Benutzer:AlamoArne/Spielwiese

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Das Stalag IX A Ziegenhain war ein während des Zweiten Weltkrieges bestehendes Kriegsgefangenenlager in Hessen. Es war das größte Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des heutigen Landes Hessen. Die Grundstruktur des Lagers besteht bis heute im alten Ortskern des Ortes Trutzhain und ist seit 1985 denkmalgeschützt.
Zum Kriegsgefangenenlager gehörten zwei Friedhöfe die, in teils umgestalteter Form, bis heute bestehen. Heute erinnert eine Gedenkstätte an die Geschichte des Ortes.

Einrichtung und Nutzung

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Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 erfolgte reichsweit die Errichtung von Kriegsgefangenenlagern. Das Stammlager („Stalag") IX A Ziegenhain war das größte Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des heutigen Landes Hessen und wurde am 26.09.1939 errichtet.[1] Bis 1945 wurden hier Kriegsgefangene unterschiedlicher Nationen interniert, zunächst Polen und Franzosen; unter ihnen befand sich der spätere französische Staatspräsident François Mitterrand. Die polnischen Kriegsgefangenen wurden bis 1940 als Kriegsgefangene gelistet, mussten später jedoch häufig Zwangsarbeit leisten.[1] Es kamen Gefangene aus Belgien, Großbritannien, den Niederlanden, Jugoswlawien der Sowjetunion und ab 1945 der USA hinzu. Seit 1943 wurden auch italienische „Militärinternierte“ hier gefangen gehalten.[1] Mehrere tausend sowjetische Kriegsgefangene, die ab November 1941 im Stalag IX A Ziegenhain eintrafen, hatten, der NS-Ideologie entsprechend, in einem separaten Lagerbereich unter besonders unmenschlichen Bedingungen zu leiden. Die Todesrate unter ihnen war außerordentlich hoch.[2]

Die Gesamtzahl der Lagerinsassen schwankte ab September 1944, als sie ihren Höchststand erreichte, zwischen 8.000 und 11.000 Mann. Im Vergleich war das Lager im Juni 1941 mit 1716 Gefangenen belegt.[1] Der größte Teil der Kriegsgefangenen musste außerhalb des Lagers in Arbeitskommandos Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, der Industrie, im Bergbau und anderen Betrieben leisten(September 1944: Mehr als 43.000).

Eine große Anzahl der historischen Baracken ist erhalten geblieben.

Liste der Lagerkommandanten

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  • 26.09.1939 - 17.01.1940: Lagerkommandant unbekannt
  • 18.01.1940 - 31.06.1940: Oberst Carl Sturm
  • 01.07.1940 - 03.09.1940: Oberst Erich Hiltorp
  • 04.09.1940 - 05.01.1943: Oberst Wilhelm Lincke
  • 05.01.1943 - 07.1944: Oberst Willy Stenzel
  • 20.07.1944 - 28.03.1945: Oberst Herrmann Mangelsdorf
  • 28.03.1945 - 30.03.1945: Sonderführer Fritz Taeuber (Per Befehl Beauftragter zur Übergabe des Stalag an die US-Army)

Strafrechtliche Verfolgung von Verantwortlichen

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Zwar wurde in der Nachkriegszeit u.a. durch die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltung Ludwigsburg und verschiedene Staatsanwaltschaften u.a. gegen Kommandanten, stellvertretende Kommandanten, Abwehroffiziere und Abwehr-Hilfsoffiziere Ermittlungen begonnen, jedoch verliefen diese sich ausnahmslos aufgrund mangelnder Beweise und fehlenden Zeugenaussagen.

Stalag Friedhof I

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Zum Stalag IX A Ziegenhain gehörten zwei getrennt voneinander angelegte Friedhöfe. Der erste Friedhof war den west-alliierten und polnischen Kriegsgefangenen vorbehalten. Er dient heute als Gemeindefriedhof. Die dort begrabenen Gefangenen wurden inzwischen exhumiert und es erinnern heute das historisches Eingangstor und eine Skulptur an die Zeit des Kriegsgefangenenlagers.

Stalag Friedhof II / Waldfriedhof Trutzhain

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Die sowjetischen und serbischen Toten wurden hingegen auf dem weit abgelegenen Waldfriedhof anonym, mitunter in Massengräbern, verscharrt. Im Gegensatz zu den Beerdigungen der west-alliierten Gefangenen, gab es bei den Beisetzungen keinerlei Zeremonien oder Beschriftung der Gräber.[1] Lediglich Betonpflöcke mit Nummern wurden an den Gräbern angebracht.

