Benutzer:Georg.Frch/Paleothyris
Paleothyris | ||||||||||||
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Zeichnerische Lebendrekonstruktion von Paleothyris | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Oberkarbon | ||||||||||||
ca. 310 bis 300 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Paleothyris | ||||||||||||
Carroll, 1969 |
Paleothyris ist eine Gattung primitiver Reptilien. Fossilien wurden in Nova Scotia (Kanada) gefunden. Es lebte im Oberkarbon. Die einzige benannte Art ist Paleothyris acadiana.[1]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Körper von Paleothyris war schlank und etwa 20 cm lang. Der Schädel ist sehr gut erhalten, er war im Vergleich zu anderen basalen Tetrapoden verhältnismäßig klein, ca. fünftel der Länge des Körpers. Konfigurationen des Kopfes erinnern an fortschrittliche, reptiliomorphe Amphibien, allerdings fehlt die Ohrenöffnung und Verknöcherungen im hinteren Teil des Schädeldaches sind stark reduziert; diese sind eher in der Rückenansicht zusehen. Der Unterkiefer von Paleothyris besteht aus drei Teilen, den Dentale, den Surangulare und den Angulare. Der größte Knochen ist die Dentale. Die Praemaxillare ist in lateraler Sicht klein und war über den ersten vier Zähnen. In vetraler Sicht umschließt das Quadratum den hinteren Hirnschädel. Das Parasphenoid wirkt wie eine Lanze des Mittelalters. Das dickere Ende beginnt am Hirnschädel und wird zu den Nasenöffnungen schmaler, wobei es dort von Pterygoid und Vomer bedeckt wird.
Die Wirbel bestehen aus garnrollenförmigen Pleurocentren und dazwischen sind sichelförmige Intercentren. Die beiden ersten Halswirbel sind sehr stark modifiziert und bildeten das Gelenk zum Condylus occipitalis. Der Atlas besteht aus sechs Elementen, die Intercentrum genannt. Diese „liegt“ unter dem Condylus occipitalis. Dahinter ist das Pleurocentrum, Proatlas und Atlasbogen auf jeder Seite über dem Condylus occipitalis.
Die Gliedmaßen ähnelten denen der unterkarbonischen Tetrapoden. Die Hand ist lang und schlank und der Arm ist kurz. Die Gliedmaßen enden in fünf Finger bzw. Zehen. Der vierte Finger ist der längste und besteht aus 6 Knochen. Die Handwurzelknochen bestehen aus den Knochen Calcaneus und Astragalus. Die Tibia ist länger als das Fibula. Die Vordergliedmaßen sind an einen Schultergürtel angeschlossen, der an ein spiegelverkehrtes L erinnert. Das Interclavicula ist dünn und verläuft nach hinten spitz zu.
Das Ilium ist schmal. Darunter sind ein kräftiges Pubis und ein kräftiges Ischium; diese treffen sich in der Mitte. Die Hintergliedmaßen sind länger als die Vordergliedmaßen. Paleothyris besitzt fünf Finger, wobei hier der vierte Finger der längste ist und aus sechs Knochen besteht. Die Vordergliedmaßen sind einen Schultergürtel angeschlossen. Das Scapulocoracoid ist dominierend und erinnert an ein spiegelverkehrtes L. Das Interclavicula erinnert an eine Nadel.
Systematik und evolutionäre Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paleothyris und eine weitere Gattung, Hylonomus, zählen als älteste Amnioten, obwohl keine Eier nachgewiesen sind. Der Nachweis für diese Theorie ist die phylogenetische Natur. Die Merkmale aller Amnioteneier sind kompliziert. Alle Eier entwickeln sich auf die gleiche Weise und darum kann man vermuten, dass das Ei eine Apomorphie, also ein Merkmal, das nur einmal in dem gemeinsamen Vorfahr der Amnioten entstand, der ganzen Amnioten ist. Da Paleothyris und Hylonomus keine basalen Amnioten mehr sind, also sie stehen im Kladogramm oberhalb der Abspaltung der rezenten Ordnungen, muss das Ei entstanden sein, bevor die zwei Gattungen gelebt haben.
Paleothyris wird häufig als Schwestertaxon der Diapsida gedeutet. Primitiver als Paleothyris sind die Captorhinidae, alle drei Taxa werden als Eureptilien zusammen gefasst und sind das Schwestertaxon der Anapsiden.
