Benutzer:Crefelder82/Messer SE & Co. KGaA

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Messer SE & Co. KGaA

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Rechtsform SE & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien)
Gründung 1898
Sitz Bad Soden am Taunus, Deutschland
Leitung
  • Stefan Messer, CEO
  • Bernd Eulitz, Deputy CEO
  • Helmut Kaschenz, CFO
  • Ernst Bode, COO (Europe)
  • Johann Ringhofer, Chief Technology Officer
  • Adolf Walth, Chief Marketing Officer
Mitarbeiterzahl 5.206 (2021)[2]
Umsatz 1,362 Mrd. EUR (2021)[2]
Branche Chemie
Website www.messergroup.com
Stand: 2021

Die Messer SE & Co. KGaA (bis zum 30. Juli 2021 Messer Group GmbH) entwickelt, produziert und vertreibt Industrie-, Medizin- und Spezialgase sowie die notwendigen Maschinen, um Gase herzustellen, zu transportieren und zu speichern. Die Produkte und verschiedene Serviceleistungen werden unter der Marke „Messer – Gases for life” in Europa, Asien und Amerika angeboten. In Kompetenzzentren für Forschung und Entwicklung u.a. in Deutschland, Österreich, Kanada und China werden Anwendungstechnologien für den Einsatz von Gasen in zahlreichen Industrie- und Wirtschaftsbranchen entwickelt. Die Messer SE & Co. KGaA gilt als das weltweit größte Eigentümergeführte Unternehmen ihrer Branche und wird in der dritten Generation von Stefan Messer geführt, einem Enkel des Firmengründers Adolf Messer.

Konzern- und Unternehmensstruktur, Eigentums und Beteiligungsverhältnisse. Messer SE in der „Messer World“

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Die Messer SE & Co. KGaA gehört mit der Marke Messer – Gases for Life zur Dachmarke „Messer World“, zu der die folgenden weiteren Marken und Geschäftsbereiche zählen[3]:

Messer Cutting Systems, globaler Anbieter von Autogen-, Plasma- und Laserschneidanlagen Partner für die metallverarbeitende Industrie, Spectron Gas Control Systems, Spezialist für Gasversorgungssysteme, BIT (Build Innovation Together), Entwicklungs-, Fertigungs- und Service-Partner für diagnostische Medizintechnik, ASCO Kohlensäure, Anbieter von individuellen und kompletten CO2-Lösungen. Messer Medical Home Care, entwickelt Produktangebote und Dienstleistungen zur Behandlung von Patienten im eigenen Heim.

Die Anteile an der Messer SE & Co. KGaA werden von der Dr. Hans Messer Stiftung und Angehörigen der Familie Messer gehalten. Die Messer Management SE fungiert als persönlich haftende Gesellschafterin sowie Geschäftsführung der Messer SE & Co. KGaA. Über die Messer Holding GmbH halten die übrigen am Grundkapital von 120 Mio. Euro beteiligten Kommanditaktionäre/innen ihre Anteile.[4]

Gründung und Aufstieg bis zum Ersten Weltkrieg (1898 - 1914/18)

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Der Maschinenbau Student Adolf Messer (1878–1954), Sohn eines Metzgermeisters, gründete 1898 in Höchst am Main eine Werkstatt zum Bau von Acetylenleuchten und Acetylenentwicklern, also Apparaten zur Herstellung von Acetylengas aus Calciumcarbid. Wegen der Konkurrenz durch das Aufkommen der elektrischen Beleuchtung richtete das Unternehmen seine Produktion schon bald auf die Schweiß- und Schneidetechnik aus. Für das Autogenschweißen benötigt man ein Gemisch aus Acetylen und Sauerstoff, das bei hohen Temperaturen verbrennt. Zur Produktion dieser Gase baute Messer ab 1908 Luftzerlegungsanlagen zur Gewinnung von Sauerstoff, Stickstoff, Argon und anderen Edelgasen. Der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 setzte der Expansion des Unternehmens im Ausland – Messer war mittlerweile in Westeuropa und Nordamerika präsent – ein vorläufiges Ende. Stattdessen musste das Unternehmen seinen Beitrag zur Kriegswirtschaft leisten. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges errichtete Messer für die Krieg führenden Stellen im Deutschen Kaiserreich sowie für das neutrale Ausland insgesamt 50 Flüssigsauerstoff-Anlagen einschließlich der nötigen Werkstätten zur Produktion von Sprengpatronen.[5]

