Benutzer:Martin-rnr/Mosasaurier

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Mosasaurier

Hainosaurus in einer Lebendrekonstruktion. Dieser Tylosaurine aus der Oberkreide wurde bis zu 17 Meter lang.

Zeitliches Auftreten
Oberkreide
99,6 bis 65,5 Mio. Jahre
Fundorte
  • Europa (Niederlande, Schweden)
  • Nordamerika
  • Afrika
  • Australien, Neuseeland, Antarktis
Systematik
Reptilien (Reptilia)
Diapsida
Lepidosauromorpha
Schuppenechsen (Lepidosauria)
Schuppenkriechtiere (Squamata)
Mosasaurier
Wissenschaftlicher Name
Mosasauridae
Gervais, 1853

Die Mosasaurier (Mosasauridae) waren eine Gruppe großer, räuberischer Meeresreptilien, die in der Oberkreide erstmals aufkam und am Ende der Kreide ausstarb. Sie sind trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten nicht näher mit den Flossenechsen (Sauropterygia), Meereskrokodilen und den Ichthyosauriern verwandt, sondern stehen stammesgeschichtlich den Waranen und Schlangen nahe.

Körperbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schädel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der langgestreckte Schädel der Mosasaurier ähnelt in seinem Bau stark demjenigen der nahe verwandten Warane und Schlangen. Besonders auffallend sind die kinetischen Eigenschaften bei diesen drei Gruppen. Bei den Mosasauriern ist der zähnetragende Teil des Unterkiefers gelenkig mit anderen Elemente des Unterkiefers verbunden. Hinten gelegende (anteriore) Schädelelemente waren nicht miteinander verschmolzen, wodurch noch größere Beweglichkeit ermöglicht wurde. Die Zähne der Mosasaurier waren überwiegend konisch geformt und leicht nach hinten gebogen. Die Zahnform war sehr variabel, von schlank über robust bis hin zu dicken, weitgehend stumpfen Zähnen bei auf Ammoniten und andere Mollusken spezialisierten Mosasauriern wie Globidens. Die Zähne haben keine gesägte Schneidekanten wie bei Haien oder "Raubdinosauriern" (Theropoda), solche Sägungen finden sich nur bei sehr wenigen Gattungen (z.B. Leiodon). Am Gaumendach fanden sich 2 Reihen von Gaumenzähne, die wohl beim Verschlingen der Beute halfen.[1]

Axialskelett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das postcraniale ("Hinter-Schädel") Skelett der Mosasaurier ware auch langgstreckt, und wurde von 108-140 Wirbeln gestützt. Bei Tylosaurus setzen sich diese aus 7 Halswirbel, 23 Rumpfwirbeln und 95-119 Schwanzwirbeln zusammen. Die Wirbel waren procoel, also an der Vorderseite konkav und an der Hinterseite konvex, und proportional zum Durchmesser kurz. Der Schwanz machte meist die Hälfte oder mehr der Gesamtlänge aus.[1]

Gliedmaßen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gliedmaßen der Mosasaurier wurden in Anpassung an die marine Lebensweise weitgehend modifiziert. Sowohl Vorder- als auch Hintergliedmaßen waren stark verkürzt und zu breiten Paddeln umgewandelt. Im Gegensatz zur Hyperphalangie (hohe Anzahl von Fingerknochen) bei Ichthyosauriern und Plesiosauriern war die Anzahl der Fingerknochen von Mosasauriern gering, beispielsweise 3-5 bei der kleinen Art Clidastes und 5-11 bei Tylosaurus. Die Finger waren weit auseinandergespreizt und lose durch Schwimmhäute verbunden. Die Gliedmaßen waren bei Mosasauriern flexibler und beweglicher als bei den Sauropterygia und Ichthyosauriern, deren Gliedmaßenskelett weitgehend verknöchert war. Schulter- und Hüftgürtel waren nicht mehr fest mit Brustkorb und Rückgrat verbunden, die meisten der Knochen von Gliedmaßen und Gürteln wurden durch Knorpel gebildet, da die Gliedmaßen praktisch keinen Belastungen mehr ausgesetzt waren. Demzufolge konnten Mosasaurier sich an Land nicht mehr bewegen, und wären in der Folge wie gestrandete Wale an durch ihr Gewicht bedintem Lungenkollaps oder an Überhitzung gestorben.[1]

