Benutzer:HerrMay/Karl-Bröger-Haus

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Das Karl-Bröger-Haus am Karl-Prölß-Platz.
Das Karl-Bröger-Haus bei Nacht mit der 2007/08 wieder angebrachten markanten Außenbeleuchtung.

Das Karl-Bröger-Haus (ehemals Haus der Arbeit) ist ein denkmalgeschütztes Büro- und Geschäftshaus in Nürnberg, das ursprünglich als Verlagsgebäude der Fränkischen Tagespost errichetet wurde und heute als Sitz der Nürnberger SPD dient.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwurf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende der 1930er Jahre erhielt das Architekturbüro des Nürnberger Stadtratsabgeordneten Hans Müller seitens der Fränkischen Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH (FVA) den Auftrag zur Errichtung eines neuen Verlagsgebäudes für die sozialdemokratische Tageszeitung Fränkische Tagespost (FT). Der inzwischen ins Büro eingetretene Karl Kröck erhielt hierbei die Möglichkeit ein erstes, repräsentatives Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit zu entwerfen, das nicht nur als Verlagshaus, sondern auch als Sitz von Gewerkschaften und der politischen Sekretariate der SPD dienen sollte.[1][2]

Eröffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 1930 erfolgte mit einem dreitägigen Festakt die Eröffnung des zur damaligen Zeit höchsten und modernsten Gebäudes in Nürnberg. Neben dem Verlag und vereinzelten Parteifunktionen, bezogen auch Die Falken, der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland, die Arbeiterwohlfahrt, die Arbeitersportbewegung sowie verschiedene Gesangs- und Theatergruppen Räume im damals Haus der Arbeit genannten Bauwerk. Zum Abschluss des ersten offiziellen Eröffnungstages am 11. Oktober wurde die Außenbeleuchtung mit dem ebenfalls beleuchteten Schriftzug FRÄNKISCHE TAGESPOST zwischen dem fünften und sechsten Obergeschoß in Betrieb genommen und der Öffentlichkeit präsentiert. Bereits zwei Tage zuvor konnte ein Kreis ausgewählter Persönlichkeiten, darunter auch einige Journalisten die Räumlichkeiten besichtigen. Am darauf folgenden Tag, dem 12. Oktober fanden im Phoebus-Palast, dem damals modernsten Kino der Stadt und anschließend in der Luitpoldhalle die Eröffnungsfeierlichkeiten für die Nürnberger Bevölkerung statt. Anstelle des erkrankten SPD-Parteivorsitzenden Otto Wels, hielt der damalige Reichskanzler Hermann Müller eine Rede und würdigte den „gewaltigen, herr­lichen Bau [, über den] nur eine Meinung, ein Lob herrschen [kann]“ mit den Worten: „Es ist der zweckmäßigste und schönste Bau, über den die deutsche Arbeiterschaft verfügt.“[3][4]

Zeit des Nationalsozialimus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits zwei Jahre und fünf Monate nach der Eröffnung des Baus wurde die Fränkische Tagespost in Folge des Reichstagsbrandes am 28. Februar 1933 vorübergehend bis 3. März und ab 9. März 1933 endgültig eingestellt. Unter Führung des fränkischen Gauleiters Julius Streicher stürmten an diesem Tag SA- und SS-Einheiten, durch den heutigen Karl-Bröger-Tunnel kommend, das Gebäude und nahmen die Druckmaschinen wie das Inventar auseinander. Insgesamt vier Tage wüteten die Nationalsozialisten im sogenannten Haus der Arbeit, nahmen anwesende Redakteure fest und verbrannten zum Abschluss Bücher, Zeitungsbände und Schreibmaschinen, die sie zuvor aus dem sechsten Obergeschoß geworfen hatten, anschließend im Hof. Unter den Verhafteten, die zum Teil mehrere Jahre ins Konzentrationslager Dachau kamen, befanden sich unter anderem der langjährige Stadtrat und spätere Verlagschef August Meier, der Arbeiterdichter und heutige Namensgeber des Gebäudes Karl Bröger sowie der Reichstagsabgeordnete Josef Simon. Nach den Zerstörungen ging der Bau zunächst in den Besitz des Freistaat Bayern über und wurde nach dessen Wiederinstandsetzung zwischen 1939 und 1942/43 von Julius Streicher als Verlagsort des Nürnberger NS-Parteiorgans Fränkische Tageszeitung und des vulgärantisemitischen politpornografischen Hetzblattes Der Stürmer genutzt.[5][6]

