Benutzer:Bengorg/Rittergut Kössern

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Historische Aufnahme des Rittergutes Kössern

Das Rittergut Kössern ist ein nahezu geschlossene Gebäudekomplex mit einem solitär stehendem Herrenhaus im Stile der Neorenaissance (Giebel). Angliedernd schließt sich ein umfangreicher Terassengartenbereich, Barock-Brunnen-Garten sowie ein Boskett an. Es befindet sich im Ortsteil Kössern der Großen Kreisstadt Grimma in Mittelsachsen und ca. 35 Kilometer südöstlich von Leipzig. Die Belehung erfolgte erstmals 1541 an Nikol von Techwitz und ist davor auf slawische Siedlungen aus dem 9. Jahrhundert n. Chr. zurückzuführen. Das gesamte Areal bestehend aus den Einzelgebäuden, dem Gesamtensemble, den Gärten sowie dem Boskett stehen unter Denkmalschutz.


Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte

Das Rittergut Kössern liegt landschaftlich wunderbar auf einem 12 Meter hohen Quarz-Phorphyr-Felssporn über der Mulde im Ortsteil Kössern der Großen Kreisstadt Grimma im Landkreis Leipzig gelegen. Mit 35 Kilometer südöstlich von Leipzig und ca. 70 Kilometer nordwestlich der Landeshauptstadt Dresden positioniert es sich inmitten der liebreizenden hügeligen Muldenlandschaft zwischen den beiden sächsischen Oberzentren.

Das Rittergut Kössern liegt in Randlage des Ortes Kössern mit einer Südwest Ausrichtung des Herrenhauses sowie der Gartenanlagen thronend über dem Muldental im Zentrum der schlösserreichsten Gegend Deutschlands. In direkter Nachbarschaft befinden sich der Thümmlitzsee, der Thümlitzwald sowie das Jagdhaus Kössern. Die Muldenvereinigung erfolgt ca. 2 Kilometer Flussaufwärts im Nachbarort Sermuth aus der Freiberger Mulde und Zwickauer Mulde. [1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • ca. 800/900 n. Chr. Errichtung einer slawischen Siedlungsanlage [2]
  • 1300 Benennung des Muldenwehr als "Kozzerwer" [3]
  • erste Erwähnung 1348 als befestigter Herrensitz des Apez von Kozzer [3]
  • bis 1541 Balthasar und Hans von Arras [4]
  • ab 1541 belehnt durch Nikol von Techwitz [4]
  • 1548 belehnt durch Jobst von Loß [4]
  • 1568 belehnt durch Abraham von der Oelsnitz [4]
  • 1586 belehnt durch Dietrich von Haugwitz
  • 1592 belehnt durch Siegmund von Haugwitz (Sohn des Dietrich v. Haugwitz)
  • bis 1639 Hanns Gottfried von Haugwitz
  • ab 1639 belehnt durch Hanns Dietrich von Erdmannsdorff (1616-1693, verheiratet mit Margarete Katharina von Lohma (verw. von Zeschau)), Mitbelehnung von Nikol von Erdmannsdorff sowie Hans Ernst von Lohma [4]
  • 1657 erneuerte Mitbelehnung von Hans Ernst von Lohma dem Älteren, Hans Ernst und Jobst Sigismund von Lohma (Söhne des Hans Ernst von Lohma dem Älteren)
  • 1692 erneuerte Mitbelehnung von Hans Ernst von Lohma dem Älteren, Hans Ernst von Lohma dem Jüngeren und Jobst Sigismund von Lohma (erste beiden Söhne des Hans Ernst v. Lohma d. Ä.), Ernst Abraham von Lohma (dritter Sohn des Hans Ernst v. Lohma d. Ä.) sowie Hans Christian von Lohma (vierter Sohn des Hans Ernst v. Lohma d. Ä.)
  • 1693 belehnt durch Wolff Dietrich von Erdmannsdorff (Oberhofjagdmeister und Ältestenminister am Hofe August dem Starken) [3], Mitbelehnung von Hans Ernst Dietrich von Erdmannsdorff (1655-1720, Bruder des Wolff Dietrich v. Erdmannsdorff und königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Hausmarschall am Hofe August dem Starken) [3][4][5]
  • 1733 belehnt durch Hans Ernst Dietrich von Erdmannsdorff, Mitbelehnung von Johann Friedrich von Erdmannsdorff (älteste Sohn des Hans Ernst Dietrich v. Erdmannsdorff und Landjägermeister) und Ernst Ferdinand von Erdmannsdorff (zweiter Sohn des Hans Ernst Dietrich v. Erdmannsdorff und Kammerherr sowie Hausmarschall) [5]
  • 1758 (Februar) belehnt durch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (Sohn des Ernst Ferdinand v. Erdmannsdorff und Herzoglich Dessauischer Kammerjunker) [4][6]
  • 1772 (November) belehnt durch Christian Friedrich Abendroth (Kaufmann aus Chemnitz, Besitzer des Rittergutes Neubau bei Frankenberg, 1793 von Kaiser Franz II. geadelt) [1][4]
  • 1811 (08. August) belehnt durch Ferdinand Fürchtegott von Abendroth (vierter Sohn des Christian Friedrich v. Abendroth dem Älteren)
  • 1827 (30. Juli) belehnt durch Hermann von Abendroth (Sohn des Ferdinand Fürchtegott v. Abendroth und Wilhelmine v. Abendroth, geb. Ranft)
  • 1884 (18. Dezember) belehnt durch Alfred von Abendroth (ältester Sohn des Hermann v. Abendroth und Mathilde v. Abendroth, geb. Weber)
  • 1894 (23. April) belehnt durch Max von Abendroth (jüngerer Bruder des Alfred v. Abendroth)
  • 1903 (23. Dezember) belehnt durch Max Hermann Ferdinand von Abendroth (Sohn des Max v. Abendroth und Julie Anna Viktoria v. Abendroth, geb. von Vangerow)
  • 1945 (13. September) Enteignung derer von Abendroths im Zuge der Bodenreform [1]
  • 2006 Zwangsversteigerung und Veräußerung an die Privatperson James Hand aus Irland [2][1][4]
  • 2012 Erwerb des Areals durch die Rittergut Kössern GbR [2][4]

