Benutzer:Kürschner/Pelztier3

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Aufsetzen (Kürschnerei)

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Krönungsmantel aus Hermelinfellen (Skizze)

Das Aufsetzen bezeichnet einen Arbeitsschritt der Kürschnerei bei der Herstellung von Pelzbekleidungsstücken oder Pelzaccessoires. Dabei werden Pelzfelle in einfachster Form zu einem Streifen zusammengefügt. Die alternative Verarbeitung ist das „Einschneiden“, bei dem die Felle zu einem den Einzelfellcharakter beibehaltenden Streifen ineinandergeschnitten werden. Welche der beiden Techniken angewandt werden, hängt von der beabsichtigten Wirkung und der Art der Felle ab, kleine Felle werden immer aufgesetzt, sie kommen meist bereits so konfektioniert als Felltafel in den Großhandel (Rauchwarenhandel).

Die einfachste Form der Pelzverarbeitung zu einem Kleidungsstück oder anderem Pelzgegenstand ist es, die Felle über- und nebeneinander zu setzen, nachdem die Extremitäten, der Kopf meist bis hinter die Ohren und das Fellende mit Schwanz abgeschnitten wurden.

Bis in das 19. Jahrhundert wurde der Pelz in der Mode oder Tracht nur als Pelzinnenfutter, als Pelzbesatz und als Verbrämung gezeigt, abgesehen von den rustikalen Schaffellmänteln der vor allem ländlichen Bevölkerung, die mancherorts auch gewendet wurden. Hinzu kamen Pelzaccessoires wie Muffe, Pelzkolliers und Pelzmützen. Für ein im Gebrauch nicht sichtbares Innenfutter genügt es, die Felle schachbrettartig auf- und nebeneinander zu setzen. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich jedoch eine Pelzmode, bei der das Fell auch bei Jacken und Mänteln mit dem Haar nach außen getragen wurde. Mit der etwa gleichzeitigen Erfindung der Pelznähmaschine wurde es möglich, sehr viel aufwändigere Arbeitstechniken wirtschaftlich sinnvoll anzuwenden. Für die Außenverarbeitung wurden nun immer neue Techniken und Optiken ausprobiert oder weiterentwickelt. Das Auslassen und das Einschneiden zu mantel- oder jackenlangen Streifen brachte eine wesentliche Veränderung zu einem flächigeren, harmonischen Aussehen. Je nach Mode, Geschmack und Wirtschaftlichkeit wurde nun individuell entschieden, bei bestimmten Fellarten eine eventuell aufwändigere Verarbeitung als das Aufsetzen zu wählen.

Die Konfektionierung von kleineren Fellen zu Felltafeln erfolgte meist von darauf spezialisierten Kürschnern in den Ursprungsländern, für Hamsterfelle zum Beispiel in der Harzgegend. Für Wieselfelle und auch andere Pelzarten ist das heute zumeist China.

Bilder Nerz- oder Karakulmantel, eingeschnitten, ausgelassen, aufgesetzt

Die Vorarbeit des Aufsetzens ist das Anbrachen, bei dem schadhafte Stellen (Kahlstellen, Schußlöcher, Zurichtschäden) und andere, möglichst von der Haarseite nicht sichtbar, entfernt werden. Gleichzeitig werden die Vorder- und Hinterpfoten sowie der Fellschwanz abgeschlagen, die als Pelzstücken in der Regel einer eigenen Industrie zur Weiterverarbeitung zugeführt werden. Beim Zusammennähen der Streifen nebeneinander, müssen die Aufsatznähte, als sichtbare Nahtverbindungen, in gleicher Höhe liegen.[1]

Kleinere, regelmäßig aufgesetzt verarbeitete Pelzarten sind oder waren vor allem Maulwurffelle, Hamsterfelle, Feh, Bassariskfelle, Petschanikfell, Suslikifelle, Chinchillafelle, Wieselfelle, Hermelinfelle und Kolinskyfelle. Meist werden die Felle in der Form eines Bogens oder stumpfen Winkels übereinandergesetzt, wobei die Spitze zum Fellende zeigt. Als allgemeine Regel gilt, die langhaarigsten, dunkelsten und größten Felle kommen nach unten, entsprechend abgestuft bis zu den hellsten in der obersten Zeile.

