Benutzer:Hotelhistoriker/Artikelentwurf

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Kofferkleber Hotel La Margna St. Moritz

Das Hotel GRACE LA MARGNA ist ein ganzjährig geöffnetes 5-Sterne-Boutique Hotel in St. Moritz mit Blick auf den St. Moritzer See. Es wurde 1905-1907 als Hotel La Margna erbaut und im Sommer 2023 unter dem aktuellen Namen wiedereröffnet. Das Hotel verfügt total über 74 Gästezimmer und Suiten und 3 Restaurants und liegt direkt gegenüber dem vom gleichen Architekten erbauten Bahnhof St. Moritz.

Als Namensgeber für das Hotel dient der Berg Piz da La Margna. Der Zusatz GRACE (Anmut) bezieht sich auf die Hotelkette GRACE Hotels, die sich mit ihrem ersten Standort in St. Moritz etablieren möchte.[1]

Das Hotel La Margna ist eng verknüpft mit der Entwicklung von St. Moritz zu einem mondänen Tourismusort. Der Erbauer des Hauses, Alfred Robbi (1861-1915), wirkte von 1893-1906 als Gemeindepräsident von St. Moritz. Da er wusste, dass 1904 der lokale Bahnhof der Rhätischen Bahn eingeweiht werden würde, plante er, in unmittelbarer Nähe ein gehobeneres Passanten-Hotel zu eröffnen.

Nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit wurde das La Margna am 22.07.1907 eröffnet.[2] Das imposante Haus verfügte damals unter anderem über:

  • 70 Betten
  • zwei Restaurants
  • einen grossen Speisesaal
  • ein Rauchzimmer
  • ein Bibliothek- und Lesezimmer
  • einen Damensalon und
  • die zentrale Halle.[3]

Als erster Direktor führte das Haus Robbis Sohn Andrea Robbi (1883-1948), der zuvor im Londoner Savoy Hotel tätig war.

Das La Margna etablierte sich in St. Moritz als gehobeneres Haus zweiten Ranges, das mit seiner zentralen Lage oberhalb des Bahnhofs sowohl für Passanten, Geschäftsreisende wie auch für länger logierende Touristen geeignet war. Insgesamt kann das Haus als alpiner Vertreter des aus England kommenden Typus des Bahnhofhotels gesehen werden.

Bald wurde das La Margna auch zu einem beliebten Treffpunkt der Bevölkerung von St. Moritz und der lokalen Verbände. So wählte beispielsweise der Männerchor Engiadina das Haus zu seinem langjährigen Übungslokal und führte regelmässige Gesangsabende und Veranstaltungen durch. Im grossen Saal des Hauses fanden weiter Konzerte, Bälle, Kunstausstellungen, Lesezirkel, Jahresversammlungen oder Chalandamarz-Feiern statt.

Auf die Wintersaison 1912 hin wurde der Ostflügel über dem Speisesaal aufgestockt und so die Bettenzahl deutlich auf 100 erhöht. Der Ausbau erfolgte durch die Firma Koch & Seiler.[4] Wohl auch um die Kosten des Ausbaus und des Betriebs weiterhin stemmen zu können, wurde am 26. Juni 1911 die Aktiengesellschaft Hotel La Margna St. Moritz mit einem Startkapital von 300'000 Franken gegründet.[5] Federführend war dabei die St. Moritzer Bank, welche sich in diesen Jahren stark in der Finanzierung der St. Moritzer Hotellerie betätigte, so neben dem La Margna auch bei den Hotels Monopol und Carlton.[6]

Das Familienunternehmen Robbi bestand nur wenige Jahre. Obwohl die Robbis in den ersten Jahren noch selbst oder mit Verwandten in der AG vertreten war, gehen die Wege bald auseinander. 1915 starb Alfred Robbi und sein Sohn Andrea verliess das La Margna als Direktor.[7]

Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs trafen das La Margna wie die gesamte Hotellerie der Schweiz stark. Das Haus blieb zeitweilig geschlossen und stellte 1916 Zimmer zur Verfügung, damit Krankenschwestern aus kriegführenden Ländern sich für einige Wochen abseits der Kriegsschrecken erholen konnten.[8]

