Benutzer:Altkatholik62/Reinhard Köster

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Reinhard Köster (* 4. April 1929 in Hamburg-Harburg; † 14. Januar 2002 in Essen) war ein deutscher Theologe, Pädagoge, und evangelischer Pfarrer. Er gab der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) und der EKD insgesamt wissenschaftliche und praktische Anstöße zu ihrer Reform.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war der zweite Sohn von Karl Köster, Erster Baudirektor der Hansestadt Hamburg. Sein Bruder Helmut Heinrich Karl Ernst Koester (1), deutschsprachig meist Köster (* 18. Dezember 1926 in Hamburg; † 1. Januar 2016 in Lexington, Massachusetts) war ein deutsch-amerikanischer Theologe und Neutestamentler.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Köster hat in seiner Dissertation bei Helmut Schelsky Die Kirchentreuen 1959[1] als einer der Ersten empirisch-soziologische Fragestellungen in die evangelische Praktische Theologie eingeführt. Er untersuchte die milieuspezifischen Merkmale der Kerngemeinde. Das ergab eine Engführung auf die bürgerlichen Schichten, die soziologisch später als Niveau- und Harmoniemilieu bezeichnet wurden. Er sah ein langsames Absterben der Volkskirche schon 1959 voraus. Er wollte eine Öffnung der Kirche für mehr Schichten – die damals oft als "Randsiedler" abgewertet wurden. Er sah es als die Aufgabe der Pfarrer und Pfarrerinnen an, alle Gemeindeglieder zu reflektiertem, selbst verantwortetem Glauben helfen.

Diese Ziele verfolgten Angang der 1970er-Jahre viele Beschäftigte in der EKiR. So gehörte Köster 1970 zu den Gründern der "Rheinischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchenreform" (RAK) und der Zeitschrift "trafo" (3) , die später in TRANSPARENT (4) aufging. Er gestaltete maßgeblich mehrere Kirchenreformtage (5) mit.

Sein wissenschaftlicher und praktischer Schwerpunkt war zunächst die Konzeption des Konfirmandenunterrichtes, dann die des Kindergottesdienstes und später die Organisationsberatung. Auch hier war sein Ziel: Methoden zu entwickeln, mit denen Konfirmandinnen und Konfirmanden ihre Beziehung zur Kirche selbstverantwortet formulieren und in Projekten gestalten lernen. Klärung des eigenen Glaubensweges, Ernstnehmen der Religion der Jugendlichen also Sozialisationsbegleitung statt Belehrung, Memorieren und der Feier am Ende. Im Konfirmations-Ausschuss der Landeskirche hat er einem solchen Konzept mit zum Durchbruch verholfen. In zahlreichen Veröffentlichungen sind seine Ideen nachzulesen.

Bei der Strukturdebatte über die Reformen der Kirche waren ihm neben den Leitungsstrukturen vor allem der Bezug zum Alltag an der Gemeindebasis wichtig. Basisnähe und Partizipation. Er sah die Chancen der Kirche in der Nähe zu den Menschen. Er plädierte deshalb für ein Modell, das der Ortsgemeinde zutraute, mehr selbst zu regeln - bis hin zu den Finanzen. Eben mündige Gemeinde. Er war auf seine Art ein Kongregationalist, der aber an der Volkskirche insofern festhalten wollte, als er die Förderung der Religion aller Kirchenmitglieder als kirchliche Aufgabe ansah.

Reinhard Köster hat im Predigerseminar in Essen als Dozent zusammen mit den Vikarinnen und Vikaren das Modell: Selbstverantwortetes Lernen in Kooperation. (SLiK) (6) entwickelt. Das bundesweit Nachahmer fand. Reinhard Köster ist für die Beratung in der Kirche ist er ebenfalls ein Pionier gewesen. Er erstritt sich als einer der Ersten eine halbe Pfarrstelle als Berater für Pfarrerinnen und Pfarrer. Er beteiligte sich an der Einführung von flächendeckenden Strukturen der Superrevision und Beratung.

In den USA hatte er Organisationsberatung gelernt. Später kamen andere beraterische und supervisorische Ausbildungen hinzu, bis er schließlich in der TA seine "Heimat" als Therapeut fand.

Dass er nach seiner Pensionierung dann auch nichtkirchliche Institutionen beriet, macht die Breite und Tiefe seiner Kompetenz deutlich: So beriet er Leitungsgremien von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Fernsehanstalten und Orchestern.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Kirchentreuen. Erfahrungen und Ergebnisse einer soziologischen Untersuchung in einer großstädtischen Kirchengemeinde. Ferdinand Enke Verlag, 1958 (= Dissertation)
  • Die Kirchentreuen. Bericht über eine Untersuchung in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde Norddeutschlands. In: D. Goldschmidt et al. (Hrsg.): Soziologie der Kirchengemeinde. Ferdinand Enke Verlag, 1960, S. 144 ff.
  • Pfarrhaus. In: RGG Bd. 5. 3. Aufl. 1961, Sp. 303 ff.
  • Soziale Struktur der kirchlichen Gemeinde. In: Neues Evangelisches Soziallexikon. 4. Aufl. 1964, Sp. 460 ff.
  • Die soziale Struktur der Gemeinde. Christliche Gemeinde und Gesellschaftswandel Kreuz Verlag, Stuttgart 1964, S. 107 ff.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

3 ZDB-Katalog - Detailnachweis: Trafo : Materialdienst...

4 ZDB-Katalog - Detailnachweis: Transparent : Zeitschrift...

5 https://www.archiv-ekir.de/images/PDF/Findmittel/2LR_AemterEinrichtungen/2LR004_VolksmissionarischesAmt.pdf

6 Lernende Kirche, Ein Leitfaden zur Neuorientierung kirchlicher Ausbildung, hrsg. von Reinhard Köster und Hans Oelker, München 1975 ISBN 3-459-01027-4

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reinhard Köster: Die Kirchentreuen. Erfahrungen und Ergebnisse einer soziologischen Untersuchung in einer großstädtischen Kirchengemeinde. Ferdinand Enke Verlag, 1958