Benutzer:Herbert Opp/Arbeitsseite

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Michael Lehmann (* 5.Februar 1827 in Langenenslingen, Landkreis Sigmaringen, Hohenzollern; †3. Februar 1903 in Hechingen), war ein Pädagoge, Schriftsteller, Journalist und Musiker, der mit seinen volkstümlichen Erzählungen, Novellen und Romanen in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts zu den bekanntesten katholischen Schriftstellern Süddeutschlands und als Chefredakteur der Zentrums-Zeitung Der Zoller im Kulturkampf zu den prominentesten Rebellen der preußischen Katholiken gehörte. Als Musiker trat der Organist und Chordirigent an der Stiftskirche in Hechingen auch mit eigenen kirchenmusikalischen Kompositionen hervor. Leben und Werk Herkunft

Der am 5. Februar 1827 in der hohenzollerischen Exklave Langenenslingen als dritter Sohn eines Gerbermeisters geborene Michael Lehmann >F. Knaupp, Langenenslingen,1927/1930, Ndr.1984, S. 69 u.97; Karl Werner Steim, Langenenslingen. Feder¬see-Verlag, Bad Buchau 2008, S. 419 f.<, war ein Bruder Raphael Lehmanns, des Urgroßvaters von Kardinal Karl Lehmann sowie von Marcel und Robert Hepp. Das Dorf, in dem er aufwuchs – seine Heimat ist der Schauplatz einer seiner ersten historisch-romantischen Erzählungen, die zwischen dem Bussen und dem Schatzberg spielt >Michael Lehmann, Wolfrat von Veringen. Eine Erzählung aus der Zeit des Untergangs der Hohenstaufen, Augsburg 1857 / Regensburg 21878< - war damals zwar eine rein katholische, aber keine typisch „schwarze“ Gemeinde. >Adolf Rösch, Das religiöse Leben in Hohenzollern unter dem Einflusse des Wessenbergianismus, Köln 1908, S. 132; Der Zoller, Nr. 6 v. 16.1.1877, S.23< In seiner engeren und weiteren Verwandtschaft ist wohl der eine oder andere katholische Geistliche nachweisbar, seine Großmutter mütterlicherseits, die aus Bretten im Kraichgau stammte, war jedoch die erste „conversa“, die in den Kirchenbüchern des Dorfes verzeichnet ist. >Catharina Kilbert conversa (Familienregister im Archiv der Pfarrgemeinde Langenenslingen, S. 246< In ihrer Aszendenz kommt mit Valentin Lohrer von Flehingen sogar ein lutherischer Pfarrer des 16. Jahrhunderts vor. >Der erste Brettener Vorfahre, der Schultheiß und Wirt Hans Bernh. Lohrer (1660-1736), war der Bruder des Brettener Bergmüllers Nikolaus Lohrer (1656-1736. Cf. Euler, F.W., Ahnentafel v. Weizsäcker-v. Graevenitz, Herold-Studien Bd.1, Berlin 1992, S. 112< Diese exzeptionelle Konstellation mag den künftigen Glaubensstreiter, der sich als Schriftsteller ein Leben lang mit den Ursachen und Folgen der Reformation auseinandersetzte, für die konfessionelle Problematik besonders sensibilisiert haben, für seine geistige Entwicklung entscheidend war aber sein beruflicher Werdegang. Mit vierzehn Jahren hat ihn sein Vater zu einem „Musterlehrer“ vor Ort in die Lehre gegeben. Nach bestandener Inzipienten-Prüfung wurde der Sechzehnjährige 1843 in die hohenzollerische Präparandenanstalt aufgenommen,>(er), M. Lehmann, in: Magazin für Pädagogik, 60, 1897, Nr. 11, S. 88; Nekrolog, in: Magazin f. Pädagogik, Nr.15, 1903, S. 235; R(oman) Sauter, Michael Lehmann - Der erste „Zoller“-Redakteur. Zum 100. Geburtstag 1827 -5.Februar -1927, in: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927< die von der Hauptstadt Sigma¬ringen in das stille Habsthal verlegt worden war >Stauß, Joh. Evang., Erster Bericht über die Fürstlich Hohenzollern-Sigmaringensche Bildungsanstalt in Habsthal, Sigmaringen 1846, S. 28< und dort unter der Leitung eines Geistlichen als „Fürstlich Hohenzollern-Sigmaringische Bildungsanstalt“ betrieben wurde. >Wannenmacher, J., Die Lehrervorbildung in Hohenzollern, in: Hohenzollerische Zeitung (Tübingen/Hechingen) Nr. 12 v. 15.8.1960; Stauß, Erster Bericht, bes. S. 1 f., 7 ff., 16 ff.,22 ff.< Der Geist dieser Anstalt, die dem wessenbergianischen Ziel der „Volksbildung“ >Wessenberg, I. H. von, Die Elementarbildung des Volkes, Zürich 1814< unter dem Einfluß der Ideen der „neurömischen“ Bewegung >Rösch, A., Das religiöse Leben in Hohenzollern unter dem Einfluß des Wessenbergianismus 1800 – 1850, Köln 1908, S. 135 ff.< eine „pietistische“ Wendung gab, hat den jungen Michael Lehmann nachhaltig geprägt. Er hat immer mit größtem Respekt von dieser Schule gesprochen.>Nekrolog, Magazin f. Pädagogik , Nr.15, 1903, S.235< Ein umfangreiches Memorandum über die Reorganisation der Lehrerseminare, das er später vorlegte, ist unverkennbar vom Vorbild des Habsthaler Seminars inspiriert. >Ueber die Reorganisation der Schullehrer-Seminarien, in: Katholisches Schulwochenblatt 3. Jgg., 1855, Nrn. 8 bis 18<

