Benutzer:Markus Bärlocher/Tempolimit

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Tempo-100
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Tempolimit ist ein Beitrag zum Klimaschutz im Kraftfahrzeug-Verkehr. Ein Tempolimit kann durch die Regierung einfach umgesetzt werden durch eine Änderung der Straßenverkehrsordnung. Vorgeschlagen ist Tempo-100 auf Autobahnen, Tempo-80 auf Landstrassen und Tempo-30 innerorts, nach der Formel „100–80–30“. Erwartet wird dadurch eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 14 % auf Autobahnen, 5-8 % auf Landstrassen.

Allgemein bezeichnet Tempolimit auch Zulässige Höchstgeschwindigkeit in Verkehr.

Forderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tempo–100 auf Autobahnen
  • Tempo–80 auf Landstraßen
  • Tempo–30 innerorts

Tempo 100–80–30 fordern ein Bündnis von VCD, adfc, VSF, BUND, Greenpeace, Verkehrsunfall-Opferhilfe, Klimaschutz im Bundestag, GdP NRW, HannovAIR und der DUH.[1]

Die Grünen fordern in ihrem Regierungsprogramm 2021 Tempo-130/120 auf Autobahnen und in Ortschaften generell Tempo-30.[2]

Die Deutsche Umwelthilfe fordert die Einführung von „100–80–30“[3]

Die Evangelische Kirche Deutschland hat im November 2022 in der Synode beschlossen, bei allen PKW-Fahrten im kirchlichen Kontext ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen einzuhalten, um Treibhausgas-Emissionen spürbar zu reduzieren.[4] [5]

Audi-Vorstand Markus Duesmann hält Tempolimits und autofreie Sonntage für „erprobte Maßnahmen“, die „ein kleiner Schritt für Autofahrerende“ wären, aber „ein großer Sprung für Energieeinsparungen“.[6]

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigsten Ziele sind:

Reduktion der Schadstoffe – (Klimaschutz)
Reduktion des Treibstoffverbrauches – (fossile Energie und geopolitische Abhängigkeit)
Reduktion der Unfälle und Unfallfolgen – (soziale und wirtschaftliche Folgen)
Reduktion der Verkehrstoten – („Vision Zero“)
Verbesserung des Lebensgefühls – („Lebenswerte Städte“)

Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Treibhausgas-Entwicklung
mit Umsetzungs-Lücke (rot)
und fehlenden Zielen für 2030-2045

2019 war der Verkehrssektor in Deutschland für rund 164 Millionen Tonnen Treibhausgase verantwortlich. Das entspricht 20 % der Treibhausgasemissionen Deutschlands. Gegenüber 1990 ist der relative Anteil um 7 % Prozent gestiegen.[7] Das Bundes-Klimaschutzgesetz verlangt aber eine Reduktion auf 85 Mio. Tonnen bis spätestens 2030.

Für jedes Jahr ist die zu erreichende Reduktion festgeschrieben: auf 150 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente für das Jahr 2020, 145 Mio.To. (2021), 139 Mio.To. (2022), 134 Mio.To. (2023), 128 Mio.To. (2024), 123 Mio.To. (2025), 117 Mio.To. (2026), 112 Mio.To. (2027), 105 Mio.To. (2028), 96 Mio.To. (2029), 85 Mio.To. (2030).[8] 2020 und 2021 wurden die Zahlen nur scheinbar (wegen Corona) erreicht, aber in der Prognose deutlich verfehlt (siehe Grafik).[9]

Das Bundesverfassungsgericht erklärte 2021 mehrere Teile des Gesetzes als mit den Grundrechten unvereinbar und verpflichtete den Gesetzgeber, bis Ende 2022 die Minderungsziele entsprechend zu regeln. Entsprechend schnell und wirksam muss nachgesteuert werden.

