Benutzer:Kürschner/Pelztier1

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Lattermanns Hof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprüngliche Lattermanns Hof war eines der Gewerbegebäude mit einem der Warenanlieferung dienenden Innen- oder Durchgangshof im Viertel um die Straße Brühl in Leipzig. Nach dem Abriss der alten, kleinen Gebäude wurde der neu entstandene Gebäudekomplex nach dem größeren Durchgangshof als Lattermanns Hof bezeichnet, im Zweiten Weltkrieg wurde er zerstört. Inzwischen erinnert ein gleichnamiger Teil des 2010 eingeweihten Einkaufszentrums „Höfe am Brühl“ wieder an den geschichtsträchtigen Gebäudekomplex.

Beschreibung, Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer der Vorgängerbauten des Plauenschen Hofs wird im Zusammenhang mit dem angeblich lockeren Leben der späteren Mutter des Komponisten Richard Wagner erwähnt. Die Bäckerstochter Johanna Rosine, geborene Pätz (1774–1848 in Leipzig) war, nach Ansicht von Martin Gregor-Dellin, in der Pension der Madame Susanna Friederica Hesse im Winklerschen Haus am Brühl (später Lattermanns Hof) vom Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar-Eisenach untergebracht worden, wo dieser sie regelmäßig besuchte.[1]

Im Jahr 1855 wurde in einem Inserat des Speditions, Commissions-, Incasso-Geschäfts Eduard Oehme als Adresse Lattermanns Hof, Brühl 74 angegeben.[2] Die spätere Hausnummer von Lattermanns Hof, Brühl 27, gehörte in dieser Zeit zum Plauenschen Hof, auch Plauensche Passage.

1733/35 wurde anstelle des alten Plauenschen Hofs und der Häuser an der östlichen Seite des früheren Halleschen Gässchen (Plauensche Straße) neu erbaut,[3] vermutlich vom Maurermeister Christian Döring. Im März 1872 war die Leipziger Bau-Bank gegründet worden. Ihr Zweck war die Verwaltung, Verwertung und Veräußerung des der Gesellschaft gehörigen in Leipzig gelegenen Hausgrundstücks Plauenscher Hof, Brühl 23. Die Geschäfte der Gesellschaft wurden von der Leipziger Immobilien-Gesellschaft geführt. 1919 wurde das Grundstück verkauft, 1920 trat die Gesellschaft in Liquidation. Die letzte Liquidationsrate wurde im Juni 1922 mit 70 RM ausgezahlt.[4][5][6]

Bis 1883 gehörte der Komplex Brühl 27. mit Durchgang zur Richard-Wagner-Straße 13, dem Kaufmann Franz Lattermann und seinen Erben.[7] Es war einer der für den Brühl typischen Gebäude. Auf den Hof führten zwei Zufahrten, einer vom Brühl, der andere auf der Gegenseite, der Richard Wagner Straße. Die anfangs noch engen Straßen blieben durch die Durchfahrtshöfe frei von parkenden Fahrzeugen und Lieferfuhrwerke konnten ohne zu wenden den Hof verlassen.[8]

In einem Verzeichnis aus dem Jahr 1818 ist, noch ohne Straßenhausnummern, als Besitzer der Häusernummer 447 (Plauenscher Hof) „Peter“ eingetragen, für Haus Nummer 450 „Lattermann“.[9]

Die Brühlhöfe, einschließlich der Richard-Wagner-Straße, wurden durch ein anderthalb Wochen andauerndes Feuer, nach einem Bombenangriff am 4. Dezember 1943, fast vollständig zerstört, so auch Lattermanns Hof,[10] nur neun Gebäude blieben erhalten.

Am 9. Dezember 2010 wurde der Grundstein für ein 2010 fertiggestelltes Einkaufszentrum „Höfe am Brühl“ gelegt, einer der vier unterschiedlichen Themenhöfe wird als Plauenscher Hof, ein anderer als Lattermanns Hof bezeichnet.[11][12] Der Teil Lattermanns Hof wurde bereits bei seiner Planung den Themen Mode und Lifestyle zugedacht, entsprechende Firmen zogen hier ein.

