die Stellung des Normalspurteiles nördlich des EG übernahmen.[8] Um 1930 bestand östlich des Wirtschaftsgebäudes des Bahnhofes die Möglichkeit zum Drehen von Fahrzeugen. Die Drehscheibe war dreischienig und konnte zum Drehen der Schmalspurlokomotiven benutzt werden.[9]

2010 noch vorhandener Kohleschuppen der Schmalspurbahn des Bahnhof Klingenberg-Colmnitz

Am 25. September 1966 wurde die Bahnstrecke auf der Normalspurseite elektrifiziert. Als 1972 die beiden Schmalspurbahnen stillgelegt wurden, wurden die Schmalspurgleise im Bahnhof Klingenberg-Colmnitz abgebaut, die Normalspurgleise jedoch im Wesentlichen beibehalten. Anstatt der Umlademöglichkeit zur Schmalspur wurde eine Krananlage für einen Versand zu einer Stahlbaufirma verwendet, die andere wurde demontiert.[10] Die Hochbauten von der Schmalspurbahn blieben bis auf die Umladehalle und einen Umladekran stehen. Die vier im Schmalspurbereich vorhandenen Gleise wurden außer dem Versand zum Abstellen von Wagen verwendet. Im Jahr 2000 erhielt der Bahnhof Anschluss an das ESTW. Das war der Anlass, den Bahnhof gründlich auf die Anforderungen der heutigen Zeit zu bringen. Der Bahnhofsvorplatz wurde als kombinierten Buswartestand und Parkplatz umgebaut. Der Bahnhof wird seitdem mit drei Durchfahrtsgleisen betrieben; die zwei neben dem Empfangsgebäude sind die Haltegleise mit Außenbahnsteig, außerdem besteht noch ein nördliches Überholgleis. Zwischen den beiden Außenbahnsteigen wurde eine etwas zu kleine Fahrstuhlverbindung geschaffen. Die Verbindung zu dem Gleis 7 ist nach wie vor noch erhalten, ebenso wie die Normalspurgleise auf der ehemaligen Schmalspurseite. Es ist nicht mehr befahrbar. 2009 wurde der Güterschuppen des Bahnhofes abgerissen.[11][12] Die funktionslosen Stellwerke wurden inzwischen abgerissen.[13][14] Ein funktionsloses Relikt aus der Schmalspurzeit ist der Kohleschuppen, der 2011 auf Fotos noch zu sehen ist.

Bahnsteige

Der Bahnhof besaß zur Schmalspurbahnzeit zwei überhöhte Außenbahnsteige auf dem Normalspurbahnteil und zwei ebenerdige Bahnsteige für die beiden Schmalspurbahnstrecken.

Verkehr

Beide Schmalspurbahnen können als Verbindungslinien des Netzes um Wilsdruff und dem Erzgebirgsort Frauenstein angesehen werden, die Anwohner fuhren mit der Bahn zur Arbeit in den Plauenschen Grund oder zur Erholung in das Osterzgebirge. Im ersten Betriebsjahr wurden auf der Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 134.000 Reisende und etwa 35.000 t Fracht befördert. Durch die fehlende Aufnahme des Rollwagenverkehrs stagnierte das Güteraufkommen und pegelte sich um 30.000 t im Jahr ein.[15] 1914 fuhren zwischen Klingenberg-Colmnitz und Frauenstein vier Zugpaare.[16] 1922 verkehrten zwischen Klingenberg-Colmnitz und dem damaligen Endpunkt Naundorf der Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Oberdittmannsdorf zwei Zugpaare.[17] 1925 waren es zwischen Klingenberg-Colmnitz und Frauenstein schon fünf Zugpaare,[18] und zwischen Klingenberg-Colmnitz und Oberdittmannsdorf zwei Zugpaare.[19] 1932 waren es zwischen Klingenberg-Colmnitz und Frauenstein sechs Zugpaare,[20] zwischen Klingenberg-Colmnitz und Oberdittmannsdorf lediglich ein Zug, wobei dieser bis Mohorn weitergeleitet wurde.[21] 1939 verkehrten zwischen Klingenberg-Colmnitz und Frauenstein ganze acht Zugpaare.[22] Im Kriegsjahr 1943 verkehrte zwischen Klingenberg-Colmnitz und Mohorn ein Zugpaar.[23] Das Kursbuch 1946/1947 zeigt für die Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein lediglich drei Zugpaare.[24] 1950/1951 sind es auf der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Mohorn wieder drei Zugpaare, wobei einer in Naundorf endete.[25] 1960 verkehrten auf der Strecke nach Frauenstein sechs Zugpaare.[26] Im letzten vollen Betriebsjahr verkehrten auf der Linie von Klingenberg-Colmnitz nach Mohorn vier Zugpaare,[27] im selben Jahr waren es auf der Linie nach Frauenstein ebenfalls vier Zugpaare, wobei einer lediglich sonnabends verkehrte.[28]

Lokbahnhof Klingenberg-Colmnitz

Der Lokschuppen des Bahnhofes unterstand bis 1952 dem Bw Nossen und danach bis zur Betriebseinstellung dem Bw Willsfruff. Zwischen den Gleisen des Lokschuppens stand ein Wasserkran mit einem Wasserhaus mit 13 m³ Inhalt. Das rechte Gleis im Schuppen und dasselbe davor besaß eine Revisionsgrube. Funktionslos wurde der Kohleschuppen, nachdem 1962 für die Bekohlung der Lokomotiven ein Förderband verwendet wurde. Der Lokschuppen besaß zwei verschiedene Rauchabzüge je Gleis, da die Lokomotiven auf der Mohorner Strecke unterschiedliche Richtungen haben konnten.[29] Nach der Stilllegung der Strecke wurden die Hochbauten stehengelassen. Der Lokschuppen wurde 2001 abgerissen,[30] der Kohleschuppen steht heute noch.