Ein Tempolimit kann helfen:

„Die Einführung eines allgemeinen Tempolimits auf Autobahnen wäre ein kurzfristig realisierbarer, kostengünstiger und wirksamer Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen des Verkehrs. Zudem würde auch die Verkehrssicherheit erhöht und die Lärm- und Schadstoffemissionen gemindert.“

Umweltbundesamt [7]

50 % der Bevölkerung fordern ein generelles Tempolimit, 25 % befürworten ein befristetes Tempolimit für drei Jahre, 24 % lehnen ein Tempolimit ab [10]

Schilder für den Minister[11]

Das FDP-geführte Verkehrsministerium hingegen verfehlt bisher die im Bundesklimaschutzgesetz vorgegebenen Ziele und sträubt sich, Tempolimits umzusetzen.[11] [12] Eine Verkehrspolitische Sprecherin fasst zusammen: „Ein allgemeines Tempolimit ist weder von uns gewollt, noch macht es für den Klimaschutz oder die Verkehrssicherheit Sinn, sondern ist reine Symbolpolitik, die wir ablehnen.“[13]

Der vom Verkehrsminister beklagte Schildermangel führte zu einer symbollischen Schilderspende durch die Letzte Generation.

Tempo-100 auf Autobahnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tempo-100 Aufkleber

Im Jahr 2020 verursachten Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf Bundesautobahnen in Deutschland Treibhausgasemissionen von rund 30,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Ein Tempolimit von 100 km/h würde die Treibhausgasemissionen um 4,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente mindern. Das entspricht einer Minderung von 14 %.[14]

Ein Tempolimit von 120 km/h würde die Emissionen um jährlich 2,0 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduzieren, entsprechend 6,5 %. Ein Tempolimit von 130 km/h würde die Treibhausgasemissionen um 1,5 Millionen Tonnen reduzieren, entsprechend 4,9 %.

Tempo Reduktion in %
100 4,3 Mio Tonnen 14 %
120 2,0 Mio Tonnen 6,5 %
130 1,5 Mio Tonnen 4,9 %

In der Schweiz und in Lichtenstein ist Tempo–120 schon seit 1985 selbstverständlich. Grüne, SP und GLP fordern jetzt Tempo–100. Tempo–100 gilt auch in Brüssel, Niederlande, Norwegen, Montenegro und Zypern.

Tempo-80 auf Landstraßen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rund 43 % der Gesamtfahrleistung von Personenkraftwagen (Pkw) werden auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften erbracht (Autobahnen ausgenommen). [7] Ein Tempolimit von 80 km/h würde die Treibhausgasemissionen um 1,1 Millionen Tonnen CO2 reduzieren. Das entspricht einer Minderung von 5 bis 8 %.[15]

In der Schweiz und in Lichtenstein ist Tempo–80 schon seit 1985 selbstverständlich. Tempo–80 gilt auch schon in vielen anderen europäischen Ländern.

Tempo-30 innerorts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Deutsche Städtetag fordert für die Kommunen mehr Rechte bei der Verkehrsplanung. Über 390 Kommunen unterstützen bisher diese Forderung, darunter alle Großstädte, und decken damit etwa 1/3 der Bevölkerung ab.[16]

Viele Hauptstädte haben generell Tempo-30 eingeführt, beispielsweise Paris, Antwerpen, Brüssel, Mainz, Hannover, Helsinki, Oslo.[17]

Unfallfolgen reduzieren[18]

Das Bundesumweltamt empfiehlt Tempo-30 in Ortschaften.[19] Damit können Unfälle und Unfallfolgen deutlich verringert werden, da der Bremsweg deutlich kürzer ist als bei Tempo-50. Es entsteht sozusagen eine unfallfreie Zone (grün). In Spanien gilt generell Tempo-30 in städtischen Straßen mit zwei Fahrbahnen.[20] In Helsinki konnten die Todesfälle durch Tempo-30 auf Null reduziert werden.[21]

