Benutzer:HmFoe/Artikelentwurf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Baumwollkämmerei Neudek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte bis zum Ersten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Baumwollkämmerei Nejdek verkörpert in ihrer Größe im Verhältnis zum Ort die Bedeutung der Textilindustrie für den Ort. Sie funktioniert als Baumwollkämmerei seit 1840. Die Anlage liegt als ehemals wasserbetriebener Betrieb am Fluß Rolava Rohlau; städtebaulich in zentraler Lage zwischen namĕsti Karla IV, Karlovarska und Chodovska, angelegt, und hat trotz großer Expansion diesen Ort nie verlassen.

Es handelt sich Mitte des 19. Jahrhunderts um die erste mechanische Baumwollkämmerei auf dem Gebiet der österreich-ungarischen Monarchie; sie erarbeitet sich früh internationales Renommée und präsentiert erfolgreich ihre präparierte Schafwolle auf der Weltausstellung 1873 in Wien sowie der Great Exhibition in London 1851.

Im Jahr 1873 erwirbt der Bremer Kaufmann Christian Lahusen, tätig im Überseegeschäft, die Baumwollkämmerei. 1884 wird die Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei NWK in Delmenhorst gegründet, der Standort Neudek wird eingegliedert.

Die Anbindung an die Eisenbahn im Jahr 1881 sowie die Schaffung der Verbindung nach Sachsen über Johanngeorgenstadt im Jahr 1899 sind weitere Meilensteine im Aufstieg der Firma, welche weiter ausgebaut wird und schließlich am Vorabend des Ersten Weltkrieges 1913 1700 Angestellte zählt.

Zwischenkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Krieg befindet sich der Ort auf dem Gebiet der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Die mit dem Krieg zusammenhängende Krise ist schnell überwunden. 1923 spaltet sich die Firma, von der Bremer NWK ab und gründet eine eigene Aktiengesellschaft: „Nejdecká česárna vlny a přádelna česané příze – Neudeker Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei, A. G. (NWK)“. Die Familie Lahusen bleibt Hauptaktionär.

Die NWK stellt in den 1920er Jahren fast die Hälfte der in der Tschechoslowakischen Republik produzierten Wolle her. Das Unternehmen wächst und trägt zum Wachstum des Ortes bei. Sichtbare Zeichen sind die Gründung einer Feuerwehr sowie der Bau eines neuen Krankenhauses (1932, im Limnitzer Tal / Limnické údoli), außerdem ein intensiver sozialer Wohnungsbau in den Randbezirken (zum Beipiel standardisierte Vierfachhäuser in der heutigen Švermova).

1927/1928 wird der Bau des „Mrakodrap“ („Wolkenkratzer“) von der Baufirma Paul Fischer aus Karlsbad gebaut. Das Gebäude liegt südlich von der bestehenden Fabrik, direkt am Alten Schloß und sprengt mit seinen Maßen ( Grundfläche > 6000m²; Volumen 229.000m³; Höhe der Treppenhäuser ca. 35m (geschätzt)) den Maßstab des Ortes. Die Parallelen zu Bat’a’s Fabrikgebäuden in Zlín sind unübersehbar: es handelt sich wie in Zlín um Stahlbetonskelettbauten mit geschoßweise standardisiertem Bau und Aussteifung sowie Erschließung über Erschließungskerne. Schon während der Baustelle wird in den schrittweise fertiggestellten Stockwerken die Arbeit aufgenommen.

Dieser Bau versinnbildlicht den den wirtschaftlichen Quantensprung, den das international agierende Unternehmen in den 20er Jahren vollzieht, und der bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 anhält. Im Strudel dieser Ereignisse steigt auch die Familie Lahusen aus dem Unternehmen aus. Tiefpunkt dieser Entwicklung sind der Konkurs der NWK im Jahr 1931 sowie die Verurteilung von Heinrich und Carl Georg Lahusen, den geschäftsführenden Brüdern, in Deutschland wegen Veruntreuung und Bilanzfälschung, im Jahre 1933.

