Benutzer:Adrian Suter/Hierarchie der Wahrheiten

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Unter Hierarchie der Wahrheiten versteht man ein theologisches Konzept, das im Ökumenismusdekret Unitatis redintegratio des Zweiten Vatikanischen Konzils erstmals unter dieser Bezeichnung genannt wird, sachlich aber ältere Wurzeln hat.[1] Es besagt, dass die kirchlichen Dogmen und Lehren nicht alle das gleiche Gewicht haben und insbesondere in der ökumenischen Diskusion nicht alle gleich zentral und relevant sind für die Frage kirchlicher Gemeinschaft.

Text und Kontext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ausdruck Hierarchie der Wahrheiten stammt aus dem Ökumenismusdekret:

„Beim Vergleich der Lehren sollen sie [=die römisch-katholischen Theologen, die sich am ökumenischen Dialog beteiligen] daran denken, dass es eine Ordnung bzw. ‚Hierarchie‘ der Wahrheiten der katholischen Lehre gibt, da ihr Zusammenhang mit dem Fundament des christlichen Glaubens verschieden ist.“

Zweites Vatikanisches Konzil: Unitatis redintegratio 11[2]

Der Kontext Ökumenismusdekret[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aussage steht in Kapitel II des Konzilsdekrets, in dem es um die praktische Verwirklichung des Ökumenismus geht, in Punkt 11 speziell um die Frage, wie die römisch-katholischen Ökumeniker im Dialog mit Vertretern anderer Kirchen die Glaubenslehre vorlegen sollen.

Die Einfügung der Aussage zur Hierarchie der Wahrheiten ins Ökumenismusdekret[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Textentwürfe dessen, was später das Ökumenismusdekret werden sollte, enthielten den Satz über die Hierarchie der Wahrheiten noch nicht.[3] In der Debatte in der Konzilsaula hielt Erzbischof Andrea Pangrazio eine Rede unter dem Titel „Das Geheimnis der Kirchengeschichte“, in der er anstelle einer einfachen Aufzählung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Konfessionen dafür plädierte, diese zu gewichten.[4] Manche Lehraussagen gehörten zur Ordnung des Ziels, wie etwa das trinitarische Dogma und die Lehre von der Inkarnation; andere zur Ordnung der Heilsmittel,beispielsweise die Siebenzahl der Sakramente und die hierarchische Struktur der Kirche. Erstere seien zentral, während letztere von untergeordnetem Charakter und nur für die irdische Kirche von Bedeutung seien. Es bestehe also in der Lehre der Kirche eine Hierarchie der Wahrheiten – Pangrazios Konzilsrede ist der erste Beleg für diesen Ausdruck.

Historische Wurzeln[5][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theologische Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fundamentaltheologische Implikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ökumenische Relevanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulrich Valeske: Hierarchia veritatum. München 1968.
  2. Peter Hünermann: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Konstitutionen, Dekrete, Erklärungen. Lateinisch-deutsche Studienausgabe. Freiburg 2005 (Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, Bd. 1).
  3. Zum ganzen Abschnitt: Adrian Suter: Vernetzung und Gewichtung christlicher Lehraussagen. Lit-Verlag, Wien/Berlin/Münster 2011, S. 40–45.
  4. Yves Congar u. a. (Hrsgg.): Konzilsreden. Einsiedeln 1964, 140–143.
  5. Zum Ganzen: Ulrich Valeske: Hierarchia veritatum. München 1968.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien

  • Adrian Suter: Vernetzung und Gewichtung christlicher Lehraussagen. Die Vorstellung einer Hierarchie der Wahrheiten und ihre Beziehung zum wissenschaftstheoretischen Selbstverständnis der Theologie. Lit-Verlag, Wien/Berlin/Münster 2011. ISBN 978-3-643-80087-9 (Studien zur systematischen Theologie und Ethik; Bd. 59), zugleich: Bern, Univ., Diss., 2008. (Aktuelle Monographie)
  • Ulrich Valeske: Hierarchia veritatum. Theologiegeschichtliche Hintergründe und mögliche Konsequenzen eines Hinweises im Ökumenismusdekret des II. Vatikanischen Konzils zum zwischenkirchlichen Gespräch. München 1968. (Erste Monographie zum Thema, behandelt ausführlich die historischen Vorformen des Konzeptes.)
  • William Henn: The hierarchy of truths according to Yves Congar. Rom 1987.

Artikel

  • William Henn: The Hierarchy of Truths Twenty Years Later. Theological Studies 48 (1987), 439–471. (Forschungsbericht)
  • Armin Kreiner: „Hierarchia veritatum“. Deutungsmöglichkeiten und ökumenische Relevanz. Catholica. Jahrbuch für Kontroverstheologie, 46 (1992) 1, 1–30. (Wichtiger Aufsatz mit systematischer Entfaltung unterschiedlicher Verständnisweisen)