Revolution und Schuldienst

Nach glänzend bestandener „Maturitäts-Prüfung“ wird der Achtzehnjährige, der bereits mit ersten pädagogischen Publikationen in der Quartalschrift für praktisches Schulwesen hervorgetreten ist,>Einige Worte über Zeitgewinn für die Behandlung der Lehrgegenstände, Quartalschrift 9. Jgg. (1845), H.1, S. 432-446 Im 10. Jahrgang (1846) ist er mit einem Aufsatz über „Selbstbe¬herrschung“ (2. H., S. 129 – 146) und mit „Pädagogischen und didaktischen Bemerkungen“ (3. H., S. 305 –336; 4. H., S. 385 –416) vertreten< im Juni 1845 als „Provisor“, d. h. als provisorisch angestellter Junglehrer, zunächst an der Volksschule von Mindersdorf eingesetzt. Schon mit der zweiten Station in Gammertingen beginnen die Konflikte mit den jeweiligen Autoritäten, die sich in den Personalakten >Personalakten Michael Lehmann (Schuldienst) im StA Sigmaringen. Ho 235: 547< des selbstbewußten jungen Mannes über die ganze Karriere hinweg verfolgen lassen. Zum 1. November 1847 wird er an die einklassige Zwergschule im idyllischen Fischingen versetzt, wo er sechs Jahre bleiben sollte. Die freie Zeit, die ihm der Schuldienst läßt, verwendet er zur emsigen Arbeit an pädagogischen Abhandlungen, die zunächst noch in der Quartalschrift und im Deutschen Schulboten, ab 1849 in dem von ihm selber herausgegeben und redigierten Magazin für Pädagogik erscheinen.>Magazin für Pädagogik – [Vierteljahrs-Schrift]/[Kath.] Zeitschrift für Volkserziehung und Volksunterricht, hrsgg. von M. Lehmann, Volks[schul]lehrer, von Frühjahr 1849 bis Neujahr 1853 81.Heft, 2. Abt); NF 7. u. 8. Jgg., Rottweil a.N., 1849-1850; 9. u.10.Jgg., Ludwigsburg (C.F.Rast) 1851-1852 (4 Jgge., je 8 Hefte)< Im Frühjahr 1848 wird er voll von den ersten Wellen der Revolution im deutschen Südwesten erfaßt. Die „unvollendete Revolution“ ist für ihn zweifellos ein politisches Schlüsselerlebnis gewesen. In gewissem Sinn blieb er immer ein typischer „Achtundvierziger“. Sein Leben lang „sprach er mit Begeisterung von den damaligen großen Volksversammlungen“.>R(oman) Sauter, Michael Lehmann - Der erste „Zoller“-Redakteur. Zum 100. Geburtstag 1827 -5.Februar -1927, in: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927< Als feuriger „großdeutscher“ Patriot >M.L., Pädagogische und didaktische Bemerkungen, in: Quartalschrift für praktisches Schulwesen, 1846, 10, H. 3, S. 330; Der Werth des Unterrichts in der Geschichte für die Elementarschulen, in: Der Deutsche Schulbote 6, 1847, S.150 –153; vgl. auch: Die Freiheit des Unterrichtes, Regensburg 1850, S. 115< war er ein begeisterter Verfechter des revolutionären Ziels der „nationalen Einheit“.>Der Werth des Unterrichts in der Geschichte für die Elementarschulen, in: Der Deutsche Schulbote 6, 1847, S.150 f. nach R.Sauter war er ein „Großdeutscher“( Michael Lehmann - Der erste „Zoller“-Redakteur. Zum 100. Geburtstag 1827 -5.Februar -1927, in: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927)< Das Vorwort der ersten Schrift, mit der er sich im Jahr 1850 an die Öffentlichkeit wagt, eine schneidige Streitschrift für die „Freiheit des Unterrichtes,“ >Die Freiheit des Unterrichts mit besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse der Lehrerversammlungen des vorigen Jahres. Ein Wort an alle Lehrer und Schulfreunde, Regensburg (Manz) 1850 (174 S.) Die Schrift ist die erweiterte Fassung einer Aufsatzfolge, die im Frühjahr und Sommer 1849 im Magazin für Pädagogik erschien.< ist vom 22. Juli 1849 datiert, dem Tag vor der Kapitulation der in der Festung Rastatt eingeschlossenen revolutionären Truppen, mit dem die Revolution zu Ende war. Sie ist ganz vom Pathos der Begeisterung für die „glorreiche Revolution“ erfüllt. Sie erscheint in strahlendem Licht: „Die holde Trias: Freiheit, Gleichheit und Bruderliebe erscholl weithin durch alle Lande; […]alle Kräfte der Gesellschaft vereinigten sich, um den Ideen eines Rechtsstaates Geltung zu verschaffen, sie durchzusetzen, ob es auch Gut und Leben koste. Ein furchtbares Gericht brach herein über die bisherigen Lenker des absoluten Staates. Auf der Fahne der Demokratie lächelte die Göttin der Freiheit.“ >Die Freiheit des Unterrichts, S. 12 < Es wäre allerdings sehr verwunderlich, wenn der Absolvent des konservativ katholischen Habsthaler Seminars mit den radikalen hohenzollerischen Jakobinern >Gönner, E., Die Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürsten¬tümern und deren Anschluß an Preußen, Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns H. 2, Hechingen 1952, S. 27 ff., 71 ff. , 89 f., 101 ff., 105 ff.; Nolle, A., Geschichte des Zeitungswesens in Hohenzollern von den Anfängen bis zum Jahre 1850, Sigmaringen 1935, S. 65 ff.,82 ff.< sympathisiert hätte, die im Namen der Aufklärung den finsteren „Aberglauben“ bekämpften, die „Befreiung vom Pfaffenjoche“ propagierten und der Kirche mit ihrer „Vernichtung“ drohten. >Nolle, Geschichte des Zeitungswesens, S. 71 zit „Der Erzähler“< Tatsächlich spricht einiges dafür, daß sich der junge Michael Lehmann den politisch moderateren Männern um den „Volksfreund aus Hohenzollern“ >Nach dem Zeugnis von R. Sauter (Der Zoller v. 5.2.1927) verwahrte er eine Nummer des „Volksfreunds“ als Souvenir.< anschloß, denen es bei der eingeforderten „Freiheit“ hauptsächlich um die Befreiung der Kirche aus den Fesseln des „Polizeistaats“ ging, >Nolle, Geschichte des Zeitungswesens, S. 82 ff.; Gönner, Die Revolution von 1848/49, S. 89< während sie sich den autoritäts- und kirchenfeindlichen Auswüchsen der wilden Volksbewegung entschieden widersetzten.>Nolle, A., Geschichte des Zeitungswesens, S. 83< Ihre Kritik am Ancien Regime richtete sich auch nicht gegen die monarchische Herrschaftsform, sondern gegen die bürokratische „Vielregiererei“ und die Einmischung des Staates in alle Bereiche der Gesellschaft, insbesondre aber in die Belange der Kirche. >Nolle, Geschichte des Zeitungswesens, S. 86 ff.< Die Religions- und Gewissensfreiheit, die Unabhängigkeit der kirchlichen Vermögensverwaltung und eine Neuordnung des Verhältnisses der Schule zu Staat und Kirche gehörten während der Märzrevolution zu den Hauptforderungen des „Volksfreunds“. Insbesondere in der Schulfrage ist die Verwandtschaft der Thesen, die Michael Lehmann vertrat, und der Ansichten, die im „Volksfreund“ von dem geistlichen Schulexperten Sylvester Miller dargelegt wurden, nicht zu verkennen. Es ist zu vermuten, daß der Fischinger Junglehrer in dieser Zeit des „Umbruchs“ in dem ebenfalls aus Langenenslingen stammenden Miller, der 1848 als Pfarrer im nahen Gruol wohnte und als Vertreter der Geistlichkeit im Sigmaringer „Landtag“, als Schriftleiter des „Volksfreunds“ >Gönner, Die Revolution von 1848/49, S. 89< und als Initiator des „ultramontanen“ hohenzollerischen Piusvereins zur politischen Prominenz des Ländchens gehörte, seinen Mentor fand. >Vermutliche literarische Verarbeitung Lehmanns in Der Schulmeister von Nordheim, Würzburg 1874< Sylvester Miller war eine schillernde Figur. >Hebeisen, G., Beiträge zur Geschichte des Schulwesens in Hohenzollern, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 63, 1932, S. 69 – 77< Als Abgeordneter der Geistlichkeit setzte er sich zwar für die Zulassung kirchlicher Privatschulen ein, forderte aber gleichzeitig für die öffentlichen Schulen die „Emanzipation von der Kirche“,>G. Hebeisen (a.a.O., S. 74) wirft ihm gesinnungslose Anbiederung an den Zeitgeist vor< die Ersetzung der geistlichen Lokalschulbehörden durch Gemeindeschulräte unter dem Vorsitz eines Lehrers und des geistlichen Schulkommissars durch einen Landesschulinspektor, der ebenfalls dem Lehrerstande entnommen werden sollte.>Rösch, A., Die Beziehungen der Staatsgewalt zur katholischen Kirche in den beiden hohenzollern’schen Fürstentümern von 1800 - 1850, Sigmaringen 1906, S. 173; dazu: Verhandlungen der außerordentlichen Ständeversammlung des Fürstenthums Hohenzollern-Sigmaringen im Jahre 1848 – Protokolle, Sigmaringen 1848, S. 1835 – 1839< An die Stelle des „herrischen Verhältnisses“ des Geistlichen zum Lehrer sollte nach seiner Vorstellung künftig ein „coordinirtes Verhältnis“ gegenseitiger Freundschaft treten.>Verhandlungen der außerordentlichen Ständeversammlung, 1848, S. 1836 f.< Anläßlich der Debatte über seinen Antrag auf „Befreiung der Kirche vom Staat“ >Gönner, E., Die Revolution von 1848/49, S. 123< in der Ständeversammlung gebärdete er sich liberaler als alle Liberalen.>Verhandlungen der außerordent¬lichen Ständeversammlung des Fürstenthums Hohenzollern-Sigmaringen im Jahre 1848 – Protokolle, Sigmaringen 1848, S. 1929 – 1953; S. 1935, 1940 u. 1939< Man kann das politische Programm dieses eigenartigen „Ultramontanen“ nicht besser charakterisieren als mit der Devise „Libera chiesa in libero stato.“ Der junge Michael Lehmann war ein typischer Vertreter dieses libertären Katholizismus. In seiner Streitschrift über die Unterrichtsfreiheit >Die Freiheit des Unterrichts mit besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse der Lehrerversammlungen des vorigen Jahres. Ein Wort an alle Lehrer und Schulfreunde, Regens¬burg 1850< erklärt er apodiktisch "Der Bürger gehört dem Staate, der Mensch gehört sich selbst. Das Letztere nenne ich die individuelle Freiheit, die die Revolution wieder zu Ehren gebracht hat."(91) Diese „Freiheit“ des Individuums müsse „der oberste leitende Grundsatz bei allen Reformen“ sein.(35) Der Verfasser tritt neben der Presse- und die Versammlungs¬freiheit auch für die Glaubensfreiheit ein.(31 f.) Er ist der Ansicht, daß der Zwang, der schon „auf materiellem Gebiete unzulässig“, auf geistigem Terrain „gänzlich unstatthaft“ sei, weshalb jede Religionsgemeinschaft für die Verbreitung ihrer Dogmen „die vollste Freiheit für sich beanspruchen" dürfe.(39) "Wer wahrhaft frei sein will, der muß auch eine andere Meinung ertragen können."(82) Bei aller revolutionären Begeisterung für „die Göttin der Freiheit“ legt der Verfasser allerdings auf eine Einschränkung den größten Wert. "Es gibt keine Freiheit, die nicht ihre gesetzlichen Beschränkungen hat."(62) "Ein jedes Recht hat auch eine Pflicht zum Correlat".(66) Wer ein "Grundrecht" wie die "Freiheit des Unterrichts" für sich in Anspruch nimmt, muß sich also auch bequemen, die damit verbundenen Pflichten anzunehmen. Die Vorstellung einer absoluten, unbegrenzten Freiheit des Unterrichts für jedermann sei "eine bockslederne Theorie, ausgebrütet in dem leeren Gehirnkasten eines schwindelnden Kopfes", (51) gegen die "man sich im Namen der Cultur, Sitte und Intelligenz verwahren" müsse.(60) Wenn es aber keine unbegrenzte Unterrichtsfreiheit geben kann, ist die entscheidende Frage, wer ihre Grenzen bestimmen soll. In Bezug auf die Schule heißt das: Wer soll der Schulherr sein? Michael Lehmanns Antwort auf diese Frage ist klar. Für die Schnapsidee einer autonomen Schule hat er nur Spott und Hohn übrig. (158 ff.) Die Schule, meint der Lehrer Lehmann, sei nicht für die Lehrer da, es könne daher auch nicht das Ziel liberaler Reformen sein, den Lehrern auf Kosten anderer eine Spielwiese persönlicher Freiheit zu verschaffen. (104 f.) Die Hauptprügelknaben seiner Polemik freilich sind die Anhänger einer vom Einfluß der Kirchen, Gemeinden und Familien befreiten Staatsschule, die von so erlauchten Geistern wie dem Pädagogen Diesterweg angeführt wurden, auf den Lehrertagen die kompakte Mehrheit bildeten und die Minorität der Andersdenkenden angeblich förmlich terrorisieren.(82 f.) Für Lehmann, der „das Hauptziel der Demokratie“ in der „Emanzipation vom Staate“ sah, (122) war der Ruf nach Verstaatlichung der Schule ein Verrat an der demokratischen Forderung, daß die Volks-Schule dem Volk, nicht dem Staat gehören solle.(114) Niemand, meint er, könne garantieren, daß nicht eines Tages eine „Tyrannei“ wiederkehre, (88) die die Staatsschulen zur Unterdrückung des Volkes mißbrauche. (92) Ein zentralisiertes staatliches Schulwesen (92) wäre ein ideales Instrument jeder despotischen Regierung. Bei Licht betrachtet laufe die Übernahme aller Unterrichtsanstalten durch den Staat auf einen „geistigen Socialismus“ (125) oder „Communismus“ (132) hinaus. Wenn der Staat "alle geistigen Güter, Kenntnisse und Errungenschaften, alle Wissenschaften und Einsichten" zum "Nationaleigentum" und die Schulen zu „geistigen Nationalwerkstätten“ erklären würde, wäre er der alleinige Eigentümer der Intelligenz, und jeder einzelne müßte sich bequemen, bei ihm ein Portiönchen Wissen zu erbetteln oder zu pachten. (125) Die Sozialisten und die Lehrer könnten dann nach dem Vorbild Ludwigs XIV. von sich sagen „Wir sind der Staat“, während alle anderen im trügerischen Schein der Gleichheit ihrer individuellen Rechte und Freiheiten beraubt wären. (131) Der Autor lehnt das staatliche Schulmonopol nicht etwa deshalb ab, weil er die Kirche an die Stelle des Staates setzen möchte. Gegen die von der Mehrheit der Lehrer geforderte „Emanzipation der Schule von der Kirche“ hat er durchaus nichts einzuwenden. Die von der Frankfurter Nationalversammlung beschlos¬sene Trennung der Schule von der Kirche ist für ihn aufgrund der historischen Entwicklung des Staates, der Kirche und der Schule „zur absoluten Nothwendigkeit geworden".(163) Die Emanzipation der Kirche vom Staate, meint er, mache auch die Emanzipation der Schule von der Kirche zum unbedingt nothwendigen Schritt. Soll der Rückzug der Kirche aus der Schule nicht zur Enteignung der Eltern als der eigentlichen Erziehungsberechtigten führen,(109) müsse allerdings den Rechten der Gemeinden gegenüber denen des Staates der Vorrang eingeräumt werden. „Je mehr die Communen ohne Mitwirkung des Staates thun, desto besser“.(154) Ganz im Sinne des Subsidiaritätsprinzips soll der Staat nach Lehmann nur Aufgaben übernehmen, die die Gemeinden überfordern würden. Grundsätzlich hat sich der Staat bei Schulen, die von Privatgesellschaften, geistlichen Korporationen oder Kirchen betrieben werden, jeder Einmischung in den Unterricht zu enthalten. Selbst dem „Unglauben“ muß von Staats wegen „das Recht des freien Unterrichts gestattet sein.“ Da ein Lehrer immer "im Sinn und im Geiste des Schulherrn wirken" muß, der ihn mit seinem Mandat betraut hat, muß der Unterricht an den öffentlichen Schulen gemischtkonfessioneller Gemeinden "schon um der Freiheit willen“ selbstverständlich „confessionell indifferent" sein.(167) Dagegen kann er in konfessionell homogenen Gemeinden durchaus konfessionell ausgerichtet sein. Sollte unter diesen Umständen „der religiöse Unterricht im Land die Oberhand gewinnen“, geschähe dies „mit Übereinstimung des Volkes, das man souverain nennt,“ und der Staat hätte sich damit abzufinden, daß die „religiösen Lehren“ eben „das Vertrauen des Volkes“ genießen. (155) Nach Lehmann sollte es auch jedermann freistehen, ob er von dem Bildungsangebot öffentlicher Schulen Gebrauch machen will oder nicht. (155) Er ist so extrem libertär, daß er sich – ein weißer Rabe unter seinen Zeitgenossen – sogar für die Ab¬schaffung des gesetzlichen Schulzwangs einsetzt. (43 f., 138 ff., 144 f.) Er meint, in Amerika >Darüber im Detail: Das Schulwesen in Nordamerika, in: Magazin für Pädagogik, 1849, 2.H., 1.Abt., S. 4 – 19< hätte man sich einen solchen Zwang, wie er in dem " kasernenreichen Deutschland" von den „liberalen“ Lehrern allgemein gebilligt werde. nie gefallen lassen (148 ff.) Nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika plädiert er auch für die Wahl der Lehrer durch die Gemeinden. (168 ff-) Als die stürmischen Tage der Revolution vorüber waren, scheint es dem jungen Mann nicht leicht gefallen zu sein, sich mit der bescheidenen Rolle eines Dorfschullehrers abzufinden. Auch in Fischingen hat er jedenfalls schon bald wieder Krach mit dem Pfarrer in seiner Eigenschaft als Schulaufseher. Im Oktober 1851 ersucht dieser das Oberamt Glatt um die Versetzung des Provisors „wegen Mangels an Subordination“.>Nach den Personalakten im StA Sigmaringen Ho 235: 547< In einer Stellungnahme des Oberamtes >Schreiben des Oberamts Glatt an die Königl. Preußische Regierung im StA Sigmaringen v. 14.10.1851< heißt es allerdings, über Lehmann sei nichts Nachteiliges bekannt. Zwar habe er sich „im Jahre 1848 an der dortigen Bewegung ziemlich stark betheiligt und sich manchen Steinhaufen als Rednerbühne erwählt,“ aber er könne jetzt „nicht mehr zur Umsturzparthei gezählt werden.“ Als Schulmann werde er gerühmt. Es sei nicht zu leugnen, daß er „vielleicht der kenntnisreichste und geschickteste Provisor im Lande“ sei. Am 29. Oktober 1851 wird er als preußischer Beamtenanwärter vereidigt. Der ruhigen Laufbahn eines braven Dorfschulmeisters im idyllischen Neckartal scheint nun nichts mehr im Wege zu stehen. Er hat aber anscheinend Größeres mit sich vor. Am 10. September 1853 ersucht er um die Versetzung auf eine feste Lehrerstelle an einer größeren Schule. Zum 1. November 1853 wird er an die städtische Mädchenschule in Hechingen versetzt, wo er allerdings wieder nur als Provisor angestellt wird. Wie seine didaktischen Beiträge zum Katholischen Schulwochenblatt, zur Pädagogischen Monatsschrift und zum Trierer Schulfreund bezeugen, ist Michael Lehmann auch in den ersten Hechinger Jahren noch mit Leib und Seele Schulmeister. In materieller Hinsicht ist die Versetzung für ihn aber alles andere als eine Beförderung. Schon bald nach seiner Ankunft in Hechingen nimmt er deshalb zunächst provisorisch die ihm angebotene Stelle eines zweiten Organisten an der Stiftskirche an, die ihm im Januar 1857 definitiv übertragen wird. Weil er sich diese Anstellung nicht genehmigen ließ, kommt es zu einer neuen Auseinandersetzung mit der Regierung. >Schreiben an die Königliche Regierung v. 25.9.1858 (StA Sigmaringen Ho 235: 547)< Man versetzt ihn an die Realschule, verweigert ihm aber wieder die adäquate Besoldung. Nachdem er sich mehrfach je ein Jahr lang beurlauben ließ, ersucht er die Regierung schließlich im Juni 1863 um seine Entlassung aus dem Schuldienst, die ihm offenbar gerne gewährt wird, weil „die antipreußischen Gesinnungen Lehmanns manchmal denn doch gar zu schroff sich äußern.“ >Schreiben des Königl. Schulkommissärs an das Königliche Oberamt vom 5.7.1862 (Personalakten StA Sigmaringen. Ho 235: 547)< Der Musiker im Dienst der Kirche