Konsolidierung, Modernisierung, Krise (1918 – 1933)

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Im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld der Nachkriegszeit bemühte sich Adolf Messer darum, Exportmärkte wiederzugewinnen, nachdem die Beteiligungen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten beschlagnahmt und versteigert worden waren. Das Unternehmen baute in den 20er-Jahren die Kontakte zu ausländischen Kunden wieder auf und festigte im Inland in der Sparte Schweiß- und Schneidtechnik wieder seine Marktposition, da die Produktionsstätten den Ersten Weltkrieg nahezu ohne nennenswerte Schäden überstanden hatten. Obwohl es gelang, das Produktportfolio fortlaufend auszudifferenzieren und technisch zu modernisieren, holte die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932/33 und der weltweite Niedergang der industriellen Produktion auch Messer ein: die Umsatzzahlen sanken, Arbeitsplätze wurden abgebaut.[6]

Arrangement mit der NS-Diktatur, Wiederaufbau, Generationenwechsel (1933 – 1953)

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Das Unternehmen bewegte sich nach dem Untergang der Weimarer Republik in einem gesamtwirtschaftlichen Umfeld, das sich von der schweren ökonomischen Krise zunehmend erholte. Wie andere Unternehmen auch, nutzte Adolf Messer die ökonomischen Chancen, die das NS-Regime ihm bot und profitierte von Aufrüstung und Kriegswirtschaft (ohne eine exponierte Position in den Lenkungsbehörden der NS-Wirtschaftsordnung einzunehmen). Die Punkt- und Buckelschweißmaschinen wurden u.a. zur Produktion der Fieseler Fi 103 (sog. V1) und der Aggregat 4 (sog. V2) in Peenemünde sowie für das Schweißen von Panzerwannen verwendet. Überdies wurden vier Großanlagen zur Erzeugung von Flüssigsauerstoff geliefert und eine Raumkurven-Brennschneidemaschine entwickelt, mit der sich gepresste Panzerkuppeln dreidimensional bearbeiten ließen. Für die Wehrmacht wurden ferner kleine Anlagen entworfen, mit denen vor Ort Schweißgase erzeugt werden konnten. Der Gesamtumsatz Messers stieg von 6.044.000 RM 1930 auf 12.051.000 RM 1940, die Gesamtbelegschaft nahm in den zehn Jahren von 522 auf 1.102 zu. Seit dem Winter 1941/42 wurden nach der Einberufung vieler Arbeiter in den Werken von Messer auch in erheblicher Zahl Zwangsarbeiter eingesetzt, die in der Hanauer Landstraße 314 unmittelbar neben dem Werksgelände in einem Lager sowie in der der Kämmereistr. 1 und einem Gemeinschaftslager für Ostarbeiter in der Uhlandstraße 44 – 48 untergebracht waren. Im September 1943 waren in den zwölf Baracken auf dem Firmengelände und den beiden weiteren Gebäuden 353 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen interniert, u. a. 120 Franzosen, 47 Litauer, 46 Holländer sowie 37 russische Männer und 47 russische Frauen.[7] Ob und wie weit sich Adolf Messer über seinen ökonomischen Alltagsopportunismus hinaus auf die nationalsozialistische Ideologie einließ, lässt sich schwer beantworten. Er trat 1933 früh in die NSDAP ein und gehörte später der Deutschen Arbeitsfront, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und dem Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik an. Die wirtschaftliche Erholung nach der „Großen Depression“ und das Ende der bürgerkriegsähnlichen Zustände in der Spätphase der Weimarer Republik schrieb er Adolf Hitler und der neuen Regierung zu und waren für ihn der wichtigste Grund, sich gegenüber dem NS-Systems loyal zu verhalten. Hinweise darauf, dass er den Rassismus des NS-Systems geteilt hätte, gibt es hingegen nicht. Ebenso war er auch nicht daran interessiert, politische Widersacher des NS-Regimes wie Sozialdemokraten oder Kommunisten nach 1933 zu entlassen. Der Geschäftspolitik lagen augenscheinlich, wie den Unternehmensstrategien der meisten Betriebe (von Staatsunternehmen oder der NSDAP nahestehenden Betrieben abgesehen), keine primär ideologisch motivierten Überlegungen zugrunde und stellte vordringlich das betriebswirtschaftliche Wohl des eigenen Unternehmens in Rechnung.[8] Mit dem Vormarsch der Alliierten in den letzten Kriegswochen kamen im Frühjahr 1945 schrittweise alle Produktionsstätten Messers zum Erliegen. Die weitere berufliche Laufbahn Adolf Messers und das Schicksal des Familienunternehmens hingen nun wesentlich vom Ausgang seines Entnazifizierungsverfahrens ab. Adolf Messer wurde am 22. Mai 1948 in die Kategorie der „Mitläufer“ eingestuft. Das Urteil hatte für ihn keine nennenswerten Konsequenzen. Er musste zwar einen „Sühnebetrag“ von 1.500 RM leisten, konnte sein Unternehmen ansonsten aber ohne Sanktionen weiterführen.[9] In der Nachkriegszeit erwies es sich als Vorteil, dass es trotz der verheerenden Folgen der aggressiven nationalsozialistischen Außenpolitik schnell gelang, die Beziehungen zu langjährigen Geschäftspartnern im Ausland wieder auf eine vertrauensvolle Grundlage zu stellen. Noch bevor Adolf Messer am 13. Mai 1954 schwer erkrankt starb, hatte er die Weichen gestellt, um das Unternehmen weiter in Familienhand zu halten. Ein Jahr vor seinem Tod, in seinem 75. Lebensjahr, übertrug er die Verantwortung für die Gesamtleitung des Unternehmens seinem Sohns Hans.