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rittergut Kössern wurde im Jahr 2012 von der Rittergut Kössern GbR käuflich erworben und in den darauffolgenden Jahren liebevoll saniert. Die Sanierung erfolgte schrittweise beginnend mit dem Herrenhaus, dem ehemaligen Kuhstall, dem Innenhof und dem Barock-Brunnen-Garten sowie den Nebengelassen. Nahezu das gesamte Areal ist der Öffentlichkeit zugänglich. Zudem befindet sich im umgebauten Kuhstall ein Eventzentrum für Hochzeiten sowie einem Hofladen inklusive kleinem Café. Dieser hat von April bis November geöffnet und besticht durch seine regionale Produktvilfalt sowie dem tollen Freisitz. [2][4]

Ensemble[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herrenhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saniertes Herrenhaus

Gesindehaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kustall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schafstall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

weitere Nebengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rondell im Innenhof des Rittergutes Kössern

Barock-Brunnengarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barock-Brunnengarten

Boskett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berühmte Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obelisken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als ein regionales Alleinstellungsmerkmal besitzt das Rittergut Kössern im - an den Barock-Brunnengarten - angrenzenden Boskett zwei ca. 6 Meter hohen Obelisken. Diese wurden im Jahre 2019 nach langer Zeit an historischer Stelle in der Zuwegung durch das Boskett zum Herrenhaus wiederaufgebaut. Dieser historische Ort ist der zweite Überlieferte. Einige Beschädigungen mussten aus steinkonservatorischen Gründen ausgebessert/ersetzt werden. Neben einigen historischen Inschriften ("1711", "Oberhofjagdmeister", "WDvE") sind Einkerbungen der vergangenen Jahrzehnte zu erkennen. Die Zahl 1711 steht für das Erbaungsdatum und bezeugt die über 300 Jahre alte Geschichte dieser monumentalen Cottaer-Sandstein-Säulen. [3]

Saniertes Obeliskenpaar

Sandsteinfiguren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine weitere Besonderheit auf dem Sonnenplateau zwischen Herren- und Gesindehaus sind die - in Einzelteilen - bei Fundamentarbeiten am Altan des Westflügels vom Herrenhaus geborgenen Einzelteile von barocken Sandsteinfiguren. Nach Begutachtung dieser durch die Denkmalschutzbehörde liegt die Vermutung nahe, dass diese aus der Werkstatt von Balthasar Permoser stammen. Damit stellen sie ein wichtiges Zeugnis der barocken Bildhauerkunst dar. Beide Trompeter wurde aus einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Einzelteilen wieder zusammengesetzt und zieren nun den neu geschaffenen Abgang des Sonnenplateaus auf die erste Terassenebene. Neben diesen beiden Figuren gibt es noch zwei weitere - leider kopflose - fräuliche Sandsteinfiguren im Innenhof des Rittergutes Kössern.

Sandstein-Trompeter des Rittergutes Kössern

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Herrenhaus befinden sich insgesamt drei Wappen - zwei derer von Erdmannsdorff und eines derer von Abendroth.

Familienwappen des Wolf Dietrich von Erdmannsdorff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Wappen befindet sich im Neorenaissance-Nordgiebel des Herrenhauses mittig oberhalb der letzten Fensterreihe. [1]

Wappen WDvE 1695 auf dem Nordgiebel

Das zweite Wappen befindet sich über dem ehemaligen Garteneingang innerhalb einer porphyrroten Banderole des Rittergutes Kössern.