Er fällt nicht ins Leere, denn schon Zwei Jahre zuvor war ihm vom Freiburger Erzbischöflichen Ordinariat das Amt eines „Chorregenten“ an der Hechinger Stiftskirche übertragen worden, das durch eine Zusam¬menlegung der Kantoren- und der Organistenstelle extra für ihn eingerichtet wurde. >Erzbischöfliches Archiv Freiburg (EAF), OA 33766 (Finanzkammer, Spezialia Pfarreien, Meßner- und Organistendienste der Pfarrei Hechingen)< Man wollte damit einerseits „die bedeutende Kraft Lehmanns“ an die Kirche binden und andererseits seinem Wunsch entgegenkommen, sich „vollständig seinem Lieblingsgeschäft, der Kirchenmusik widmen“ zu können. Es hieß, daß es Lehmann gewesen sei, der in Hechingen „mit unsäglicher Mühe“ wieder ein Orchester für die Kirchenmusik organisiert habe, nachdem die fürstliche Hofkapelle nach Löwenberg verlegt worden sei. >Erzbischöfliche Archiv Freiburg (EAF), OA 33766 (Finanzkammer, Spezialia Pfarreien, Meßner- und Organistendienste der Pfarrei Hechingen)< Und schließlich hätten sich ihm „wegen seiner großen musikalischen Kenntnisse“ auch „die musikalisch gebildeten Herren“ der Stadt gerne angeschlossen und untergeordnet. In einer Stadt mit der illustren Musiktradition Hechingens >Zekorn, A., Kultur in Hohenzollern, in: Kallenberg, F., Hrsg., Hohenzollern, Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 1996, S. 373 f.; Grüber, M., Zur Geschichte des Chorknabeninstituts und der kirchen¬musikalischen Tradition in Hechingen, in: Zs. für hohenzol¬lerische Geschichte, 22, 1986, S. 93 ff< - unter Friedrich Wilhelm Konstantin (1801 –1869) hatte das Fürstentum mit seiner Hofkapelle bis 1852 ein Orchester von europäischem Ruf - will das schon etwas heißen.

Michael Lehmann ist jedenfalls Seit Juli 1863 ist er im Hauptberuf Musiker, Organist und Kantor an der Stiftskirche sowie Leiter des Stiftschors St. Jakobus. Er sollte diese Ämter mehr als vierzig Jahre lang, bis zum Oktober 1902, „mit der Kraft und Frische eines Jünglings“ >Nekrolog in : Magazin für Pädagogik, 1903, Nr. 15, S. 235 ; R(oman) Sauter, Michael Lehmann - Der erste „Zoller“-Redakteur. Zum 100. Geburtstag 1827 -5.Februar -1927, in: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927< versehen, und er hat damit „das kirchliche Musikleben in Hechingen über mehrere Jahrzehnte hinweg wesentlich beeinflusst.“ >https://de.wikipedia.org/wiki/Stiftskirche_(Hechingen)< Über das Repertoire seines Chors ist wenig bekannt. Nur hie und da werden in Presseberichten am Rande Einzelheiten erwähnt. So erfährt man, daß anläßlich einer Firmung im September 1873 die Missa secunda von Hans Leo Haßler (+ 1612) gesungen wurde, >Der Zoller Nr. 119 v. 27.9.1873< was darauf schließen läßt, daß der Chorregent kein Liebhaber jener „musikalischen Messen“ war, die die Kirchen in genüßliche Konzertsäle verwandelten, sondern sich eher dem „strengen Stil“ der altklassischen Polyphonie verpflichtet fühlte, mit dessen Wiederbelebung im Vormärz die sogenannte Restauration der Kirchenmusik begann.>Schnabel, F., Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert, Tb.-Ausgabe, München 1987, Bd. 4, S. 220 ff.< Tatsächlich hat sich schon der junge Lehmann mit Nachdruck von jener Epoche distanziert, in der der „Opernton“ in der katholischen Kirchenmusik Mode war und „die heiligen Hallen der Gotteshäuser wiedertönten von unheiligen Arien und sentimentalen Melodien.“ >Zwei deutsche Messen, in: Magazin für Pädagogik, 1849, 2. Abt., H. 3, S. 30; vgl. auch: Zur Reform des Orgelspiels, in: Magazin für Pädagogik, 1851, H. 7, S. 55, ünd: Ueber die Bildung und pädagogische Wirksamkeit des Mittelalters, in: Magazin für Pädagogik, 1852, H.1, S.29 f. (Anmkg). Außerdem: Ueber die Reorganisation der Schullehrer-Seminarien, in: Katholisches Schulwochenblatt, 3, 1855, Nr. 18, S. 95< Sicher hat er auch die eigenen Werke einstudiert, die – wie etwa seine Missa brevis in Es-Dur - auch heute noch bei besonderen Anlässen in der Stiftskirche aufgeführt werden. Seine eigenen Kompositionen wollen freilich nicht so recht zur apodiktischen Verdammung der sentimentalen Opernmusik passen. Sein Salve Regina in D-Dur für Chor und Orchester (Opus 7) z. B. ist ein außerordentlich sentimentales Werk, in dem die Streich- und Blasinstrumente auf raffinierteste Weise zur Evokation eines religiösen Gefühls eingesetzt werden, das man nicht anders als inbrünstig nennen kann. Den Ton, auf den die „Volksfrömmigkeit“ der Zeit gestimmt war, dürfte er damit allerdings ganz gut getroffen haben.>Michael Lehmann, Volksliederkranz für Schule und Haus, in: Magazin für Pädagogik, 1849, H. 1, S. 72<

Mit der Ernennung zum „Chorregenten“ ist Lehmanns Existenz wenigstens so weit gesichert, daß der Hagestolz endlich an eine Heirat denken kann. Am 11. Juli 1864 führt der Siebenunddreißigjährige die siebzehnjährige Anna Maria Reiner zum Traualtar. (Abb. 1) Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Maria Gisela (1866), Benno (1867-1876) und Stephanie (1869).

Der Autor volkstümlicher Erzählungen und Jugendschriften

Schon 1854 hat Lehmann sich vom Lampart - Verlag (in Augsburg) als Herausgeber einer „Katholischen Geschichtsbibliothek für die Jugend und das Volk“ anheuern lassen, >Katholische Geschichtsbibliothek für die Jugend und das Volk. Beiträge zur Erweckung einer christlichen Welt- und Lebensanschauung in Schulen und Familien, hrsgg. v. M. Lehmann (Lehrreiche Abendunterhaltungen für Jugend- und Familienkreise. Eine Reihe von Erzählungen für christliche Jugend und christliches Volk, 2. Folge) Augsburg (Lampart & Co) 1855 – 1864< in der 1855 seine erste Erzählung, Ritter Gerold von Helfenstein, >Ritter Gerold von Helfenstein. Ein historisch-romantisches Gemälde aus der Zeit der Kreuzzüge. Der reiferen katholischen Jugend und dem Volke zur Belehrung und Unterhaltung, dem gefeierten Dichter der ‚Amaranth’ aus Hochachtung und Verehrung gewidmet, KGB Bd. 1/2, Augsburg (Lampart) 1855 (312 S.), umgearbeitete Neuauflage bei Pustet Regensburg 1876< erscheint und in der bis 1864 Schlag auf Schlag zehn weitere volkstümliche Erzählungen aus der Zeit der Christenverfolgung, des Mittelalters, der Reformation und der Französischen Revolution folgen. Und das ist erst der Beginn einer ungebremsten Produktivität, an deren Ende mehr als siebzig Erzählungen, Novellen und Romane stehen. >Bibliographie M.L. in: Aiga Klotz, Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950: Band III: L–Q,, J.B. Metzler, Stuttgart /Weimar 1994, S.37-39 (Nrn. 3994/1 – 3994/74); Willy Beyer, Michael Lehmann – ein katholischer Rebell, in: Hohenzollerische Heimat, 54 Jgg. (2004) Nr-3, S.47< Nicht alle sind von gleicher Qualität. Abgesehen davon, daß man vom rein literarischen Standpunkt vieles davon zur Trivialliteratur zählen muß, gibt es unter den Elaboraten des Autors einige, denen man deutlich ansieht, daß sie nur um des Lohnes willen oder unter Zeitdruck zusammengeschustert wurden. Anläßlich der Besprechung einer Jugendschrift, die er als „vortrefflich“ ge¬lungen bezeichnete >Es handelt sich um die historische Erzählung „Verloren und wiedergefunden“ (Regensburg 1881)< gab ein Kritiker über sein Gesamtwerk ein sehr zwiespältiges Urteil ab. >Fischer, E., Die Großmacht der Jugend- und Volksliteratur, Neustift a. W. bei Wien 1877-1881 (Ndr, München 1979, Bd. VIII, S. 920 f.< Er meinte, wenn der Verfasser noch fünf so vorzügliche Bücher schreiben und dafür die weniger gelungenen einstampfen würde, wäre „sein Ruhm als tüchtiger, origineller Jugendbildner und Jugendschriftsteller dauernd begründet.“