Bei manchen Fellarten schreckt der Verarbeiter vor dem Einschneiden, dem Zusammenfügen von zwei oder mehr Fellen zu einem einheitlichen Streifen deshalb zurück, weil die Struktur innerhalb des Felles hinsichtlich Haarlänge und Farbe so stark differiert, dass das Gelingen der Arbeit, trotz großer beruflicher Erfahrung, äußerst schwierig ist, sind nicht ausreichend gleiche Felle vorhanden, sogar unmöglich. Deshalb werden zum Beispiel die Marderarten Iltis, Baum- und Steinmarder und Zobel großteils aufgesetzt verarbeitet, obwohl ihr Wert eine kostspieligere Arbeit rechtfertigen würde. Für eine größere Jackenlänge werden sie dagegen in der Regel ausgelassen.

Für das Rückenfell des grauen russischen Eichhörnchens, dem Fehfell, heißt es zum Beispiel:

„Feh lässt sich in mancherlei Anordnung verarbeiten, sei es längs, quer oder diagonal. Stets wird die Form und die Art des anzufertigenden Stückes sowie der persönliche Geschmack ausschlaggebend sein. Das charakteristische Merkmal des Feh ligt in seinem rauchen und langen Pumpf, gegenüber dem verhältnismäßig flachen und kurzen Kopfhaar. Dadurch bietet sich Feh in besonderer Weise zu einer sichtbaren Aufsetzarbeit an, die in großen und kleinen Pelzen sehr effektvolle Zeilenwirkung zeigt.“
„Ob die Felle nun im Bogen oder in einem Winkelschnitt aufgesetzt werden, entscheidet wiederum der persönliche Geschmack. Beide Arten sind formschön und nutzen das Material rationell aus. Dabei beachte man, dass mit dem Bogen oder Winkel der Kopf ausgenutzt und dafür der wildere Pumpf ausgeschnitten wird.“[2]

Bisamfelle werden üblicherweise als Futtertafeln konfektioniert gehandelt. Die üblichen Formen sind Bisamrückentafeln Bisamwammentafeln und Tafeln mit ganzfelligen Bisam.

Bisamrücken werden dafür mit einem V-Winkel, die Spitze zum Fellende hin, übereinandergesetzt.

Murmelfelle

Im Jahr 1928, als Murmelfell stark nachgefragt war, schlug ein Wiener Fachmann eine besondere Aufsatznaht vor: Die Seiten der Fellenden am Kopf und Pumpf werden dabei zum Pumpf hin schräg geschnitten. Die Fellmitte dazwischen wird dagegen diagonal mit einer feinen Zacke („Sealzacke“) geschnitten. Der gesamte Prozess wird so beschrieben:

„Nachdem wir Kopf, Seiten und Pumpf abgeschlagen haben, egalisieren wir das Fell […] Arbeitet man Murmel für einen Mantel zusammen, dann wird es sich empfehlen, ziemlich weit in den guten Kopf hinaufzugehen. Die Seiten des Kopfes sind meist nicht gut verwendbar Wir schneiden dieselben also schräg herunter ab. Ist der Pumpf wieder nicht ganz rein, gehen wir etwas hinauf, schneiden gerade durch und laufen etwas in die Klauen schräg herab, parallel zum Kopfschnitt, so dass nun die Aufsätze passen. Die waagerechten Schnitte arbeiten wir in Zackennaht zusammen, während die Hinterklauen sich sehr gut oben an die Kopfseiten anfügen werden. Arbeiten wir das ganze Fell, werden wir nun die Felle in der uns schon vielfach bekannt gewordenen Art zusammennähen, und zwar Kopf und Pumpf immer in zarter Zackennaht, an den Seiten gerade.“[3]

Als eine besondere Herausforderung gilt in der Kürschnerei das Aufsetzen von gerupften („gerumpelten“) Nutriafellen. Das Fellende ist besonders kurzhaarig, am Kopf steigt die Haarlänge dagegen abrupt an und fällt in der Fellmitte kurz ein. Oft ist das für einen einwandfreien Übergang benötigte flache Kopfstück beim Zurichten beschädigt worden oder fehlt ganz. Anders als andere Fellarten wird gerupftes Nutriafell (auch als Samtnutria bezeichnet) zudem mit der Kopfseite nach unten, also mit dem Haarschlag nach oben, gearbeitet („Stürzen“), was die Sichtbarkeit der Aufsatznaht erhöht. Für die klassische Nutriaverarbeitung wurde das Fell zudem Im Rücken gespalten anstatt auf der Bauchseite, der Wamme. Ein Fachbuch sagt zur Verarbeitung:

Das Übereinanderschneiden von zwei oder drei Fellen geschieht in Wellenform, die die rauchenmäßige Cerbindung zwischen Kopf und Pumpf am besten garantiert. Vorteilhaft ist zuerst das Abschneiden des Kopfes des aufzusetzenden Felles. Danach ist das darunter liegende Fell rauchlich und farblich anzupassen und in Wellenform abzuschlagen. Hierbei ist der Rauchenausgleich zu finden. Ein Nachschneiden macht sich [ist] durch den schnellen Rauchenwechsel innerhalb des Felles am Kopf und Pumpf notwendig. […] Alle Aufsatznähte durch Zerreißnähte durchbrechen. […] Jede Fellbahn ist von der Haarseite zu klopfen und durchzukämmen.[1]

Um die in einem nur angedeuteten V-Winkel genähte und eventuell korrigierte Aufsatznaht noch weniger sichtbar zu machen, wird sie bei einer anspruchsvollen Kürschnerei durch eine vielfach gewinkelte Einlassnaht in sich stufenartig verschoben („zerrissen“). Durch ein nachträgliches, heute meist angewandtes Scheren der gespannten Fellteile llassenießen sich Haarlängenunterschied zwar beheben, es verursacht jedoch eine andere, einem Plüschstoff ähnliche, flächigere Optik.[1]

Ein Fachbuch aus den 1920er Jahren schlägt dagegen vor, wie bevorzugt auch bei anderen Fellarten, die Fellzeilen unkompliziert mit einer durchgehenden Wellennaht übereinanderzufügen.[4] Hier wird die Naht kostensparend bewusst als gestalterisches Element eingesetzt.

Aufsatznähte für gelockte oder moirierte Felle werden üblicherweise mithilfe dem Fellcharakter angepassten Zacken- oder Wellenschablonen geschnitten.[5] Infrage kommende Pelzarten aus der Familie der Schafe sind unter anderem Karakulfelle, Indisch Lammfelle, Silklammfelle oder Buenolammfelle. Diese Verbindungen schaffen einen harmonischen, kaum wahrnehmbaren Übergang zwischen den Fellen.

Velourspelz, nappierter Pelz

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Die Felle der mit dem Haar nach innen zu tragenden Velours- und Nappapelze werden regelmäßig in geraden Nähten über- und nebeneinander gesetzt. Die Nähte können mit Spezialmaschinen ausgeführt werden, die ein attraktives Nahtbild ergeben. Werden sie zum Beispiel mit der Pelznähmaschine zusammengefügt, kann die Naht anschließend mit einem schmalen Paspelband übersteppt werden. Die Nähte müssen mit großer Umsicht ausgeführt werden, das weiche und zügige Pelzleder dehnt sich leicht aus und kann die Nähte deformieren. Um dies zu verhindern, werden schmale Batistbänder beim Nähen mitgeführt.[6]

Commons: Aufsetzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Autorenkollektiv: Rauchwarenherstellung und Pelzkonfektion. VEB Fachbuchverlag Leipzig 1970, S. 281, 383-386. (→ Inhaltsverzeichnis).
  2. Autorenkollektiv: Der Kürschner. Fach- und Lehrbuch für das Kürschnerhandwerk. 2. überarbeitete Auflage. Berufsbildungs-Ausschuss des Zentralverbands des Kürschnerhandwerks (Hrsg.), Verlag J. P. Bachem, Köln 1956, S. 103 (→ Buchdeckel und Inhaltsverzeichnis).
  3. Alexander Tuma jun.: Die Praxis des Kürschners. Julius Springer, Wien 1928, S. 166–167. (→ Inhaltsverzeichnis).
  4. Heinrich Schirmer: Die Technik der Kürschnerei. Verlag Arthur Heber & Co., Leipzig 1928, S. 142-143.
  5. Friedrich Malm, August Dietzsch: Die Kunst des Kürschners. Fachbuchverlag Leipzig, 1951, DNB 453192572, S. 180 ((→ Buchdeckel und Inhaltsverzeichnis)).
  6. G. Rimar: Entwurf und Konfektion von Velour-Pelzmänteln aus Velour-Lammfellen. In: Das Pelzgewerbe. Jg. XVIII/Neue Folge 1967 Nr. 1, S. 333.




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