Beheimatete Lokomotiven

Es waren zuerst Lokomotiven der Reihe I K beheimatet, die bald auf den gebirgigen Abschnitten an Ihre Grenzen kamen. Die IV K war auf Dauer den Bedingungen nicht gewachsen. Erst die Sächsische VI K genügte den Anforderungen des Betriebes und war bis zur Betriebseinstellung im Einsatz. Versuchsweise sollen Lokomotiven der Reihe V K eingesetzt worden sein. Einsätze der 99.73–76 kamen sporadisch vor, als es mit dem Einsatz der VI K Probleme gab (um 1930 und in den 1960er Jahren).[31]

Beheimatete Wagen und Nebenfahrzeuge

Im Bahnhof Klingenberg-Colmnitz waren eine große Anzahl von Schmalspurgüterwagen zur Güterverkehrsabwicklung und Personenwagen zum Personenzugdienst auf den beiden Schmalspurbahnen stationiert. Ab 1890 kamen vorrangig vierachsige Fahrzeuge zum Einsatz.

Auf der Normalspurseite waren für den Güterumschlag ebenfalls eine Menge Güterwagen vorzuhalten. Im Personenverkehr lag die Priorität des Bahnhofes auf dem Durchgangsverkehr.

Literatur

  • Klaus Kieper, Reiner Preuß: Schmalspurbahnarchiv. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1980, ohne ISBN
  • Ludger Kenning: Schmalspurbahnen um Mügeln und Wilsdruff; Verlag Kenning, Nordhorn 2000, ISBN 3-933613-29-9
Commons: Bahnhof Klingenberg-Colmnitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fotografie des Bahnhofes Klingenberg-Colmnitz auf www.sachsenschiene.net
  2. Fotografie des Bahnhofes Klingenberg-Colmnitz auf www.sachsenschiene.net
  3. Fotografie des Schmalspurteiles im Bahnhof Klingenberg-Colmnitz mit an der Ausfahrt Richtung Frauenstein bereitstehenden Normalspurgüterzug, fotografiert auf www.sachsenschiene.net
  4. Ludger Kenning: Schmalspurbahnen um Mügeln und Wilsdruff; Verlag Kenning, Nordhorn 2000, ISBN 3-933613-29-9, Seite 210
  5. Fotografie des Lokschuppens im Bahnhof Klingenberg-Colmnitz auf www.sachsenschiene.net
  6. Zeichnung des Kohleschuppens im Bahnhof Klingenberg-Colmnitz auf www.sachsenschiene.net
  7. Fotografie des Kohleschuppens im Bahnhof Klingenberg-Colmnitz auf www.sachsenschiene.net
  8. Zeichnung des Gleisplanes des Bahnhof Klingenberg-Colmnitz mit den beiden Stellwerken auf www.sachsenschiene.net
  9. Ludger Kenning: Schmalspurbahnen um Mügeln und Wilsdruff; Verlag Kenning, Nordhorn 2000, ISBN 3-933613-29-9, Seite 222
  10. Gleisplanes des Bahnhof Klingenberg-Colmnitz nach dem Abbau der Schmalspurbahn auf www.sachsenschiene.net
  11. Foto des Güterschuppens vom Bahnhof Klingenberg-Colmnitz auf der Regelspurseite, fotografiert auf www.sachsenschiene.net
  12. Foto des Güterschuppens vom Bahnhof Klingenberg-Colmnitz auf der Schmalspurseite, fotografiert auf www.sachsenschiene.net
  13. Foto des Stellwerkes W1 vom Bahnhof Klingenberg-Colmnitz auf der Regelspurseite, fotografiert auf www.sachsenschiene.net
  14. Foto des Stellwerks B2 vom Bahnhof Klingenberg-Colmnitz auf der Schmalspurseite, fotografiert auf www.sachsenschiene.net
  15. Ludger Kenning: Schmalspurbahnen um Mügeln und Wilsdruff; Verlag Kenning, Nordhorn 2000, ISBN 3-933613-29-9, Seite 210
  16. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1914 auf www.sachsenschiene.net
  17. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1922 auf www.sachsenschiene.net
  18. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1925 auf www.sachsenschiene.net
  19. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Oberdittmannsdorf 1925 auf www.sachsenschiene.net
  20. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1932 auf www.sachsenschiene.net
  21. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Mohorn 1932 auf www.sachsenschiene.net
  22. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1939 auf www.sachsenschiene.net
  23. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Mohorn 1943 auf www.sachsenschiene.net
  24. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1946/47 auf www.sachsenschiene.net
  25. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Mohorn 1950/51 auf www.sachsenschiene.net
  26. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1960 auf www.sachsenschiene.net
  27. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Mohorn 1971 auf www.sachsenschiene.net
  28. Kursbuch der Strecke Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein 1971 auf www.sachsenschiene.net
  29. Ludger Kenning: Schmalspurbahnen um Mügeln und Wilsdruff; Verlag Kenning, Nordhorn 2000, ISBN 3-933613-29-9, Seite 223
  30. Daten über den Abriss des Lokschuppens auf www.sachsenschiene.net
  31. Ludger Kenning: Schmalspurbahnen um Mügeln und Wilsdruff; Verlag Kenning, Nordhorn 2000, ISBN 3-933613-29-9, Seiten 246–247