Der literarische Erstling Lehmanns, der „Ritter Gerold von Helfenstein“, ist bei aller Schlichtheit der Sprache und des Stils, die das Genre verlangt, ein erstaunlich vielschichtiges, teilweise geradezu raffiniert komponiertes Werk. Um sein „historisches Gemälde“ jugendlichen Lesern schmackhaft zu machen, hat es der Autor mit allen Ingredienzien eines spannenden Abenteuerromans nach dem Geschmack der Zeit garniert. Da gibt es gefährliche Reisen durch exotische Länder, Überfälle von Seeräubern, Schiffbrüche, Großwildjagden und allerlei feindliche Begegnungen und blutige Gefechte. Die Serie dieser Abenteuer ist jedoch nicht ohne tiefere Bedeutung. Das Leitmotiv, das sie auslöst, ist die Suche des jungen Ritters Gerold nach seinem vermißten Vater, die nach langen Irrfahrten und glücklich überstandenen Gefahren mit der Befreiung des Gesuchten aus der maurischen Gefangenschaft endet, in die der Graf auf einer Wallfahrt ins Heilige Land geraten war. Der Erzählung dieser Abenteuer geht eine ausführliche Schilderung der Erziehung Gerolds zu einem „wahren deutschen Ritter“ nach dem Vorbild seines Vaters voraus, dessen Heldentaten als Kreuzfahrer den Gegenstand einer geschickt eingeblendeten Binnenerzählung bilden, bei der nebenbei auch einiges „Belehrende“ über die Geschichte der Kreuzzüge abfällt. Die Erziehung zum Ritter wird an eindrucksvollen Exempeln vorgeführt. Der Verfasser gibt ihr dadurch noch eine besondere „soziale“ Note, daß er den Sohn einer armen Witwe, den die Gräfin nach dem Tod seiner Mutter als Pflegesohn zu sich nimmt, als Gerolds Spielgenossen und ständigen Begleiter daran teilnehmen läßt. Familien-, Entwicklungs-, Bildungs- und Abenteuerroman in einem, wäre man fast versucht, den „Ritter Gerold“ mit den „Abenteuern des Telemach“, dem berühmten Bildungsroman und Fürstenspiegel des großen Fénelon, zu vergleichen, mit dem er gewiß nicht von ungefähr das Leitmotiv der Handlung, die abenteuerliche Suche nach dem vermißten Vater,>Zum Motiv der Vatersuche vgl. Frenzel, E., Motive der Weltliteratur, Stuttgart 21980, S. 708 ff < gemein hat, lägen nicht Welten zwischen dem eleganten antiki¬sierenden Roman des mondänen französischen Bischofs und Prinzenerziehers und der biederen Erzählung des deutschen Volksschriftstellers. Seit den Jesuitendramen der Barockzeit dürfte es in der deutschen Unterhaltungsliteratur nichts mehr gegeben haben, was sich derart unverblümt und ungeniert katholisch gab wie die Schriften der katholischen Volksschriftsteller im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Da man sich das Mittelalter in diesen Kreisen als eine Welt vorstellte, die durch und durch vom Geist des Katholizismus geprägt war, >Cf. Ritter Gerold von Helfenstein, S.177< hielt man wohl eine Erzählung aus dem Mittelalter zur Vorführung einer „geschlossenen“ katholischen Weltanschauung für besonders gut geeignet. Der „Ritter Gerold“ ist ein hervorragendes Beispiel dieser selbstbewußten „Milieuliteratur“, in der sich eine konfessionelle Minderheit ohne Minderwertigkeitskomplexe zu ihren Eigenheiten bekennt.>Osinski, J., Katholizismus und deutsche Literatur, Paderborn etc. [Schöningh] 1993, S. 253 ff.< Da begrüßen sich die Leute mit „Gelobt sei Jesus Christus!“ >Die folgenden Beispiele in „Ritter Gerold von Helfenstein“, S. 6 ff., 15, 33, 43, 46, 77, 79, 97, 128, 210< und bedanken sich für ein Geschenk „mit einem herzlichen Ave“. Da werfen sich Schiffbrüchige im Sturmgebraus „hin auf die Kniee und beten den frommen Psalter“, und – siehe da! – schon zeigt sich am Horizont das rettende Schiff. „Gott führt die Seinen wunderbar.“ Neben diesen spezifisch katholischen Frömmigkeitsformen, die überall wie selbstverständlich in die Handlung verwoben sind, kommen in der Erzählung jene „guten Werke“ besonders zur Geltung, mit denen man sich nach katholischer Lehre einen Lohn im Himmel verdienen kann. Bei Michael Lehmann steht die Armenfürsorge an erster Stelle. Im „Ritter Gerold“ wird die rituelle Szene einer Armenspeisung gleich dreimal mit Emphase vorgeführt. >Ritter Gerold von Helfenstein, S. 20 – 26, S. 45 f. , S. 129 f.< Die fingierte Solidarität der Gemeinschaft des Mittelalters zeigt sich in dem „historisch-romantischem Gemälde“ vor allem im Verhältnis der Reichen zu den Armen.

Die „soziale Frage“ ist auch das Hauptthema der vielen „Dorfgeschichten“ Lehmanns. Er gehört in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts zu den wenigen deutschen Volksschriftstellern außerhalb des sozialistischen Lagers, die sich besonders für das Schicksal der „armen Leute“ interessieren. Aus der Perspektive seiner sozialistischen Zeitgenossen nimmt sich seine Sicht der „sozialen Frage“ allerdings ziemlich gestrig aus. Die Existenz des „modernen Proletariats“, das sich zu seiner Zeit in den großen industriellen Metropolen zusammenzuballen begann, hat der Kleinstädter offenbar nicht zur Kenntnis ge¬nommen. >Zu seiner Großstadtkritik: Leiden und Freuden armer Leute, Augsburg 1856, S. 33< Die „armen Leute“ seiner volkstümlichen Erzählungen sind eine Gruppe der „vorindustriellen“ ländlichen Gesellschaft, die sich hauptsächlich aus unvollständigen Familien eigentumsloser Kleinhäusler und Tagelöhner zusammensetzt, die durch einen widrigen Schicksalsschlag unverschuldet >Cf. z.B. Reddy Connor oder aus dem Leben eines armen Irländers, Regensburg 1872, S. 107< in eine Situation geraten sind, die sie für alle möglichen Gefahren anfällig und von fremder Hilfe abhängig macht. Was sie von anderen vergleichbaren Gruppen im großen Heer der Eigentumslosen ihrer Zeit unterscheidet, ist die Tatsache, daß sie „rechtschaffen“, „ehrbar“ und vor allem „gottesfürchtig“ geblieben sind. >Vgl. Arme und reiche Leute. Eine Dorfgeschichte aus Savoyen, Regensburg 1892, S. 9, 12, 15, 35 f. ; Reddy Connor oder aus dem Leben eines armen Irländers, Regensburg 1872, S. 13, 37,101, 107, 139.< Trotz aller objektiven „Benachteiligung“ im Vergleich zu ihren wohlhabenden Nachbarn „lassen sie in ihrer Brust nicht die geringste Spur von Neid aufkommen“. Da sie die kleinen Freuden des Lebens weit mehr zu schätzen wissen als die Reichen, fühlen sie sich sogar glücklicher als diese. „Armut ist keine Schande und Reichtum keine Ehre“, läßt der Autor sie sagen, und „Wir sind glücklich in unserer Armut. Es gibt viele reiche Leute, welche unglücklich sind bei all’ dem Überfluß, in dem sie schwelgen.“ >Reddy Connor oder aus dem Leben eines armen Irländers, Regensburg 1872, S. 13 f.; vgl. auch: Der alte Waldmeister, Regensburg 1892, SA. 121 f.; Arme und reiche Leute, Regensburg 1892, S. 9 f., 12, 35<

Aus marxistischer Sicht mag diese religiöse Verklärung der Armut als ein typisch bourgeoiser Versuch erscheinen, die Armen von der Einsicht in ihre Interessenlage abzuhalten, sie mit dem „Opium des Volkes“ ruhig zu stellen und mit der Vertröstung auf eine illusorische jenseitige Gerechtigkeit abzuspeisen. Einem Michael Lehmann lagen derlei Hintergedanken sicherlich völlig fern. Bei ihm spielt der Arme, Der Arme spielt bei ihm, ganz wie bei Léon Bloy, >Vgl. die Beiträge von Georges Bernanos und Karl Pflüger in: Léon Bloy, Das Heil und die Armut, Heidelberg 1953, bes. S. 19 u. 138< eine hervorragende Rolle in der christlichen Heilsökonomie. Er ist für ihn ein „Repräsentant Christi“. >Vgl. bes. Herr Waldhorst, Regensburg 1873, S. 30 – 33< Die Idee, daß es die Armut abzuschaffen gelte, muß ihm daher geradezu frevelhaft erschienen sein. Für die Reichen ist die unvermeidliche Armut in seinen Augen eine einzigartige Chance, sich durch „gute Werke“ als Christen zu bewähren, >Getreu bis in den Tod, Regensburg 1895, S.57, 106 f.< für die Armen ist sie ein besonderer Gnadenstand, der sie dem Himmel näher rückt als die Reichen, die es weit schwerer haben, ins Himmelreich einzugehen. Nichts wäre für die Armen gefährlicher als die Versuchung, reich werden zu wollen, denn „wer reich werden will, der fällt gern in die Fallstricke des Bösen!“ >Reddy Connor oder aus dem Leben eines armen Irländers, Regensburg 1872, S.14; Arme und reiche Leute. Eine Dorfgeschichte aus Savoyen, Regens¬burg 1892, S. 10< Nicht ein „Klassenantagonismus“, sondern übertriebene soziale Ambitionen, durch die sich Reiche wie Arme leicht in den „Fallstricken des Bösen“ verfangen, sind aus Lehmanns Sicht die Ursache der eigentlichen sozialen Probleme, die er nicht müde wird, seinem Publikum in immer neuen „Erzählungen aus dem Volksleben“ vorzuführen.

Zu seinen Obsessionen gehört auch die Geschichte der Christenverfolgungen, für die es in seiner Umge¬bung einsichtige Gründe gab. Im Großherzog¬tum Baden, wo sein Dienstherr, der Erzbischof von Freiburg, residierte, entlud sich die „latente Kulturkampfatmosphäre“ >Nipperdey, Th., Deutsche Geschichte 1806 –1866, München 1998, S. 420, 422< in einem offenen Konflikt zwischen Staat und Kirche, in dessen Verlauf es – ganz wie in Lehmanns „Thomas Morus“, „Thaljunker“ und „Chlotilde“ - zu Verhaftungen von Geistlichen kam. Wenn der Badische Kirchenkonflikt von Lehmann nur indirekt literarisch verarbeitet wird, hat er sich im Kulturkampf, der später im Reich und in Preußen ausbracht, direkt engagiert.