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Luftangriffe auf Nürnberg überstand das Gebäude, abgesehen von einm zertsörten Dachstuhl sowie fehlenden Fenstern und Türen weitestgehend unbeschadet. Da in der stark zertsörten Stadt dringend Räumlichkeiten zur Unterbringung von Behörden und Unternehmen gesucht wurden, schritt der Wiederaufbau zügig voran. Neben den bereits zuvor ansässige Einrichtungen, wie den Falken oder der Arbeiterwohlfahrt, kamen hier auch zwischenzeitlich die Lokalredation der Nürnberger Nachrichten, das Landgericht Nürnberg-Fürth, das Landesarbeitsamt sowie das Büro der Spruchkammer zur Entnazifizierung unter. Mit Hilfe der Mieteinnahmen wurde der Bau somit wieder Stück für Stück instand gesetzt und der Seitenflügel 1949/50 um ein fünftes Geschoß erweitert. Da die Aliierten Kräfte unabhängigen Zeitungen zunächst den Vorzug gegenüber Parteiblättern gaben und Druckmaschinen fehlten, dauerte es noch bis zum 6. November 1948 bis ein Erscheinen wieder der Fränkischen Tagespost wieder möglich wurde. Der finanzielle Rückstand auf andere Verlage sowie die gesellschaftlichen Umstände, in denen Parteiblätter immer weniger nachgefragt wurden, führten am 30. November 1971 schließlich zur endgültige Einstellung des Erscheinens der Zeitung.[7][8]

Veranstaltungszentrum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Renaissance erlebte das Gebäude ab 1997, als der damalige Vorsitzende der SPD Nürnberg Horst Schmidbauer den Nürnberger Architekten Dieter Fritsch damit beauftragte das ehemalige Verlagsgebäude in ein Veranstaltungszentrum, das als allgemeiner Ort für Gespräche, Debatten, Austausch und Begegnungen dienen sollte, umzubauen. In den Jahren 2007/08 wurde die zur Zeit des Nationalsozialimus entfernte Außenbeleuchtung wieder nach historischem Vorbild angebracht und der ehemalige Leuchtschriftzug FRÄNKISCHE TAGESPOST mit dem neuen Namen KARL-BRÖGER-HAUS adaptiert. Die Abgeordnetenbüros zogen zeitgleich in die ehemaligen Geschäftsräumlichkeiten im Erdgeschoß und dienen seither als offener Zugangspunkt. Das Konzept der Veranstaltungsstätte Karl-Bröger-Zentrum wurde mit dem ehemaligen Drucksaal, der nun 250 Personen Platz bietet erfolgreich umgesetzt. Heute besuchen zu ungefähr 200 Veranstaltungen im Jahre rund 16.000 Menschen das Gebäude. Vor dem Eingang wurde außerdem eine Gedenkstele mit den Namen der während des Nationalsozialismus verfolgten Sozialdemokraten angebracht.[9][10]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als formgebendes Vorbild diente die Brüsseler Maison du Peuple von Victor Horta.