Auch die unter den italienischen Militärinternierten Verstorbenen lagen dort begraben, bis sie 1957 exhumiert wurden.

Nach 1945 wurde der Friedhof auch zur Beerdigung von deutschen Internierten und Verstorbenen des IRO Hospital Steinatal genutzt.

In der Zeit nach dem Krieg wurde vor allem auf die Pflege der Gräber der nach 1945 begrabenen Verstorbenen wert gelegt, während die Gräber der Kriegsgefangenen weitestgehend unbeachtet blieben. Der Friedhof wurde mehrmals vom "Verband der ehemaligen Internierten und Entnazifizierungsgeschädigten" und anderen (extrem) rechten Gruppierungen als Versammlungsort genutzt.[3]

Erst in den 1980er Jahren wurde aufgrund von Nachforschungen des Arbeitskreises Spurensicherung des DGB Schwalm-Eder der Blick wieder auf die Gräber der Kriegsgefangenen gerichtet. Nach einer völligen Neugestaltung, wurde der Friedhof am 01.09.1992 offiziell als "Mahn- und Gedenkstätte Waldfriedhof Trutzhain" übergeben.[1]

Deutlich wird die Entwicklung auch anhand der verschiedenen Gedenktafeln und -steine auf dem Friedhof.

CI-Camp 95 Ziegenhain

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Nach der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers am 30. März 1945 diente das Lager der US-Army zunächst als Civil Internment Camp 95 (CIC 95) zur Internierung von Mitgliedern der Waffen-SS, der NSDAP, SA und SS, Wehrmachtssoldaten sowie von Frauen die beispielweise dem BDM angehörten. Laut dem Internationalen Komitee des Roten Kreuz befanden sich im Frühjahr 1946 4973 Gefangene im Lager Ziegenhain.[1]

Das Lager war unter Amerikanischer Aufsicht in eigener Verwaltung organisiert. So waren ein deutscher Lagerbürgermeister, ein Ordnungsdienst und ein Lagergericht installiert worden um demokratische Regeln und Grundwerte zu etablieren.[1] Einen Schwerpunkt hierbei bildete die Lagerzeitschrift "Ziegenhainer Lagerpost" (später "Lagerzeitung Ziegenhain") die regelmäßig auch über den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands und weltpolitische Themen berichtete.

Gleichzeitig wurden durch die amerikanischen Bewacher Befragungen der Internierten durchgeführt um die politische Vergangenheit zu klären.

Im März 1946 wurde das Lager geschlossen und ein Großteil der Gefangenen entlassen. Belastete Insassen und SS-, bzw. SA-Angehörige wurden teils in andere Lager, wie das C.I.C. 91 Darmstadt verlegt.

DP-Lager 95-443 Ziegenhain

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Nach Kriegsende lösten antisemitische Übergriffe und das Pogrom von Kielce im Sommer 1946 unter den osteuropäischen Juden eine Massenflucht aus. Bis 1949 emigrierten etwa 200.000 überwiegend polnische Juden in die westlichen Besatzungszonen Deutschlands. Anfang August 1946 richtete die US-Army auch in den wieder leer stehenden Baracken des Stalag Ziegenhain das DP-Lager 95-443 Ziegenhain ein. Für die so genannten Displaced Persons (DPs) wurde es zur Durchgangsstation für die ersehnte Ausreise nach Palästina, Großbritannien, Kanada, Australien, Südamerika oder in die USA. Durchschnittlich belief sich die Belegzahl des DP-Lagers 95-443 Ziegenhain auf ca. 2000 Personen. Dem Lager angeschlossen war ein IRO Hospital in Steinatal.

Bei der Betreuung des Lagers erhielt die US-Armee von der "United Nations Relief and Rehabilitation Administration" (UNRRA) Unterstützung. Ausgebildete Betreuungsteams versorgten vor allem die psychisch und physisch gebrochenen Insassen.[1]

Die interne Lagerorganisiation übernahmen die Bewohner in eigener Verantwortung. Die US-Armee unterstützte sie dabei vor allem durch materielle Güter und medizinische Betreuung unterstützt. Zum DP-Camp gehörten unter anderem eine Schule, ein Kindergarten, verschiedene Ämter, eine eigene Lagerpolizei, ein eigenes Gericht, ein Lagerkomitee sowie eine Synagoge deren Wandmalereien zum Teil erhalten geblieben sind.