Expansion und Internationalisierung. Unter der Leitung Hans Messers (1953 – 1993)

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Zum Wachstum der Adolf Messer GmbH in der frühen Bundesrepublik trugen nicht nur die Geschäfte mit den Schlüsselbranchen des „Wirtschaftswunders“ (Hütten- und Schiffbauindustrie etc.), sondern auch die zahlreichen Gründungen von Tochter- und Beteiligungsgesellschaften im Ausland bei. Nachdem das Wachstum des Unternehmens in den frühen 1960er Jahren an interne Grenzen stieß, fusionierte Messer 1965 mit Teilen der Knapsack-Griesheim AG, die zum Konzernverbund der Hoechst AG gehörten, zur Messer Griesheim GmbH. Mit der Fusion verlor die Familie Messer zumindest auf dem Papier an unternehmenspolitischer Macht, veränderten sich doch die Eigentumsverhältnisse grundlegend: Das Stammkapital in Höhe von zunächst 30 Mio. DM wurde nun zu 66 2/3 Prozent von Hoechst und zu 33 1/3 über die Messer Industrie GmbH von der Familie Messer gehalten. Zugleich verstand es die Familie allerdings, ihren Einfluss auf die Unternehmenspolitik Messer Griesheims über verschiedene Vereinbarungen zwischen Hans Messer und der Hoechst AG auf Dauer abzusichern.[10] Im zweiten Jahrzehnt nach ihrer Gründung schöpfte die Messer Griesheim GmbH die Synergiepotentiale der Fusion nun konsequent aus. Der weltweite Umsatz durchbrach 1978 erstmals die Schallmauer von einer Milliarde DM und lag 1984, im bis dahin erfolgreichsten Geschäftsjahr Messer Griesheims, mit über 1,7 Mrd. DM etwa doppelt so hoch wie zehn Jahre zuvor. Der eigentliche Motor des Wachstums blieb das Geschäft mit Industriegasen, das zwischen 1975 und 1989 rund 70 Prozent zum Gesamtumsatz beitrug. Es zahlte sich vor allem aus, dass es gelang, neben den traditionellen Kunden in der Stahl-, Schiffbau, Automobil- und chemischen Industrie dank intensiver Forschungsarbeit neue Anwendungen für komprimierte und verflüssigte Gase, Gasgemische und Sondergase zu erschließen und junge Wachstumsbranchen als Geschäftspartner zu gewinnen. Nach der Erosion des „Eisernen Vorhangs“ in Osteuropa verstand es Messer Griesheim ebenfalls, die neuen Marktchancen in den ehemals sozialistischen Staaten zu nutzten, bevor im Frühjahr 1993 eine Ära ihr Ende fand. Nach 40 Dienstjahren als Geschäftsführer zog sich Hans Messer, gemäß der Vereinbarung mit der Hoechst AG, im Alter von 68 Jahren aus dem operativen Geschäft des Unternehmens zurück. Allerdings blieb er dem Unternehmen in veränderten Funktionen erhalten und gehörte bis zu seinem Tod 1997 dem Gesellschafterausschuss und dem Aufsichtsrat an.[11]

