Benutzer:JEW/Ferriby-Boote

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Ferriby-Boot Nachbau im Hull and East Riding Museum
Gedenktafel am Humber-Ufer
Hull and East Riding Museum

Die drei bronzezeitlichen Ferriby-Boote (F1 bis F3) sind „genähte“ Plankenboote, die bei North Ferriby nördlich des Humber, im East Riding of Yorkshire in England entdeckt und 1937/38, 1946 und 1963 von Edward Vere Wright (1919–2001) ausgegraben wurden[1].

Inzwischen wurden weitere Holzobjekte gefunden.

Das Fragment "Ferriby 4" wies keine Merkmale auf, die belegen, dass es von einem Boot stammt. Es war aus Erle (Alnus glutinosa), einer Holzart gebaut, die von keiner Bootsstruktur aus dem atlantischen Europa bekannt ist. "Ferriby 5", gefunden 1989, ist Teil einer Klampe, die derjenige auf dem Einbaum von Brigg ähnelt [2].

Die Bootsreste wurden mehrere Jahrzehnte im National Maritime Museum in Greenwich aufbewahrt. Die ersten drei Boote wurden auf etwa 1300 v. Chr. datiert und dienten dem Überqueren des heute rund 1500 m breiten Ästuar des Humber.

Das am besterhaltene Boot ist etwa 14,0 m lang und 1,7 m breit, dürfte ursprünglich jedoch 2,5 m breit und etwa 16,0 m lang gewesen sein. Mit 18 Ruderern konnte es ein Gesamtgewicht bis zu sieben Tonnen bei einer Geschwindigkeit von fünf bis sechs Knoten (etwa 10 km/Std.) transportieren. Die beiden weniger gut erhaltenen Boote, waren von identischer Bauart und Größe.

Während moderne Boote in Skelettbauweise gebaut werden, wurden die Ferriby-Boote in Schalenbauweise gebaut. Ausgehend von der Kielplanke wurden die Seitenplanken mit Eibenzweigen aneinandergebunden oder „vernäht“. Zuletzt wurden Stabilisierungsspanten eingesetzt. Die Fugen zwischen den Planken wurden mit Moos abgedichtet, das von einer Eichenholzleiste gehalten wurde. Weder Metallteile noch Holznägel wurden verwendet.

Seit ihrer Auffindung stellt sich die Frage ob sie meergängig waren. Keith Miller, ein regionaler Archäologe, ist der Meinung dass die Boote zum Überqueren der Nordsee verwendet wurden. Der Ferriby Heritage Trust beschreibt das Boot F 3 als Europas ältestes Seefahrzeug, was derzeitige jedoch Seeleute ausschließen.

Das Dover Museum ist der Ansicht, dass das Doverboot von 1550 v. Chr. das älteste bekannte seetüchtige [3] Boot ist, da das Fehlen eines spitzen Bugs und eines Kipphebelbodens bei den Ferriby-Booten, als zu instabil für das Meer angesehen wird.

Die Reproduktion eines der Ferriby-Boote wurde mit einem spitzen Bug versehen und vom Museum wird dargestellt, das die Boote gekrümmte Kipphebelböden aufweisen, was sie dem Doverboot ähnlich macht.

1996 wurde im Dorf Kilnsea, an der Holderness-Küste ein Eichenbrett mit Merkmalen gefunden, die es als Planke des Kilnsea-Bootes, ähnlich den Ferriby-Booten auswies. Es lag in einem wahrscheinlich verlandeten Gezeitenkanal, der mit dem Humber verbunden war. Es wurde auf zwischen 1870 und 1670 v. Chr. datiert, was Jahrhunderte früher als die Ferriby-Boote ist. Die Ferriby Heritage Group hat daraufhin ein Programm in Auftrag gegeben, um für die Ferriby-Boote überarbeitete Daten zu erhalten, wobei das AMS-Verfahren (für englisch accelerator mass spectrometry) verwendet wurde. Die Radiokarbondaten für das Kilnsea Boot und Ferriby-Boote 1, 2, 3 und 5 liegen zwischen 1905 und 1770 v. Chr. Die Ferriby-Boote sind damit die bisher ältesten genähten Plankenboote Europas.

Aus der mittleren Jomonperiode (5500–3600 v. Chr.) Japans stammt der etwa sechs Meter lange, fast einen Meter breite Einbaum von Kamo[4] mit aufgenähten Seitenplanken sowie sechs Paddeln. Aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammt nach Sean McGrail, ein genähtes Plankenboot, das 1952 an der Südseite der Cheopspyramide gefunden wurde. Aus prädynastischer Zeit, (5. Jahrtausend v. Chr.) fanden sich Modelle und Darstellungen einfacher Plankenboote, die nur genäht sein konnten.

  • Ronald Bockius: Schiffahrt und Schiffbau in der Antike In: AiD Sonderheft Theiss 2007 ISBN 978-3-8062-1971-5 S. 24 ff
  • Edward Vere Wright: The Ferriby Boats: Seacraft of the Bronze Age. Routledge 1991 ISBN 978-0415025997.
  • Robert Van de Noort, Richard Middleton, Andrew Foxon, Aand Bayliss: The Kilnsea-boat. In: Antiquity 73, 1999, S. 131–135

Einzelnachweise

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  1. [1]
  2. This Late Bronze Age boat was found in 1888 at Brigg beside the River Ancholme, in north Lincolnshire, eastern England. It was re-excavated by S. McGrail in 1973-4 and raised for preservation at the National Maritime Museum, Greenwich.
  3. (englisch seaworthiness)
  4. [2]

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