Haut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ichthyo- und Plesiosaurier bildeten ihre plesiomorphe Beschuppung zurück, da dies den Widerstand beim Schwimmen minderte und weniger Ansatzpunkte für Parasitenbefall gab. Lange Zeit war nur die Beschuppung von Mosasauriern vor dem Maastrichtium bekannt. Die Schuppen der vor dem Maastrichtium auftretenden Mosasaurier Tylosaurus, Platecarpus und Ectenosaurus waren recht klein, etwa 3 mm lang, 2,5 mm breit und rhomboidisch. Im Gegensatz zu den anderen genannten Gattungen mit vollständig glatten Schuppen hatten die Schuppen von Tylosaurus einen Kiel auf der Längsachse.[1] 2009 wurde die Beschuppung von Plotosaurus beschrieben, einem stark abgeleiteten Mosasaurier aus dem Maastrichtium. Entgegen der ursprünglichen Annahme, dass die Beschuppung sich wie bei anderen Meeresreptilien zurückbilden würde, entwickelte diese Art stark gekielte, womöglich unterseits mit Osteodermen verstärkte Schuppen. Dies hätte auch den Widerstand vermindert, ähnlich den Placoidschuppen der Haie.[2]

Fortbewegung und Physiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paläoökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischenartliches Verhalten der Mosasaurier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spuren von Verletzungen an den Überresten von Mosasauriern konnten in vielen Fällen durch paläopathologische Methoden einer anderen Art Mosasaurier zugeordnet werden. Da sich auch verheilte derartige Verletzungen finden, ist davon auszugehen, dass Mosasaurier nicht nur Aas von den Kadavern anderer Mosasaurier fraßen, sondern zumindest gelegentlich andere Mosasaurier-Arten attackierten oder mit ihnen kämpften. Jüngere Mosasaurier wurden auch Beute größerer Mosasaurier, ältere Tiere waren womöglich in Konflikte über Territorien oder zur Paarungszeit verwickelt, vielleicht auch einfach nur durch zufällige Begegnungen. Als Beispiel seien nicht verheilte Wunden eines Schädel von Tylosaurus kansasensis aus dem Smoky Hill Chalk angeführt, die eine recht genaue Rekonstruktion eines Angriffs ermöglichen. Dem 5 m langen Exemplar näherte sich von links unten ein größerer Mosasaurier, der dem kleineren Tier in den Kopf biss. Der erste Aufprall drehte den Kopf nach rechts, dies erlaubte dem Angreifer, anschließend seine Zähne in die Seite der Unterkieferknochen zu treiben. Zahlreiche Schädelknochen wurden disartikuliert oder gebrochen, womöglich auch die Halswirbelsäule an der Verbindung zum Kopf beschädigt. Der Tod trat wohl recht schnell ein.[3]

Da oft verschiedene Mosasaurierarten sympatrisch vorkamen, müssen sich diese auf getrennte ökologische Nischen spezialisiert haben, um allzu starke zwischenartliche Konkurrenz zu vermeiden. Neben unterschiedlichen Beutepräferenzen könnte hierbei auch die unterschiedliche Nutzung der Tiefenzonen eine Rolle gespielt haben. Die von Mosasauriern bewohnten Flachmeere werden üblicherweise auf weniger als 180 m (600 feet) Tiefe geschätzt, dennoch dürfte die zwischenartliche Teilung der Wassersäule wichtig gewesen sein.[4] Der paläopathologische Befund einer avaskulären Nekrose in den Rippenknochen lässt bei einigen Arten von Mosasauriern auf Dekompressionssyndrom ("Taucherkrankheit") schließen; es tritt auf, wenn ein Lebewesen zu schnell oder zu tief abtaucht. Auffallend ist, das innerhalb einer Art entweder alle oder gar keine Knochen die Zeichen von Dekompressionssyndrom aufweisen. Bei den von Dekompressionssyndrom betroffenen Arten kann davon ausgegangen werden, dass sie tiefer, länger oder schneller abtauchten.[5]

Fressfeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben anderen Mosasauriern waren wohl große Haie die wichtigsten Fressfeinde der Mosasaurier. weiter lesen [6]

Fortpflanzung und Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mosasaurier waren ovovivipar, gebaren also lebende Jungen. Dies beweist der Fund eines gut erhaltenen Carsosaurus, eine der primitven Gattungen der Mosasaurier. Das Weibchen starb offenbar während der Geburt; 3 hoch entwickelte Jungtiere waren noch im Rumpf, ein Jungtier war im Geburtskanal.[7] In den Ablagerung des einstigen Western Inferior Seaway wurden oft sehr junge Mosasaurier gefunden; da die Fundorte damals mehr als 300 km vom nächsten Land entfernt waren, wurden Mosasaurier wohl auf offenem Meer geboren. In der Hochsee des Western Inferior Seeway existierten damals zahlreiche schnelle Hochseejäger wie Xiphactinus und andere Mosasaurier; dies legt nahe, dass die Jungtiere von ihrer Mutter beschützt wurden, oder die Jungtiere sich vielleicht in Grupen zusammenschlossen.[1] Die ungewöhnlich angeordneten Bissspuren eines sehr jungen und eines adulten Mosasauriers auf der Schale eines Ammoniten verleiteten Kauffmann (2004) sogar zu der Annahme, dass ein Muttertier seinem Jungen den Angriff auf Ammoniten beibrachte.[8] Gegen all diese Annahmen spricht jedoch, dass die nächsten lebenden Verwandten der Mosasaurier, die Warane und Schlangen, praktisch ausschließlich Einzelgänger sind und nur in sehr seltenen Fällen Brutpflege zeigen.[1]

Das Wachstum von Mosasauriern ähnelte dem Wachstumsmuster der heutigen Warane. Warane wachsen als Jungtiere recht schnell bei konstanter Geschwindigkeit, bei Erreichen der Geschlechtsreife wird das Wachstum vergleichsweise abrupt langsamer. Durch Sklerochronologie des Gliedmaßenskeletts konnte festgestellt werden, dass Mosasaurier ein waranartiges Wachstumsmuster hatten und nach 5-7 Jahren geschlechtsreif wurden.[9]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemein:

  • M. J. Everhart (2005): Oceans of Kansas. Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis. ISBN 0253345472

Paläopathologie:

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f M. J. Everhart (2005): Oceans of Kansas. Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis. ISBN 0253345472
  2. J. Lindgren et al (2009): Skin of the Cretaceous mosasaur Plotosaurus: implications for aquatic adaptations in giant marine reptiles. Biology Letters 5, S. 528–531
  3. M. J. Everhart (2008): A bitten skull of Tylosaurus kansasensis (Squamata: Mosasauridae) and a review of mosasaur-on-mosasaur pathology in the fossil record. Transactions of the Kansas Academy of Science 111(3 & 4), S. 251-262
  4. A. Sheldon (1997): Ecological implications of mosasaur bone microstructure. In: J. M. Callaway & E. L. Nicholls (Hrsg.): Ancient Marine Reptiles. Academic Press, San Diego. ISBN 0-12-155210-1
  5. B. M. Rothschild & L. D. Martin (2005): Mosasaur ascending: the phylogeny of bends. Netherlands Journal of Geosciences 84(3), S. 341 - 344
  6. B.M. Rothschild, L.D. Martin & A.S. Schulp (2005): Sharks eating mosasaurs, dead or alive?. Netherlands Journal of Geosciences 84(3), S. 335-340
  7. M. W. Caldwell & M. S. Y. Lee (2001): Live birth in Cretaceous marine lizards (mosasauroids). Proceedings of the Royal Society B 268, S. 2397-2401
  8. E. G. Kauffmann (2004): Mosasaur Predation on Upper Cretaceous Nautiloids and Ammonites from the United States Pacific Coast. PALAIOS 19(1), S. 96-100
  9. R. Pellegrini (2007): Skeletochronology of the limb elements of mosasaurs (Squamata; Mosasauridae). Transactions of the Kansas Academy of Science 110(1 & 2), S. 83-99