Benutzer:Eistreter/Katzenritter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Katzenritter ist die historische Bezeichnung für einen Schausteller, der zur Unterhaltung und gegen Entlohnung Kämpfe gegen Tiere austrug, die durch ihre Seltenheit das Publikumsinteresse weckten. Wegen des Werts der Tiere waren sie vermutlich abgerichtet und die Gefechte Schaukämpfe.[1] Wie alle Schaustellerberufe gilt auch der Katzenritter als unehrlich.

Tierhatzen waren im römischen Reich Unterhaltung für die Massen und lebten als Vergnügungen für die Oberschicht fort. Aus dem Mittelalter sind zahlreiche Katzenritter in Chroniken überliefert, so 1449 in Regensburg,[2] um 1460 in Wien[3] Im Deutschen Wörterbuch wird dazu angemerkt: "er war dafür wirklich vom kaiser zum ritter geschlagen worden. Da sind aber wirklich katzen gemeint (...). das ist wie ein nachklang, eine parodie der römischen thierkämpfe, zur fastnachtslust dienend (...), aber noch unter vorsitz der behörde, des kaisers, und mit der ritterwürde belohnt, wie der gladiator ähnlich mit der rudis begabt ward." Die Unterscheidung von grobem Schabernack und professioneller Schaustellerei ist nicht in jedem Fall möglich. Einen eindeutigen Fall von fastnachtlicher Volksbelustigung durch den nicht näher erklärten Kampf gegen eine tatsächliche Katze im Jahr 1414 schildert die Stralsunder Chronik.[4] vergleicht solche derben Spektakel mit dem Schweineschlagen.

... Katzenritter als Fastnachtsspektakel

Vielfach taucht der Begriff in Rechtstexten auf als Beispiel für einen Enterbungsgrund wegen unlauteren Lebenswandels, zunächst in der (alten) Nürnberger Reformation[5], später in der Reformation des bayerischen Landrechts von 1581, Tit. 49, Art 5 (Ein Vater konnte nach Tit. 49, Art. 5 einen Sohn enterben, "so der sun ein katzenritter wäre oder dergleichen sich understanden hette mit andern thieren zu peiszen und zu fechten"[6], in den bairischen Landrechten von 1553 und von 1616, fol. 164, wonach enterbt werde, wer "so ohne der Eltern Willen sich in leichtfertig Übung und Buebenleben begebe, als so es ein Freyhartsbueb oder ein Gauckler wurde, oder liesse sich, mit den Thieren zu kämpfen, umb Geld bestellen"[6] und in der Wormser Reformation von 1498.[7]

Die niedrige soziale Stellung und die rechtliche Diskriminierung entsprach der religiös begründeten moralischen Verfehmung der Tätigkeit. Erhalten ist eine Predigt Geiler von Kaysersbergs, die sich explizit gegen die spil leute und katze ritter wendet, in der populären Predigtsammlung zum Narrenschiff[8]

Wie die Tierhatzen sind auch Schaukämpfe gegen Tiere bis ins 17. Jahrhundert überliefert;[6] ob man die Akteure aber noch Katzenritter nannte, ist nicht geklärt. Spätestens im 18. Jahrhundert war der Begriff schon nicht mehr geläufig.[9]

sehen in ihm den Nachklang der römischen Tierspiele, den Vorläufer des Dompteurs.


[10]

    Sprachliches:
... katzenkrieg
... katzensoldat
... unter die katzen kommen
... katzbalger

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Schubert: Fahrendes Volk im Mittelalter. Verlag für Regionalgeschichte: Bielefeld, 1995. S. 232 f.
  2. Carl Theodor Gemeiner: Reichsstadt Regensburgische Chronik. Die wichtigsten und merkwürdigsten Begebenheiten, die sich in Regensburg und in der Nachbarschaft der Stadt seit Entstehung derselben bis auf unsere Zeiten zugetragen haben. 4 Bde. Regensburg, 1800–1824. Bd. 3, S. 177. Laut Anmerkung verzeichnet die Stadtrechnung 12 Pfennig als Gage.
  3. Theodor von Karajan (Hrsg.): Michael Beheim's Buch von den Wienern 1462–1465. Zum ersten Mahle nach der Heidelberger und Wiener Handschrift. (Wien, 1843). S. 5, S. 135. S. 338.
  4. Johann Berckmann: Stralsundische Chronik. Stralsund, 1833. S. 177. Zit. nach Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde (Hrsg.): Baltische Studien. 3. Jahrgang, Heft 1. Stettin, 1835. S. 231 ff.
  5. hierzu Adelung: "In der alten Nürnbergischen Reformation hieß es, wenn ein Sohn ein Katzenritter sey, so könne er enterbet werden. In der neuen Reformation ließ man diese Stelle weg, vielleicht weil diese Art der Klopffechter bereits ungewöhnlich geworden war.", s. Lemma "Katzenritter" in: Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793-1801. Bd. 2 Sp. 1518.
  6. a b c Alfred Schaer: Die altdeutschen Fechter und Spielleute. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Strassburg, 1901. S. 43 ff.
  7. Enterbt werden kann, "so d'Son ein katzenritter were oder deßglychen understanden hette mit andern Tieren zu byssen und zu fechten. Es were dan das der vatter auch derglychen sachen gepflegt hette." In: Der Statt Wormbs Reformation. Speyer, 1499. fol. 84a.
  8. An dem .xxiii. nach Penthecostes geprediget. Von iag narren., In: Johannes Pauli (Hrsg.):Des hochwirdigen doctor keiserspergs narenschiff so er gepredigt hat zu straßburg in der hohen stifft daselbst Predicta[n]t d[er] zeit .i498. dis geprediget. Straßburg, 1520. fol. 146a.
  9. Bereits 1788 sieht sich Johann Ludwig Klüber in seiner Übersetzung von Sainte-Palayes Mémoires sur l'ancienne chevalerie (deutsch: Das Ritterwesen des Mittelalters: nach seiner politischen und militärischen Verfassung. Nürnberg 1788. Bd. 2, S. 186) gezwungen, das Wort vom Katzenritter zu erläutern.
  10. Nicole Rösingh: Formen der Unterhaltung mit Tieren im Mittelalter. Das Tier als Sensations- und Prestigeobjekt, Gefährte, Kuscheltier und geschundene Kreatur. GRIN Verlag: München, 2006. S.22

Literaturliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geiler von Kaysersberg: Des hochwirdigen doctor Keiserspergs narenschiff
  • Beheim: Das Buch von den Wienern

2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Ludwig Klüber: Das Ritterwesen des Mittelalters
  • Alfred Schaer: Die altdeutschen Fechter und Spielleute
  • Johann Gottlob von Quandt: Das historische Museum zu Dresden
  • Baltische Studien Bd. 3
  • Nicole Rösingh: Formen der Unterhaltung mit Tieren im Mittelalter
  • Carl Theodor Gemeiner: Die Regensburgische Chronik, Bd. 3
  • Christian Friedrich von Glück: Ausführliche Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld, Bd. 5
  • Ernst Schubert: Fahrendes Volk im Mittelalter
  • Ingrid Schmidt: Götter, Mythen und Bräuche von der Insel Rügen
  • Grimm, Adelung

Links[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]