Von Krisen und Turbulenzen zu „100 Prozent Messer“

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Nach dem Rückzug Hans Messers aus der Geschäftsführung wurden in den 1990er-Jahren das jahrelange harmonische Arrangement zwischen Messer und der Hoechst AG sowie die Position der Familie im Unternehmen gleich aus mehreren Richtungen massiv bedroht. Unter dem neuen familienfremden Geschäftsführer Herbert Rudolf schlug Messer Griesheim mit zum Teil hochriskanten Zukäufen und Neugründungen von ausländischen Tochtergesellschaften einen aggressiven Globalisierungskurs ein, der in eine exorbitante Verschuldung mündete und mit der Ablösung Herbert Rudolfs kurz vor der Jahrtausendwende samt einer deutlichen Korrektur der Geschäftspolitik endete. Die Versuche Herbert Rudolfs, den Einfluss der Familie auf die laufenden Geschäfte möglichst ganz auszuschalten, hatten das Verhältnis zur Gründerfamilie zusätzlich schwer belastet. Darüber hinaus wollte der Hoechst-Konzern, der sich seit 1994 auf die Kerngeschäfte Pharma, Agrochemie und industrielle Chemie konzentrierte, seine Anteile an Messer Griesheim abstoßen. Es folgten jahrelange Debatten über die zukünftige Eigentümerstruktur der Unternehmensgruppe, die im April 2001 mit dem Erwerb der Anteile durch die beiden Finanzinvestoren Goldman Sachs und Allianz Capital Partners ihren Abschluss fanden. Unter dem Einfluss der Finanzinvestoren trieb Messer Griesheim die Sanierung und Entschuldung der Firmengruppe u.a. mit dem Verkauf zahlreicher Beteiligungen erfolgreich voran. Als seit dem Herbst 2003 erneut über die Zukunft Messers diskutiert wurde, entschloss sich ein Teil der Familie unter Führung von Stefan Messer (durchaus zur Überraschung der Finanzinvestoren), die Verantwortung für das Unternehmen wieder selbst in die Hand zu nehmen. Messer Griesheim trennte sich von den Geschäften in Deutschland, USA und Großbritannien, erwarb die Anteile von Goldman Sachs und Allianz Capital Partners und setzte seit dem Mai 2004 als wieder Inhabergeführtes Unternehmen unter dem Firmennamen Messer Group GmbH das Industriegasegeschäft (sowie die Sparte Schweiß- und Schneidtechnik) unter veränderten Marktbedingungen weiter fort.[12]

