Benutzer:Celine Vlachos/Arbeitsseite (Celine Vlachos)

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Le bruit et l'odeur (Rede von Jacques Chirac)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jacques Chirac

Le bruit et l'odeur" (dt. der Lärm und der Geruch) ist ein Ausdruck aus einer Rede von Jacques Chirac, welche er am 19. Juni 1991 im Rahmen einer RPR-Debatte in Orléans gehalten hat. Sie wurde als Le Discours d'Orléans bekannt. Chirac war zu diesem Zeitpunkt nicht nur Präsident der Rassemblement pour la République (RPR), sondern auch Bürgermeister von Paris.[1]

Die Rede betraf eine mögliche Neuausrichtung der französischen Einwanderungspolitik. Die in seiner Rede wiederholt aufgegriffenen Begriffe Lärm und Geruch bezogen sich auf angebliche Unannehmlichkeiten, welche durch Einwanderer in Frankreich verursacht wurden.

Der Ausdruck „Le bruit et l'odeur" blieb als Illustration der rassistischen Vorstellung berühmt und durchzog den Diskurs vieler Politiker, die behaupten, kein Teil der extremen Rechten zu sein.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fall der Berliner Mauer 1989 und die damit verbundene Einigung Europas wurde einerseits positiv wahrgenommen, jedoch auch aus einem kritischen Blickwinkel betrachtet. Wo die alte Bundesrepublik zwar wirtschaftlich stärker war konnte Frankreich diese Unterlegenheit durch den ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, als unabhängige Nuklearmacht und industriepolitische Prestigeobjekte ausgleichen. 1989-1991 brach die sowjetische Hegemonie zusammen. Es schien als könnte Deutschland Frankreich nicht nur politisch wieder dominieren, sondern auch eine östliche Ausweitung zu schaffen.[2] Auch Frankreich wurde von Flüchtlingskrise 1991 nicht verschont. So gab es rund fünf Millionen Einwanderer, hauptsächlich Araber, in der Republik und viele weitere Asylbewerber aus Osteuropa und der Dritten Welt. Grund hierfür waren vor allem der Wohlstand, Kapitalismus und Frieden im westlichen Europa.[3]

Die Rede[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Notre problème, ce n’est pas les étrangers, c’est qu’il y a overdose. C’est peut-être vrai qu’il n’y a pas plus d’étrangers qu’avant la guerre, mais ce n’est pas les mêmes et ça fait une différence. Il est certain que d’avoir des Espagnols, des Polonais et des Portugais travaillant chez nous, ça pose moins de problèmes que d’avoir des musulmans et des Noirs. Comment voulez-vous que le travailleur français qui habite à la Goutte-d'or où je me promenais avec Alain Juppé il y a trois ou quatre jours, qui travaille avec sa femme et qui, ensemble, gagnent environ 15 000 francs, et qui voit sur le palier à côté de son HLM, entassée, une famille avec un père de famille, trois ou quatre épouses, et une vingtaine de gosses, et qui gagne 50 000 francs de prestations sociales, sans naturellement travailler! Si vous ajoutez à cela le bruit et l’odeur, eh bien le travailleur français sur le palier devient fou. Et il faut le comprendre, si vous y étiez, vous auriez la même réaction. Et ce n’est pas être raciste que de dire cela. Nous n’avons plus les moyens d’honorer le regroupement familial, et il faut enfin ouvrir le grand débat qui s’impose dans notre pays, qui est un vrai débat moral, pour savoir s’il est naturel que les étrangers puissent bénéficier, au même titre que les Français, d’une solidarité nationale à laquelle ils ne participent pas puisqu’ils ne paient pas d’impôt! [...]"[4]

