Barthold Georg Niebuhr

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Barthold Georg Niebuhr
Grabdenkmal für das Ehepaar Niebuhr auf dem Alten Friedhof in Bonn

Barthold Georg Niebuhr (* 27. August 1776 in Kopenhagen; † 2. Januar 1831 in Bonn) war ein bedeutender deutscher Althistoriker.

Barthold Georg Niebuhr, der hochbegabte Sohn des berühmten Orientreisenden Carsten Niebuhr, studierte zunächst einige Semester an der Universität Kiel, brach das Studium aber ab und arbeitete zunächst in dänischem Staatsdienst; 1801 schlug er das Angebot aus, in Kiel eine Professur zu bekleiden - ungewöhnlich hieran war weniger sein geringes Alter als vielmehr der Umstand, dass er keinen Studienabschluss erworben hatte. Niebuhr trat dann 1806 in den Dienst des preußischen Staates in Berlin (bis 1810), hielt seit 1810 Geschichtsvorlesungen an der neu gegründeten Universität Berlin, war 18161823 preußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl und seit 1825 Professor in Bonn.

Niebuhr war bereits als Kind durch eine phänomenale Sprachbegabung aufgefallen - so erlernte er im Selbststudium diverse orientalische Sprachen - und war Mitbegründer der philologisch-kritischen Geschichtswissenschaft, die er an der älteren römischen Geschichte in Auseinandersetzung mit Titus Livius entwickelte. Seine Schlussfolgerungen, nicht zuletzt auch gegen die Quellenauslegung von Machiavelli in dessen Discorsi über den römischen Staat, waren zwar oft im Ergebnis nicht zutreffend – nicht selten hatte Machiavelli gegenüber Niebuhr recht. Letzterer berief sich allzu oft auf seine Eingebung (seine Divination, wie er es nannte), wenn es um die Rekonstruktion der Vergangenheit ging. Allerdings war mit Niebuhrs Ansatz auf methodischem und methodologischem Gebiet dennoch eine bahnbrechende Weichenstellung vollzogen worden, die zur Herausbildung der neueren klassischen Altertumswissenschaft führte. Trotz vieler nicht haltbarer Schlussfolgerungen aus seiner Quellenkritik an Titus Livius und anderen bezogen nicht wenige bedeutende Altertumswissenschaftler und Historiker sich auf das Werk von Niebuhr: Karl Otfried Müller, Theodor Mommsen, Jacob Burckhardt, ja selbst Leopold von Ranke und Johann Gustav Droysen lassen sich hier nennen. Die Entwicklung der Geschichtskonzeption des Historismus, die fraglos besonders durch Ranke aufkommt, lässt sich nicht ohne den Bezug auf Niebuhr erklären.

Niebuhr ist es in jedem Falle zu danken, dass sich die Geschichtswissenschaft aus der Rolle eines Nebenfachs der Philosophie, der Philologie, der Rechtswissenschaft, und der Staatswissenschaft zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin erhob und somit zu einem eigenständigen akademischen Studienfach wurde. Dass er sich zeitlebens nicht entscheiden konnte, ob er in erster Linie Politiker oder Wissenschaftler sein wolle, passte zu seinem schwierigen und eitlen Charakter, der ihm wenig Freunde machte, schmälert aber nicht seine Bedeutung für nachfolgende Historiker.

Werke

  • Römische Geschichte bis 241 v. Chr. 18111832.

Literatur

  • Gerrit Walther, Niebuhrs Forschung (Frankfurter historische Abhandlungen Bd. 35), Stuttgart 1993.

Weblinks