Gewerbebetriebe in Lattermanns Hof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem oben abgebildeten Foto ist zu sehen, dass dem damals noch Plauenschen Hof wohl mindestens zwei aneinandergebaute Häuser zugerechnet wurden, alle mit einem Giebeldach. In dem wohl älteren, mit zwei Stockwerken ein Geschoss niedrigeres Gebäude, befand sich die Gaststätte „Plauenscher Hof“, noch in der Schreibweise Plauen’scher Hof. Die einander anschließenden Geschäftslokale haben jeweils nur eine schmale Ladenfront.

Nicht alle Firmenschilder sind auf der Aufnahme zu entziffern. In dem höheren Eckhaus ist auf der Ecke im Erdgeschoss die Firma H. G. Städter, Meubleur & Taxator, mit ihrem Geschäft zu sehen (Meubleur, ein Händler von neuen und oft auch von gebrauchten Gerätschaften). Es schließt sich auf der Brühlseite die Firma C. A. Reinhardt an, gefolgt von H. Kirchhoff. Im ersten und zweiten Stockwerk ist von den Firmenschildern das Auskunfts-Bureau „Leipziger Schulden“ lesbar; Hermann Hagendorf mit einer Niederlage deutscher amerikanischer Dampfschiffe; im obersten dritten Stockwerk die Buchbinderei R. Kipper und eine Nähmaschinen-Fabrik. Zu wem der ausladende, schmiedeeiserne Ausleger mit angehängten Medaillons im zweiten Stock gehört ist nicht zu erkennen.

Rechts neben der Gaststätte Plauenscher Hof befindet sich das Geschäft von Franz Schiller mit einer zimmerfenstergroßen Auslage. Das daran anschließende Gebäude ist durch die bereits höheren Stockwerke auch insgesamt höher als das Eckhaus. Das zweite Foto zeigt mit dem Durchgangshof dessen bereits wesentlich großzügigere Bauweise.

Ein nicht namentlich genannter Inserent der Leipziger Zeitung bot 1920 „eine Partie gegerbtes Curisches Bocksleder und gegerbte Elendhäute, Brühl, Lattermanns Hof“ an.[13].

Das Fachverzeichnis „Führer durch den Brühl und die Berliner Pelzbranche“ aus dem Jahr 1938, fünf Jahre nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, die meisten der hauptsächlich jüdischen Fellhändler waren bereits vertrieben, nennt unter der Adresse Brühl 27

Unter der Adresse Richard-Wagner-Straße 13

Pelzhaus Alfred Krebs vorm. Arthur Wohlrab[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Firmenschriftzug, mit Hinweis auf die Mitgliedschaft in der Kürschnerinnung

Das Unternehmen Pelzhaus A. Wohlrab, Arthur Wohlrab, gegründet 1902, [15] führt sich auf die frühere Firma Carl Friedrich zurück.[16] Die Vorgängerfirma Carl Friedrich ist im Adressverzeichnis von 1900 unter gleicher Adresse angegeben, gleichzeitig mit dem Kürschner Carl Kirsten, ebenfalls mit Pelzherstellung, nur Kirsten ist hier als Inhaber eines Geschäftslokal extra aufgeführt.[17]

Als Einzelhandelsunternehmen befand es A. Wohlrab in Lattermanns Hof mitten im Pelzhandelszentrum Leipziger Brühl, ehemals einer der drei bedeutendsten Großhandeldplätze im Welthandel mit Pelzfellen (Rauchwaren). Der spätere Firmeninhaber Arthur Krebs nannte die Firma um in Alfred Krebs vorm. Arthur Wohlrab. Er erwarb den Gebäudekomplex Lattermanns Hof, „in dem sich ein Stück Brühl-Geschichte abgespielt hat“.[15]

