Benutzer:JEW/Stallotufter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stallotufter von Remdalen
Stallotufter von Remdalen
Stallotufter von Remdalen

Stallotufter (dt. Herdreihen - schwedisch Stalotomter) sind Wohnplatzsspuren aus der späten Eisenzeit und dem Mittelalter in den Hochgebirgstälern Nordnorwegens und Nordschwedens. Man findet sie zwischen Frostviken in Jämtlands län und Devdisdalen in Norwegen oberhalb der Baumgrenze.

Stalotomt bei Marsfjället
Stalotomt bei Marsfjället
Stalotomt von Mavas - Arjeplog
Stalotomt von Mavas - Arjeplog

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind zwei bis 15, aber selten über acht, in Reihen angeordnete, rund oder oval gefasste Bodenflächen mit Innenabmessungen von 6,0 bis 8,0 × 5,0 bis 7,0 Metern. Sie haben einen breiten, durchgehenden Wall um eine Bodenfläche mit einer ovalen oder rechteckigen Feuerstelle im Zentrum. Im Gefüge von Stallotuftern gibt es mit Ausnahme von einfachen Gegenständen aus Eisen, Gefäßfragmenten und Haushaltsgegenständen, wie Spinnwirteln und Wetzsteinen nur wenige archäologische Funde. In den Feuerstellen wurden über rot verbranntem Untergrund Schichten aus weißem bis dunkelbraunem, fettigem Boden nachgewiesen.

Möglicherweise handelte es sich um eine mit Birkenrinde und Rasen bedeckte Balkenkonstruktion (ähnlich Grassodenhäusern) dessen Tragewerk an der Innenseite der Böschung aufgestellt war. Es wird angenommen, dass sich der Eingang erhöht über der Erde befand. Man geht davon aus, dass die Konstruktion sowohl Schneelasten als auch starkem Wind standhalten konnte.

Interpretationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archäologen diskutieren, ob es sich um Reste von Jagdstationen nordischen Völkern handelt. Unter Umständen gab es für die Rentierjagd der Sami saisonale Siedlungen oder sie errichteten diese im Zusammenhang mit der Domestikation der Rentiere. In Ottars Bericht vom Ende des 9. Jahrhunderts wird die frühe Rentierhaltung erwähnt. Die Archäologin Inger Storli hat Stallotufter im Lønsdalen untersucht, und hält sie für Siedlungen in Verbindung mit der Einführung der Rentierhaltung. Mit der Rentierhaltung bestand ein gestiegener Bedarf an Weideflächen und in der Vergangenheit nutzten die Rentierhalter die Hochgebirge als Sommerweiden. Storli denkt, wenn die Stallotufter für die Jagd wären, dass die Tabus der Sami die Anwesenheit von Frauen nicht zugelassen hätten. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass dort Frauen lebten. Die Frauen hatten im Gefüge der Rentierhaltung Aufgaben wie das Melken. Andere argumentieren, dass Frauen zwar anwesend, aber nicht an der Jagd beteiligt waren. Argument dafür sei, dass die Intensivierung der Rentierjagd eine Notwendigkeit geschaffen habe. Andere glauben, dass es sich um Fischersiedlungen handelte, die eventuell von Sami aus den Fjordgebieten Norwegens genutzt wurden. Grund dafür ist, dass Untersuchungen menschlicher Überreste darauf deuten, dass sie Meeresnahrung gegessen haben. Insgesamt kam es während des frühen Mittelalters zur Verbreitung von Stallotuftern und Fanggruben, was auf stärkere Ressourcennutzung durch Rentiere und Wild weist. Man geht davon aus, dass der Grund dafür die größere europäische Nachfrage nach Leder gewesen sein könnte. Stallotufter werden im Spätmittelalter nicht mehr genutzt. Im Lule älvdal nimmt die Nutzung im Laufe des 14. Jahrhunderts ab und hört in der Mitte des 15. Jahrhunderts auf. Mitte des 17. Jahrhunderts werden sie wieder verwendet. Das gleiche Muster ist im Lønsdalen zu beobachten. Eine These für den Hiatus (Lücke im Fundaufkommen) ist, dass die Pest zu einer Krise für die westsamischen Gemeinschaften führte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Inger Storli: Hålogaland før rikssamlingen: Politiske prosesser i perioden 200–900 e. Kr. Novus forlag Oslo: (2006). ISBN 978-82-7099-435-9.
  • Inger Storli: "Stallo"-boplassene : spor etter de første fjellsamer?. Novus; Instituttet for sammenlignende kulturforskning. (1994). ISBN 8270992267.
  • Carl-Gösta Ojala: Sámi Prehistories – The Politics of Archaeology and Identity in Northernmost Europe Oulu: Uppsala universitet. (2009). ISBN 978-91-506-2096-2.
  • Evert Baudou: Norrlands forntid – ett historiskt perspektiv Umeå: Förlags AB Wiken 1992. ISBN 91-7119-239-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie:Bauform (Wohngebäude) Kategorie:Kulturgeschichte (Norwegen) Kategorie:Kulturgeschichte (Schweden)