Reorganisation und neue Herausforderungen (2004 – 2018/19)

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Die Reorganisation der nun wesentlich kleineren Unternehmensgruppe wurde durch einen mehrjährigen weltwirtschaftlichen Boom begünstigt. In den nächsten rund vier Jahren stellte die Messer Group GmbH ihre Unabhängigkeit bei der Produktversorgung so weit wie möglich wieder her, baute ihre Position auf den chinesischen Märkten weiter aus und kehrte mit der Gründung der Gase.de Vertriebs-GmbH im Frühjahr 2007 und schließlich der Messer Industriegase GmbH, die ihren Betrieb am 7. Mai 2008 aufnahm, wieder auf den deutschen Markt zurück. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 bis 2010 wirkte sich bei der Messer Group GmbH regional unterschiedlich aus. In Zentraleuropa, der Ukraine, den baltischen Ländern und in Südosteuropa brachen die Geschäfte deutlich ein, in Westeuropa sorgte eine breite Kundenstruktur für akzeptable Ergebnisse. Noch wichtiger waren allerdings die starke Marktpräsenz und der wirtschaftliche Erfolg in China, die für stabile Umsatzzahlen in der Krise sorgten. Nachdem sich die Turbulenzen auf den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft schneller als erwartet gelegt hatten, setzten sich in der Geschäfts- und Investitionspolitik, die zunehmend unter dem Eindruck eines sehr unruhigen politischen und wirtschaftlichen Umfelds formuliert werden musste (Euro- und Staatschuldenkrise, politische Erschütterungen wie die „Krim-Krise“, beschleunigte technische Innovationen, fortschreitender Klimawandel etc.) wesentliche Trends fort. In Westeuropa führte die Strategie, Nischenmärkte zu bedienen, lediglich zu moderaten Wachstumsraten; in Ost- und Südosteuropa investierte die Messer Group GmbH in den Bau neuer Produktionsanlagen, agierte vielfach als profitabler Marktführer, bediente hier in der Regel aber nur kleine Märkte. Mehr denn je gewannen die Geschäfte in Asien an Bedeutung. Zu neuen Partnerschaften in China abseits der Stahlindustrie kamen nun auch Investitionen in Mitgliedsstaaten der südostasiatischen ASEAN-Gruppe, besonders in Vietnam, aber auch in Malaysia und Thailand hinzu.[13]

Die Ankündigung der beiden Branchenführer Linde AG und Praxair Inc. im Dezember 2016 eine Fusion anzustreben und die Auflage der zuständigen Kartellbehörden, dass ein Zusammenschluss nur zu haben ist, wenn die Großkonzerne nennenswerte Geschäftszweige veräußern, brachte die Industriegasebranche unlängst kräftig in Bewegung und veränderte auch die Marktstellung Messers erheblich. Da unter den Bedingungen des globalen Industriegasemarkts die Anbieter tendenziell nur noch über Zukäufe größere Marktanteile gewinnen können und sich die Geschäftsleitung um Stefan Messer die einmalige Chance, wieder auf den amerikanischen Märkten präsent zu sein, nicht entgehen lassen wollte, stieg die Messer Group GmbH in den monatelangen zähen „Fusionspoker“ mit Linde, Praxair und den Kartellbehörden ein. Als Partner gewann Messer den Finanzinvestor CVC Capital Partners. Beide gründeten die Messer Industries GmbH, in die Messer seine Gesellschaften in Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweiz, Portugal, Dänemark und den Beneluxstaaten einbrachte. Im März 2019 erwarb das Joint Venture von Linde/Praxair in den USA, Kanada, Kolumbien, Brasilien und Chile unter anderem 44 Luftzerlegungsanlagen, was einer Verdoppelung des Geschäftsvolumens Messers gleichkam. Der nun deutlich größere Industriegasespezialist soll auch in Zukunft ein Familienunternehmen bleiben. Im Mai 2008 trat Marcel Messer (geb. 1988), ältester Sohn Stefan Messers, nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der European Business School in London und ersten beruflichen Schritten bei der Fondsgesellschaft Black Rock Inc. in die Messer Group ein, lernte das Gasegeschäft quasi von der Pike auf kennen und sammelt derzeit als Referent des Vorstandes Erfahrungen im operativen Geschäft. Marcel Messer ist außerdem Geschäftsführer der MEC Holding GmbH. Am 26. Januar 2021 beschloss die Gesellschafterversammlung der Messer Group GmbH eine neue Rechtsform zu geben und als Messer SE & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) fortzuführen.[14]