Sauropsiden (Sauropsida; „Reptilien“ und Vögel) |
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Paleothyris wird mit Hylonomus und anderen eidechsenartigen Gattungen als Protorothyrididae zusammen gefasst. Sie werden durch die fehlenden Schädelfenster traditionell zu den Anapsida gestellt, aus kladistischer Sicht jedoch gehören sie zu der evolutionären Linie, die zu den Diapsiden führt.
Paläobiologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nahrung und Ernährungsweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus den leichten Bau des Schädel den kleinen, scharfen Zähnen kann man schließen, dass sich Paleothyris von Insekten und Tausendfüßern ernährte. Dabei durchbohrten die Zähne die harte Cuticula, um ans Fleisch zu gelangen. Im Verhältnis zu den primitiven Tetrapoden war der Kiefer stärker, stark genug, um die stärksten Arthropoden-Panzer zu knacken. Die M. pterygoideus, das ist eine große Muskelgruppe, unterstütze das Auf- und Vorwärtstiehen des Unterkiefers. Die Zähne der Zwischenkieferbeine und im Oberkiefer sind größer als die Zähne im Gaumen und somit wohl nicht sehr wichtig. Vermutlich wurde die Beute mit den Gaumenzähnen festgehalten und zerquetschten sie, nachdem sie zerteilt wurde. Die Oberseite der Zunge war möglicherweise verdickt und drückte die Beute gegen die Gaumenzähne.
Höhrvermögen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Steigbügel von Paleothyris war schwer gebaut und ähnelte denen basaler Tetrapoden. Die Schallleitung war vermutlich eingeschränkt. Töne mit niedriger Frequenz wurden wahrscheinlich als Schwingungen vom Hals über den Steigbügel zum Hirnschädel übertragen. Das Trommelfell war möglicherweise nicht vorhanden, da die Ohrenöffnung fehlte.
Paläoökologie und Habitat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paleothyris wurde in der gleichen Gegend wie Hylonomus gefunden. Er sah Paleothyris ähnlich. Des weiteren wurde der basale Synapside Protoclepsydrops gefunden. Sie wurden in Ton-, Sandstein- und Kohleablagerungen entdeckt. Die Landschaft wurde durch Süßwasserseen und -flüssen gebildet, die von einem Wald des Bärlappgewächses Sigillaria, die bis zu 30 m hoch wurden, umgeben waren.
Diese Karbonwälder wurden gelegentlich überflutet. Die Pflanzen starben ab und kippten um, nur die Wurzel und die Baumstümpfe, die im Sediment eingebetet waren, blieben stehen. Das Innere der Stümpfe verfaulte und wurde hohl. Tausendfüßer, Schnecken und kleine Tetrapoden, darunter auch Paleothyris, suchten darin unterschlupf. Diese Tiere starben entweder durch Hungertod oder wurden bei der nächsten Flut ertränkt. Die Skelette der Tetrapoden blieben erhalten.
Lage von Joggins |
Fundort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paleothyris wurde in der Gemeinde Joggins im westlichen Nova Scotia, Kanada, gefunden. Sie ist durch die fossilen Überresten der Baumstämme berühmt. Die Fossilien sind ca. 310 Mio. Jahre alt und wurden an den Klippen der Küste gefunden, den sogenannten Joggins Fossil Cliffs.[2]
Namensgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paleothyris bedeutet wortwörtlich „altes Fenster“. Es kommt aus der griechischen Sprache. παλεος (paleos) bedeutet soviel wie „alt“, θυρίδα (thyrída) bedeutet „Fenster“, was sich auf das Schädelfenster bezieht.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael J. Benton: Paläontologie der Wirbeltiere. 2007, ISBN 3899370724, S. 122 bis 124
- ↑ Wolfgang Böhme, Martin Sander: Protorothyrididae in: W. Westheide und R. Rieger: Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum Akademischer Verlag, München 2004; Seite 344. ISBN 3-8274-0307-3
- ↑ FALCON-LANG, H.J. 2006. A history of research at the Joggins Fossil Cliffs, the world’s finest Pennsylvanian section. Proceedings of the Geologists’ Association 117 (3) : 377-392.