Benutzer:Hmsg/Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen

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Koordinaten: 47° 25′ 43,2″ N, 9° 22′ 58,3″ O; CH1903: 746675 / 254913

Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptfassade

Das Historische und Völkerkundemuseum HVMSG steht seit bald 100 Jahren im St.Galler Stadtpark. Bei seiner Eröffnung 1921 verfügte es über einen beachtlichen Fundus an Objekten, der seither laufend erweitert wird. Heute besitzt das Museum die bedeutendste kulturgeschichtliche Sammlung der Nordostschweiz; ein Schwerpunkt bildet die Geschichte der Stadt St.Gallen. Die völkerkundliche Sammlung deckt ein breites Spektrum ab und enthält eine Reihe herausragender Objekte.

Das Gebäude als Mitspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine besondere Qualität des HVMSG bildet sein Gebäude, 1915-1921 nach Plänen der Winterthurer Architekten Bridler & Völki erstellt. Der neoklassizistische Walmdachbau verfügt über eine westliche Schaufassade mit mächtiger Säulenordnung, die auf der Ostseite wiederholt wird. Im zentralen Innenhof finden regelmässig Veranstaltungen statt, darunter das St.Galler Kulturfestival. Die Innenräume sind buchstäblich um die Sammlungen herum gebaut, was dem Ganzen den Charakter eines Gesamtkunstwerks verleiht. Das Gebäude ist nicht einfach eine Hülle, sondern eine Art eigenständige, sinnliche Kulisse. Sie ist in der ganzen Ausstellung präsent und gibt dem aufmerksamen Blick vielerlei zu entdecken.

Eine lange Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Aufnahme Völkerkundesaal

Am Beginn beider Sammlungen des HVMSG stand eine Privatinitiative. Der Grundstock der historischen Abteilung wurde im 19. Jahrhundert durch den Historischen Verein des Kantons St.Gallen zusammengetragen. 1877 wurde diese Sammlung in einem Neubau untergebracht, dem heutigen Natur- und Kunstmuseum – zusammen mit der Naturaliensammlung und den Beständen des Kunstvereins. Raummangel führte bereits 1912 zur Äufnung eines Baufonds für die städtischen Sammlungen durch die Ortsbürgergemeinde St.Gallen. 1915-1921 wurde östlich dieses Museums ein zweites Gebäude errichtet: das Historische und Völkerkundemuseum. Es ist einer der letzten kulturellen „Leuchttürme“, welche die Stadt dem Stickereiboom zu verdanken hatte. Nach dem Zusammenbruch der Stickereiindustrie wäre ein solch prächtiges Gebäude wohl nicht mehr geplant worden.

Ethnologisch interessante Objekte und wertvolle Kunstobjekte gelangten ab 1850 in steigendem Mass nach St.Gallen – dank der weitreichenden Geschäftsverbindungen der Stadt, aber auch vielseitiger, diplomatischer und kultureller Auslandsbeziehungen. Auch hier bildete der Stickereiboom den wesentlichen Hintergrund. Zum Träger des neuen Museumszweiges wurde die Ostschweizerische Geographisch-Commercielle Gesellschaft, gegründet 1878. Sie legte eine ethnologische Sammlung an, die zunächst im Westflügel der Kantonsschule untergebracht war und 1899 ins Stadthaus der Ortsbürgergemeinde gezügelt wurde. 1917 ging die Sammlung als Schenkung an die Ortsbürgergemeinde. [1]

Rund 70'000 Objekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im St.Galler Kulturleben nimmt das HVMSG einen zentralen Platz ein. Mit seinen Sammlungen und Sonderausstellungen ist es ein wichtiger Träger des historischen Gedächtnisses der Stadt und gleichzeitig eine Plattform für Kunst- und Kulturgeschichte, Ethnologie sowie Themen der Zeitgeschichte. Seine Kernaufgabe ist und bleibt aber die Bewahrung, Erschliessung und Vergrösserung der Sammlungen. Das HVMSG ist sozusagen das historische „Ding-Gedächtnis“ der Stadt St.Gallen. Seine Sammlungen umfassen heute rund 70'000 Objekte. Unter ihnen lassen sich immer wieder Entdeckungen machen und Schätze heben. Wie für jedes Museum gilt auch im HVMSG: Die Erschliessung und Aufarbeitung der Bestände wird nie abgeschlossen sein.[2]

Vielfältige Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1979 gehörte das HVMSG der Ortsbürgergemeinde St.Gallen. Danach wurde es Teil der "Stiftung St.Galler Museen". Mit deren Auflösung per 1. Januar 2012 wurde es in eine Einzelstiftung umgewandelt. Die Finanzierung wird weiterhin zum grossen Teil durch die Stadt St.Gallen erfolgen. Der Museumsbetrieb wurde in den letzten Jahren stark modernisiert und professionalisiert. Das HVMSG verfügt heute über eine zeitgemässe Infrastruktur und alle nötigen Abteilungen – von Inventarisation bis Restaurierung, von Öffentlichkeitsarbeit bis Caféteria. Es veranstaltet regelmässig Sonderaustellungen und bietet ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm. Dazu kommen Publikationen zu kunsthistorischen, kulturgeschichtlichen und völkerkundlichen Themen.


Seit einigen Jahren arbeitet das HVMSG zudem mit auswärtigen Fachleuten zusammen, vor allem im Bereich der Völkerkunde. Vielfältige Kontakte pflegt das HVMSG aber auch zu historisch Interessierten. Es versteht sich explizit als "Museum der offenen Türen", ist Auskunftsstelle, Projektpartner, Leihgeber.

