Benutzer:Iris213/Interaktives Kino

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Das interaktive Kino versucht, dem Publikum eine aktive Rolle bei der Vorführung von Filmen zu geben. Der Film Kinoautomat des tschechoslowakischen Regisseurs Raduz Cincera aus dem Jahr 1967 (vorgestellt im tschechischen Pavillon auf der Expo 67 in Montreal) gilt als der erste kinoähnliche interaktive Film.[1] Die Verfügbarkeit von Computern für die Anzeige interaktiver Videos hat die Produktion interaktiver Filme erleichtert.

Eine andere neuere Definition des interaktiven Kinos ist ein Videospiel, das eine Mischung aus Teilnahme und Anschauen ist und dem Spieler - oder sozusagen dem Zuschauer - ein hohes Maß an Kontrolle über die Entscheidungen der Figuren gibt - vergleiche interaktiver Film. Ein prominenter Pionier einer solchen Technik ist der erfolgreiche Hideo Kojima (1963), dessen Gameplay oft der Handlung und langen Zwischensequenzen den Vorrang einräumt. Sein Spiel Policenauts (1994), ein Point-and-Click-Adventure mit Schießsequenzen, hat einen Untertitel mit der Aufschrift "Interaktives Kino" auf dem Cover aller Versionen des Spiels, was ein frühes Beispiel dafür ist, dass ein bekannter Spieleentwickler ein Spiel als solches kennzeichnet.[2] 1999 erhielt Segas Shenmues Videospielserie Shenmue großes Lob für die Umsetzung interaktiver Kino-Elemente. Sein Designer Yu Suzuki erklärte, sein Ziel sei es, "ein Spiel zu schaffen, das kompliziert und lebensecht ist, indem es die filmischen Qualitäten von Filmen und die Interaktivität von Computerspielen miteinander verbindet".[3] Eine jüngere Inkarnation einer ähnlichen Idee ist Fahrenheit (eine zensierte Version, die in den USA und Kanada als Indigo Prophecy veröffentlicht wurde) - ein Spiel, das von seinem in Frankreich ansässigen Entwickler Quantic Dream als "interaktives Kino" bezeichnet wird.[4][5]

1992 erschien Nordamerikas erster interaktiver Spielfilm, I'm Your Man. Bestimmte Loews Theatres, die mit Controllern nachgerüstet wurden, erlaubten es dem Publikum, über Entscheidungen der Hauptfigur abzustimmen.[6] Obwohl das Experiment ursprünglich als erster Schritt in Richtung Virtual-Reality-Kino angepriesen wurde, erwies es sich als Fehlschlag; die Ausrüstung wurde 1994 aus den Theatern entfernt.

Arten der Erzählstruktur

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Es ist wichtig einem interaktiven Film eine passende Struktur zu verleihen, um zu entscheiden, wie viel Macht und Entscheidungsfreiheit man dem Zuschauer überlässt. Dafür gibt es folgende Ansatzmöglichkeiten:

Branching Structure

Branching Structure (Verzweigte Struktur)

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  • Bei diesem Modell wird der Film in mehrere verschiedene Teile/Geschichten geteilt. Das bedeutet, dass der Filmproduzent, verschiedenste Verzweigungen und Handlungsstränge plant und diese dann, basierend auf den Entscheidungen des Zuschauers, auf individuelle Weise zusammengesetzt werden können. Diese Methode bietet dem Konsumenten sehr viel Entscheidungsfreiheit, da es diverse Möglichkeiten gibt, wie der Film enden könnte. Das stellt den Produzenten jedoch vor eine komplexe Aufgabe. Je mehr Macht dem Zuschauer überlassen wird, desto aufwendiger ist die Produktion eines solchen Films.
    Detour Structure

Detour Structure (Umgehungsstruktur)

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  • Bei dieser Methode gibt man dem Zuschauer das Gefühl der Entscheidungsfreiheit, wobei er jedoch trotzdem an den eigentlichen Handlungsstrang gebunden ist. Dementsprechend gibt es immer wieder Interaktionsmöglichkeiten, die letztendlich aber zum vom Produzenten geplanten Ziel führen sollen.
Combined Narrative Model

Combined Narrative Model (kombiniertes Erzählmodell)

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  • Bei dieser Struktur werden die beiden zuvor erwähnten Modelle vereint. Während des Films gibt man dem Zuschauer die Möglichkeit, die Handlung nach jeweiligen Vorlieben zu "gestalten", teilweise werden aber auch Entscheidungen als "Schein" angeboten, bei welchen die Storyline jedoch nicht wirklich beeinflussbar ist.[7]

Einzelnachweise

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  1. About Kinoautomat | Kinoautomat | Interaktivní film | Praha. Abgerufen am 22. Juli 2020.
  2. „Policenauts“ - Hideo-Kojima-Kultspiel nach 15 Jahren endlich testbar. 6. September 2009, abgerufen am 22. Juli 2020 (deutsch).
  3. Gaming gets real | Computer Graphics World. Abgerufen am 22. Juli 2020.
  4. Quantic Dream: Fahrenheit erscheint mit neuen Texturen - Golem.de. Abgerufen am 22. Juli 2020 (deutsch).
  5. Fahrenheit Indigo Prophecy Remastered - Spieleratgeber NRW. Abgerufen am 22. Juli 2020.
  6. The 1992 Film Where Audiences Chose From 68 Plot Twists. 2. April 2018, abgerufen am 22. Juli 2020 (amerikanisches Englisch).
  7. Interactive Cinema: A mini-guide to understanding and producing a 360° interactive movie. Abgerufen am 22. Juli 2020 (englisch).