Im Jahr 1914 wies das Pelzhaus A. Wohlrab, Modehaus feiner Pelze, in einer Annonce darauf hin, dass es neben der Kürschnerei eine Schneiderei unterhält.[18] Die Abbildungen einer Postkartenserie der Firma zeigen, dass das Unternehmen auch in seiner Stoffkonfektion überaus modisch war. Neben der Maßanfertigung von Pelzen, hielt man, bis dahin keineswegs selbstverständlich, fertig gearbeitete Pelze in größerer Auswahl vorrätig. Die für Kürschnerfachgeschäfte üblichen Servicearbeiten wie Pelzumgestaltungen, Pelzreparaturen, Pelzsommeraufbewahrung oder Pelzreinigung wurden ebenfalls angeboten. Die Kürschnerei beteiligte sich an den Leistungsschauen der Branche, wie der jährlichen Neuheiten-Ausstellung in Leipzig. Auf der Internationalen Pelzfach-Ausstellung (IPA) im Jahr 1930, der jemals größten Selbstdarstellung der Pelzbranche, gehörte Arthur Wohlrab mit zu den Ausstellern von Pelzkonfektion.[19]

Im Jahr 1934 übernahm Alfred Krebs (* 19. Oktober 1892 in Leipzig) die Firma A. Wohlrab und verschmolz sie mit seinem Unternehmen zu Alfred Krebs vorm. Arthur Wohlrab.[15]

Alfred Krebs hatte sich nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1918 selbständig gemacht. Aus kleinen Verhältnissen heraus wurde die Firma über Leipzig hinaus bekannt. Nach der Übernahme von Arthur Wohlrab erwarb er als „Krönung seines geschäftlichen Aufstiegs“ das Firmengebäude im damals bereits altbekannten Grundstück „Lattermanns Hof“, Brühl 27 und Richard-Wagner-Straße 13.[15]

Als eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Leipziger Kürschnerhandwerks setzte sich Alfred Krebs in vielseitiger Form für seinen Berufsstand ein, 1942 war er über 20 Jahre im Vorstand der Leipziger Kürschnerinnung tätig gewesen. Er war Verfasser dea Festspiels anlässlich der 500-Jahrfeier der Leipziger Kürschner-Innung im Jahr 1924. Lange Jahre war er Festleiter des Deutschen Kürschnertages und betätigte sich als Ansager der Modenschau der Neuheiten-Ausstellung. In der Lieferungsgenossenschaft des sächsischen Kürschner- und Mützenmacherhandwerks (Laligo) war er im Aufsichtsrat. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs war er Vorsitzender der Abnahmekommission für Wehrmachtspelze.[15]