Nachhaltigkeit, ESG, Corporate Social Responsibility, soziales Engagement

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Mit der Neugründung der Messer Group GmbH im Jahr 2004 regte Stefan Messer eine innerbetriebliche Wertediskussion an. Am 15. Oktober 2005 unterzeichneten alle Führungskräfte der Unternehmensgruppe den Vertrag von Dubrovnik, der die Leitbilder der Unternehmenskultur verbindlich festschrieb und in seinen Kernaussagen bis heute das Selbstverständnis der Messer SE & Co. KGaA bestimmt, die sich ausdrücklich zu „nachhaltigem Handel“ und zu einer „gemeinsamen Verantwortung für Mensch, Umwelt und Fortschritt“ bekennt. Zu den wichtigsten Nachhaltigkeitszielen gehören für Messer u.a. die Sicherheit und die Gesundheit der Mitarbeiter/innen, der Umweltschutz, namentlich ein effizienter Energieverbrauch und eine fortlaufende Reduzierung schädlicher Emissionen, sowie eine am Prinzip der Diversität orientierte Personalpolitik. Im Februar 2020 unterzeichnete Messer die Charta für Vielfalt, die das Bewusstsein für die Vielfalt in der Arbeitswelt als eine wichtige Ressource für unternehmerischen Erfolg und gesellschaftlichen Fortschritt fördern will. Bereits seit 2013 veröffentlicht Messer einen Nachhaltigkeitsbericht, seit 2019 auch einen Diversity-Report.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>.

Auszeichnungen, Preise

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Das nachhaltige Wachstum und der ökonomische Erfolg der Firmengruppe sowie die unternehmerische Leistung Stefan Messers wurden nach der Gründung der Messer Group GmbH mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht:

