Benutzer:Anna Perazzolo/Arbeitsseite (SU 2018)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kulturvermittlung für Kinder durch Bücher

Kulturvermittlung kennt verschiedenste Möglichkeiten um die Sitten und Traditionen einer Gesellschaft auch den Kleinsten, den Kindern, beizubringen. Durch Kindergarten, Schule, Eltern und Freunde werden die Kinder in eine Gesellschaft hinein sozialisiert und lernen, wie man sich in bestimmten Situationen und mit bestimmten Gegenständen verhält. Eine weitere Möglichkeit den Kindern die Kultur einer gewissen Gesellschaft, in diesem Falle der westlichen Gesellschaft, näher zu bringen, ist die in Wien stattfindende KinderuniKunst. Im folgenden Artikel soll mit Hilfe einiger Workshops aus der KinderuniKunst die Kulturvermittlung bei Kindern durch Bücher dargestellt werden.

Buch, das gefaltet wurde


Kultur – Eine Begriffserklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Kultur, wie Moebius in seinem Werk schreibt, ist ein Begriff, der wie so viele andere, im Laufe der Zeit seine Bedeutung immer wieder verändert hat. Aus diesem Grund erscheint es notwendig den Begriff mit besonderer Achtsamkeit zu verwenden und sowohl vor seinem zeitlichen, als auch seinem räumlichen Hintergrund her zu beleuchten. Das im westlichen Raum gebräuchliche Wort der Kultur stammt jedoch vom lateinischen Begriff colere ab, was so viel bedeutet, wie bewohnen, bebauen, pflegen und verehren. Das Substantiv von colere, also cultura, bezieht sich dabei nicht rein auf die Pflege der Natur, d.h. der Landwirtschaft, sondern auch auf verschiedene Arten der Pflege des Geistes und der Pflege des individuellen künstlerischen Selbst. Im Mittelpunkt dieser Pflege steht demnach die Kultivierung und Pflege des individuellen Inneren des Menschen. Im weiteren begriffshistorischen Verlauf verliert das Wort Kultur immer mehr von seiner ehemaligen Bedeutung, die auch technische, handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten beinhaltert und geht immer mehr in Richtung der Kultivierung der Sitten. Erst in der jüngeren Zeit gewinnt der Begriff einen Großteil seiner früheren Bedeutung zurück, wodurch auch die Technik, das Handwerk und die Kunst wieder Einzug in die Kultur halten. Bei Pufendorf dient die Kultur, dann als Abgrenzung zwischen Mensch und Tier. Der Mensch kann dem Naturzustand, in dem die Tiere leben, entfliehen, wodurch die Kultur in der Gemeinsamkeit der Menschen und deren Kultivierung eine neue Bedeutung findet. Bei Hederer meint Kultur dann schließlich eine gewisse Lebensweise eines Kollektivs. In dieser Sichtweise heben sich verschiedene Wertungen auf und die unterschiedlichsten Kulturen werden als gleichberechtigte Lebensweisen und Lebensarten angesehen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wird vor allem der differenzierungstheoretische Kulturbegriff bedeutsam, der unter Kultur verschiedene Bereiche wie zum Beispiel Musik, Literatur, Medien und Kunst zusammenfasst. Diese Begriffsbedeutung sieht die Kultur als ein System unter mehreren innerhalb einer ausdifferenzierten Gesellschaft. Die Kultur speichert, wie die restlichen Systeme einer Gesellschaft auch, das darin enthaltene Wissen und bewahrt es für künftige Generationen auf. [1]

Dieses in der Kultur gespeicherte Wissen wird durch verschiedenste Institutionen an die heranwachsenden Generationen weitergegeben. Genauso wird dies auch anhand der KinderuniKunst durchgeführt. In verschiedensten Kursen können die Kinder in die unterschiedlichsten Teilbereich der Kultur eintauchen und durch die kompetente Führung der LehrveranstaltungsleiterInnen erhalten sie wichtige Informationen und Einblicke dazu. Die Kurse, die für diesen Artikel untersucht wurden behandeln im Groben das Thema Buch. Jedoch wird das Buch und die Literatur nicht im herkömmlichen Sinne, wie beispielsweiße in der Schule, behandelt sondern, den Kindern wird eine ganz neue Herangehensweise an diese Thematik dargeboten und beigebracht.

Buch – Eine Begriffserklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie Rautenberg und Wetzel in ihrem Werk Buch schreiben, ist den meisten Menschen weitaus klar, was unter dem Begriff Buch verstanden werden kann. Dabei handelt es sich um ein materielles Objekt des Alltages, das aus einer beliebigen Anzahl von doppelseitig bedruckten Blättern, die meist aus Papier bestehen und von einer Bindung mit Einband verbunden sind. [2] Bei einer Definition dieser Art geht jedoch die weit tiefere Bedeutung des Wortes verloren. Bücher tragen verschiedenste Bedeutungen und Funktionen für die Gesellschaft. Sie enthalten Wissen, können Wissen weitergeben, es verschleiern oder es für Jahre und Jahrzehnte verborgen halten. Als materielles Objekt unterliegt das Buch bestimmten Herstellungstechniken und wird des Weiteren auf dem Markt als Ware gehandelt. Nicht zuletzt aber findet das Buch seine Funktion in der Gesellschaft, wobei nicht zu Letzt der Fokus des kulturellen Wertes des Buches auf dessen mediale Spezifik gelegt wird. Dem Leser wird demzufolge eine hohe Erschließungskompetenz abverlangt, die unter anderem die technische Schriftbeherrschung, die Anstrengung des Lesens, die Fähigkeit sich literal zu verhalten und die Beherrschung des buchmedialen Verständnisses beinhaltet.