Die Eskomptbank. die Kreditanstalt (úvĕrní ústav) sowie die Union Bank, alle in Prag, übernehmen die Aktien des in Konkurs gegangenen Unternehmens, und das Unternehmen funktioniert weiter, doch unter erschwerten Bedingungen aufgrund der Situation der Weltwirtschaft, und der Krise der Textilindustrie im besonderen.

Nach der Besetzung der Sudetengebiete 1938 bis zum Kriegsende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Münchner Abkommen von 1938 durch das Deutsche Reich befindet sich der Ort Neudek jetzt im Deutschen Reich. Die Eigentumsverhältnisse ändern sich (die Aktien der tschechischen Eskomptbank von der Deutschen Bank übernommen), aber das Unternehmen prosperiert weiter.

Der Beginn des Zweiten Weltkrieges bedeutet für das Unternehmen allerdings eine Reihe von zunehmend wachsenden Erschwernissen: der Boykott deutscher Waren durch die Kriegsgegner wie England, ein stark reduzierter Zugang zu Rohstoffen (Kohle und Wolle) sowie der Verlust von männlichem Personal wegen Militärdienst. Dennoch funktioniert die NWK als textilfabrizierendes Unternehmen bis Kriegsende.

Im Jahr 1942 übernimmt das VWW (Volkswagenwerk Berlin) Räume in der NWK zur Rüstungsproduktion, genauer gesagt, zur Montage und Reparatur von Junkers JU 88, 188 und 290 Flugzeugen. Die Baufirma Alfred Ott beginnt mit dem Bau eines Lagers aus Holzbaracken in der Nähe des Güterbahnhofs. Bis zum Winter sind über 500 Gastarbeiter, nicht Zwangsarbeiter, in der Rüstungsindustrie Neudek beschäftigt. Diese Zahl wächst bis 1943 auf über 2.600, davon über die Hälfte Deutsche. Während des Krieges nimmt der Anteil an Rüstungsindustrie im Unternehmen ständig zu, die Textilindustrie bleibt aber durchgehend aktiv.

Aufgrund dieser Aktivitäten (und der Nachbarschaft des ebenfalls in der Rüstungsindustrie tätigen Stahl- und Walzwerkes „Wildfang“) wird Neudek auch dreimal Ziel von Fliegerangriffen im Jahr 1944 und 1945, bei welchen auch der „mrakodrap“, das Hauptgebäude des Unternehmens, beschädigt wird.

Sozialpolitik des Unternehmens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Lahusen nimmt in der Zeit ihres Engagements in Neudek großen Einfluß auf das religiöse Leben im Ort. Dank ihnen wird an Ostern 1873 der erste evangelische Gottesdienst in Neudek seit der Gegenreformation gefeiert. Lahusens stellten auch den Grund zu Verfügung, auf welchem die neue evangelische Kirche gebaut wurde (1904 fertiggestellt) und unterstützten die Gemeinde durchgehend finanziell.

Ab dem Jahr 1886 beginnt der Wohnungsbau für die Angestellten; bis Ende der 20er Jahre sind über vierzig Häuser gebaut. Ende 1945 weist die stattgefundene Untersuchung des Immobilienbestandes des Unternehmens ingesamt 83 Häuser mit 509 Wohnungen nach. Diese unterscheiden sich in ihren Standards für einfache Arbeiter, Meister und Angestellte. Die Häuser rund um 1900 haben ca. 36 m² Wohnfläche und für die Obergeschoße außenliegende Treppen. In den 20er Jahren nimmt die Fläche der Arbeiterwohnung auf 43 – 53 m² zu, der des Meisters bzw. Angestellten auf 62 – 88m². Die technische Ausstattung ist fortschrittlich, vor allem was die sanitäre Ausstattung angeht.


