Benutzer:Barbarossa/Yungang-Grotten

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Koordinaten: 40° 6′ 35″ N, 113° 7′ 20″ O

Der mit Bodhisattvafiguren bekleidete Buddha Shakyamuni in Grotte Nr. 18
Datei:Grotten2.JPG
Die 14m hohe sitzende Buddhastatue in der eingestürzten Grotte Nr. 20

Die Yúngāng-Grotten (chinesisch 雲岡石窟 / 云冈石窟, Pinyin yúngāng shíkū – „Wolkengrad Felsenhöhlen“), früher Wuzhoushan Grotten, sind frühe buddhistische Höhlentempel in der chinesischen Provinz Shanxi. Die Grotten liegen ca. 16 km südwestlich von Datong im Tal des Shi Li Flußes am Fuß des Wuzhou Shan. Sie wurden hauptsächlich im Zeitraum 460 - 525 n.Chr. während der Nördlichen Wei-Dynastie aus dem Sandstein herausgearbeitet und sind ein herausragendes Beispiel chinesischer Steinmetzkunst aus der Frühzeit des Buddhismus in China. Insgesamt besteht die Gesamtanlage aus 252 Grotten, wobei zum Teil auch kleine Nischen als eigenständige Grotte bezeichnet werden. Die Anlage ist seit dem Jahr 2001 in der Liste des Weltkulturerbes eingetragen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Niedergang der Jin-Dynastie etablierte sich im nördlichen Teil Chinas, zu dem auch die Umgebung Datongs zählt, die Dynastie der Nördlichen Wei. Sie machte Datong, damals noch unter dem Namen Pingcheng, zu Ihrer Hauptstadt. Obgleich der Buddhismus für die neue Dynastie zunächst eine Fremdreligion war, förderte sie ihn erheblich, insbesondere, da in der damaligen buddhistischen Schule ein dem Buddhismus wohlgesonnener Herrscher mit dem lebenden Buddha gleichgesetzt wurde. Zum Zeitpunkt des Baubeginns im Jahr 460 war der Buddhismus auf dem Gebiet der Wei Dynastie bereits weitgehend als Staatsreligion gefestigt. Die Arbeiten an den Yungang-Grotten erstreckten sich insgesamt über eine Zeitspanne von 65 Jahren von 460-525 n.Chr., wobei sie nicht ununterbrochen durchgeführt wurden. Der Bau kann in drei Phasen eingeteilt werden (siehe auch die Beschreibung der Grotten weiter unten). Der Bau der Grotten beginnt mit der frühen Phase von 460-465, die unter dem Mönch Tan Yao ausgeführt wurde und sich durch fünf monumentale Höhlen auszeichnet. Auf diesen ersten sehr spirituell geprägten Bauabschnitt folgt nach einer elfjährigen Pause die mittlere Phase von 471-494. Sie ist geprägt von der Förderung durch das Herrscherhaus und stellt mit den zahlreichen Zwillings- und der Drillingshöhle den Kernbereich der Gesamtanlage dar. Als letzter Hauptabschnitt der Bautätigkeiten gilt die späte Phase von 494-525, die durch privates Mäzenatentum gewährleistet wurde. Durch die Verteilung der Förderung auf viele kleinere Auftraggeber brachte dieser letzte Bauabschnitt vorwiegend kleine Höhlen und Nischen hervor. Der Übergang von der zweiten zur dritten Phase des Baus wurde dadurch ausgelöst, daß im Jahr 494 die Hauptstadt der Wei-Dynastie nach Luoyang verlegt wurde und mithin das Interesse des Herrscherhauses am Fortgang der Arbeiten endete. Nachdem Datong im Jahr 523 von Aufständen erschüttert wurde, entvölkerte sich die Stadt vorübergehend, so dass schließlich im Jahr 525 die Arbeiten endgültig zum Stillstand kamen.

Seit Beendigung der Arbeiten sind die Grotten und Statuen stark der Verwitterung ausgesetzt, da sie aus Sandstein gearbeitet sind. Daher gab es in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Anstrengungen, den Zustand der Grotten zu erhalten oder wiederherzustellen.

Schon während der Liao-Dynastie, in den Jahren 1049-1060, wurden viele bereits beschädigte Statuen wiederhergestellt und vor den Grotten die so genannten "10 Tempel von Yungang" errichtet, die aber bereits wenig später, im Jahr 1122 durch ein Feuer wieder zerstört wurden. 1621, während der Qing-Dynastie wurden die noch heute erhaltenen hölzernen Schutzgebäude vor zwei der monumentalen Höhlen errichtet, um eine weitere Zerstörung der Höhlen durch Witterungseinflüsse zu verhindern. Während der gesamten folgenden Zeit wurden immer wieder Restaurierungsarbeiten an Statuen und Höhlen vorgenommen und die Statuen zum Teil erneut bemalt. Seit 1950 wurden von der chinesischen Regierung Anstrengungen unternommen, durch Sicherungsmaßnahmen den Zustand der Grotten und Statuen zu erhalten. Man versuchte sowohl die natürliche Erosion durch eindringendes Wasser dadurch zu begrenzen, dass entstandene Risse verpresst und abgedichtet wurden als auch die durch Sandstürme verursachten Schäden durch Baumpflanzungen zu begrenzen. Zudem wurde versucht, die Belastung der Grotten durch die Verschmutzung aus den umliegenden Kohlebergwerken zu verringern.

Die Grotten wurden Ende der 1990er Jahre für das UNESCO Weltkulturerbe vorgeschlagen und im Jahr 2001 aufgenommen.

