Benutzer:Landtag M-V Infodienste/Parlamentsspiegel

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Der Parlamentsspiegel ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Landesparlamente der Bundesrepublik Deutschland. Dieses Informationssystem integriert die Daten der Parlamentsdokumentationen. Es dient der Recherche nach gesetzgeberischen Initiativen und Anträgen mit ihrer parlamentarischen Behandlung, nach Regierungserklärungen und aktuellen Debatten sowie nach Anfragen an die Landesregierungen.


Entstehung des Parlamentsspiegels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anfänge des Parlamentsspiegels reichen in das Jahr 1957 zurück, als die Interparlamentarische Arbeitsgemeinschaft (IPA) begann, eine wöchentlich erscheinende Fachbibliographie mit dem Namen „Parlamentsspiegel“ herauszugeben. Doch schon 1964 wurde das Erscheinen aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt [1].

Parlamentsdokumentationen existierten zu dieser Zeit nur sehr vereinzelt. Die Parlamente waren jedoch interessiert an einer "zeitnahen Erschließung der Parlamentspapiere, da sie zwar über komplette Sammlungen der einschlägigen Dokumente verfügten, ihnen aber ein Index hierzu fehlte"[2]. Sie verständigten sich auf folgendes Vorgehen: Der Landtag Nordrhein-Westfalen übernahm die "Dokumentation Parlamentsspiegel" als Umlage finanziertes Gemeinschaftsprojekt. Den Landtagen wurden 14-tägig eine Schlagwortkartei und ein Jahresregister geliefert.

Die "Zentraldokumentation Parlamentsspiegel", so der offizielle Name seit 1979, wertete die Drucksachen und Protokolle aller Landtage aus. Da die Zahl der Dokumente ständig stieg, wurde das Prinzip der "Selektion nach interparlamentarischer Relevanz (SiR)" entwickelt: "Dokumente, die (...) rein ortsbezogene Themen zum Gegenstand haben bzw. keine grundsätzlichen Informationen vermitteln, werden nicht mehr in den Dokumentationsprozeß aufgenommen"[3].

Im Laufe der Zeit wurden in allen Parlamenten Dokumentationsstellen aufgebaut und die Parlamentsdokumentation entwickelte sich zu einer eigenen Disziplin. Mit dem Dokumentations- und Informationssystem für Parlamentsmaterialien -DIP-, das von der Bundestagsverwaltung erarbeitet worden war, besteht seit 1978 ein Dokumentationskonzept für die Erschließung von Parlamentsmaterialien.

Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre begann der Aufbau eines DV-gestützten Verfahrens für die Dokumentation. Bereits 1980 wurde das gedruckt erscheinende Jahresregister des Parlamentsspiegels durch eine Mikrofiche-Ausgabe ergänzt. Der Aufbau des Retrieval-Systems GOLEM ermöglichte den direkten Zugriff auf die Dokumentationsergebnisse und verbesserte die Recherchemöglichkeiten enorm.

Zusätzlich zu den Dokumentnachweisen konnten bald die Texte der Dokumente selbst zur Verfügung gestellt werden. Der Landtag Nordrhein-Westfalen begann 1986 mit der Digitalisierung der Parlamentspapiere.

In den 90er Jahren integrierte der Parlamentsspiegel die Dokumente der Landtage der im Zuge der deutschen Einigung entstandenen Bundesländer. Auch in diesen Landtagen entstanden Dokumentationsstellen. Die Dokumente aller Landesparlamente wurden somit nicht nur zentral beim Parlamentsspiegel sondern auch vor Ort erschlossen.


Parlamentsspiegel heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1994 fassten die Landtagsdirektoren einen Grundsatzbeschluss, der weitreichende Änderungen für den Parlamentsspiegel zur Folge hatte: Angestrebt wurde eine verstärkte Zusammenarbeit auf den Gebieten der Informations-, Kommunikations- und Dokumentationstechnik, "um die Dienstleistungen für die Parlamentsarbeit zu verbessern und dabei den Einsatz von personellen und technischen Ressourcen zu rationalisieren"[4]. .

Die interparlamentarische Arbeitsgruppe "Parlamentsspiegel 2000" hatte die Aufgabe, Vorschläge für die Umsetzung dieses Beschlusses zu erarbeiten. Die Struktur und Funktionsweise des Parlamentsspiegels wurde an die neuen Rahmenbedingungen und die neuen technischen Möglichkeiten angepasst. Am Ende dieses Prozesses stand die Ablösung der bisherigen zentralen Erschließung der Parlamentspapiere durch die Bereitstellung der Dokumentationsdaten aus den einzelnen Landtagen in einem "Integrierten Informationssystem Parlamentsspiegel".

Der Parlamentsspiegel wird heute im Internet bereitgestellt und bietet, in Ergänzung zu den Angeboten der Landtagsdokumentationen, übergreifende Rechercheoptionen. Die Datenbank ermöglicht damit vergleichende Betrachtungen, die sonst nur mit einem hohen Aufwand realisiert werden könnten.


Recherchemöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Recherchemöglichkeiten des Parlamentsspiegels umfassen folgende Bereiche:

Suche nach Parlamentsmaterialien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Bereich ist unterteilt in eine einfache und eine erweiterte Suche. Die einfache Suche ähnelt den bekannten Internet-Suchmaschinen. Mit beliebigen Suchbegriffen kann einfach und schnell nach Dokumenten und Beratungsvorgängen recherchiert werden. Die erweiterte Suche bietet zusätzliche Auswahlkriterien und hinterlegte Listen helfen bei der Auswahl geeigneter Suchbegriffe.

Dokumentenabruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dokumentenabruf bietet den direkten Zugang auf Drucksachen und Protokolle. Ist die Nummer des gesuchten Parlamentspapiers bekannt, kann es hier direkt abgerufen werden.

Gesetzgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Gesetzgebungsvorgängen kann über eine Schnellsuche und eine Detailsuche gezielt recherchiert werden. Der Zugriff über Sachgebiete bietet sich an, wenn sich Nutzerinnen und Nutzer "zunächst zu einem Thema orientieren wollen oder die Fragestellung nicht in konkrete Begrifflichkeiten umsetzen können"[5].


Datenbasis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Datenbanken des Parlamentsspiegels sind Parlamentspapiere seit 1980 nachgewiesen. Von 1980 bis 1997 sind jedoch nicht alle Drucksachen und Plenarprotokolle recherchierbar, sondern nur diejenigen, die von überregionaler und landesübergreifender Bedeutung sind. In den folgenden sechs Jahren fiel diese Einschränkung nach und nach weg, so dass ab 2005 die Dokumente aller Landesparlamente ohne Einschränkung vorhanden sind.

Neben den Metadaten kann über den Parlamentsspiegel auch auf die Volltexte der Drucksachen und Plenarprotokolle zugegriffen werden. Allerdings sind nicht alle Dokumente der Parlamente vollständig digital vorhanden.

Vorhandene Volltexte im Parlamentsspiegel:

Plenarprotokolle Drucksachen
Land Wahlperiode Zeitraum Wahperiode Zeitraum
Baden-Württemberg ab 8. WP ab 1980 ab 8. WP ab 1980
Bayern, Landtag ab 8. WP ab 1974 ab 9. WP ab 1978
Bayern, Senat - 1964-1999 - 1964-1999
Berlin ab 8. WP ab 1980 ab 9. WP ab 1984
Brandenburg ab 1. WP ab 1990 ab 1. WP ab 1990
Bremen ab 7. WP ab 1967 ab 10. WP ab 1979
Hamburg ab 6. WP ab 1966 ab 9. WP ab 1978
Hessen ab 7. WP ab 1971 ab 10. WP ab 1983
Mecklenburg-Vorpommern ab 1. WP ab 1990 ab 1. WP ab 1990
Niedersachsen ab 8. WP ab 1974 ab 9. WP ab 1978
Nordrhein-Westfalen ab 1. WP ab 1947 ab 1. WP ab 1947
Rheinland-Pfalz ab 7. WP ab 1971 ab 9. WP ab 1979
Saarland ab 7. WP ab 1975 ab 9. WP ab 1985
Sachsen ab 1. WP ab 1990 ab 1. WP ab 1990
Sachsen-Anhalt ab 1. WP ab 1990 ab 1. WP ab 1990
Schleswig-Holstein ab 8. WP ab 1975 ab 10. WP ab 1983
Thüringen ab 1. WP ab 1990 ab 1. WP ab 1990


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dokumentation Parlamentsspiegel. Vorwort des Jahresregisters, 6. Jahrgang, 1963
  2. Gärtner, Wolfgang: Parlamentsspiegel im Wandel. Die Entwicklung des Parlamentsdokumentationssystems von 1957 bis 2006, In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 42 (2011) Nr. 2, S. 384-397; S. 386.
  3. Dokumentation Parlamentsspiegel. Vorwort des Jahresregisters, 16. Jahrgang, 1973
  4. Gärtner, Wolfgang: Parlamentsspiegel im Wandel. Die Entwicklung des Parlamentsdokumentationssystems von 1957 bis 2006, In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 42 (2011) Nr. 2, S. 384-397; S. 395
  5. Hoen, Barbara: Parlamentsspiegel.de – Der neue Internetauftritt, In: VDA – Mitteilungen der Fachgruppe 6, 35 (2011), S. 59-67; S. 65


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gärtner, Wolfgang: Parlamentsspiegel im Wandel. Die Entwicklung des Parlamentsdokumentationssystems von 1957 bis 2006, In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 42(2011)2, S. 384-397
  • Hoen, Barbara: Parlamentsspiegel.de – Der neue Internetauftritt, In: VDA – Mitteilungen der Fachgruppe 6, 35(2011), S. 59-67
  • Köhler, Guido, Brigitte Corves: Integriertes Parlamentsinformationssystem Parlamentsspiegel. Ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Landesparlamente, In: Information und Technik Nordrhein-Westfalen, LDVZ-Nachrichten 6, 2(2005), S. 3-4
  • Schröder, Thomas A.: Parlament und Information : die Geschichte der Parlamentsdokumentation in Deutschland. - Potsdam: Verl. für Berlin-Brandenburg, 1998. - 315 S. (Potsdamer Studien : 12) Zugl.: Düsseldorf, Univ., Diss., 1998, ISBN 978-3-932981-16-6
  • Vogel, Alois: 30 Jahre Zentraldokumentation Parlamentsspiegel beim Landtag Nordrhein-Westfalen, In: Der Archivar 47(1994), S. 270-281

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