Benutzer:JEW/Gräberfeld von Finglesham
Das vom 6. bis zum 8. Jahrhundert n. Chr. genutzte angelsächsische Gräberfeld von Finglesham befindet sich nahe der historischen Gemeinde Northbourne, beim Dorf Finglesham, etwa 4,5 km südlich von Sandwich im Osten von Kent, in England. Der Name Finglesham kommt vom altenglischen Pengelsham und bedeutet „das Herrenhaus des Prinzen“.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das durch den Kreideabbau bedrohte Gräberfeld wurde 1928–1929 von den örtlichen Archäologen William Whiting und William P. D. Stebbing ausgegraben. Zwischen 1959 und 1967 fanden Grabungen von Sonia Chadwick Hawkes (1933–1999) statt, da das Tiefpflügen zur Bedrohung für das Gelände wurde.
Das etwa einen halben Hektar große Gräberfeld mit Abmessungen von etwa 70 x 80 Metern bedeckt einen markanten Kalksteinhügel. Unterhalb des Hügels befindet sich eine in der angelsächsischen Zeit eine wichtige Quelle. Das Gräberfeld diente einer lokalen Gemeinschaft. Obwohl keine Siedlung identifiziert wurde, vermuten Archäologen, dass diese in der Nähe der Quelle lag. Der Whiteway Track, dessen Zeitstellung unbekannt ist, markiert die Westgrenze des Gräberfeldes. Die nordwestliche Seite ist durch Steinbrüche zerstört. Das spätrömisch-britische „Gräberfeld von Court Road“ befand sich 700 Meter östlich, auf etwas höherem Gelände.
Finglesham ist ein Körpergräberfeld ohne Hinweise auf Einäscherungen. Viele Tote wurden mit Grabbeigaben beigesetzt, darunter Haushaltsgegenstände, persönliche Utensilien und Waffen. Es wurden keine Belege für eine hochrangige Bestattung gefunden, daher wurde vermutet, dass Finglesham einem kentischen Prinzen gehört haben könnte, der vermutlich im wenig westlich gelegenen Eastry wohnte und dort ggf. begraben wurde. Über einigen Gräbern wurden kleine Erdhügel (englisch barrows) errichtet. An vielen Gräbern wurden umlaufende Ringgräben erkannt, was bedeutet, dass es sich um ein weitgehend abgetragenes Hügelgräberfeld handelt. Die meisten fanden sich am südöstlichen Rand des Feldes. Der größte, über Grab 204, könnte als lokales Wahrzeichen gedient haben. Während die reichsten Grabbeigaben aus dem frühen und mittleren 6. Jahrhundert n. Chr. stammen, stammen die meisten Gräber aus dem 7. Jahrhundert. Ähnliche Bestattungen finden sich auf den zeitgenössischen Gräberfeldern in Bifrons House, Buckland, Deal, Lyminge und auf dem Mill Hill.
Archäologische Untersuchungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Untersuchung von Stebbing und Whiting
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Whiting war Ende 1928 von einem örtlichen Bauern darüber informiert worden, dass neben einem seiner Felder in der Nähe einer Kreidegrube eine Reihe menschlicher Knochen gefunden worden waren. Kreide wurde kontinuierlich für den örtlichen Straßenbau abgebaut, und Whiting befürchtete, dass die Stätte bald zerstört werden würde. Reginald Smith vom British Museum organisierte eine Untersuchung und Stebbing und Whiting führten die Ausgrabung des Gebietes durch, das dem Kreidesteinbruch am nächsten lag, wobei sie 38 Gräber ausgruben und 1929 einen Bericht über ihre Funde veröffentlichten. Die Artefakte wurden zwischen ihnen und dem Grundbesitzer Lord Northbourne aufgeteilt, wobei der letztere den feineren Schmuck behielt. Stebbing und Whiting stellten die Funde im Mason Dieu in Ospringe in der Nähe von Faversham aus. Im Juni 1963 ließ Gerald Dunning die Artefakte in eine lokale Ausstellung im Torhaus von Deal Castle bringen. In den späten 1980er Jahren wurden sie in die Deal Public Library, verlegt. Die Ausstellung wurde 1992 geschlossen und die Objekte im Dover Museum eingelagert.