Das DP-Lager wurde am 04. November 1947 aufgelöst. Die verbliebenen DP's wurden in den DP-Lagern Jägerkaserne und Hasenhecke Kassel untergebracht.[1]

Flüchtlinge und Heimatvertriebene

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Als nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland in die westlichen Besatzungszonen Deutschlands strömten, bot sich das inzwischen geräumte Lager als Unterkunft an. Im Januar 1948 pachtete der Kreis Ziegenhain das Gelände für fünf Jahre. Im Frühjahr 1948 erfolgten die ersten Einweisungen, und binnen kurzer Zeit entwickelte sich durch eine gezielte Ansiedlungspolitik die „Flüchtlingssiedlung“ zu einem florierenden Handwerks-, Gewerbe- und Industriestandort. Als Folge dieser wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung kam es am 1. April 1951 zur Gründung der selbstständigen Gemeinde Trutzhain.

Gedenkstätte und Museum Trutzhain

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Eingang Museum und Gedenkstätte Trutzhain

Die Gedenkstätte und Museum Trutzhain wurde 2003 eröffnet und gehört zu den zentralen NS-Gedenkstätten in Hessen.[3] Die Ausstellung basiert auf den Beständen des ursprünglich von Horst Munk initiierten "Museums für den Frieden", welches von Munk in Zusammenarbeit mit der Kyffhäuserkameradschaft Trutzhain und der Vereinigung ehemaliger französischer Kriegsgefangener des Lagers Ziegenhain (Les anciens du Stalag IX A) 1983 gegründet wurde. 1995 wurde in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Schwalmstadt beschlossen, aufgrund dieser Bestände eine wissenschaftlich fundierte und pädagogisch aufgearbeitete Gedenkstätte zu errichten. Das heutige Museum ist in einer ehemaligen Wachbaracke des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers untergebracht und zeigt in vier Räumen die Geschichte des Ortes Trutzhain (1939-1951). Der thematische Schwerpunkt liegt hierbei auf der Zeit des Kriegsgefangenenlagers. Hierbei wird vor allem die Unrechts- und Leidensgeschichte der verschiedenen Kriegsgefangenengruppen dargestellt.[4] Zum Konzept der Gedenkstätte gehören der historischer Ortskern sowie die beiden Friedhöfe.Informationstafeln im Außenbereich ermöglichen Besuchern die eigenständige Erschließung des Ortes.

Neben der Dauerausstellung werden temporäre Ausstellungen gezeigt und es finden Veranstaltungen, wie Lesungen, Vorträge und Lehrerfortbildungen statt. Außerdem stehen eine Fachbibliothek, ein Archiv und Zeitzeugenfilme für die historisch-politische Bildungsarbeit zur Verfügung.

Die Gedenkstätte wird von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin betreut und von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen mit getragen.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j Karin Brandes; Hans Gerstmann: ‘‘Gedenkstätte und Museum Trutzhain.‘‘ 2000, S.10-12.
  2. Karin Brandes; Hans Gerstmann: ‘‘Gedenkstätte und Museum Trutzhain.‘‘ 2000, S.10-12.
  3. a b Gerstmann, Hans(2013): Vom Lagerfriedhof II des STALAG IX A zur Mahn- und Gedenkstätte. In: Hölscher, Dr. Monika: Die ehemalige Landsynagoge Roth und Gedenkstätte und Museum Trutzhain. Wiesbaden: Hessische Landeszentrale für politische Bildung. S. 19.
  4. Waltraud Burger: Gedenkstätte und Museum Trutzhain - Die Daueraustellung. Trutzhain 2012.

"Die Behandlung war eines zivilisierten Volkes nicht würdig". Zeitzeugen erinnern sich an ihre Kriegsgefangenschaft im Stalag IX A Ziegenhain. Gedenkstätte und Museum Trutzhain, [Schwalmstadt] 2010, ISBN 978-3-9810624-7-2

Die Gedenkstätte und Museum Trutzhain. Probleme einer angemessenen Erinnerung in NS-Gedenkstätten mit multiplen Vergangenheiten nach 1945 ; ein Fallbeispiel. Magisterarbeit. Universität Gießen, Gießen 2011

Die ehemalige Landsynagoge Roth und Gedenkstätte und Museum Trutzhain. HLZ, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-943192-12-4

Gedenkstätte und Museum Trutzhain. Vom Stalag IX A Ziegenhain zur Gemeinde Trutzhain. Schwalmstadt 2003. ISBN 3-9807657-1-7


Koordinaten: 50° 54′ 10″ N, 9° 16′ 19″ O