Period Rooms aus der Ostschweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein zentrales Element der historischen Abteilung sind Period rooms: originale Zimmer des 16. bis 18. Jahrhunderts aus Stadt und Kanton St.Gallen. Besonders hervorzuheben sind die alte Ratsstube aus der Stadt St.Gallen (1679) und ein Prunkraum von Fürstabt Joachim Opser aus dem Hof Wil (1580). Ein weiteres Highlight ist der Stadtgeschichtssaal mit wichtigen Bildzeugnissen zur St.Galler Leinwandgeschichte und dem Modell des spätmittelalterlichen St.Gallen. Es wurde vom St.Galler Architekten Salomon Schlatter zur Eröffnung des Museums 1921 gebaut, Vorlage war ein Stich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1642.[3] Insgesamt vermittelt die Historische Abteilung einen Überblick, der von der regionalen Ur- und Frühgeschichte bis ins frühe 20. Jahrhundert reicht. Dazu kommt ein reicher Bestand an Kunst: Sakralkunst, Appenzeller und Toggenburger Volkskunst, Kostüme, ein Glasgemälde-Kabinett. Nicht fehlen dürfen natürlich Uniformen, Waffen und Fahnen. Die Liste spannender Einzelobjekte ist lang. Sie reicht vom römischen Graffito bis zum Auto der Marke „Turicum“ mit Baujahr 1909, das einst einem Tierarzt gehörte, von der Burgunderfahne – die 1476 als Kriegsbeute nach St.Gallen kam – bis zum prächtigen Löwen im Wirtshausschild von 1786. Jeder Besucher kann in der Dauerausstellung seine eigenen Entdeckungen machen. Für das ganz junge Publikum gibt es zudem im Obergeschoss ein Kindermuseum [2]. Es wurde 2007 eröffnet und erfreut sich grosser Beliebtheit.

Weltkultur aus allen Kontinenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die völkerkundliche Abteilung ist zur Hauptsache historisch. Sie dokumentiert vergangene Kulturen rund um den Globus und ist zu einem rechten Teil Schenkungen zu verdanken. Die Palette der Donatoren und Verkäufer ist vielfältig. Kaufleute, Tierfänger und Missionsschwestern sind darunter, Forschungsreisende und Professoren, aber auch Beamtenwitwen und Künstler. Mit Han Coray (1880-1974) und Eduard von der Heydt (1882-1964) sind zwei Sammler von Weltrang vertreten. Schwerpunkte im Bereich Afrika bilden der Totenkult im alten Ägypten; Masken und Skulpturen aus West- und Zentralafrika sowie Bronzearbeiten aus dem Königreich Benin. Im Bereich Asien sind es der Kulturkreis Indien einschliesslich Zentralasien, Indochina und Indonesien; Keramik von der Steinzeit bis zur letzten Kaiserdynastie und religiöse Kunst aus China; Kunstgewerbe, Nô-Masken und Figuren aus Japan. Die Verbindung von Asien und Afrika bildet der islamische Kulturkreis. Der amerikanische Kontinent ist mit den Indianer- und Inuit-Kulturen Nordamerikas vertreten, den präkolumbische Kulturen Mittel- und Südamerikas und den Amazonas-Indianern.[4]

Weblink und Kontakt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • St. Gallen-Bodensee Tourismus und Harb, Ralph: St. Galler Stadtführer mit Stiftsbezirk. 5. Auflage 2012, Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen, St. Gallen 2012, S. 86f.
  • Röllin, Peter und Studer, Daniel: St. Gallen Architektur und Städtebau 1850 - 1920. Sonderpublikation aus Bd. 8 der Gesamtreihe Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 - 1920 INSA. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte 2003, St. Gallen 2003, S. 139f.
  • Wild, Emil: Bericht über die Sammlungen des historischen Vereins in St.Gallen im Jahre 1884/85. In: St.Galler Blätter. St. Gallen 1886, S. 7.
  • Wild, Emil: Bericht über die Sammlungen des historischen Vereins 1888. In: St.Galler Blätter, No. 10. St. Gallen 1889, S. 38.
  • Hahn, Emil: Bericht über die Sammlungen des historischen Vereins im Jahre 1899. In: St.Galler Blätter, Nr. 19. St. Gallen 1900, S. 150.
  • Hahn, Emil: Bericht über die Sammlungen des historischen Vereins im Jahre 1891. In: St.Galler Blätter, No. 7. St. Gallen 1892.
  • Hahn, Emil: Bericht über die Sammlungen des historischen Vereins im Jahre 1893. In: St.Galler Blätter, No. 11. St. Gallen 1894, S. 87.
  • Poeschel, Erwin: Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen. Bd. 2, Die Stadt St. Gallen: Erster Teil. Birkhäuser Verlag, Basel 1957.
  • Hardegger, August und Schlatter, Salomon und Schiess, Traugott: Die Baudenkmäler der Stadt St. Gallen. Verlag der Fehr'schen Buchhandlung, St. Gallen 1922.
  • Jahresberichte der Ostschweizer Geographischen Commerciellen Gesellschaft.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verwaltungsrat der Stadt St. Gallen: Städtisches Museum für Geschichte und Völkerkunde in St. Gallen. Als Werbeschrift für den zweiten Museumsbau, St. Gallen 1912.
  2. a b Mähr, Monika: Der Geschichte begegnen. In: 149. Neujahrsblatt 2009. Historischer Verein des Kantons St. Gallen, St. Gallen 2009, S. 89f.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen room.
  4. Historisches und Völkerkunde Museum St. Gallen, Archivakten 2012.