Benutzer:AnHammer/Maria an der Fensterbank (Andachtsbild)

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Künstler vermutl. aus dem Umfeld des Quentin Massys: „Maria an der Fensterbank“, Öl auf Holz, 38x27cm, ca. 1500/1520, Pommersches Landesmuseum, Greifswald


Dieses Andachtsbild, wurde in Öl auf eine Holztafel gemalt. Es ist unsigniert, dennoch wurde es zwischen 1500 und 1520 datiert und stilistisch einem Künstler mindestens aus dem Umfeld des flämischen Malers Quentin Massys zugeordnet[1]. Das Gemälde ist Teil der Dauerausstellung des Pommerschen Landesmuseums in der Hansestadt Greifswald.

Bildbeschreibung

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Detail unteres Klebeschild, evtl : Das Bild soll im Besitze von Ph.? (Philipp I.) der Regentenfamilie […]  eindeutig lesbares Fragment:  „und aus dem Wolgaster Schloß an die Universität in Greifswald gekommen seyn.“

Das Gemälde befindet sich in einem rundbogenförmigen Holzrahmen, dessen Innenfase goldfarben gefasst ist.

Das Bildmotiv ist Maria im Zentrum mit dem Christuskind im Arm. Auf der Fensterbank liegen ein Apfel und mehrere Kirschen. Auch ein Teil des roten Mantels von Maria fällt in Falten darauf. Direkt hinter den Hauptfiguren hängt ein dunkles, rot gesäumtes Tuch, bei dem es sich laut Hellmut Bethe um einen Thronbehang handelt[2]. In dem Ausstellungskatalog „Luthers Norden“ zur gleichnamigen Ausstellung von 2017-2018 wird es als „Ehrentuch“ präzisiert. Ähnliche Darstellungen textiler Behänge finden sich bei Jan van EycksMadonna am Springbrunnen". Oder auf dem Genter Flügelaltar. Bei diesem Werk der van Eyck Brüder ist der Thron mit einem solchen Ehrentuch bedeckt.

Im Hintergrund zu beiden Seiten des Tuches ist eine Landschaft in vorwiegend hellen Blautönen und kräftigerem Braun und Grün zu sehen. Diese ist detailliert ausstaffiert mit Figuren, Architektur und Pflanzen.

Maria selbst ist in ein dunkelblaues, langärmliges Kleid gewandet, an dessen Halsausschnitt sich noch ein schmales Stück eines weißen Unterkleides oder Ausschnittbesatzes befindet. Ihr offenes, gewelltes Haar ist mittelbraun und liegt vorne über ihren Schultern und der Brust. Über dem Kleid trägt sie einen sehr weiten, bauschigen Mantel in einem kräftigen Rot, um dessen Saum sich eine filigrane, goldfarbene Bordüre zieht. Der Faltenwurf des Mantels wirkt naturalistisch und durch sein Licht- und Schattenspiel sehr plastisch. Maria blickt hinunter auf ihr Kind, sodass Ihre Augen beinahe geschlossen wirken. Das restliche Gesicht ist dank einer Dreiviertelperspektive gut zu erkennen. Ihre rechte Hand umfasst von hinten das Christuskind, während die linke unter den Arm des Kindes greift.

Bemerkenswert ist, inwiefern sich die goldenen Nimben der zwei Figuren unterscheiden. Der Kreuznimbus, der „Gottvater, Christus und dem Heiligen Geist vorbehalten ist“[3], ist sehr filigran und zart gemalt. Der strahlenförmige Heiligenschein um Marias Kopf ist verglichen damit deutlich opulenter und flächig unterlegt.