Die 1920er Jahre waren für den Tourismus in St. Moritz eine goldene Zeit, von der auch das La Margna profitierte. Doch schon kurz darauf folgten mit der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg weitere grosse Herausforderungen.[9] Während mehrere, vergleichbare Hotels in St. Moritz Konkurs gingen, hielt sich das La Margna mit temporären Schliessungen über Wasser und konnte auf die Wintersaison 1945 hin wieder eröffnen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als in St. Moritz etablierter Luxus auf aufkommenden Massentourismus trifft, nahm das La Margna wohl eine Grenzrolle ein. Mit seiner speziellen Lage und Funktion als Bahnhofshotel gelang es ihm, die lokale Bevölkerung ebenso zu bewirten wie normal betuchte Feriengäste, und gleichzeitig Rückzugsort für einzelne Prominente oder Adelige zu sein, die sich bewusst für eine Einkehr im La Margna entschieden. Dies dürfte auch langjährigen Angestellten zu verdanken sein, wie Edwin Ulli, der mehr als 30 Jahre dem Haus als Direktor vorstand.[10]

1962 wurde das Hotel zum zweiten Mal in seiner Geschichte zu einem Familienbetrieb: Andrea und Hanny Pitsch übernahmen das Hotel La Margna von der Schweizerischen Volksbank (Nachfolgerin der St. Moritz Bank und damalige Hauptaktionärin) und führten fortlaufend Renovationen und Umbauten durch.[11] 1975 wurde das La Margna familienintern an Ursula und Roland Schweizer-Pitsch weitergegeben. Unter ihrer Führung blieb das Hotel weiterhin gern besuchter Treffpunkt für Lokale und Touristen zugleich.

In den 1970er und 1980er Jahren war das Haus eng mit dem örtlichen Sportwesen verbunden: Das La Margna veranstaltete Siegerehrungen für lokale und internationale Wettbewerbe, spendete Preise für Engadiner Hockey-Turniere und bot mit dem Hotel La Margna-Cup eine eigene Curling-Trophäe aus Bergkristall an, um die bis in die 2000er Jahre gespielt wurde.[12]   

2013 wurde das für St. Moritz bedeutende und sowohl von Gästen wie auch von der Bevölkerung geschätzte Haus an die internationale Kette GRACE Hotels verkauft. Unter dem Motto «A LEGEND REBORN» wurde das Hotel mit viel Rücksicht auf die historischen Räumlichkeiten über viele Jahre hinweg gesamtrenoviert. Im Sommer 2023 erfolgte die Wiedereröffnung.

Architektur und Denkmalschutz

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Als Architekt beauftragte Alfred Robbi den Bündner Nicolaus Hartmann III. (1880-1956), einen wichtiger Vertreter der frühen Heimatschutzbewegung in Graubünden. Des Weiteren zog er als Bauberater Prof. Gustav Gull (1858-1942) aus Zürich bei, auch dieser ein Verfechter des heimatlichen Baustils und als Bildhauer Wilhelm Schwerzmann (1877-1966).  

Von Anfang an sollte das Hotel nicht einfach ein weiteres Haus mit vielen Zimmern sein, sondern gleichsam eine architektonische Mission erfüllen: In scharfer Distanz zu den grossen internationalen Hotelpalästen des Historismus oder der Belle Époque wie etwa dem 1944 abgebrannten Grand Hotel St. Moritz sollte das neue La Margna ein Vorzeigebau des Bündner Heimatstils werden. Die Architektur Hartmanns und eine professionelle Lobbyarbeit der Heimatschutzbewegung sorgten denn auch dafür, dass der Bau des Hauses zu einem national und teilweise auch international beachteten Ereignis wurde, das in unzähligen Artikeln besprochen wurde:

Ein heimeliges Gasthaus, das, breit und behäbig nach alter Engadiner Art aufgebaut ist, in nichts an das unruhige Getriebe internationaler Grand-Hotels erinnert, sondern trauliche und wohnliche Unterkunft verspricht.[13] Andere Autoren sprachen von der Wiedergeburt des alten Engadinerhauses[14] oder davon, dass das Engadiner Wesen in diesem Gebäude seine Bestätigung finde.[15]

