Bahnhof Praha-Dejvice

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Praha-Dejvice
Bahnhof aus Richtung Westen
Bahnhof aus Richtung Westen
Bahnhof aus Richtung Westen
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Lage im Netz Durchgangsbahnhof
Bauform Zwischenbahnhof
Bahnsteiggleise 3
IBNR 5400277
Eröffnung 1830/1863
Architektonische Daten
Baustil Neorenaissance
Lage
Stadt/Gemeinde Prag
Hauptstadt Prag
Staat Tschechien
Koordinaten 50° 5′ 49″ N, 14° 23′ 59″ OKoordinaten: 50° 5′ 49″ N, 14° 23′ 59″ O
Höhe (SO) 230 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Praha-Dejvice
Liste der Bahnhöfe in Tschechien
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Der Bahnhof Praha-Dejvice liegt im gleichnamigen Stadtteil von Prag an der Bahnstrecke Praha–Chomutov. Hier lag der Prager Ausgangspunkt der 1830 eröffneten Pferdebahn Prag–Lana, die in den 1860er Jahren in einer Dampfeisenbahnstrecke umgebaut wurde. Das repräsentative Empfangsgebäude des Bahnhofs steht ebenso unter Denkmalschutz wie das frühere Bahnhofsgebäude der Pferdebahn und ein Wasserturm.

Der Bahnhof liegt am südöstlichen Rand des Stadtteils Dejvice im Nordwesten von Prag an der Bahnstrecke Praha–Chomutov am Streckenkilometer 3,7. Die Kilometrierung bezieht sich auf den Abzweig Praha-Bubny, wo sich die Strecke von der Bahnstrecke Praha–Děčín trennt.

Der Bahnhof wurde nördlich der Prager Stadtbefestigung in der Nähe des Sandtors angelegt. Südlich der Bahnanlagen liegt der Stadtteil Hradčany mit der Prager Burg.

Der Bahnhof liegt an der Straße Václavková. Die Metrostation Hradčanská mit Umsteigemöglichkeit zu mehreren Straßenbahn- und Buslinien befindet sich etwa 400 Meter weiter östlich.

Der Bahnhof trug bis zum Ersten Weltkrieg den Namen Prag Sandthorbahnhof bzw. Prag Sandthor, auch Prag Bruska oder Bruskabahnhof, nach dem tschechischen Namen des Sandtors. Nach der Gründung der ersten tschechischen Republik wurde der Name Bruska bzw Praha (Bruska) offiziell, von 1925 hieß er dann Dejvice. Während der deutschen Besatzung ab 1939 wurden deutscher und tschechischer Name parallel verwendet, Dewitz / Dejvice. Seit 1941 wurde der Name der Stadt vorangestellt, von 1941 bis 1945 Prag-Dewitz / Praha-Dejvice, seitdem nur Praha-Dejvice.

An der Stelle des heutigen Bahnhofs befand sich bereits seit 1830 der Ausgangspunkt der Pferdebahn Prag–Lana, der dritten ihrer Art auf dem europäischen Festland. Der Bahnhof lag vor dem Piseker oder Brusker Tor (tschechisches Písecká bzw. Bruská brána), später auch Sandtor genannt. 1831 wurde eine Chaussee in die Stadt gebaut.

Erst nach 1860 wurde die schmalspurige Pferdebahn in eine regelspurige Lokomotiveisenbahn umgebaut. 1863 ging die umgespurte und teilweise neu trassierte Strecke vom damals Sandthor genannten Bahnhof bis Vejhybka (der heutige Bahnhof Kladno) in Betrieb. Etwa fünf Jahre blieb Sandthor Ausgangsbahnhof der Strecke. 1868 ging eine Verlängerung in Richtung der Prager Innenstadt in Betrieb, Sandthor wurde damit zum Zwischenbahnhof, die den Bahnhof bedienenden Züge begannen bzw. endeten fortan im Prager Staatsbahnhof (heute Praha Masarykovo nádraží).

Empfangsgebäude, Gleisseite.

Anfang der 1870er Jahre entstand das repräsentative Empfangsgebäude. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war das Gebiet um den Bahnhof ansonsten weitgehend unbebaut, danach entstand nördlich des Bahnhofs städtische Wohnbebauung. 1922 wurde Dejvice und das Gebiet um den Bahnhof nach Prag eingemeindet.