Deutsche Übersetzung: „Unser Problem sind keine Fremden, es ist, dass es eine Überdosis gibt. Es mag wahr sein, dass es nicht mehr Ausländer als vor dem Krieg gibt, aber sie sind nicht gleich und es macht einen Unterschied. Es ist sicher, dass die Arbeit von Spaniern, Polen und Portugiesen hier weniger problematisch ist als die von Muslimen und Schwarzen. Wie kann der französische Arbeiter, der vor drei oder vier Tagen mit Alain Juppé zusammengewandert ist, der mit seiner Frau arbeitet und zusammen etwa 15.000 Franken verdient und eine Familie mit einem Vater, drei oder vier Frauen und etwa zwanzig Kindern auf dem Treppenabsatz neben seinem überfüllten HLM sieht, und der 50.000 Franken an Sozialleistungen verdient, ohne natürlich zu arbeiten! Wenn man dazu noch den Lärm und Geruch hinzufügt, dann wird der französische Arbeiter auf der Landung verrückt. Und du musst verstehen, wenn du da wärst, würdest du die gleiche Reaktion zeigen. Und es ist nicht rassistisch, das zu sagen. Wir haben nicht mehr die Mittel, die Familienzusammen-führung zu respektieren, und wir müssen endlich die große Debatte eröffnen, die in unserem Land notwendig ist, die eine echte moralische Debatte ist, um zu wissen, ob es natürlich ist, dass Ausländer genauso wie die Franzosen von einer nationalen Solidarität profitieren können, an der sie nicht teilnehmen, da sie keine Steuern zahlen! [...]"

Reaktionen und Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine eindeutige Gegenposition zu Chirac übernahm der zu dieser Zeit aufgestellte französische Präsident François Mitterrand, welcher sich zwei Tage nach der Rede gegen Argumente mit rassistischem Beigeschmack aussprach.[5] In ganz Europa gibt es negative Resonanz zu dieser Rede. Chirac erntet nicht nur schlechte Kritik - auch die Wirtschaft leidet. So steigen die Staatsschulden Frankreichs zwischen 1991 und 2015 auf fast das Dreifache und es gibt viele Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Ein Unterstützer des ehemaligen Präsidenten war Nicolas Sarkozy, welcher 2007 ergänzend feststellte, dass selektive Einwanderung essentiell wäre, um eine Invasion des französischen Staates zu vermeiden.[6]

Durch Chirac's Anspielung auf die Einwanderungspolitik Le Pen's und seiner kontroversen Meinung gegenüber Ausländern schaffte er eine Basis für die Verwendung rechtsextremen Vokabulars. Die Front National (heute: Rassemblement National) sowie ihre starke mediale Präsenz bewirkte eine Verschiebung des französische politischen Systems nach rechts herbei.[7]

Aufgrund der heftigen, auch parteiinternen Reaktionen auf diese Rede dementierte und rechtfertige Chirac einige seiner Aussagen. So suchte er, in Anspielung auf die erwähnte Höhe der Sozialleistungen für Ausländer, nach einer afrikanischen Familie als Beispiel. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese nur die Hälfte der versprochenen Hilfe empfing. Daraufhin wurde, um das Image des späteren Präsidenten nicht weiter zu schädigen, die Personalien des Afrikaners bekanntgegeben.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jacques Chirac. 23. Oktober 2012, abgerufen am 25. August 2019.
  2. Hans Stark: Frankreichs Rolle in der Welt. 10. März 2005, abgerufen am 25. August 2019.
  3. Der Spiegel Online: Ansturm auf die Wohlstandsfeste. 25. März 1991, abgerufen am 25. August 2019.
  4. Daniele Daude: Das Paradoxon Dieudonné. In: Halyna Leontiy (Hrsg.): (Un)Komische Wirklichkeiten. Komik und Satire in (Post-)Migrations- und Kulturkontexten. Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-11421-3, S. 49–79.
  5. Deutsch Französisches Institut: Frankreich Jahrbuch 1991. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Geschichte, Kultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1991, ISBN 978-3-8100-0929-6, S. 261.
  6. Gunnar Heinsohn: Afrikanerpolitik: Wie wäre es mit ein paar nüchternen Zahlen und Fakten? 14. August 2015, abgerufen am 25. August 2019 (deutsch).
  7. Albrecht Meier: Umgang mit FN. in Frankreich Macron zeigt den Rechtsextremen klare Kante. 4. Oktober 2017, abgerufen am 25. August 2019 (deutsch).
  8. Der Spiegel Online: Jacques Chirac. 8. Juli 1991, abgerufen am 25. August 2019.