Beobachtungen aus der KinderuniKunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher, die gefalten wurden

Entfalte die Magie der Bücher - Zu Beginn des ersten Kurses der KinderuniKunst 2018 wurde eine Vorstellungsrunde gemacht. Dabei stellen sich alle Kinder mit Namen, Alter und Hobbys vor. Nach der Vorstellungsrunde wurde den Kindern erklärt, worum es in dem Workshop geht. Die Regeln im Umgang mit den Materialien wurden dabei festgelegt. Von der Kinderbücherei der Weltsprachen wurden aussortierte Bücher zur Verfügung gestellt, die dann im Workshop genutzt wurden. Im ersten Teil des Workshops durften die Kinder die Bücher falten, wodurch Briefhalter oder Dekorationen aus den alten Büchern entstanden. Nach der Mittagspause im Freien wurden aus den Einbänden der Bücher Lineale gebastelt. Wodurch das gesamte Buch neu verwertet werden konnte. Kurz vor dem Ende des Workshops hielt der Bibliothekar der Bücherei noch eine kurze Lesung zum Thema: Wenn ich ein Buch wäre. Bücher und ihre Geheimnisse - Auch im zweiten Workshop wurden wieder aussortierte Bücher von der Bibliothek zur Verfügung gestellt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurden, wie auch im ersten Workshop die Regeln und der Inhalt des Workshops erklärt. Die alten Bücher sollten zu Geheimfächern und Tresoren umgewandelt werden. Mit dem Cutter wurde Seite für Seite ausgeschnitten und dann Seite für Seite aneinandergeklebt. Diese Art von Recycling hat sich im Laufe des Vormittags als eine extreme Geduldsprobe herausgestellt. Einige der Kinder, besonders die, mit den dicken Büchern, wurden mehr und mehr frustriert, wollten jedoch einen eigenen Tresor, weshalb sie immer weiterarbeiteten. Am Ende des Workshops wurden die Kinder von einer Mitarbeiterin der Bibliothek durch die verschiedenen Abteilungen geführt und in die Welt der Bibliotheken eingeweiht. Lebendige Märchen – Der letzte Workshop der untersuchten Kurse der KinderuniKunst 2018 hat mit einer Vorstellungsrunde und dem Darlegen der wichtigsten Regeln begonnen. Danach durften sich die Kinder eigene Märchen ausdenken und anhand der aussortierten Bücher ihre Geschichten plastisch darstellen. Aus den Büchern sind wahre Märchen heraus gewachsen. Am Ende durften die Kinder ihre Werke präsentieren und ihre Geschichten dazu vor allen preisgeben. Dabei hat sich herausgestellt, dass die unterschiedlichsten Geschichten entstanden sind. Von Geistergeschichten bis hin zum verzauberten Wald war alles dabei. Die Kreativität und das Vorstellungsvermögen der Kinder wurden dabei auf die Probe gestellt.

Buchmärchen, Geisterdorf
Buchmärchen Schwein
Buchmärchen verwunschener Wald

Was sich abschließend festhalten lässt ist, dass in allen drei oben genannten Workshops Kinder teilgenommen haben, die Bücher über alles lieben. Einige von ihnen, haben sogar in der Pause in ihren eigenen Büchern weitergelesen. Für diese Kinder war am Beginn des Workshops meist schwer zu verstehen, dass sie die Bücher der Bibliothek anmalen, bekleben und ausschneiden durften. Sowohl die Leiterin, als auch die Betreuerin waren in allen drei Kursen dieselben. Die beiden Damen arbeiten seit Jahren zusammen in der Kinderunikunst und sind ein dementsprechend gut eingespieltes Team. Am Ende des letzten Workshops erzählte die Leiterin des Kurses von ihren anderen Tätigkeiten an der Universität für angewandte Kunst Wien und dass sie mit vielen verschiedenen Arbeitsgruppen arbeitet, ihr die Kinder jedoch am liebsten sind, da diese am wenigsten Anleitungen benötigen und sich einfach mal selbst ausprobieren. Die Leiterin des Workshops hat bereits während ihrer Studienzeit mit der Arbeit für die Kinderunikunst begonnen. Der Schwerpunkt, in dem sie sich während des Studiums spezialisiert hat, ist Recyclingdesign.

Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus den Beobachtungen der Workshops der KinderuniKunst und aus den gewonnenen Verständnissen von Kultur und Büchern, lässt sich in einem abschließenden Fazit festhalten, dass Bücher weit mehr sein können als materielle Objekte. Das sie, wie sich aus den verschiedenen Workshops der KinderuniKunst 2018 herausgestellt hat, weit mehr bieten können als die Geschichten, die sie in sich bergen. Bücher sind sicherlich ein wichtiger Bestandteil der meisten Kulturen und bergen auch im traditionellen Sinne viele Funktionen für eine Gesellschaft, jedoch konnte den Kindern anhand der neu erlernten Techniken beigebracht werden, dass Bücher als Briefhalter funktionieren können, dass sie echte Schätze in sich bewahren können, dass sie nicht nur die Geschichte erzählen, die in ihnen geschrieben steht und auch, dass bereits alte und aussortierte Bücher noch ihren Wert haben können.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Moebius, Stephan: Kultur. 2., überarbeitete Auflage. Bielefeld: transcript Verlag. 2010
  2. Rautenberg, Ursula/ Wetzel Dirk: Buch. Tübingen : Niemeyer. 2001