Die Untersuchung von Hawkes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1956 interessierte sich die an der Konservierung der Artefakte durch das Ancient Monuments Laboratory beteiligte Archäologin Sonia Chadwick Hawkes (1933–1999) für das Material aus Finglesham. Hawkes verwendete, die damals bekannten Daten über die Chronologie des frühmittelalterlichen Kent, um Finglesham zwischen 525 und 725 n. Chr. zu datieren. Neubewertungen haben begründet, dass das Startdatum bei etwa 500 n. Chr. liegt.
Aufgrund dieser Recherche überprüfte sie die Belege von 1929 und erstellte ein 1958 veröffentlichtes Papier. Es hatte Einfluss auf eine Reihe nachfolgender Studien und wurde als eine der "ersten modernen Studien" über angelsächsisches Grabmaterial aus East Kent beschrieben. Beim Besuch des Geländes stellte sie fest, dass das Gelände durch Tiefpflügen bedroht war. Sie initiierte ein Programm, das von 1959 bis 1967 dauerte und in dessen Verlauf in 19 Wochen das gesamte Gräberfeld ausgegraben wurde. Es wurden 216 Gräber ausgegraben; darunter die 38 Gräber, die zuvor von Stebbing und Whiting identifiziert worden waren. Die meisten Grabbeigaben blieben im Besitz des Landbesitzers wobei Hawkes viele in die Obhut des Ashmolean Museum gab.
Hawkes erhielt im Rahmen ihres Backlogue-Programms für Ausgrabungen, die vor 1972 durchgeführt wurden Finanzmittel und führte zwischen 1980 und 1987 Nacharbeiten am Fundmaterial durch. Die Aufgabe, das Grabinventar zusammenzustellen und die Beweise zu analysieren, erhielt Hawkes Forschungsassistent Guy Grainger am Institut für Archäologie des Ashmolean Museums, der diese Aufgabe 1984 weitgehend abgeschlossen hatte. Während er den Ausgrabungsbericht zusammenstellte, veröffentlichte Hawkes elf Artikel zu verschiedenen Aspekten von Finglesham in Zeitschriften („Medieval Archaeology“ und „Antiquity Journals“).
1991 waren die Gräberfelddaten noch immer unveröffentlicht, obwohl Hawkes ihre Absicht bekundet hatte, dies in den folgenden Jahren zu machen. Sie starb 1999 und ließ das Manuskript unveröffentlicht. Die literarischen Testamentsvollstrecker von Hawkes, Jean Cook und Helena Hamerow beschafften sich die Aufzeichnungen des Gräberfeldes Finglesham, die Dokumentation der Nachgrabungen und die Korrespondenz und legten sie dem Hawkes-Archiv vor. English Heritage stimmte zu, die redaktionelle Arbeit zu finanzieren, um die Originaldaten zu veröffentlichen, hatte aber nicht genügend Mittel, um eine umfassende Analyse zu bezahlen. Der Ausgrabungsbericht wurde schließlich 2007 veröffentlicht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Birte Brugmann: Background to the Report. In: Sonia Chadwick Hawkes and Guy Grainger (Hrsg.) The Anglo-Saxon Cemetery at Finglesham, Kent. Oxford: Oxford University School of Archaeology. (2006). S. 19–22. ISBN 0-9549627-1-0.
- Sonia Chadwick Hawkes, Guy Grainger: The Anglo-Saxon Cemetery at Finglesham, Kent. Oxford: Oxford University School of Archaeology. (2006). ISBN 0-9549627-1-0.
- Keith Parfitt: Excavation at Finglesham. In: Sonia Chadwick Hawkes and Guy Grainger (Hrsg). The Anglo-Saxon Cemetery at Finglesham, Kent. Oxford: Oxford University School of Archaeology. (2006). S. 22–32. ISBN 0-9549627-1-0.
- Duncan Sayer, Howard Willimas: Laws, Funerals and Cemetery Organisation: the seventh-century Kentish family. University of Exeter Press 2009.
Weblinks
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