Das grosse Giebelhaus in der Art eines überdimensionalen Engadiner Wohnhauses wurde flankiert von einem niedrigeren Ostflügel. Die geforderte Verwendung von Heimatstilelementen mag bei einem Gebäude dieser Grösse bald an ihre Grenzen gestossen sein, gerade wenn das Haus gleichzeitig die Anforderungen an die gehobenere Hotellerie um 1900 erfüllen musste.[16] Eher lassen sich die lokalen  Einflüsse in architektonischen Elementen und verwendeten Baumaterialien bestimmen, die den individuellen Charakter des Hauses teilweise bis heute betonen und auch bei der Neugestaltung in den 2020er Jahren wiederentdeckt oder renoviert worden sind: markante, tieferliegende Trichterfenster oder der Sgraffitto-Schmuck, dazu Bündner Tuffstein und Fexer Steinplatten. Typisch für das La Margna ist auch das von Schwerzmann geschaffene Hauszeichen in Form des St. Mauritius,[17] der später auch einen Gepäckkleber des Hotels ziert.[18]

Dank seinem imposanten Aussehen wurde das Hotel schnell zu einem Teil der für St. Moritz typischen "Skyline" aus Hotelbauten wie dem Badrutts Palace, dem Grand Hotel (1944 abgebrannt) und dem Carlton. Durch seine Lage direkt oberhalb des Bahnhofs mit Blick auf den See war es oft eines der ersten Gebäude, die Reisende bei ihrer Ankunft mit dem Zug wahrnahmen.

Zu Beginn der 1990er Jahre wird das La Margna als schützenswert eingestuft[19] und ist auf der Liste der Kulturgüter in St. Moritz aufgeführt.

Beim Umbau erweiterte man das La Margna um einen modernen Anbau samt Spa und zusätzlichen Zimmern. Viele der originalen Bau- und Dekorationselemente des Hauses blieben erhalten. Für den Umbau sorgte das Londoner Architekturbüro Divercity Architects.[20]

Bei der Neueröffnung des Hauses 2023 verfügt das Hotel über zwei getrennte, aber miteinander harmonierende Flügel mit total 74 Gästezimmern. Im neuerbauten "GRACE WING" finden sich 27 Zimmer und Suiten, im historischen "LA MARGNA WING" 47 Zimmer und Suiten. Kulinarisch präsentiert das GRACE LA MARGNA über zehn verschiedene Food & Beverage Spots, davon 3 Restaurants ("THE VIEW", "THE STACK", "THE MAX MORITZ". Als Herzstück des Hotels dient die "N/5 - THE BAR"[21].

Das avant-garde Spa auf über 700m2 verfügt über einen 20 Meter Pool mit Gegenstromanlage, zwei Saunas, ein Dampfbad, ein Fitnessbereich, sowie mehrere Behandlungsräume und einem privaten Lounge Bereich. Das Hotel hat ganzjährig geöffnet, ein Novum für St. Moritz im Segment der Luxushotels.

Berühmte Gäste

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Literatur und Quellen

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  • Bener, Peter C., Planarchiv Nicolaus Hartmann (1880-1956), Architekt, St. Moritz, In: Staatsarchiv Graubünden, StAGR CB II 1360 i 02, erstellt 1987.
  • Engadiner Post, Diverse Jahrgänge.
  • Flückiger-Seiler, Roland, Hotelpaläste zwischen Traum und Wirklichkeit. Schweizer Tourismus und Hotelbau 1830–1920, Baden 2003.
  • Frei, Michael, Das Hotel La Margna St. Moritz. Rückblick auf 115 Jahre Hotelgeschichte, (bisher unpublizierte Privatdokumentation im Auftrag des Hotel Grace La Margna), Bern 2022.
  • Hartmann, Kristiana, Baumeister in Graubünden. Drei Generationen Nicolaus Hartmann 1850-1950, Chur 2015.
  • [Hotel La Margna - St. Moritz]. Dokumentensammlung, In: Schweizerisches Wirtschaftsarchiv. Signatur: CH SWA PA 554 A 646.
  • Lardelli, Dora, The magic carpet. Kunstreise zu den Oberengadiner Hotels 1850–1914, Skira, Mailand 2010, ISBN 978-88-572-0787-2.
  • Lardelli, Dora, handschriftliche Notizen im Kulturarchiv Oberengadin.
  • Rucki, Isabelle, Das Hotel in den Alpen. Die Geschichte der Oberengadiner Hotelarchitektur ab 1860, Baden 2012, ISBN 978-3-03919-255-7.
  • Robbi, Alfred, Einige Pressestimmen das Hotel La Margna in St. Moritz betreffend, St. Moritz 1908.
  • Robbi, Alfred, Hotel La Margna St. Moritz, St. Moritz 1909.
  • Schweizer, Roland. Hotel La Margna St. Moritz, 90 Jahre Gastfreundschaft, St. Moritz 1997.
  • Schweizer Heimatschutz (Herausgeber), Heimatschutz Patrimoine, Band 3, Heft 7, 1908.