Wappen WDvE1695 über dem ehemaligen Garteneingang des Rittergutes Kössern

Familienwappen der Familie zu Abendroth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebenfalls im Neorenaissance-Nordgiebel des Herrenhauses mittig oberhalb der ersten Fensterreihe befindet sich aus reinem Porphyr innerhalb der phorphyrroten Farbbanderole das Wappen derer zu Abendroth. Es scheint gemeinsam mit der Neorenaissance-Sanierung der beiden Gebäudegiebel im Jahre 1894 angebracht worden sein. Darauf deuten die Initialen von Alfred von Abendroth "A.v.A." sowie die Jahreszahl "1894" in der Porphyr-Fensterleibung am Nordgiebel des mittig liegenden, obersten Fensters hin. [1]

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rittergut Kössern GbR achtet bei sämtlichen Um- und Ausbauarbeiten an den Gebäuden, wie auch den Gartenflächen, auf eine nachhaltige und biodiversitätsberücksichtigende Planung und Realisierung. Hierfür wurde für diverse Pflanzarbeiten stets auf regional vorkommende, teils lebensraumbedrohte Baum- und Straucharten geachtet. Des Weiteren findet sich eine mittlere zweistellige Anzahl an Nistkästen auf dem Gutsareal wieder - unter anderem für bedrohte Arten wie dem Baumläufer, Fledermäusen oder dem Steinkauz. Weiterhin übernahm die Rittergut Kössern GbR die Realisierung eines Saumbiotops auf städitischer Fläche im angrenzenden Muldental zur Biodiversitätssteigerung und Schutzraumschaffung für Niederwild. Neben schon bestehender Streuobstwiesen sind die Planungen weiterer Flächen hierfür in Planung. Weiter sind sowohl vier Ladestationen für Elektroautos sowie drei Ladestationen für Elektrofahrräder installiert wurden. [7]

Wahllokal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit einigen Jahren befindet sich im ehemaligen Kutschenraum des Rittergutes Kössern das Wahllokal für die Ortsgemeinschaft Kössern - Förstgen und stellt somit wieder eine Begegnungsstätte für Menschen und eine damals wie heute wichtige politischen Wirkungsstätte dar.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literarische Sammlungen zum Rittergut Kössern sind in den Staatsarchiven der Städte Leipzig und Dresden zu finden. Dies bezieht sich in überwiegendem Maße auf Dokumente der gesprochenen Gerichtsbarkeit und Kartenmaterial.

Darüber hinausgehend finden sich Textstellen das Rittergut Kössern betreffen in folgenden Werken:

  • Lutz Heydick: Rittergüter & Schlösser im Leipziger Land, 2. Auflage, 2007, SAX-Verlag, ISBN 978-3-86729-8-7, S. 52 - 54
  • Dr. Matthias Donath: Schlösser und Herrenhäuser links und rechts der Mulde, 1. Auflage, 2012, edition Sächsische Zeitung, S. 76 - 79
  • Horst Naumann, Robert Kunze: Mein Grimma lob ich mir, 1. Auflage, 2012, S. 175 - 177
  • Horst Naumann: Mein Grimma lob ich mir 2, 1. Auflage, 2014, ISBN 978-3-00-045946-7, S. 87 - 89
  • Hans-Joachim Kadatz: Friedrich-Wilhelm von Erdmannsdorff 1736-1800, 1. Auflage, 1986, VEB Verlag für Bauwesen, ISBN 3-345-00024-5, S. 21 - 22

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Matthias Donath: Schlösser und Herrenhäuser links und rechts der Mulde. Hrsg.: Edition Sächsische Zeitung. 1. Auflage. Schlösser Sachsens, 2012, S. 76–79.
  2. a b c d Rittergut. Abgerufen am 27. Februar 2023.
  3. a b c d e Lutz Heydick: Rittergüter & Schlösser im Leipziger Land. 2. Auflage. SAX-Verlag, 2007, ISBN 978-3-86729-8-7(?!), S. 52–54.
  4. a b c d e f g h i j k Horst Naumann: Mein Grimma lob´ ich mir 2. Grimma 2014, ISBN 978-3-00-045946-7, S. 87–89 (worldcat.org [abgerufen am 1. März 2023]).
  5. a b Deutsche Adelsgenossenschaft Herausgebendes Organ: Jahrbuch des deutschen Adels. S. 590 - 597 (worldcat.org [abgerufen am 27. Februar 2023]).
  6. Hans-Joachim Kadatz: Friedrich-Wilhelm von Erdmannsdorff 1736-1800. 1. Auflage. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1986, ISBN 3-345-00024-5, S. 178.
  7. Elektromobilität. Abgerufen am 27. Februar 2023.

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