Tempo Reaktions- Bremsweg[18]
30 km/h 16,7 m 3,5 m
50 km/h 27,8 m 9,8 m

Autofreier Sonntag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autofreier Sonntag

Eine weitere Möglichkeit zur Verringerung klimaschädlicher Abgase sind autofreie Tage. Greenpeace schlägt vor, ein Jahr lang zweimal im Monat einen autofreien Sonntag einzuführen. Damit könnten 1,3 Milliarden Liter fossile Brennstoffe eingespart werden und würde auch die Importabhängigkeit verringern. Das entspreche 2,6 Prozent des Kraftstoffabsatzes pro Jahr in Deutschland und 1,4 Prozent der Ölimporte.[22]

Audi-Chef Markus Duesmann ist offen für autofreie Tage.[6]

Situation in Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Europa Autobahn 2022
Land innerorts Landstraße Autobahn
Spanien 30 90 120
Zypern 50 80 100
Schweiz 50 80 120
Niederlande 50 80 100/130
Frankreich 50 80 130
Dänemark 50 80 130
Belgien 50 90 120
Luxemburg 50 90 110/130
Italien 50 90 130
Tschechien 50 90 130
Polen 50 90 140
Österreich 50 100 130
Deuschland 50 100 unbegrenzt

Einige Länder haben unterschiedliche Tempolimits tagsüber und nachts. Andere unterscheiden auch trockene oder nasse Straße, oder weitere Straßentypen (siehe detaillierte Tabelle). Das führt zu unübersichtlichen Verhältnissen (siehe Hinweisschilder). und einer grossen Streuung in der Unfallstatistik. Schweden hat 20 Vekehrstote pro 1 Mio Einwohner, Rumänien 92 Tote.[23] Eine Vereinheitlichung der Höchstgescheindigkeiten ist von der EU derzeit nicht geplant. Zur Unfallreduzierung setzt die EU mit der ISA auf eine technische Lösung.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DUH: Tempolimit 100–80–30
  2. Die Grünen: 130/120 auf Autobahnen, generell 30 in Ortschaften (Wahlprogramm 2021)
  3. Deutsche Umwelthilfe fordert Tempo 100–80–30
  4. EKD-Synode diskutiert über Klimaschutzziele
  5. EKD-Synode: Beschluss eines Tempolimits mit maximal 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen
  6. a b Tagesschau: Audi-Chef für autofreie Tage und Tempolimit
  7. a b c Bundesministerium Umwelt: Klimaschutz im Verkehr: Tempolimit
  8. Bundes-Umweltgesetz, Anlage 2 (zu § 4): Zulässige Jahresemissionsmengen für die Jahre 2020 bis 2030
  9. Umweltbundesamt: Klimaschutz im Verkehr, Ziele
  10. ZDF Politbarometer: von den 24 % Ablehnenden sind 46 % FDP- und 47 % AfD-Anhänger
  11. a b Spiegel: Verkehrsminister Wissing hält Tempolimit wegen Schildermangel für nicht umsetzbar
  12. Tagesschau: FDP bremst weiter
  13. FDP: Ein Tempolimit auf Autobahnen ist reine Symbolpolitik (Heise)
  14. Umweltbundesamt: Tempolimit auf Autobahnen
  15. Umweltbundesamt: Tempolimit auf Straßen außerorts (PDF)
  16. Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten
  17. Grossstädte mit Tempo-30
  18. a b BFU: Berechnungsgrundlagen und Parameter
  19. Umweltbundesamt: empfiehlt Tempo-30 (Erklär-Video, 4:14)
  20. Spanien hat ein generelles Tempolimit auf 30 km/h in Städten
  21. NDR: Tempo-30 Innerorts und Tempo-40 auf Durchfahrtstraßen. Keine Verkehrstoten in Helsinki.
  22. Greenpeace: Zehn Maßnahmen, um den Ölverbrauch kurzfristig zu senken
  23. ADAC: EU Verkehrsunfallstatistik (2021)]