Der rebellische Ultra im Kulturkampf

Mit dem „Kulturkampf“ beginnt das journalistische Engagement Michael Lehmanns, dem er seinen Ruf als „rebellischer Ultra“ verdankt. Ende 1872 gründet er mit der Unterstützung einer Vereinigung von Geistlichen, >A. Rösch, Der Kulturkampf in Hohenzollern, Freiburger Diözesan-Archiv NF, 16, 1915, S. 105 f.; Ludwig Eglers Chronik von Hechingen, hrsgg. v. M.R. von Ehrenberg, Hechingen 21906, S. 331; StA Sigm. Ho 414/3, Amtsgericht Hechingen, Paket Nr. 24< eine Zeitung, die rund um die Burg Hohenzollern der Mobilisierung des katholischen Volkes „zur Abwehr der Gefahren“ dienen sollte, die der Kirche von Berlin her drohten. >Sauter, R, Michael Lehmann / Der erste „Zoller“-Redakteur. Zum 100. Geburtstag, in: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927< „Der Zoller“, so der Titel des Blattes, war eine der vielen katholischen Zeitungen, die ihre Existenz dem „Kulturkampf“ verdanken. >Lange, J., Die Stellung der überregionalen katholischen deutschen Tagespresse zum Kulturkampf in Preußen (1871 –1878), Bern etc. 1974, S. 2)< Die erste Nummer der neuen Zeitung – bescheidene vier Seiten in einem schlichten Format – erscheint am 2. Januar 1873. Michael Lehmann fungierte laut Impressum als Redakteur und Verleger; >Die Angabe in Ludwig Eglers Chronik der Stadt Hechingen, 2. Aufl. v. M.R. v. Ehrenberg, Hechingen 1906, S. 297 ist falsch.< der Druck wurde von der Buchdruckerei R. Sulger besorgt, die im Parterre seines Hauses untergebracht war. Nach der Überlieferung wurden alle Familienmitglieder zum Reinigen der Lettern und zum Falzen der Blätter herangezogen.>Sauter, R, Michael Lehmann ,: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927< Die finanzielle Lage des Verlags war anfangs nicht rosig. >An die Leser, in: Der Zoller Nr. 147 v. 18.12.1873< Die Tatsache, daß Lehmann im März 1874 in seinem Haus, in dem schon der Verlag und die Druckerei untergebracht waren, auch noch eine „alternative Buchhandlung“ eröffnete,>Der Zoller Nr. 14 v. 31.1.1874, S. 52 Ankündigung, Nr. 15 v. 5.2.1874, S. 60, und laufende Inserate bis September 1876< deutet darauf hin, daß er auf eine zusätzliche Einkommensquelle angewiesen war.

Der Redakteur ist allerdings gut vernetzt. Wie überall führt der Kulturkampf auch in Hechingen dazu, daß die Katholiken zusammenrücken. Im Juni 1874 wird unter Lehmanns Mitwirkung das Hechinger „Kasino“ gegründet, >Statuten des katholischen Casinos zu Hechingen, gegründet am 26. Juni 1874, Hechingen (Sulger) 1896; Letztes von ihm unterschriebenes Circular der Vorstandssitzung vom 18.7.1900 im Bestand der HHB Hechingen (T 300)< eine Art konfessioneller Rotary Club, in dem sich die katholischen Honoratioren der Stadt und des Umlands zu geselligen Veranstaltungen treffen und dessen Vorstand er bis zu seinem Tod angehört. Dem Klub, der zeitweise über 200 Mitglieder gehabt zu haben scheint, >Sauter, R, Michael Lehmann - Der erste „Zoller“-Redakteur. Zum 100. Geburtstag, in: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927< war ein Lesekabinett angegliedert, in dem katholische Zeitschriften auslagen. Als Sammelpunkt des kirchentreuen Bildungsbürgertums war er das Pendant zum liberalen „Museum“ >Zekorn, A., Ort bürgerlicher Kultur. Die Hechinger Lesegesellschaft „Museum“, in: Zolleralb-Profile. Jahrbuch des Kreises Bd.2, Balingen 1990, S. 128 – 133< wie „Der Zoller“ zu den liberalen „Hohenzollernschen Blättern“.

Der Redakteur des Zoller eröffnete die erste Nummer mit einem Aufruf zum innerkirchlichen, interkonfessionellen, sozialen, nationalen und internationalen Frieden; >Zum neuen Jahr, in: Der Zoller Nr.1 v. 2.1.1873< er betonte jedoch, daß der innere Friede, den er dem Vaterland wünsche, kein „fauler Friede“ sein dürfe, sondern ein „ehrlicher Friede“ sein müsse, der „aus dem Boden des Rechtes“ erwachsen und sich „über alle in der Gesellschaft gleichmäßig erstrecken“ sollte. Für die Kirche sei unter den gegebenen Umständen der Kampf das einzige Mittel, um zu ihrem Recht zu gelangen. Indem man ihr den „gerechten Frieden“ verweigert habe, habe man sie zum Kampf herausgefordert. Als die Gesetzentwürfe zu den späteren „Maigesetzen“ publik wurden – sie wurden im „Zoller“ laufend analysiert und kommentiert- war „Kampf und Martyrium!“ die Devise des Blattes. >Der Zoller Nr. 16 v. 6.2.1873< Der Gesetzgeber sei zwar sichtlich bemüht, keine Märtyrer zu machen, aber wenn der Staat die Kirchengesetze durchsetzen wolle, werde er sich letztlich gezwungen sehen, „Hunderte von Priestern in die Gefängnisse zu werfen.“ Dann beginne „die Zeit eines großen und ernsten Kampfes und die Morgenröthe eines großen und herrlichen Martyriums“, das der Kirche „zu allen Zeiten nur Segen gebracht“ habe. >„Unsere Hoffnung“ in: Der Zoller Nr. 111 v. 25.9.1873< Bald sollte auch der Redakteur des Zoller mit dem Gefängnis Bekanntschaft machen. Am 8. März 1873 wurde er vom Hechinger Kreisgericht wegen „Verächtlichmachung von Anordnungen der Obrigkeit durch Mitteilung entstellter Tatsachen“ >begangen durch einen Leitartikel mit dem Titel „Die siebenziger Jahre. Ein Blick in die Zukunft“ in der Nr.18 vom 11. Februar 1873< zu vierzehn Tagen Gefängnis verurteilt. Während der heißen Phase des Kulturkampfs wurde er achtmal wegen „politischer Pressedelikte“ bestraft und saß insgesamt vierzehn Wochen im Gefängnis. Ein klerikaler Historiker meinte, daß man da wirklich von einer „Verfolgung um der Gerechtigkeit willen“ sprechen könne.> Rösch, Der Kulturkampf, S. 107 f.<

Grosso modo vertrat Lehmann in seiner Zeitung während des Kulturkampfs dieselben libertären Ideen wie in seiner Jugend. Es ging ihm vor allem um die Freiheit der Kirche. In einem Leitartikel vom 3. März 1873 feiert er in diesem Sinn die Vereinigten Staaten als das „freieste“ Land, weil, weil es dort keinen Kultusminister gebe.>Das „freieste“ Land, in: Der Zoller Nr.29 v. 8.März 1873< Neu ist nun allerdings die deutlichere Absetzung vom Liberalismus, der als Hauptfeind der Kirche schonungslos kritisiert wird. >z.B. Liberale Schlagwörter, in: Der Zoller Nr. 140 v. 2. Dezember 1873; Liberale Bekenntnisse, in: Der Zoller Nr. 80 v.14.Juli 1874; „Was will der Liberalismus?“, in Der Zoller Nr. 30 v. 12.März 1874;Eine Prophezeihung, in: Der Zoller Nr. 62 v. 1. Juni 1876; Rundschau in: Der Zoller Nr. 13 v. 1.2.1877, S. 50< In den Erzählungen, die während der Kulturkampfzeit und danach erscheinen, wird die Auseinandersetzung selbstbewußter Katholiken mit liberalen Aufklärern in geistreichen Streitgesprächen zwischen Repräsentanten beider Parteien vorgeführt.>z.B. in Der Schulmeister von Nordheim, Würzburg 1874, S. 10 ff., 15 f., 32 ff.,36 ff.; Zwei Töchter, Regensburg (Pustet) 21895, 31918, S. 38 – 49, 93-110, 140 ff. < Neu ist auch, daß die einstige Begeisterung für die alte revolutionäre Triade von „Freiheit, Gleichheit und Bruderliebe“ nun völlig verflogen ist. Die Revolutionen von 1789 und 1848 sind nur noch der „Aufstand des roten Gesindels“. >Herr Waldhorst, Regensburg / New York & Cincinnati 1874, S. 123-130 (Kap.VIII. Die rothen Horden); Zwei Töchter, S. 82; Arthur Graf von Chully, Regensburg / New York & Cincinnati 1898, S. 36 ff.,95 f., 130; Zwei Töchter, Regensburg 1919, S.88 f.<