Dejvice blieb ansonsten bis zum Zweiten Weltkrieg eine Zwischenstation für die Züge von Prag nach Kladno. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Bahnhof auch Halt einiger Schnellzüge, die von Prag in Richtung Chomutov fuhren. Mit dem Ausbau der Strecke im Elbtal nahm diese den kompletten Fernverkehr zwischen Prag und Chomutov auf, der seitdem nicht mehr über Dejvice geführt wird.

Ab 12. März 2023 wurde der Streckenabschnitt von Dejvice in Richtung Innenstadt bis auf weiteres gesperrt. Die Strecke von Prag nach Kladno und zum Flughafen wird ausgebaut und elektifiziert. Seitdem beginnen/enden alle Züge Richtungen Westen in Dejvice. Im Rahmen des Ausbaus des anschließenden Streckenabschnitts soll der Bahnhof in seiner jetzigen Lage aufgegeben werden und durch eine unterirdische Station ersetzt werden, diese wird etwas östlich des jetzigen Bahnhofs und damit näher an der Metrostation Hradčanská liegen. Die Arbeiten sollen 2026 beginnen und drei Jahre dauern. Das jetzige Empfangsgebäude verliert dabei seine Nutzung für Bahnzwecke, auch der Bahnübergang auf der Ostseite des Bahnhofs wird beseitigt.[1]

Dienstgebäude der Pferdebahn.

Denkmalgeschützte Bauten

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Das Bahnhofsareal steht seit dem 8. März 1999 unter Denkmalschutz. Dazu die gehören die drei Teilobjekte: Empfangsgebäude, Dienstgebäude und Wasserstation.[2] Das Empfangsgebäude steht an der Nordseite der Gleise. Es ist ein symmetrischer Bau im Stil der Neorenaissance, besteht aus drei zweigeschossigen Bauteilen aus vier Achsen in den Seitenteilen und sieben im Zentralteil. Diese sind durch zwei einstöckiger sechsachsige Teile verbunden. Im zentralen Teil befindet sich die Fahrkartenausgabe, im östlichen eine Gaststätte. Der frühere Wartesaal 1. Klasse wurde 1937 in einen Salon für den früheren tschechischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk umgebaut, der vom Bahnhof regelmäßig zu seinem Sommersitz im Schloss Lány reiste. Masaryk erlebte die Fertigstellung des Salons nicht mehr.[3]

Das Dienstgebäude gehörte zur Pferdebahn und steht auf der Südseite der heutigen Gleisanlagen. Es stammt aus der Eröffnungszeit der Pferdebahn um 1830. Es ist ein zweigeschossiger Bau mit Walmdach. Westlich davon steht die ebenfalls denkmalgeschützte Wasserstation aus der Zeit um 1870.

Bahnsteige.

Weitere Anlagen

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Zum Bahnhof gehören heute noch vier Gleise an drei Zwischenbahnsteigen. Die Bahnsteigesind vom Empfangsgebäude über die Gleise kreuzende Fußwege zu erreichen. Der Hausbahnsteig direkt am Gebäude dient nicht dem Ein- und Ausstieg von Reisenden. Der Güterschuppen stand östlich des Empfangsgebäude und wurde nach 2000 abgerissen. An beiden Bahnhofsenden gibt es Stellwerke.

Reisezüge im Bahnhof.

Personenverkehr

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Im Fahrplanjahr 2024 überlagern sich die jeweils alle zwei Stunden verkehrenden Linien R24 Praha-Dejvice – KladnoRakovnik und R45 Praha-Dejvice – Kladno – Kladno-Oatrovec – Kladno-Dubi zwischen Dajvice und Kladno zu einem Stundentakt. Diese Züge halten bis Kladno nur in Praha-Veleslavin und Hostivice. Ebenfalls stündlich verkehren die Züge der Linie S5 Dejvice – Kladno – Kladno-Oatrovec (–Kralupy nad Vltavou) mit Halt auf allen Stationen. Hinzu kommen einige Verstärkerzüge im Berufsverkehr.[4]

Commons: Praha-Dejvice (train station) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. SŽ má projektanta úseku mezi Výstavištěm a Dejvicemi. Stavba začne do dvou let. idnes.cz, 10. Juni 2024, abgerufen am 20. Juli 2024.
  2. Eintrag 49714/1-2259 im Denkmalkatalog, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  3. Lucie Poštolková Honosné pražské salónky železničních stanic ukrývají atmosféru rakouské monarchie auf novinka.cz, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  4. Správa železnic, Jízdní řád 2024, Strecke 120.