Von vormals 794 Rauchwarenhandlungen waren nach dem Zweiten Weltkrieg noch 170 übrig geblieben,[20] von denen ein großer Teil vor der in der DDR zu erwartenden Verstaatlichung nach Westdeutschland zogen, vor allem in des neu entstehende Pelzhandelszentrum in Frankfurt am Main um die Niddastraße. 1950, im Jahr nach Gründung der DDR, sind auf der Straße Brühl noch etwa 20 Kürschner im Fachverzeichnis der Pelzbranche eingetragen, wobei nicht angegeben ist, wer von ihnen Einzelhandel betrieb. Ein Kürschner Alfred Krebs ist, jetzt unter der Adresse Brühl 10-12, eingetragen.[21] In der Liste der Genossenschafter des Kürschnerhandwerks ist Kürschnermeister Alfred Krebs, unter der Adresse Mörikestraße 7, mit Eintritt in die Genossenschaft am 31. Dezember 1948 verzeichnet, am 30. Dezember 1958 ist er aus der Genossenschaft ausgeschieden. Zum selben Zeitpunkt wurde stattdessen der Kürschnermeister Manfred Krebs, Brühl 10-12 eingetragen.[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lattermanns Hof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Wagners Eltern. Carl Friedrich Wilhelm Wagner und Ehefrau Johanne Rosine geborene Pätz. Sax-Verlag, S. 23 (PDF). Abgerufen am 30. April 2024
  2. Eduard Oehme, Lattermanns Hof, Leipzig 1855 (Anzeige).
  3. Verzeichnis der Ende 1877 in Leipzig vorhandenen Gebäude, welche Namen tragen. In: Die Stadt Leipzig und ihre Umgebung, geographisch und statistisch beschrieben. Ernst Hasse (Hsgr.), Ducker & Humboldt, Leipzig 1876, S. 75. Abgerufen am 23. April 2024.
  4. Leipziger Bau-Bank, Actie 100 Thaler = 300 Mark, 15.6.1874 (Auflage 2500. Ausruf:800,00 EUR. Freunde Historischer Wertpapiere F.H.W.. Abgerufen am 23. April 2024.
  5. Leipziger Bau-Bank Actie 100 Thaler, 15. Juni 1874 (Abbildung).
  6. Leipziger Baubank in Leipzig. In: der Deutschen Aktien-Gesellschaften, Ausgabe 1996-1997, A. Schumann's Verlag, Leipzig 1896, S. 224. Abgerufen am 23. April 2024.
  7. Der Brühl. research.uni-leipzig.de. Abgerufen am 16. April 2024.
  8. Klaus Metscher, Walter Fellmann: Lipsia und Merkur. VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1989, S. 54, ISBN 3-325-00229-3.
  9. Leipzig und seine Umgebungen. Sommersche Buchhandlung, Leipzig S. 79. Abgerufen am 23. April 2024.
  10. Geschichte zum Anfassen. Das kunsthistorische Konzept der Höfe am Brühl. wagner-verband-leipzig.de. Abgerufen am 18. April 2024.
  11. Endlich Ruhe am Brühl. Grundsteinlegung in Leipzig. BauNetz, 10. Dezember 2010. Abgerufen am 23. April 2024
  12. Höfe am Brühl. Einkaufszentrum in Leipzig von Grüntuch Ernst. BauNetz, 10. Oktober 2012. Abgerufen am 21. April 2024.
  13. Beylage zu No. 188 der Leipziger Zeitung, 26. September 1820. In: Leipziger Zeitung, S. 2183. Abgerufen am 25 April 2024.
  14. Führer durch den Brühl und die Berliner Pelzbranche, Werner Kuhwald Verlag, Leipzig 1938, S. 33-75.
  15. a b c d e Alfred Krebs, Leipzig, 50 Jahre. In: Kürschner-Zeitung, 59. Jg., Heft 29/30, 15. Oktober 1942, S. 225.
  16. Aufschrift eines Hutkartons A. Wohlrab vorm. Carl Friedrich.
  17. Adressbuch der Stadt Leipzig 1900. Stadtarchiv Leipzig (Leipzig City Archives), Deutschland, Sachsen, Leipzig, ausgewählte Bestände des Stadtarchivs, 1701-1922, S. 47. Abgerufen am 17. April 2024.
  18. Wer ist's?, Band 7,August Ludwig Degener, Verlag Herrmann Degener, 1914.
  19. IPA – Internationale Pelzfachausstellung, Internationale Jagdausstellung Leipzig 1930 – Amtlicher Katalog. S. 349.
  20. Walter Fellmann: Der Leipziger Brühl. VEB Fachbuchverlag, Leipzig 1989, S. 191-192. ISBN 3-343-00506-1.
  21. Winckelmann Deutschland. Fachadressbuch der Rauchwaren u. Pelzwirtschaft und des Kürschnerhandwerks, 59. Ausgabe, 1950/51, Ralf Winckelmann (Hrsg.) London, S. 173.
  22. Krebs, Alfed. Liste der Genossenschaften, Genossenschaft des Kürschner-Handwerks G.m.b.H., Leipzig, Nikolaistraße 12-14, Gen. Reg. Nr. 23, S. 10, 28.




ENDE