Abgesang und Finale

Die Beteiligung am „Kulturkampf“ war der dramatische Höhepunkt im Leben Michael Lehmanns. Nachdem der Konflikt vom Vatikan über die Köpfe der deutschen „Ultramontanen“ hinweg auf diplomatischem Weg mit einer Reihe von Kompromissen beigelegt> Buchheim, K., Ultramontanismus und Demokratie, München 1963, S. 281 ff.; Lill, R., Hrsg., Der Kulturkampf, Quellentexte zur Geschichte des Katholizismus Bd. 10, Paderborn 1997, S. 21 ff., 112 –121< und auch offiziell für beendet erklärt worden war, >Erklärung von Bismarck vom 4.5.1880 (Mann, H., Der Beginn der Abkehr Bismarcks vom Kulturkampf 1878 – 1880, Frankfurt a.M. 1953, S. 209) und Erklärung von Papst Leo XIII. vom 23. Mai 1887 (Buchheim, K., Ultramontanismus und Demokratie, München 1963, S. 298)< galten katholische Publizisten, die sich im „Kulturkampf“ als Scharfmacher „kompromittiert“ hatten, auch in der Kirche als peinliche Überbleibsel, >Adolf Rösch, ,Der Kulturkampf in Hohenzollern, in: Freiburger Diözesan-Archiv, NF Bd. 16, Freiburg i. Br. 1915, S. 107< die im Hinblick auf die Be¬mühungen der Kurie um ein Aggiornamento als potentielle Störenfriede betrachtet wurden. Das Zentrum war gegen Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls längst nicht mehr, was es einmal war. Die Partei bemühte sich mehr und mehr, selbst in Fragen, die ihre „eigentlichsten Grundsätze“ angingen, „Kompromisse zu finden“.>Bergsträsser, L., Geschichte der politischen Parteien in Deutschland, München 1955, S.201< Die neue Losung hieß „Heraus aus dem Turm!“.>Am 1. März 1901 erschien in der Kölnischen Volkszeitung der berühmte Leitartikel von Julius Bachem mit dem Titel „Heraus aus dem Turm!“< Vorbei die Zeiten, da die große „Germania“ aus Berlin die erste Nummer der kleinen hohenzollerischen Provinzzeitung, deren Redakteur ihr Korrespondent war, mit Lob überschüttete >Der Zoller Nr. 6 v. 14.1.1873, S. 22< und Michael Lehmann sich als ein “raben- und pechschwarzer Unltramontaner“ zur „Germania“ als seinem „Leibblatt“ bekannte. >M.Lehmann, Sind die Katholiken die Feinde des deutschen Reichs? Compaß für das Katholische Volk I, Heft 6, Würzburg 1872, S. 3< Nachdem die „Germania“ im September 1878 einen allzu radikalen Chefredakteur auf Wunsch Ludwig Windthorsts in die Wüste geschickt und ihn durch einen konzilianteren Nachfolger namens Dr. Adolph Franz ersetzt hatte, eröffnete Lehmanns „Leibblatt“ am 28. August 1880 mit einem Zeitungsartikel, in dem Michael Lehmann als Plagiator hingestellt wurde, eine regelrechte Rufmordkampagne gegen ihn.>Aus der Sicht der Gegner Lehmanns ohne stichhaltige Belege für ein Plagiat: Beyer, Willy, Michael Lehmann – ein vergessener Kulturschaffender [sic!] und Kulturkämpfer [sic!] Hohenzollerns, in: Hohenzollerische Heimat Nr.4, 2005, S.60< Mit dem Hinweis auf die Tatsache, daß das unter seinem Namen in einer bei Wörl in Würzburg erscheinenden Reihe („Compaß für das Katholische Volk“) veröffentlichte Heft mit dem Titel Die katholische Kirche in Preußen unter Friedrich dem „Großen“ nur „eine theils wörtliche, theils inhaltliche Wiedergabe“ eines von ihrem neuen Chefredakteur Dr. Franz 1878 in Köln gehaltenen und in der Kölner Volkszeitung abgedruckten Vortrags über die Kirchenpolitik Friedrichs II. sei, erweckte sie den Eindruck, als habe Michael Lehmann eine fremde Arbeit unter seinem Namen drucken lassen. Tatsächlich aber waren in dem inkriminierten Heft nur drei wörtliche Passagen aus dem Vortrag von Dr. Franz enthalten, die von Lehmann mit Anführungszeichen versehen und mit dem Hinweis auf den Autor (Dr. Franz) und die Quelle (Kölner Volkszeitung) zitiert wurden, wie es sich gehört. Der Rest war zwar tatsächlich zum größten Teil eine Paraphrasierung des Inhalts der zitierten Vorlage, aber mit einem durchaus eigenen Akzent. Lehmann ist trotzdem der „Fahne des Zentrums“, die er einmal gewählt hatte, bis zum Ende treu geblieben und hat auch seine Hausaufgaben als verantwortlicher Redakteur des Zoller bis zum Schluß pünktlich erledigt, aber der politische Alltag mit seinen kleinlichen Kabalen und Intrigen, in dem die große Mobilmachung des „Kulturkampfs“ verebbte, war offenbar nicht mehr seine Welt.

Während der Publizist in der heißen Phase des Kulturkampfs neben seinen Erzählungen auch politische Streitschriften verfaßte, wandte er sich In den achtziger und neunziger Jahren wieder ganz der Volks- und Jugendschriftstellerei zu. Nach 1877 kamen in dichter Folge noch über dreißig neue Schriften heraus. Offenbar hatte der Kapitän des „Zoller“ nun, da sich sein Flaggschiff in ruhigeren Gewässern bewegte, für diese Nebenbeschäftigung wieder mehr Zeit. Der Volkserzieher hat sich von seinen volkstümlichen Schriften wohl auch eine nachhaltigere Wirkung erhofft als sie seinem ephemeren journalistischen Tagewerk in diesen windstillen Jahren vergönnt war. Vermutlich hat er die Arbeit an den Jugendschriften auch in der Absicht wieder aufgenommen, an die nachwachsende Generation, die es sich in dem erreichten „Frieden“ bequem machte, etwas von dem Kampfgeist weiterzugeben, der seine Generation noch beseelte. Wenn er in seinen Erzählungen, Novellen und Romanen immer neue Beispiele eines heldenhaften Widerstands und eines glorreichen Martyriums aus der Geschichte der verfolgten Kirche zu rührenden Erzählungen verarbeitete, ging es ihm erklärtermaßen immer noch um die „Stärkung des Glaubensmutes“. Das Echo war nun jedoch merklich geringer als früher.

Als Jugend- und Volksschriftsteller hat Michael Lehmann am Ende den Gegenwind des neuen Zeitgeists, der in seine Kirche eingedrungen war, massiv zu spüren bekommen. Die „Kultur“, der Kampfbegriff der „aufgeklärten“ Liberalen im „Kultur¬-Kampf“, hielt nun auch Einzug in den katholischen Literaturbetrieb. 1896 lancierte der Präsident der Görres-Gesellschaft Georg von Hertling das Stichwort von der „kulturellen Inferiorität der Katholiken“,> Berning, V., Art. Muth, in: Staats-Lexikon, hrsgg. von der Görres-Gesellschaft, Freiburg/Basel/Wien 71987, Bd. 3, Sp. 1252< womit er sich nicht nur der Sprachregelung der Liberalen > Dazu M.L.: Pius IX. über die sogenannten „liberalen“ Katholiken, in: Der Zoller Nr. 115 v. 4. Oktober 1873< beugte, sondern auch deren Diagnose übernahm.> Blackbourn, D., Volksfrömmigkeit und Fortschrittsglaube im Kulturkampf, Stuttgart 1988, S. 19, 45 f.< Zwei Jahre später löste Karl Muth, alias Veremundus, mit der rhetorischen Frage, ob sich „die katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit“ befinde, den „katholischen Literaturstreit“ aus.>Steht die Katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit? Eine literarische Gewissensfrage von Veremundus, Mainz 1898;. Osinski, J., Katholizismus und deutsche Literatur im 19. Jahrhundert, Paderborn 1993, S. 280 ff< Der Kulturkatholik Muth, der im Todesjahr Michael Lehmanns mit der Gründung des „Hochland“ eine folgenreiche Umorientierung der katholischen Intelligenz einleiten sollte, die im Rückblick als „Wiederbegegnung der Kirche und Kultur in Deutschland“ gefeiert wurde,> Wiederbegegnung von Kirche und Kultur in Deutschland. Eine Gabe für Karl Muth, München 1927< unterzog in seiner Streitschrift die traditionelle katholische Schriftstellerei einer scharfen Kritik. Er rügte vor allem, daß sie mit ihrer primär morali¬sierend-pädagogischen Tendenz alle „höheren ästhetischen Bedürfnisse“ eines kultivierten Publikums ignoriere.>Veremundus, Steht die Katholische Belletristik auf der Höher der Zeit? S. 8 ff. , 11, 23 ff., 38 - 43 < Auf dem Gebiet des Jugendschrifttums, Lehmanns eigentlicher Domäne, traf sich diese innerkirchliche Kritik mit dem Kampf der laizistischen Lehrerverbände gegen die „tendenziösen“ Jugendschriften, der in den frühen neunziger Jahren mit der Gründung diverser „Prüfungsausschüsse für Jugendschriften“ begann und 1896 von dem Schriftleiter der „Jugendschriften-Warte“, dem Zentralorgan der „Vereinigten Prüfungsausschüsse“, Heinrich Wolgast, mit dem Paukenschlag einer Streitschrift über „Das Elend unserer Jugendliteratur“ eine durchschlagende Wirkung erzielte.>Wolgast, H., Das Elend unserer Jugendliteratur, Leipzig 11896 (21899,31905,4,1910,61921,71950)< Für den von der „Kunsterziehungsbewegung“ beeinlußten Wolgast >Lt. Nachwort von W. Flacke in: Wolgast, Das Elend, Worms 71950, S. 299 ff., bes. S. 306, und I. Dyrenfurth-Graebsch, Geschichte des deutschen Jugendbuches, Ham¬burg 1951, S. 221; Hoops, P., Jugendschriftenausschuß, Volksschullehrerschaft, Sozialdemokratie, in: Hamburger Schulzeitung, 1905, 34 – 36< hatte schon eine eigene Jugendliteratur keine Existenzberechtigung, geschweige denn eine konfessionelle. Eine „Jugendschrift“, so seine Hauptthese, müsse wie jedes andere literarische Werk vor allem ein „Kunstwerk“ sein. > Wolgast, Das Elend, Worms 71950, S. 23 ff.< Man müsse daher Bücher, die unter der „äußeren Form“ einer Dichtung „die belehrenden, moralisierenden, religiösen oder politischen Erörterungen eines Tendenzschriftstellers“ bieten, „streng von der Lektüre der Jugend ausschließen“> Zur Kritik der religiösen Tendenz vgl. bes. Wolgast, Das Elend, Worms 71950, S. 22, 111 ff. und Wolgast, H., Das Religiöse und Patriotische in der Jugendschrift (1899) in.: Ders., Vom Kinderbuch, Leipzig 1905. Zur Tendenz-Diskussion um die Jahrhundertwende: Köster, H.L., Geschichte der deutschen Jugendliteratur in Monographien (1906), Braunschweig / Hamburg 31920, S. 421 ff< und den jungen Leuten statt dessen künstlerisch wertvolle Bücher allgemein anerkannter Autoren in die Hand geben, die sie rein „um des Genusses willen“ lesen sollten. Die „ästhetische Kirche“> Schade, H., Die ästhetische Kirche, in: Ders., Schicksal und Notwendigkeit der Kunst, Leipzig 1936; S. 52 ff.< machte sich nun eifrig an die Jugendmission. Im Vollzug des Programms der „ästhetischen Erziehung“ wurde das Angebot der Jugendschriften von den Zensoren der „Vereinigten Prüfungsaus¬schüsse“ einer strengen Selektion unterworfen, deren Ergebnis in einer jährlich erscheinenden Liste empfehlenswerter Schriften veröffentlicht wurde, in die spezifisch katholische Jugendschriften selbstverständlich nicht mehr aufgenommen wurden.> Die erste Liste erschien bereits 1893 in einer Auflage von 22 000 Exemplaren und war mehreren pädagogischen Zeitschriften beigelegt. (Köster, Geschichte der deut. Jugendliteratur, S. 411)<

Obwohl die letzten Erzählungen Lehmanns sorgfältiger komponiert waren als seine früheren Elaborate und auch in stilistischer Hinsicht höheren ästhetischen Ansprüchen genügten, haben es nur noch wenige zu mehreren Auflagen gebracht. Zu diesen gehört vielleicht nicht von ungefähr „Hendrik. Eine Erzählung aus dem flämischen Volksleben“, > Hendrik. Eine Erzählung aus dem flämischen Volksleben. Der reiferen Jugend und dem Volke dargeboten, JLB 2, Bd. 6, Regensburg -New York - Cincinnati 11886, 21896< die zuerst 1886 erschien und zehn Jahre später noch eine Neuauflage erlebte. Man könnte sie Lehmanns „Götterdämmerung“ nennen. Da wird zwar wieder die altbekannte arme Familie vorgeführt, die ihr Unglück und Ungemach im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung mit Geduld erträgt, aber diesmal gibt es nicht mehr das übliche Happy End. Just in dem Augenblick, als den Armen endlich das Glück zu lächeln scheint, bricht, von einem schrecklichen Unwetter angekündigt, jäh eine furchtbare Katastrophe über Gute wie Böse herein. Am Schluß ist die Szene von Leichen übersät. Ein Rezensent fand, da werde „unser sittliches Gefühl verletzt, welches nach der Bestrafung der Bösen mit Notwendigkeit die Belohnung der Guten verlangt“. > Rez. in: Jugend- und Volkslektüre. Organ der Zentral-Jugendschriften-Kommission des Kath. Lehrerver¬bandes d. Dt. Reiches, herausgg. v. S. Bator (Thorn), 3. Jgg., 1905, S. 52 < Vermutlich war es der Autor endlich leid, immerzu die gerechte Vorsehung zu mimen, die für alle Ungerechtigkeiten dieser Welt einen tröstlichen Ausgleich findet.

