Benutzer:JEW/Gräberfeld von Bodzia

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Gräberfeld
Gräberfeld
Einzelgrab
Einzelgrab
Ausgrabung in Bodzia
Kaptorga

Das 2007 während der Bauarbeiten an der Autobahn entdeckte Gräberfeld von Bodzia (dt. Wildenau) in Kujawien in Polen ist ein von Andrzej Buko zwischen 2007 und 2009 ausgegrabenes Reihengräberfeld, dessen erste (wikingerzeitliche) Nutzung zwischen 980–1035 n. Chr. liegt und dessen zweite Nutzung im späten 11. und frühen 12. Jahrhundert mittelalterlich ist. Bodzia gilt als einer der bedeutendsten Funde des Jahrhunderts in Polen.

Das Gräberfeld liegt westlich der nahen Weichsel, auf einem während der Weichseleiszeit entstanden, allmählich abfallenden Moränenplateau. Keramikfragmente belegen, dass das Gebiet zuvor von neolithischen Kulturen und Leuten der Lausitzer Kultur (1300–500 v. Chr.) bevölkert war.

Es gibt kaum Hinweise auf die frühe Siedlung. Die Siedlungsfunde werden der mittelalterlichen Phase zugeschrieben. Die ethnische Zugehörigkeit zeigt, dass die Toten ausländischer Herkunft waren. Die Artefakte weisen auf angelsächsischen, friesischen, khasarischen und skandinavischen Ursprung, sowie auf die Kiewer Rus.

Die Nekropole besteht aus mehr als 58 Gräbern und Kenotaphen. Die meisten heidnischen Kammergräber mit ihren Einhegungen liegen in vier Reihen auf einer Nord-Süd-Achse. Ausnahmen bilden zwei Objekte, die nach christlichem Brauch Ost-West-orientiert waren. Pfostenreihen unterteilten die Nekropole in Quartiere innerhalb derer zwei oder drei Bestattungen lagen. Kammergräber wurden in der Wikingerzeit in Skandinavien und im Verbreitungsgebiet der Wikinger benutzt. Ein Drittel der Gräber hatte eisenbeschlagene Holzsärge. Die Toten lagen auf dem Rücken mit dem Kopf nach Norden oder Osten. Charakteristisches Merkmal der Männer-, Frauen- und Kinderbestattungen waren reiche Grabbeigabenn. Den meisten Toten wurden Eisenmesser in die linke Hand und Münzen in den Mund gelegt.

Die Artefakte waren mehrheitlich fremdländischen Ursprungs. Die Frauen wurden mit Bergkristall-; Glas-, Karneol-, Silber-, Ton- und Granulatperlen, sowie mit Silberapplikationen und Goldfolien aus byzantinischen und muslimischen Werkstätten ausgestattet. Es gibt zahlreiche Anhänger, Amulette, Glocken, drei Kaptorgi[1] zwei waren mit einem Adlermuster im fränkischen Stil verziert, sowie Münzen, Reifen und Ringe. Aus Dirhams und sächsischen Denaren geschnittene Kreuze sind in der Wäräger-Kultur als Obolen des Verstorbenen zu finden

In Männergräbern wurden Waffen, darunter ein khasarischer Eispickel und Schwerter gefunden. Im mehrstöckigen Grab eines jungen Kriegers befindet sich auf Höhe des Gesichts ein im Mammenstil verziertes Schwert, das nach Petersens Typologie zum Typ Z gehört. Auf der einen Seite ein Schwertgürtel mit einem für die Wäränger charakteristischen Zopf am Ende und auf der anderen Seite ein Seesack mit einem Kreuz von Swjatopolk dem Verfluchten (* 978 oder 979; † 1019). Geschlechtsunabhängig wurden in Bestattungen Relikte von Eimern mit geschmiedeten Reifen gefunden. In einem der Kindergräber wurde eine Bronzeglocke gefunden.

Douglas Price repräsentative Untersuchungen des Strontium-S84-86-Isotops der Knochenreste des Gräberfeldes zeigten, dass es sich meist um Leute skandinavischen Ursprungs handelte. Auch die genetische Forschung von Wiesław Bogdanowicz, der die Verwandtschaft menschlicher Populationen untersuchte, um den Ursprung der männlichen Linie zu bestimmen, bestimmte das genetische Profil des jungen Kriegers, das im diesem Fall in Osttirol vorhanden ist.

  • Wiesław Bogdanowicz, Tomasz Grzybowski, Magdalena M. Buś: Genetic Analysis of Selected Graves from the Cemetery. In Andrzej Buko (Hrsg.):Bodzia: A Late Viking-Age Elite Cemetery in Central Poland, Leiden: Brill, 2014. S. 464–476.
  • Mateusz Bogucki: The Archaeological Context of the Bodzia Cemetery and the Trade Route along the Middle and the Lower Vistula during the Middle and Late Viking Period. In: Andrzej Buko (Hrsg.): Bodzia: A Late Viking-Age Elite Cemetery in Central Poland, Leiden: Brill, 2014. S. 9-33.
  • Andrzej Buko: The Bodzia Cemetery in Light of the Interdisciplinary Research. In: Andrzej Buko (Hrsg.):Bodzia: A Late Viking-Age Elite Cemetery in Central Poland, Leiden: Brill, 2014. S. 524-533.
  • Andrzej Buko: Overview of the Finds from the Bodzia Cemetery. In: Andrzej Buko (Hrsg.):Bodzia: A Late Viking-Age Elite Cemetery in Central Poland, Leiden: Brill, 2014. S. 151-165
  • Andrzej Buko, M. Kara, T. D. Price, W. Duczko, K. M. Frei, I. Sobkowiak-Tabaka: Unique Medieval Cemetery from the 10th/11th Century with Chamber-Like Graves from Bodzia (Central Poland): Preliminary Result of the Multidisciplinary Research. In: Archaologisches Korrespondenzblatt 43, Nr. 3 (2013): S. 423–442.

Einzelnachweise

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  1. Eine Kaptorga ist ein mit Magie und Ritualen in Verbindung gebrachter byzantinisch-slawischer Metallbehälter. Er enthielt Amulette, wertvolle Gegenstände oder Pflanzenmaterial als Apotropaion. Der auf zwei Kaptorgi abgebildete Adler hatte keine Krallen, ein Motiv, das in angelsächsischen und merowingischen Kulturen auftaucht. Adler waren ein verbreitetes Motiv in germanischen griechischen, römischen, russischen und skandinavischen Kulturen, diese allerdings normalerweise Krallen enthielten.

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