Die weiteren sozialpolitischen Themen des Unternehmens, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielten, ist die Anstellung von Frauen (im Schnitt waren über 50% der Angestellten weiblich) und die damit notwendig werdende Versorgung der Kinder: ab dem Jahr 1905 gibt es einen betriebseigenen Kindergarten, ab 1925 eine Kinderkrippe für Kinder ab einem Jahr. 1906 wird eine Rentenversicherung sowie eine Witwenkasse, sowie eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung eingeführt. Ebenso gibt es ab 1921 ein Prämiensystem für langjährige Mitarbeiter (ab 25-jähriger Mitgliedschaft im Betrieb), in Form von Geld oder Urlaubstagen. Hinzu kommt die Stiftung der Familie Lahusen, welche in Notsituationen und bei Jubiläen der Familien von Angestellten finanziell einspringt.

Zur Sicherung von qualifizierter Arbeitskraft durch Ausbildung bietet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Berufsschule Neudek, erfolgreich betriebsinterne Praktika an, mit dem Ziel, die schon mit dem Betrieb vertrauten qualifizierten Arbeiter nach der Ausbildung zu übernehmen.

Alle diese Systeme funktionieren sowohl im tschechoslowakischen Staat wie im Deutschen Reich, teilweise durchgehend bis 1945 (korrigiert durch die Politik von Nazideutschland sowie die Gesetze der Kriegsjahre). Gegen Kriegsende wächst die Bedeutung der betriebseigenen Küche, welche inzwischen eine ganztägige Verpflegung anbietet, sowie die Bedeutung der Unterstützung der Hinterbliebenen von Gefallenen.

Situation nach dem Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die technischen Herausforderungen nach dem Krieg sind enorm. Zum einen ist der Maschinenpark infolge der Umstellung auf Kriegsproduktion in den Jahren davor in schlechtem Zustand, zum anderen kann der Verlust an höherqualifiziertem Personal durch die Vertreibung der Deutschen nicht kompensiert werden. Bis in die 1950er Jahre arbeitet deutsches Personal auf diesen Posten. Die Produktionsleistungen der Fabrik aus der Zwischenkriegszeit werden selbst in den 1970er und 80er Jahren nicht mehr erreicht.


städtebauliche und architektonische Beschreibung des Komplexes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftbild der Anlage auf Google Maps

Die Anlage, zu der es nach derzeitigem Wissensstand keine Dokumentation gibt, hat durch ihren starken Wachstum und ihre zentrale Lage im Ort Nejdek verschiedene städtebauliche Reibungspunkte entwickelt.

Sie besteht im Wesentlichen aus drei Bauphasen: der erste Teil, im Norden, an der Gabelung aus 'Karlovarska' und 'namĕsti Karla IV', der südlichen Erweiterung mit dem "mrakodrap" und einer wohl früher genutzten, inzwischen verfallenen Heizzentrale, sowie den dazwischenliegenden Erweiterungsbauten aus dem 1980er Jahren. Inwieweit noch Bauten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg vorhanden sind, ist nicht bekannt.

Bildmaterial[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Postkarte aus Neudek von 1988
Datei:002-hp ind nejdek NKW-1920c-andrs-001.tif
Baumwollkämmerei Neudek auf einer Aufnahme von ca. 1920
Datei:002-hp ind nejdek NKW-1981s-andrs-002.tif
Abrißarbeiten für den Erweiterungsbau der Nejdeker Baumwollkämmerei
Erweiterungsbau (ehemals Mensa?) der Nejdeker Baumwollkämmerei

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

K dějinám nejdecké česárny vlny do roku 1945, Mgr. Pavel Andrš, Stadtarchiv Nejdek

weiterführende Links[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rote Banane

JON - Jide o Nejdek

bayrisch-böhmisches Historikerportal

Výzkumné centrum průmyslového dědictví Fakulty architektury ČVUT / Institut für Baugeschichte der Industriearchitektur der CVUT Prag