Das an den Seiten fünf- und im Mittelteil siebengeschoßige und 26,5 Meter hohe neue Verlagshaus der Fränkischen Tagespost wurde 1929–1930 von den Nürnberger Architekten Hans Müller und Karl Kröck als erstes Hochhaus Nürnbergs errichtet. Gestalterisch greift es die konkave Form der Zentrale der Belgischen Arbeiterpartei Maison du Peuple von Victor Horta in Brüssel auf, weist jedoch zeittypisch architektonische Elemente der klassischen Moderne, hierbei insbesondere der Neuen Sachlichkeit auf. Die rötlich gestrichene Putzfassade wird an den seitlichen dreigeschoßigen Runderkern horizontal von Gesimsen, wie im Mittelteil vertikal von Lisenen gegliedert. In der Nacht werden die Lisenen zusätzlich durch eine Außenbeleuchtung unterstrichen, die zwischen fünftem und sechstem Obergeschoß durch einen horizontalen Schriftzug unterbrochen ist. Konstruktiv stellt es zudem eines der ersten reinen Stahlskelettbauten dar und ermöglicht somit eine flexible Nutzung der Räumlichkeiten. [11][12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl-Bröger-Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH: Das Karl Bröger Haus - Ein Begleitheft zur Ausstellung. Nürnberg, CityDruck, 2015 (2016 aktualisiert). (als PDF verfügbar)
  • Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH: Das Karl Bröger Haus - Ein Begleitheft mit Bildern. Nürnberg, CityDruck, 2015. (als PDF verfügbar)
  • Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH: Das Karl Bröger Haus - Ein Begleitheft mit persönlichen Geschichten zum Haus. Nürnberg, CityDruck, 2015 (2016 aktualisiert). (als PDF verfügbar)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Karl-Bröger-Haus - Ein Begleitheft zur Ausstellung auf fraenkische-verlagsanstalt.de, von Oktober 2015, abgerufen am 17. September 2019
  2. SPD Nürnberg: Das Karl-Bröger-Haus in Nürnberg. Freiheit. Gleichheit. Solidarität. auf spd-nuernberg.de, vom 16. März 2016, abgerufen am 17. September 2019
  3. Das Karl-Bröger-Haus - Ein Begleitheft zur Ausstellung auf fraenkische-verlagsanstalt.de, von Oktober 2015, abgerufen am 17. September 2019
  4. SPD Nürnberg: Das Karl-Bröger-Haus in Nürnberg. Freiheit. Gleichheit. Solidarität. auf spd-nuernberg.de, vom 16. März 2016, abgerufen am 17. September 2019
  5. Das Karl-Bröger-Haus - Ein Begleitheft zur Ausstellung auf fraenkische-verlagsanstalt.de, von Oktober 2015, abgerufen am 17. September 2019
  6. SPD Nürnberg: Das Karl-Bröger-Haus in Nürnberg. Freiheit. Gleichheit. Solidarität. auf spd-nuernberg.de, vom 16. März 2016, abgerufen am 17. September 2019
  7. Das Karl-Bröger-Haus - Ein Begleitheft zur Ausstellung auf fraenkische-verlagsanstalt.de, von Oktober 2015, abgerufen am 17. September 2019
  8. SPD Nürnberg: Das Karl-Bröger-Haus in Nürnberg. Freiheit. Gleichheit. Solidarität. auf spd-nuernberg.de, vom 16. März 2016, abgerufen am 17. September 2019
  9. Das Karl-Bröger-Haus - Ein Begleitheft zur Ausstellung auf fraenkische-verlagsanstalt.de, von Oktober 2015, abgerufen am 17. September 2019
  10. SPD Nürnberg: Das Karl-Bröger-Haus in Nürnberg. Freiheit. Gleichheit. Solidarität. auf spd-nuernberg.de, vom 16. März 2016, abgerufen am 17. September 2019
  11. Das Karl-Bröger-Haus - Ein Begleitheft zur Ausstellung auf fraenkische-verlagsanstalt.de, von Oktober 2015, abgerufen am 17. September 2019
  12. SPD Nürnberg: Das Karl-Bröger-Haus in Nürnberg. Freiheit. Gleichheit. Solidarität. auf spd-nuernberg.de, vom 16. März 2016, abgerufen am 17. September 2019

Koordinaten: 49° 26′ 37,1″ N, 11° 4′ 43,1″ O