Das Christuskind in Marias Armen blickt in Richtung des Betrachters, seine Augen stehen etwas weit auseinander. Sein Haaransatz erinnert an Geheimratsecken. Die Haarfarbe gleicht der von Maria und es wird eine lockige Haarstruktur angedeutet. Gekleidet ist das Christuskind in ein weites, weißes Gewand, welches laut Uta Kuhl schon „als Verweis auf das Totenhemd“[4] gedeutet werden kann. Weiterhin deutet sie den Apfel auf der Fensterbank als Anspielung auf den Sündenfall. Die roten Kirschen auf ebendieser und die roten Korallenperlen des Rosenkranzes, welchen das Christuskind um den Hals trägt und in den Händen hält, symbolisieren die Passion Christi. Die Art, wie die Rosenkranzkette zwischen den Fingern des Christuskindes gehalten wird, ist auffallend spielerisch.

Die Fensterbank schafft zum einen eine Barriere zwischen den Bildfiguren und dem Betrachter, gleichzeitig aber wird diese Grenze aufgebrochen durch die darauf liegenden Gegenstände, besonders aber durch den Mantelsaum, der darüber ragt. Zusätzlich entsteht eine ausgeprägte Bildtiefe durch die Schaffung mehrerer Bildebenen:

  • Im Vordergrund steht die Fensterbank,
  • das Zentrum bilden Maria und das Christuskind
  • und der Hintergrund besteht aus der szenischen Landschaft mit Staffagefiguren.


Der Lichteinfall kommt von einer für den Betrachter nicht sichtbaren Lichtquelle, die sich links außerhalb des Bildrahmens befindet. Die Darstellung des hellblauen Himmels wirkt durch den sanften Farbverlauf zeitlich wie eine Morgenstimmung. In der oberen Himmelshälfte sind zusätzlich Wolken angedeutet.

Der Horizont wird von einem Gebirge in Blautönen gesäumt. Die ausdifferenzierten Schattierungen erzeugen den Eindruck von Plastizität. Links der Hauptfiguren befindet sich ein Gewässer, vermutlich ein See. Zudem ragt ein filigran gemalter, doch proportional sehr hoher Baum aus der Weg- und Wiesenszenerie empor. Auf dem geschwungenen Weg oder Pfad befinden sich zwei Staffagefiguren. Da man ihre Beine erkennen kann, handelt es sich wohl um hosentragende Männer, die jeweils mit einem dunklen, feinen Stab, Stock oder womöglich Gewehr ausgestattet sind.

Auf der rechten Hälfte des Hintergrundes liegt, in der Landschaft etwas zurück gesetzt, ein Haus mit weißer Fassade und braunem Dach. Fenster und Türen sind angedeutet. Weiter vorne in der Landschaft, am Wegesrand ist eine weitere Staffagefigur zu sehen. Sie ist, wie die beiden männlichen Figuren im Profil dargestellt und trägt ein rötliches Kleid sowie eine mittelbraune Kopfbedeckung.

Das Bild stammt laut eines Klebeschildes auf der Rückseite aus der Sammlung der Victor Schultze-Sammlung des Instituts für Theologie, der Universität Greifswald . Laut eines zweiten Aufklebers soll sich dieses Marienbild einst im Wolgaster Schloss befunden haben. In der Literatur wird daher vermutet, dass es dem Greifenherzog Philipp I. von Pommern- Wolgast gehörte.[5][6][7]


[1] Vgl. Birgit Dahlenburg: Kulturbesitz und Sammlungen der Ernst-Moritz-Arndt Universität = Cultural treasures and collections of Ernst Moritz Arndt University, Rostock 1995,S. 35.

[2] Vgl. Helmut Bethe: Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937,S 22.

[3]Uta Kuhl: Kirchliches Leben vor der Reformation in: Kat. Ausst. „Luthers Norden“ / herausgegeben im Auftrag der Nordkirche, des Pommerschen Landesmuseums Greifswald und der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig, Augsburg 2017, S.38.

[4]Ebd, S.38.

[5]Bethe 1937,S. 21.

[6]Dahlenburg 1995, S35.

[7]Kuhl 2017,S.38.