Einzelnachweise

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  1. Grace Hotels: Webseite der Grace Hotels. Grace St. Moritz GmbH, abgerufen am 7. Juli 2023.
  2. In: Kurverein St. Moritz (Hrsg.): Engadin Express & Alpine Post. 1907.
  3. St. Moritz-Dorf, Hotel La Margna. In: Schweizer Hotelier-Verein (Hrsg.): Hotelführer der Schweiz. Band 1908/1909, 1908.
  4. In: Schweizerische Bauzeitung. 29. Juli 1911.
  5. In: Schweizerisches Handelsamtsblatt. Nr. 178, 18. November 1911.
  6. Decurtins, Daniela; Grossmann, Susi: Auf Gedeih und Verderb. Chur 1994.
  7. In: Engadiner Post. 8. April 1948.
  8. Hospitalisierung von Krankenschwestern. In: Schweizer Hotelier-Verein (Hrsg.): Schweizer Hotel-Revue. Band 25 Heft 23, 1916.
  9. Z'Graggen, Andreas: Suvretta House St. Moritz: Since 1912. Hrsg.: Suvretta House AG. Neue Zürcher Zeitung NZZ Libro, Zürich 2012.
  10. In: Engadiner Post. 25. November 1958.
  11. In: Schweizerisches Handelsamtsblatt. Nummer 209, 7. September 1962.
  12. In: Engadiner Post. 26. Februar 1963.
  13. Baer, C.H: Das Hotel «La Margna» in St. Moritz. In: Die schweizerische Baukunst. Heft 5, 1909, S. 77.
  14. Baur, Emil: Der moderne schweizerische Hotelbau. In: Die Schweiz: schweizerische illustrierte Zeitschrift. Heft 13, 1913, S. 301.
  15. In: Berner Rundschau, Halbmonatsschrift für Dichtung, Theater, Musik und bildende Kunst in der Schweiz. Heft 12, 1908-1909, S. 370.
  16. Guyer, S.: Das Suvrettahaus bei St. Moritz: ein Beitrag zum Hotelbau-Problem der Gegenwart. In: Schweizerische Bauzeitung. Heft 9 Band 69/70, 1917, S. 97.
  17. St. Mauritius, Hauszeichen am Hotel La Margna in St. Moritz: Bildhauer W. Schwerzmann in Zürich, Architekt (B.S.A.) Nikl. Hartmann. In: Bund Schweizer Architekten (Hrsg.): Die schweizerische Baukunst. Band 3, Heft 25, 1911.
  18. Kofferkleber La Margna St. Moritz, Privatsammlung historiker.online
  19. In: Engadiner Post. 6. Juli 1993.
  20. falstaff Travel. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  21. Grace Hotels: Webseite der Grace Hotels. 12. Juli 2023 .
  22. In: Kurverein St. Moritz (Hrsg.): Fremdenblatt von St. Moritz. 30. Juli 1907.
  23. Engadiner Post. 15. August 1907.
  24. Herbst, Christian (Hrsg.): Hedwig Pringsheim Tagebücher. Band 4 1905-1910. Göttingen 2015.
  25. Herbst, Christian (Hrsg.): Hedwig Pringsheim Tagebücher. Band 4 1905-1910. Göttingen 2015.
  26. Kosenina, Alexander (Hrsg.): Richard Beer-Hofmann Briefe 1895-1945. Oldenburg 1999.
  27. Allen, Robert L: Opening Doors. The Life & Work of Joseph Schumpeter. Volume 1 Europe. New Brunswick 1994, S. 229.
  28. In: Engadiner Post. 15. März 1947.
  29. In: Engadiner Post. 3. Februar 1953.
  30. In: Engadiner Post. 1. Dezember 1977.