  • 2009: Gewinn des Wirtschaftspreises „Fikomm-Award“ für die beste Finanzkommunikation im Mittelstand.
  • 2010: Stefan Messer wurde für seine unternehmerische Leistung vom Unternehmerverband Liberaler Mittelstand Hessen e.V. mit dem Unternehmerpreis „Fokus für Exzellenz 2010“ sowie als „Familienunternehmer des Jahres“ von der INTES Akademie ausgezeichnet.
  • 2012: Bei der Verleihung des Mittelstandspreises „Hidden Champion“ durch den deutschen Nachrichtensender n-tv belegte Messer in der Kategorie „Marke“ den dritten Platz.
  • 2014: Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young kürte Stefan Messer zum „Entrepeneur oft the Year 2014“. Die Coca-Cola Hellenic Bottling Company (CCHBC) zeichnete die Messer Group als besten Zulieferer des Jahres 2013 in der Kategorie „Quality Performance & Compliance“ aus.
  • 2015: Stefan Messer zählte zu den fünf Finalisten, die in der Kategorie „Vordenker“ für den „Querdenker-Award 2015“ nominiert wurden. Der Preis honoriert ideenreiche Unternehmen und erstklassige Leistungen im Geschäftsleben für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
  • 2016: Die Messer Group GmbH war am Pilotprojekt AmpaCity zur effizienteren Stromübermittlung beteiligt, das mit dem „Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt“ ausgezeichnet wurde. Messer entwickelte den Energieversorger Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke eine neue Kühltechnologie für das supraleitende Stromversorgungskabel. Stefan Messer wurde von Campden FB, einem britischen Magazin für Familienunternehmen, in der Kategorie „TOP Sustainable Familiy Business“ für seine hohen sozialen und Umweltstandards mit dem „Campden-Award 2016“ ausgezeichnet. Überdies bekam er den Axia Award in der Kategorie „Bester familieninterner Nachfolger“ verliehen.
  • 2017: Das Projekt „Duale Ausbildung zum Mechatroniker in Vietnam brachte Messer eine Nominierung für den „Deutschen Unternehmerpreis für Entwicklung 2017“ ein, den die Carl Duisburg Gesellschaft für unternehmerisches Engagement in Entwicklungs- und Schwellenländern vergibt.
  • 2019: Die Unternehmensgruppe wurde mit dem Axia Best Managed Companies Award ausgezeichnet. Der Verein Total E-Quality Deutschland e.V. würdigte das Engagement Messers für Chancengleichheit in der Personal- und Organisationspolitik und verlieh der Unternehmensgruppe das Zusatzprädikat „Diversity“. Aufnahme von Stefan Messer in die Hall of Fame der Familienunternehmen.
  • 2020: Erneute Auszeichnung mit Axia Best Managed Companies Award.
  • Eduard Hampel (Bearb.): 40 Jahre Messer & Co. GmbH, Frankfurt am Main 1938.
  • Michael Hedtstück: Messer Group GmbH, Bad Soden – Der große Coup, in: Giebel, Lutz/ Schober, Andreas (Hg.): Deutschlands Familienunternehmen. Wo sie herkommen, was sie stark macht, Frankfurt am Main 2014, S. 157-170.
  • Jörg Lesczenski: 100 Prozent Messer. Die Rückkehr des Familienunternehmens 1898 bis heute, erweiterte Neuauflage, Piper, München 2019, ISBN 978-3492050852
  • Franz Lerner: Frankfurt am Main und seine Wirtschaft. Ammelburg-Verlag, Frankfurt am Main 1958.
  • Ernst Koch: Ein Unternehmen im Wandel der Zeiten – Messer Griesheim GmbH, Frankfurt am Main 1993.
  • Raymond G. Stokes/ Ralf Banken: Aus der Luft gewonnen. Die Entwicklung der globalen Gasindustrie 1880 bis 2012, Piper, München 2014, ISBN 978-3492056816

Einzelnachweise

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  1. [1]. In: messergroup.com. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  2. a b [2]. In: messergroup.com. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  3. Messer. Unternehmenspräsentation 2021, S. 54
  4. Messer. Unternehmenspräsentation 2021, S. 53
  5. Eduard Hampel (Bearb.): 40 Jahre Messer & Co. GmbH, Frankfurt am Main 1938, S. 10-11; Ernst Koch: Ein Unternehmen im Wandel der Zeiten – Messer Griesheim GmbH, Frankfurt am Main 1993, S. 32-67; Jörg Lesczenski: 100 Prozent Messer. Die Rückkehr des Familienunternehmens 1898 bis heute, erweiterte Neuauflage, Piper, München 2019, S. 21-26.
  6. Koch, Messer Griesheim, S. 68-92; Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 30-35.
  7. Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 36-57; Jörg Lesczenski, Kurzgutachten Adolf Messer im Nationalsozialismus, 2016, ZUR GESCHICHTE DER MESSER-WERKE IM NS (PDF; 7,9 MB)
  8. Zur Einordnung: Lesczenski, Kurzgutachten; Werner Plumpe: xxx
  9. Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 58-66.
  10. Koch, Messer Griesheim, S. 160-169; Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 80-88.
  11. Koch, Messer Griesheim, S. 170-278; Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 89-130.
  12. Michael Hedtstück: Messer Group GmbH, Bad Soden – Der große Coup, in: Giebel, Lutz/ Schober, Andreas (Hg.): Deutschlands Familienunternehmen. Wo sie herkommen, was sie stark macht, Frankfurt am Main 2014, S. 157-170; Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 131-220.
  13. Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 221-256.
  14. Lesczenski, 100 Prozent Messer, S. 257-262.