Benutzer:JEW/Trewhiddle-Stil

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Der Trewhiddle-Stil (englisch Trewhiddle style) ist ein angelsächsischer Kunststil, der seinen Namen von dem Hort hat, der 1774 in Trewhiddle, in Cornwall in England entdeckt wurde. Der Hort enthielt einen silbernen Kelch, Gold- und Silberstücke und angelsächsische Münzen die sich ins 9. Jahrhundert datieren lassen. Beispiele sind das Abingdon-Schwert, die Fuller- und die Strickland Fibel und der Pentney-Hort.

Der Stil ist bekannt für seine kunstvollen Dekorationen dicht verzierter Metallflächen mit Flecht-, Pflanzen-, Tier- und geometrische Mustern, Niello-Intarsien und kuppelförmige Nieten. Bestimmendes Merkmal ist die Unterteilung der Dekoration in kleine Tafeln, die durch Perlenbordüren getrennt sind. Die Tafeln enthalten gewöhnlich ein einziges Motiv, typischerweise ein beißendes, hockendes oder rückwärts blickendes Tier. Das Sprenkeln von Motiven war eine häufige Technik, um Bewegungen oder Oberflächentexturen zu erzeugen. Es gibt viele Tierformen und Variationen normalerweise im Profil dargestellter mythischer Bestien, Schlangen und Vögel. Bei der Verwendung mit Pflanzen- oder Tierformen ist die Dekoration im Allgemeinen komplexer. Die Pflanzenmotive variieren von einzelnen Blättern bis zu kompletten Pflanzen, oft kombiniert mit Tierformen und Verflechtungen. Pflanzliche und zoomorphe Motiven werden häufig verschachtelt. Unverschachtelt ist das Interlace-Muster typischerweise einfach und geschlossen.

Der Trewhidle-Stil wurde hauptsächlich als Metalldekor verwendet. Das am häufigsten verwendete Edelmetall zur Herstellung Trewhiddlemustern war während der Spätphase Silber. Der Trewhiddle-Stil ist Merkmal hochwertiger Metallarbeiten. Die häufigen Versuche, seine Motive auf billigeren Metallen zu kopieren zeigen, dass der Großteil der Allgemeinheit diese Strömung anstrebte. Kunsthistoriker haben zwar Affinitäten zwischen Trewhiddle und der irischen Kunst erkannt, aber keiner hat befürwortet, dass der Trewhiddle-Stil vom irischen beeinflusst wurde. Es ist wahrscheinlich, dass die Tierkunst von Trewhiddle aus England stammt und in geringem Maße von der kontinentalen fränkischen, keltischen oder mediterranen Kunst beeinflusst wurde.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Tierornamentik einiger Trewhiddle-Objekte zum Studienschwerpunkt angelsächsischer Archäologen und Kunsthistoriker. Sir Thomas Kendrick (1895–1979) war der erste Historiker, der die Verwendung von Tierschmuck vom Ende der römischen Besatzung bis zur frühen angelsächsischen Zeit illustrierte. Der dänische Archäologe Johannes Brøndsted (1890–1965) erkannte die historische Bedeutung der dekorativen Elemente und war Namensgeber des "Trewhiddle-Stils".

Der Trewhiddle-Stil ist vermutlich das Ergebnis sich zwischen 450 und 950 n. Chr. entwickelnder angelsächsischer Kunst. Das Tier auf der Faversham-Brosche, das Tier auf den Sutton Hoo-Schulterklappen und das auf dem Pferdegeschirr von Källby befinden sich in einer Sequenz, die nach Trewhiddle und darüber hinaus führt. Frühere Gelehrte stellten die Theorie auf, dass der Trewhiddle-Stil auf das 9. Jahrhundert beschränkt war. Den Stil zu beurteilen war schwierig, da es an unabhängigen Datierungen im Zusammenhang mit den Trewhiddle-Funden mangelte. Als mehr Trewhiddle-Artefakte gefunden waren, wurde vermutet, dass der Beginn des Stils im 8. Jahrhundert gelegen hat. Angesichts neuerer Funde, einschließlich der in den 1980er und späten 1990er Jahren im angelsächsischen Yorkshire, wurde vermutet das der Trewhiddle-Stil im 10. Jahrhundert in Nordengland entstand. Bis mehr Informationen zur Verfügung stehen, wird der Stil weiter ins 9. Jahrhundert datiert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gabor Thomas: Reflections on a '9th-century' Northumbrian Metalworking Tradition: A Silver Hoard from Poppleton, North Yorkshire". In: Medieval Archaeology. 51: (2006). S. 143–164.
  • Leslie Webster: Chapter 25: Style" Influences, Chronology and Meaning. In: Helena Hamerow et al.: The Oxford Handbook of Anglo-Saxon Archaeology. Oxford University Press. (2011) S. 460–494.
  • David M. Wilson: The Trewhiddle Hoard. The Circumstances and History of the Find. Archaeologia. 98: (1961) S. 73–122.

Kategorie:Kunststil Kategorie:Kunst des Mittelalters Kategorie:Angelsachsen