Beschreibung der Grotten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage erstreckt sich über eine Länge von etwa einem Kilometer entlang einer Sandsteinwand am Fuß des Wuzhou Shan. Die Grotten folgen dabei dem Verlauf des Flusstales in Ost-West-Richtung. Insgesamt besteht die Anlage aus 252 Grotten mit über 51.000 Buddhastatuen. Da die Grotten in den dort üblichen Sandstein gearbeitet wurden und sie ständig den Witterungseinflüßen ausgesetzt waren, sind insbesondere die Außenbereiche zum Teil stark verwittert.

Die Grotten können stilistisch in drei unterschiedliche Bauphasen unterteilt werden. Die frühe Phase von 460-465, die mittlere von 471-494 und die späte von 494-525 n.Chr. Aus der frühesten Bauphase stammen fünf gewaltige u-förmig angelegte Haupthöhlen (Nrn. 16-20) am westlichen Ende des zentralen Teils der Anlage. Sie wurden unter der Leitung des Mönchs Tan Yao gegraben und beherbegen monumentale Statuen in der Größe von bis zu 15 m Höhe. Die fünf großen Statuen zeigen verschiedene Darstellungen Buddhas; ein sitzender Shakymuni in Nr. 16, ein sitzender Maitreya in Nr. 17, ein stehender Shakyamuni bekleidet mit einem mit vielen kleinen Bodhisattva-Figuren verzierten Gewand in Nr. 18, ein weiterer sitzender Shakyamuni (mit knapp 17 m Höhe der Zweitgrößte in Yungang), der von meditierenden Bodhisattvas umringt ist, in Nr. 19 sowie ein 14 m hoher sitzender Buddha in der wohl schon im 10. Jahrhundert eingestürzten Grotte Nr. 20. Die Statuen sind gleichzeitig aber auch Darstellungen des regierenden Wei-Kaisers Wen Cheng (Nr. 16), des Prinzen Jing Mu (Nr. 17), des Kaisers Tai Wu (Nr. 18), des Kaisers Ming Yuan (Nr. 19) sowie des Kaisers Dao Wu (Nr. 20), die als Personifizierungen Buddhas gesehen wurden. Die Figuren sind mit aufwendig gefalteten Gewändern und reichen Verzierungen gestaltet. An einigen der Monumentalstatuen sind rechteckige Löcher zu erkennen die wahrscheinlich aus einer späteren Epoche stammen, als die Statuen mit Lehmschichten bedeckt und neu gestaltet wurden. Nachdem der Lehm später wieder entfernt wurde verblieben die Löcher der zum Stützen der Lehmschicht eingesetzten Balken. An den Wänden der Höhlen befinden sich tausende kleinerer Statuen, die teils die verschiedenen mythischen Ausprägungen Buddhas als Buddha der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft repräsentieren, teils Szenen aus dem Leben Siddhartas zeigen, teils Abbilder ihrer Stifter darstellen. An der Ausarbeitung der Kleider und des Schmucks der Figuren ist zu erkennen, daß der Stil der Statuen aus der frühen Phase insgesamt noch stark indisch geprägt ist.

Höhle Nr. 20 ist heute als solche nicht mehr erkennbar, da im Laufe der Jahrhunderte das Dach der Höhle eingestürzt ist, und die in der Höhle enthaltenen Statuen jetzt im freien stehen.

In der zweiten Phase wurden eine Reihe von Zwillingsgrotten (Nrn. 1-2, 5-6, 7-8, 9-10) angelegt sowie eine Drillingsgrotte (Nr. 11-13). Die Grotten aus der mittleren Phase stellen sowohl ihrer Anzahl als auch der Reichhaltigkeit ihrer Ausstattung nach den wichtigsten Teil der Gesamtanlage dar. Die Grotten der mittleren Phase haben einen quadratischen Grundriß und zum Teil eine Stupa als Säule in der Mitte des Raumes. Der Stil der Verzierungen und Figuren hat sich jetzt in einen typisch chinesischen Stil entwickelt, der Darstellungen aus der Han Zeit entspricht.

Die Grotten der späten Phase (vor allem Nr. 21-45, 3, 4, 14 und 15 aber auch mehr als 200 weiterer kleiner Grotten und Nischen) sind kleiner und wesentlich uneinheitlicher als die Grotten der frühen und mittleren Phase. Während in Grotte Nr. 3 ein monumentales Ensemble der drei Buddhas der Vergagenheit, Gegenwart und Zukunft aufgestellt ist, ist die Grotte Nr. 15 als Tausend-Buddha-Höhle (chinesisch 千佛洞, Pinyin qiān fó dòng) bekannt, an deren Wand mehr als tausend kleiner Buddha- und Bodhisattva-Statuetten von wenigen Zentimetern Größe versammelt sind. In der Regel ist jedoch in der späten Phase die Ornamentik der Statuen weniger detailreich ausgearbeitet.

Die Yungang-Grotten sind zusammen mit den Mogao-Grotten bei Dunhuang und den Longmen-Grotten bei Luoyang die wichtigsten Beispiele buddhistischer Steinschnitzkunst in China.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bericht der Beurteilungskomission der UNESCO [1]
  • James O. Caswell: Written and Unwritten. A New History of the Buddhist Caves at Yungang. Vancouver: University of British Columbia Press, 1988, ISBN 0-7748-0300-2
  • Mizuno Seiichi and Nagahiro Toshio: Unko Sekkutsu (Yun-kang: The Buddhist cave-temples of the fifth century A.D. in North China), 16 Bände. Kyoto, Kyoto daigaku Jimbun kagaku kenkyujo, 1951-1956
  • Wei Shu (History of the Northern Wei, von Wei Shou, 572) in Chinesich

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]