Benutzer:Kallewirsch/Grabstätte Sulaiman Schahs

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Die Grabstätte Sulaiman Schahs ist ein Mausoleum, welches zu Ehren des mutmaßlichen Großvaters des ersten Osmanenherrschers, Osmans I., errichtet wurde. Es befindet sich am Ufer des Euphrat, der in diesem Bereich durch die Tischrin-Sperre zu einem See aufgestaut ist, als territoriale Exklave der Türkei innerhalb des syrischen Gouvernements ar-Raqqa.

Nach dem osmanischen Historiker Aschikpaschazade soll der Großvater des ersten Osmanenherrschers Osman I., Sulaiman Schah, 1086 im Wasser des Euphrats ertrunken und dann bei der nahegelegenen Burg Qalʿat Dschaʿbar begraben worden sein. Diese Angabe gilt in doppelter Hinsicht als zweifelhaft: zum Einen lebte jener Sulaiman rund 250 Jahre später, möglicherweise wurde der Osmane hier mit Sulaiman ibn Qutalmisch, dem Gründer des Sultanats der Rumscheldschuken verwechselt. Dieser starb 1086 bei Antiochia, nachdem er eine Schlacht gegen seine ehemaligen Oberherren verloren hatte. Zum Anderen gilt mitlerweile als wissenschaftlich erwiesen, dass nicht er sondern Gündüz Alp der Vater von Ertuğrul Gazi und somit Osmans Großvater war. Auch ist nicht klar, wer in der Grabanlage, die auch Mezār-i Türk, das bedeutet Grab des Türken genannt wird, tatsächlich begraben liegt.[1]

Unter Sultan Abdülhamid II. wurde nahe der Festung ein Mausoleum ersetzt. Nach dem Ende des osmanischen Reiches im Zuge des Ersten Weltkriegs wurde das Gebiet von der nachherigen Türkei abgetrennt und französisches Mandatsgebiet. Gemäß des Vertrages von Ankara von 1921 wurde mit Artikel 9 das Gebiet um das Grab zum türkischen Territorium erklärt und türkischen Soldaten die Bewachung des Monuments gestattet.[2][3] Das Grabmal mitsamt der unmittelbaren Umgebung wurden somit, je nach Sichtweise, eine Exklave der Türkei oder eine Enklave des Mandatsgebietes und später Syriens, hier innerhalb des Gouvernements ar-Raqqa. Nach dem Bau der Tabqa-Talsperre wurde das Grab, bedingt durch das steigende Wasser des Stausees, 1973 rund 85 Kilometer flussaufwärts in die Nähe des Dorfes Qara Qusaq im Gouvernement Aleppo im Norden verlegt. Die Anlage rückte damit bis auf 25 Kilometer an die türkisch-syrische Grenze heran. Der Statut als Exklave wurde ebenfalls dorthin übertragen.[4] Als dann 1991 mit dem Bau der Tischrin-Sperre weiter nördlich der Tabqa-Talsperre begonnen wurde, war die Grabstätte erneut in Gefahr. Anfangs wurde über eine Verlegung in die Türkei nachgedacht, dann entschied man sich aber, das Grab an seinem Platz zu belassen, und renovierte es. Die 11 Soldaten, die es bewachen, stammen aus einer Einheit aus Şanlıurfa und wechseln sich jede Woche ab. Während des syrischen Bürgerkriegs gab es Drohungen seitens islamistischer Rebellen die Exklave einzunehmen, die mit Androhungen eines militärischen Eingreifens vom türkischen Außenministers Ahmet Davutoğlu erwidert wurden. [5]


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. D. Sourdel: Encyclopaedia of Islam, Second Edition. Brill Online, Leiden 2010, OCLC 624382576, ḎJabar or Ḳalat ḎJabar.
  2. Text des Vertrages von Ankara (Französisch) (PDF; 657 kB)
  3. www.haberturk.com (Turkish) Türkiye dışındaki tek Türk toprağı
  4. R. Burns: Monuments of Syria. An historical guide. I.B. Tauris, London 1999, ISBN 1-86064-244-6, S. 180–181.
  5. http://bigthink.com/strange-maps/649-tomb-of-doom-could-turkeys-tiny-exclave-drag-it-into-syrias-war

Koordinaten: 36° 38′ 19″ N, 38° 12′ 27″ O

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