Daß Michael Lehmann die Schriftstellerei im Alter von neunundsechzig Jahren schließlich ganz aufgab, obwohl er als Chorregent und Redakteur keine Anzeichen einer nachlassenden Energie erkennen ließ, > (-er), M. Lehmann, in: Magazin für Pädagogik, 60, 1897, Nr. 11, S. 88< scheint darauf hinzudeuten, daß er die „Zeichen der Zeit“ begriff, die einem katholischen Schriftsteller seiner Art nicht mehr günstig waren. Noch einmal, wie schon zu Beginn seiner Schriftstellerkarriere, ließ er zum Schluß in einer Novelle mit dem Titel „Getreu bis in den Tod“ die glorreichen Zeiten des römischen Altertums aufleben, als das Christentum „in den breiten Massen des Volkes“ um so mehr Rückhalt fand, „je mehr die Erde gedüngt und gerötet wurde vom Blute der sterbenden heldenmütigen Märtyrer.“ >Getreu bis in den Tod. Eine Novelle aus der Zeit der Christenverfolgung, JLB 7 Bd. 6, Regensburg 1895, S. 146< Seine deutschen Glaubensgenossen, die der Verfolgung nach dem „siegreich beendeten Kulturkampf“ glücklich entronnen waren, dürfte er mit diesem unzeitigen Memento kaum noch beeindruckt haben. Und er konnte auch nicht mit dem Beifall seiner bürger¬lichen Standesgenossen rechnen, wenn er in einer „socialen Erzählung“ mit dem Titel „Hoch hin¬aus“,> Hoch hinaus. Eine sociale Erzählung. Regensburg – New York – Cincinnati 1895< die er als Beitrag zur Bekämpfung des „roten Gespenstes“ der Sozialdemokratie verstanden wissen wollte, >Hoch hinaus, S. III – VI (Vorwort)< als Verkörperung dieses „Gespenstes“ nicht etwa einen klassenbewußten Proletarier, sondern einen vom christlichen Glauben abgefallenen, in humanitären und sozialistischen Phrasen schwelgenden kleinbürgerlichen Spekulanten vorführte, der seine sozialen Ambitionen im Vertrauen auf die Automatik des allgemeinen „sozialen Aufstiegs“ so weit treibt, daß er jede Bodenhaftung verliert, geschäftlich Bankrott macht, seine Familie im Stich läßt und schließlich bettelarm in der New Yorker Gosse landet.

Anno 1896, in dem Jahr, in dem sich der Präsident der katholischen Görres-Gesellschaft zur „kulturellen Inferiorität der Katholiken“ bekannte und in dem mit der Veröffentlichung der Streitschrift Wolgasts die Kampagne gegen die „tendenziöse Jugendliteratur“ begann, erschien die letzte Erzählung des Volksschriftstellers Lehmann, eine „Novelle aus den Bergen Tirols“, dem Schauplatz seiner ersten „Erzählung aus dem Volksleben“. Der Titel - „Ein verlorenes Leben“ >Ein verlorenes Leben, Jugendleben, 2. Serie.5.Bändchen, Regensburg 1896<.- klingt wie ein Abgesang. Wie hat sich die Szene seines einstigen Sehnsuchtslandes Tirol >Über die Bildung und pädagogische Wirksamkeit des Mittelalters, in: Magazin für Pädagogik, NF X, 1952, H.1, S. 23 f. Anmerkung< verändert! In seine „stillen Täler“ mit ihren „reinen Quellen“ und ihrer „lauteren Luft“ hat „der Pesthauch der Gegenwart“ Einzug gehalten. Auch diese kleine Geschichte hat wieder kein Happy End. Es wäre verwunderlich, wenn der alte Pessimist das Ergebnis seines eigenen Lebens anders eingeschätzt hätte. Wenn er den neuen Kurs der Zentrumspartei und die erbärmliche Klage der jungen Katholiken über ihre eigene „Inferiorität“ verfolgte, wird ihm im Rückblick auch seine lebenslange Bemühung um eine Hebung des katholischen Selbstbewußtseins als eine vergebliche Liebesmühe erschienen sein. Auf dem letzten Foto vom August 1902, das ihn im Kreis seiner Lieben zeigt,>Das Bild zeigt in der ersten Reihe zwei Enkel: vom Beschauer aus rechts außen den späteren Pfarrer von Jungingen und Päpstl. Geheimkämmerer Msgr. Benno Kramer (1888 – 1951), links außen den späteren Denkmalpfleger Oscar Heck (1902-1975)< schaut der alte Kämpfer recht melancholisch drein.(Abb. 5) Da hatte ihn allerdings auch schon eine schlimme Krankheit heimgesucht >Jahresbericht des Hohenzollern’schen Preßvereins über das Geschäftsjahr 1902 StA Sigmaringen Ho 414/3 AG Hechingen, Paket Nr. 24< der er ein halbes Jahr später erliegen sollte. Werke 1. Volks- und Jugendschriften, Novellen und Romane

Auswahl einzelner Schriften (Nummern nach der chronologischen Reihenfolge der ersten Auflagen sämtlicher 65 Titel)

1. 01 Ritter Gerold von Helfenstein. Ein historisch-romantisches Gemälde aus der Zeit der Kreuzzüge, Augsburg (Lampart) 1855 (312 S.), 2. umgearbeitete Aufl., Regensburg (Manz) 1876 (210 S.) 1. 02 Aurelius und Cäsonia. Eine Erzählung aus der Zeit der Christenverfolgung, Augsburg (Lampart) 1855 (170 S.); 2. verb Aufl. Regensburg (Manz) / Straubing (VJS-Verlag) 1877 (175 S.) 1. 03 Das Tyroler-Annerl, oder was eine Mutter leiden kann und Leiden und Freuden armer Leute. Zwei Erzählungen, Augsburg (Lampart) 1856 (189 S.), 2. verb. Aufl.: Leiden und Freuden armer Leute. - Das Tyroler-Annerl, oder was eine Mutter leiden kann. Zwei Erzählungen aus dem Volksleben, Regensburg (Manz) 1875 (114 u.106 S.) 1. 04 Wolfrat von Veringen. Eine Erzählung aus der Zeit des Untergangs der Hohenstaufen, Augsburg (Lampart) 1857 1. 05 Thomas Morus. Lordkanzler von England. Eine Erzählung aus der Zeit der Reformation in England, Augsburg (Lampart) 1857 (192 S:), 2. verb. Aufl., Regensburg (Manz) / Straubing (VJS-Verlag) 1876 (190 S.) 1. 06 Aus dem Leben eines Vielgeprüften. Eine Erzählung aus der ersten Zeit der Reformation, Augsburg (Lampart) 1858 (284 S.), (Vorabdruck in dem amerikan. kath. Journal „Der Wahrheits-Freund. hrsgg. v. St. Aloisius Waisenverein Cincinnati 1854) 1. 08 Cecily Tyrell, oder der Schutzengel der Armen. Eine Erzählung aus dem Volksleben in Irland, Augsburg (Lampart) 1859, 2. Aufl. Regensburg (Manz) 1880 (176 S.) 1. 10 Friedrich von Scharfenstein, oder: Magdeburgs Zerstörung. Eine Erzählung aus der Zeit des 30jähr. Krieges, LUS Bd. 10, Regensburg (Pustet) 1861 (254 S.),2. verb. Aufl. 1891 (256 S.)

1. 11  Der letzte Reichenstein oder der Bauernkrieg im Lauterthale. Erzählung aus der Zeit des Bauernkrieges. Der reiferen Jugend zur Belehrung u. Unterhaltung dargeboten, Augsburg (Lampart) 1864 (136 S.) / Straubing (VJS-Verlag) 1864; auch Regensburg (Manz) 1875 (136 S.)

1. 14 Gisela. Roman aus der Zeit des Conciliums von Constanz, Regensburg (Pustet) 1867 (368 S.) 2. Aufl. 1870 1. 15 Die Rose von San Jago. Eine Erzählung aus dem spanischen Volksleben, Regensburg (Manz) 1871 (263 S.) 1. 16 Zwei Töchter. Eine Erzählung aus dem badischen Schwarzwalde, Regensburg (Pustet) 1871 (221 S.), [2. durchges. Aufl. 1896 (224 S.) u. 3. durchges. Aufl. 1919 (223 S.) 1. 19 Reddy Connor, oder (Bilder) Aus dem Leben eines armen Irländers. Eine Erzählung aus dem Volksleben [in Irland], Regensburg -New York - Cincinnati (Pustet) 1872 (198 S.); 2. Aufl. 1889 (198 S.) Neue Aufl. 1910 (211 S.) 1. 21 Ein Palmzweig. Erzählungen für das christliche Volk, Mainz (Kirchheim) 1872 (195 S.) 1. 22 Aurel Däumling, oder Ehrlich währt am längsten. Eine Erzählung, Regensburg -New York - Cincinnati (Pustet) 1873 (128 S), 2. Aufl. (Aurel Däumling, oder Ehrlich währt am längsten. Eine Erzählung für die liebe Jugend, S. 1-126 u. Fürst und Wildschütze. Eine Erzählung für die reifste Jugend und das Volk, S.127 - 207) 1896 (206 S.) 1. 24 Arthur Graf von Chully. Eine Erzählung aus der Zeit der französischen Revolution, Regensburg -New York - Cincinnati (Pustet) 1873 (148 S.); 2. Aufl. 1898 (151 S.) 1. 25 Der Waldbauer. Eine Erzählung aus dem Volksleben, Regensburg -New York - Cincinnati (Pustet) 1873 (160 S.), 2. Aufl. 1898 (160 S.) 1. 27 Der gute Gerhard. Eine Erzählung für die liebe Jugend, Regensburg (Pustet) 1873 (164 S.) 1. 31 Der Schulmeister von Nordheim. Eine Erzählung für das Volk, Würzburg (Woerl) 1875 (76 S.) 1. 41 Verloren und wieder gefunden. Eine Erzählung aus der ersten Zeit der Reformation, Regensburg (Manz) / Straubing (VJS-Verlag) 1881 (136 S.) 1. 45 Hendrik. Eine Erzählung aus dem flämischen Volksleben. Der reiferen Jugend und dem Volke dargeboten, Regensburg - Cincinnati (Pustet) 1886 (196 S.), 2. Aufl. 1896 (196 S.) 1. 48 Vom Bettelknaben zum Edelmann. Eine Erzählung aus dem Elsasse. Für die reifere Jugend und das Volk, Straubing (VJS-Verlag) 1886 (168 S.) 1. 51 Den Mut nicht verlieren. Eine Erzählung aus dem irischen Volksleben, Regensburg (Pustet) 1889 (135 S.) 1. 53 Grüner Epheu. Lehrreiche Erzählungen für die liebe Jugend. (Die verhängnisvollen Wechsel, S. 5-42; Ein edler Mann, S. 43 - 84; Der Einsiedler von Oberthal, S. 85 - 116; Die Rache des Negers, S. 117 - 155), JLB 6, Bd. 3, Regensburg (Pustet) 1889 (155 S.) 1. 55 Weiße Lilien. Lehrreiche Erzählungen für die liebe Jugend (Valeria, S. 5 - 93; Nehmt euch der Armen an! S. 94 - 149; Das Blumenmädchen, S. 150 - 174), JLB 6 Bd. 5, Regensburg (Pustet) 1889 (174 S.) 1. 59 Dora. Eine Dorfgeschichte vom Comersee, für die reifere Jugend erzählt, Regensburg (Pustet) 1891 (152 S.); Neue Aufl.1912 (141 S.) 1. 60 Arme und reiche Leute. Eine Dorfgeschichte aus Savoyen, Regensburg (Pustet) 1892 (168 S.) 1. 61 Der alte Waldmeister. Eine Erzählung aus dem Riesengebirge, Regensburg (Pustet) 1892 (151 S.), 2. Aufl. 1912 (151 S.) 1. 62 In der Spinnstube. Drei Erzählungen aus dem Leben (Die Wildschützen S. 9-42; Der alte Forstrat, S. 43 - 81; Gewonnen, S. 81 - 141), Regensburg (Pustet) 1894 (142 S.) 1. 63 Getreu bis in den Tod. Eine Novelle aus der Zeit der Christenverfolgung, Regensburg (Pustet) 1895 (164 S.) 1. 64 Hoch hinaus. Eine sociale Erzählung. Regensburg (Pustet) 1895 (188 S.) 1. 65 Ein verlorenes Leben. Eine Novelle aus den Bergen Tirols. Der reifsten Jugend und dem Volke dargeboten, Regensburg -New York - Cincinnati (Pustet) 1896 (161 S.)


