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Creutzburg-Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Creutzburg-Orgel (1735)

Am 23. April 1733 begann der Orgelbauer Johannes Creutzburg mit den Arbeiten an der „große[n] Orgel in Duderstadt“, wie er es in seinem heute noch existierenden Werkstatt- und Tagebuch vermerkt hat. An anderer Stelle notiert er: „Ao 1735 ist die Orgel in Duderstadt ferdig worden.“ Die Duderstädter Orgel war von Creutzburgs insgesamt 14 nachweisbaren Orgelbauten sein größtes und bedeutendstes Werk.

Die Orgel gehörte wegen ihrer großzügigen Ausstattung mit 41 Registern auf drei Manualen und Pedal seinerzeit zu den herausragenden Werken zwischen Thüringen und dem Harz. Sie stand in einer Reihe mit Instrumenten von Heinrich Gottfried Trost, Johann Friedrich Wender, Johann Christian Dauphin und Christoph Treutmann.[1] Im Laufe der Zeit erfuhr die Orgel mehrere wesentliche Eingriffe, die dem jeweiligen Zeitgeschmack unterlagen. Nicht alle dieser Arbeiten erfolgten in der gewünschten Qualität. Von 1818 bis 1823 wurde das Instrument von Johann Wilhelm Schmerbach aus Frieda umgebaut und erweitert. Weitere Äderungen nahm Andreas Engelhardt aus Herzberg bis 1859 vor. Dabei wurden auch die beiden Pedaltürme im Orgelprospekt um knapp zwei Meter nach vorn verlegt, um Raum für neue Register zu schaffen. 1901 fügte die Duderstädter Orgelbaufirma Gebr. Krell der Orgel drei weitere Register hinzu. Nach einer weiteren Erweiterung von Krell in den Jahren 1946 bis 1948 umfasste die Orgel 62 Register auf vier Manualen und Pedal. Weitere Maßnahmen von Krell und der Orgelbaufirma Gebrüder Hillebrand fanden 1970 ihren Abschluss.

Nach einer langjährigen Vorbereitungsphase führt die Orgelbaufirma Eule aus Bautzen in den Jahren 2005/2006 eine Restaurierung durch, deren Zielsetzung es war, Creutzburgs Original weitgehend wiederherzustellen. Auch sollten die im 19. Jahrhunder hinzugekommen Register erhalten bleiben. Ferner wurde ein neues Register der Disposition hinzugefügt (Unda maris 8′) und der historische Spieltisch rekonstruiert. Dabei lässt die Registerbeschriftung die späteren Zutaten an einer Schriftart aus der jeweiligen Entstehungszeit erkennen. Bei der Restaurierung konnte auch das berühmte und oft zitierte Register der Vox humana (Menschenstimme) wieder vollständig rekonstruiert werden. Im oben genannten Werkstattbuch Creutzburgs finden sich u. a. genaue Anleitungen zum Bau dieser Stimme. Zudem überlebten einige Schallbecher die verschiedenen Umbauten. Joseph Maria Homeyer, 1867–1894 Organist an St. Cyriakus und bekannter Konzertvirtuose, berichtet von diesem Register, dass er bei seinen zahlreichen Konzertreisen nur in Haarlem (Niederlande) und in Freiburg (Schweiz) ähnliche Voces humanae vorgefunden habe.[2]

Die farbliche Fassung des reichen Prospektes befindet sich trotz späterer Ergänzungen im Originalzustand der Entstehungszeit. An den Gehäusearbeiten waren der Bildhauer E. Merten, der Maler D. Contzen und der Drechsler J. C. Riepenhausen beteiligt.[3] Bei der letzten Restaurierung beschränkt sich der Restaurator Reinhold Gonschior auf eine behutsame Reinigung, einige Retuschen und farbliche Angleichungen.

Die heutige Disposition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(in originaler Schreibweise)[4]

I Hauptwerk C,D-d3
1. Principal 8′0 C
2. Unda maris (ab c1) 8′0 Eu
3. Bordun 16′0 S
4. Viola di gamba 8′0 En, Eu
5. Gemshorn 8′0 C
6. Gedackt 8′0 C
7. Octav 4′0 C, Eu
8. Spitzflöta 4′0 C
9. Quinta 3′0 C
10. Super octav 2′0 C
11. Tertia 1350 Eu
12. Cornett IV En, Eu
13. Mixtur VI 2′0 C, Eu
14. Trompeta 8′0 Eu
II Oberpositiv C,D-d3
15. Principal 4′0 C
16. Spitzflöta 8′0 C, Eu
17. Quintadehna 8′0 C, Eu
18. Gedackt 4′0 C, Eu
19. Quintflöta 3′0 C, Eu
20. Octav 2′0 C, Eu
21. Nachtflöta 2′0 Eu
22. Sexquialtera II Eu
23. Scharff IV Eu
24. Vox humana 8′0 C, Eu
Tremulant
III Brustwerk C,D-d3
25. Gedackt 8′0 S
26. Rohrflöta 4′0 C
27. Principal 2′0 C
28. Flageolet 2′0 Eu
29. Quinta 1120 C, Eu
30. Cymbal II Eu
31. Fagott 8′0 Eu
Tremulant
Pedal C, D-d1
32. Untersatz 32′0 En, Eu
33. Principal 16′0 C
34. Sub Bas 16′0 En
35. Octav 8′0 Eu
36. Gedackt 8′0 En
37. Octav 4′0 C, Eu
38. Mixtur VI C, Eu
39. Posaunen Bas 16′0 Eu
40. Trompeta 8′0 Eu
Brustpedal (Seitenbässe)
41. Principal 2′0 C
42. Waldflöta 1′0 Eu
43. Cornet 4′0 Eu
  • Koppeln: II/I (Schiebekoppel), I/P; Cammerthon Coppel in III (2 × 1 HT)
  • Nebenregister: 2 Zymbelsterne (auf C und G), Vogelgeßang (mehrere Pfeifen in einem Wasserbecken)
  • Technische Daten
    • Stimmtonhöhe 471,2 Hz bei 15°
    • Stimmung: Neidhardt II (1724)
    • Windversorgung durch sechs Keilbälge (Kalkantenbetrieb möglich)
    • Winddruck: Manual 80 mm WS, Pedal 88 mm WS

Anmerkungen

C = Register von Creutzburg (1733–1735)
S = Register von Schmerbach (1818–1823)
En = Register von Engelhardt (um 1859)
Eu = Register von Eule (2003–2005) (bis auf Unda maris 8′ Rekonstruktionen und Erweiterungen von historischen Registern)
  1. R. Menger, in: Die Orgel des Johannes Creutzburg zu Duderstadt. Festschrift zur Wiedereinweihung. Verein zur Förderung der Restaurierung der Creutzburg-Orgel e. V. (Hrsg.), 2006, S. 13
  2. K. Kollmann, in: Schönes altes Duderstadt. Duderstadt 1982, S. 64
  3. P. Heggemann, in: Ars Organi. 55. Jhg., Heft 3, September 2008, S. 182
  4. P. Heggemann, in: Die Orgel des Johannes Creutzburg zu Duderstadt. Festschrift zur Wiedereinweihung. Verein zur Förderung der Restaurierung der Creutzburg-Orgel e. V. (Hrsg.), 2006, S. 24ff. Die hier wiedergegebene Schreibweise entspricht der originalen Registerbeschriftung am Orgelspieltisch.