2. Politische-Streitschriften

2.01 Die Freiheit des Unterrichts mit besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse der Lehrerversammlungen des vorigen Jahres. Ein Wort an alle Lehrer und Schulfreunde, Regensburg (Manz) 1850 (174 S.) 2.02 Sind die Katholiken die Feinde des deutschen Reichs? Compaß für das kath. Volk Bd. I/5 , Würzburg (Woerl) 1872 (36 S.) 2.03 Der liberale Schulmeister auf dem Lehrertag zu München. Ein offenes und freies Wort an das christl. Volk, Compaß für das katholische Volk Bd. I/10, Würzburg (Woerl) 1872 (32 S.) 2.04 Wallfahrten und Prozessionen, Compaß für das katholische Volk Bd. IV/9, Würzburg (Woerl) 1875 (39 S.) 2.05 Die Freiheit des Unterrichts und die konfessionslose Staatsschule, Compaß für das katholische Volk Bd. 59, Würzburg (Woerl) 1877 (30 S.) 2.06 Die katholische Kirche in Preußen unter Friedrich dem „Großen“, Compaß für das kath. Volk Bd. 67, Würzburg (Woerl) 1876 (unbegründeter Plagiatsvorwurf)

3. Herausgeberschaft

3.01 Magazin für Pädagogik - [Vierteljahrs-Schrift] / [Kath.] Zeitschrift für Volkserziehung und Volksunterricht, herausgegeben {unter Mitwirkung von mehreren [Geistlichen und] Schulmännern} von M. Leh¬mann, Volks[schul]lehrer (von Frühjahr 1849 bis Neujahr 1853: 1.Heft, 2.Abt.), Neue Folge 7.-u. 8. Jgg., Rottweil a.N. 1849-1850; 9 u. 10, Jgg.. Ludwigsburg (C.F. Rast) 1851 - 1852 (4 Jgge, je 8 Hefte) MFP 3.02 Katholische Geschichtsbibliothek für die Jugend und das Volk. Beiträge zur Erweckung einer christlichen Welt- und Lebens¬an¬schauung in Schulen und Familien, hrsgg. von M. Lehmann, Augsburg (Lampart & Co), 1855 - 1864, 11 Bde; ab 1861: Lehrreiche Abendunterhaltungen für Jugend und Familienkreise, 2. Folge oder kath. Geschichtsbibliothek für die Jugend und das Volk. hrsgg. von M. Lehmann, Augsburg (Lampart & Co.) 1861-1864; KGB 3.03 Der Zoller, Redaktion und Verlag v. Michael Lehmann, Firstgasse Nr. 59 in Hechingen (Druckerei R. Sulger, Hechingen), vom 2. 1. 1873 (1. Jgg. Nr. 1) bis 30. 3. 1876 ( 4. Jgg. Nr. 37); vom 17.2.1877 (5. Jgg. Nr. 20 ) bis 1.2.1903 (31. Jgg. Nr. 19) verantwortlicher Redakteur.

4. Zeitschriften mit Beiträgen Michael Lehmanns

4.01 Quartalschrift für praktisches Schulwesen. Mit besonderer Rücksicht auf das Königreich Bayern, hrsgg. v. [F.A. Heim] u. F. J. Heim, 9.-11.Jgg., Augsburg (Kollmann) [QPS]; 1845 – 1847. 4.02 Der Deutsche Schulbote. Eine katholisch-pädagogische Zeitschrift für Schulmänner geistlichen und weltlichen Standes, hrsgg. v. G. Floßmann u. M. Heißler“, 6. –7. Jgg, Augsburg (Rieger) 1847-1848 4.03 Magazin für Pädagogik - [Vierteljahrs-Schrift] / [Kath.] Zeitschrift für Volkserziehung und Volksunterricht, heraus¬gegeben von M. Leh¬mann, Volks[schul]lehrer (von Frühjahr 1849 bis Neujahr 1853: 1.Heft, 2.Abt.), N. F. 7.u.8. Jgg., Rottweil a.N. 1849-1850; 9 u.10,Jgg.Ludwigsburg (C.F.Rast)1851-1852 4.04 Der Schulfreund. Eine Quartalschrift zur Förderung des Elementarschulwesens und der Jugenderziehung, hrsgg. v. J.H.. Schmitz, 10. –11. Jgg. Trier (F. A. Gall) 1854-1855 4.05 Pädagogische Monatsschrift, hrsgg. v. F.A. Körner, Magdeburg (nach 1852); 4.06 Katholisches Schulwochenblatt. Eine katholische Schulzeitschrift aus Württemberg, hrsgg- v. A. Hetzel (ab 1861:v. A. Pfister u. H. Rolfus), Spaichingen (Kupferschmid) 1853 – 1861 4.07 „Der praktische Schulmann. Archiv für Materialien zum Unterricht in der Real-, Bürger- u. Volksschule “, hrsgg. v. F.A. Körner, Leipzig (Brandstetter) (nach 1852);. 4.08 „Der Wahrheitsfreund. Eine Wochenblatt für kath. Leben, Wirken und Wissen“, hrsgg. v.St Aloisius Waisen-Verein in Cincinnati, Hamilton City, Ohio (nach 1852) 4.09 „Der Feierabend. Unterhaltungs-Blatt zum Donauboten“, Sigmaringen (1871) 4.10 „Der Zoller“ (Hechingen) 4.11 „Deutsche Reichszeitung“ (Bonn) 4.12 „Germania“ (Berlin)

5. Musikalische Kompositionen

5.01 Glaube (Kirchenlied, Adagio, D-Dur) in: [QPS], 11, 1847, H. 2, S. 241 5.02 „In dir ruht, Herr! mein ganz Gemüthe“ (Choral, Es-Dur) in: [QPS], 11, 1847, H. 2, S. 242 5.03 Adeste Fideles (SATB+Solo S+Org, G) verschollen 5.04 Alleluja! Motette zum hohen Osterfest für gemischte Stimmen (SATB, G) Alleluija Der Herr ist auferstanden in C-Dur RISM ID No.653004252 5.05 Ave maris stella in C-Dur RISM ID No. 455032172 5.06 Ave Maria, pour soprane et alto, avec accompagnement (SA+Org/Harm,G) Edit. Ch. Fassoli, Straßburg 5.07 Du in dem Himmel hoch erhöhte, sei Engelskönigin gegrüßt! (SATB, G) Archiv St. Jakob, Hechingen 5.08 Grablied (TTBB, G.) verschollen 5.09 Les Antiennes de la Sainte Vierge, pour soprane et alto (ou ténor et basse), avec accompagnement (Antiphonen, SA[TB]+Org/Harm Edit. Ch. Fassoli, Straßburg 5.10 Missa Brevis pro soprano et alto, tenore et basso (ad libitum) cum organo sive harmonio (ES-Dur, SA[TB]+Org/Harm, M) Edit. Ch. Fassoli, Straßburg 5.11 Regina coeli laetare (SARB+Orch, G) Archiv St.Jakob, Hechingen 5.12 Regina coeli laetare (SA + Org) verschollen 5.13 Salve Regina. Opus 7 für Sopran, Alt, Tenor und Bass mit Begleitung von 2 Violinen, Viola, Contrabasso und Violoncello, Flauto, 2 Clarinetten, 2 Hörner und Orgel oder Harmonium (SATB+Orch) Archiv St. Jakob, Hechingen 5.14 Vingt-quatre cantiques allemandes de tous les siècles, en l’honneur de la sainte Vierge, à quatre voix (SATB, G) Edit. Ch. Fassoli, Straßburg 5.15 Weit ist Himmel (TTBB) verschollen 5.16 Marien-Blumen, ein lieblicher Kranz, 22 Stücke 2.Aufl. 1836 Fassoli/Ohlmann-Straßburg

6. Biographische und bibliographische Hinweise

Beyer, Willy, Michael Lehmann – ein vergessener Kulturschaffender und Kulturkämpfer Hohenzollerns, in: Hohen¬zollerische Heimat, 55.Jgg.(2005),Nr. 4, S. 59-61; 56. Jgg. (2006), Nr. 2, S.22-26, 57. Jgg. (2007), Nr.1, S.17-22 Beyer, Willy, Michael Lehmann – ein katholischer Rebell, in: Hohenzollerische Heimat, 53.Jgg. 2003, S. 55-58, 54. Jgg. 2004, Nr.1, S. 11-13; Nr.2, S. 26-28, Nr.3, S.45-47 (Bibliographie S.47), Nr 4, S. 57-60 Klotz, Aiga, Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950: Band III: L–Q, J.B. Metzler, Stuttgart /Weimar 1994, S.37-39 (Nrn. 3994/1–3994/74) Rupp, H. und C.L. Lang, Hrsg., Art. M. Lehmann in: Deutsches Literatur-Lexikon („Kosch“), 3. Aufl. Bern / München 1984, Bd. 9, Sp. 1122-1124; Hirschmann, Günther, Kulturkampf im hist. Roman der Gründerzeit 1859–1878, München 1978, S. 65, 152, 158; Sauter, R(oman), Michael Lehmann - Der erste „Zoller“-Redakteur. Zum 100. Geburtstag 1827 - 5. Februar -1927, in: Der Zoller Nr. 171 v. 5.2.1927 Rösch, Adolf, Der Kulturkampf in Hohenzollern, in: Freiburger Diözesanarchiv 43, 1915, bes. S. 104-108 Brümmer, Franz, Hrsg., Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 6. Aufl. Leipzig 1913, Bd. 4, S. 214; (H.), Michael Lehmann + (Nekrolog), in: Magazin für Pädagogik, 1903, Nr. 15, S. 234 – 236 Wienstein, Friedrich , Lexikon der katholischen deutschen Dichter vom Ausgange des Mittelalters bis zur Gegenwart, Hamm 1899, S. 216 f.; Kehrein, Josef, Biographisch-literarisches Lexikon der kath. deut. Dichter, Volks- u. Jugend¬schriftsteller im 19. Jahrhundert, Zürich-Stuttgart-Würzburg 1868, Bd.1, S. 221 f.; Heindl, Joh. Bapt., Hrsg., Galerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftsteller und Componisten aus der Gegenwart in Biographien und biogr.Skizzen, München 1858/59, Bd. 1, S. 542 f. Sammlung „Lebensbilder“ mit Zeitungsausschnitten in der Hohenzollerischen Heimatbücherei Hechingen (HHB); Sign. U.b. 171 u. K 165;