Benutzer:Otfried Lieberknecht/24

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

(Entwurfsfassung)

Bildnis in der Kirche des Jerusalemer Kreuzklosters

Schota Rustaweli (Shota Rustaveli, georgisch შოთა რუსთაველი) war ein georgischer Dichter, der um die Wende zum 13. Jahrhundert in mittelgeorgischer Sprache das höfische EposDer Ritter im Tigerfell‘ verfaßte. Sein Werk wird in Georgien als Nationalepos verehrt.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angaben zu seiner Person müssen sich vorwiegend auf nachmittelalterliche Überlieferung stützen. Einige wenige, an den fraglichen Stellen möglicherweise interpolierte Hinweise bietet sein Epos, das nur in später, in Textgestalt und Textumfang stark variierender Überlieferung erhalten ist. Es erschien 1712 in einer von Wachtang VI. beauftragten und kommentierten Druckausgabe, die auf drei heute verlorenen Manuskripten des 15./16. Jahrhunderts beruhen soll, und ist ansonsten nur in zwei Fragmenten des 14. und 16. Jahrhunderts und in Handschriften des 17. Jahrhunderts überliefert.

Neben dem Text des Epos und dem Kommentar Wachtangs wurde noch besonders das Lehrgedicht Teimurasiani von Archil II. (1647-1713) herangezogen, in dem dieser Rustaweli und Teimuras I. (1589-1629) im Streitgespräch aufeinandertreffen läßt und in seinen Angaben zur Person Rustawelis möglicherweise auf ältere Überlieferung zurückgreift. Auch ein Bildnis Rustawelis, das möglicherweise noch aus dem 13. Jahrhundert stammt, ist bekannt. 1757/58 erfuhr der Metropolitan und Palästinareisende Timote Gabashvili bei einem Besuch im Kreuzkloster nahe dem damaligen Stadtrand von Jerusalem, daß Rustaweli als königlicher Finanzverwalter und Förderer des Klosters dort Säulen renovieren und bemalen lassen habe, und er fand an in der Kirche des Klosters auf einer der Säulen auch ein Fresko mit einem durch Inschrift ausgewiesenen Bildnis dieses Schota Rostweli vor, das seither im 19. Jahrhundert übertüncht, aber 1960 wieder freigelegt wurde.[1]

Name und Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Prolog des Epos bzeichnet der Verfasser sich an zwei Stellen als Rustaweli (bzw. mit der synkopierten Variante Rustweli), d.h. "einer/der aus/von Rustawi" (Str. 7 und 14), und im epilogähnlichen Schluß des Werks noch einmal als "Sänger aus dem meschetischen Rustawi" (Str. 1572). Ob es sich um eine bloße Herkunftsbezeichnung oder um einen territorialen Titel, im letzteren Fall vielleicht auch um einen erblichen Familiennamen handelt, wurde in der Forschung kontrovers diskutiert, und ebenso die geographische Zuordnung des in Georgien häufiger vorkommenden Toponyms Rustawi. Der Name Schota erscheint im Werk selbst noch nicht, sondern ist erst durch Archil II. überliefert und wird vermutlich auch durch die Jerusalemer Inschrift noch gestützt.

In Betracht gezogen wurden für die Identifizierung des Ortes Rustawi hautpsächl das heute noch bedeutende ostgeorgische Rustawi bei Tiflis in der Region Kartlien, wo den Titel "von Rustawi", urkundlich meist in der synkopierten Form Rustweli, der dort residierende Bischof führte, oder aber ein Rustawi in der südwestgeorgischen Region Samzche-Dschawachetien, das als Siedlungsgebiet der Mescheten das im Epilog gemeinte Rustawi zu sein scheint. Nachdem in der Folge des Brandes des Katharinenklosters auf dem Berg 1975 eine Sammlung georgischer Handschriften wiederentdeckt wurde, konnte anhand einer dieser Handschriften aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (N Sin 50) in einer dort überlieferten frühen Teilredaktion einer Chronik über die christliche Bekehrung Kartliens erstmals die Existenz einer Adelsfamilie mit der altgeorgischen und nicht-synkopierten Namensform Rustatiweli nachgewiesen werden, die als Herkunftsfamilie Rustawelis in Betracht kommt und in diesem Fall gegen die Aussage des Epilogs für seine Herkunft aus dem ostgeorgischen Rustawi bei Tiflis sprechen würde.[2]

Datierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Prolog zufolge (Str. 3-5) wurde das Werk im Auftrag von Königin Tamar († 1213) verfaßt, die seit 1178 als Mitregentin ihres Vaters und nach dessen Tod seit 1184 als Königin regierte. Daß sie im Prolog als "Sonne" eines bewaffneten "Löwen" bezeichnet (Str. 3) und im Epilog wiederum ihr ein David als dienende Sonne zugeordnet wird (Str. 1573), gilt jeweils als Anspielung auf ihren zweiten Gatten David Soslan, den sie zwischen 1187 und 1189, nach der Scheidung von ihrem ersten Gatten Juri, ehelichte, und der um 1207 starb. Anhand dieser Aussagen des Prologs und Epilogs wird das Werk deshalb in die Zeit zwischen ungefähr 1189 und 1207 datiert. Gestützt wird diese Datierung dadurch, daß das Werk bereits Kenntnis von Nizamis Fassung der Liebesgeschichte von Laili und Madschnun voraussetzt und demnach nicht vor ca. 1188 entstand.

[...]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgaben des Epos sind angegeben im Artikel Der Recke im Tigerfell

  • 800 [Achthundert] Jahre Schotha Rusthaweli: Georgischer Dichter. Gedächtnisausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 1966, Georgischer Verlag Sakharthwelo, Itzehoe 1966
  • Zaza Aleksidzé (Einleitung) / Jean-Pierre Mahé (Übersetzung), Le nouveau manuscrit géorgien sinaïtique N Sin 50. Édition en fac-similé (= Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, Bd. 586, Subsidia, Bd. 108), Peeters, Louvain 2001, S. 43-54 ("L'énigme de Šota Rustaveli")
  • Giorgi Arabuli: Šot'a Rust'velis biograp'ia k'art'ul mec'nierebaši [Die Biographie von Schota Rustaveli in der georgischen Wissenschaft]. Merani, Tbilisi 1992
  • Steffi Chotiwari-Jünger: Rust´aveli, Šot´a (Rustaweli, Schota). In: Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2004
  • Mariam Lordkipanidze: Georgia in the XI - XII centuries, aus dem Russischen übersetzt von David Skvirsky, Ganatleba, Tbilisi 1987 (Online-Version)
  • Lado Mirianashvili / Felix Müller / Ulrich Müller: Schota Rustveli, ‚Der Ritter im Tigerfell‘: Das georgische höfische Epos des hohen Mittelalters. In: Rudolf Bentzinger / Ulrich-Dieter Oppitz (Hrsg.), Fata libellorum. Festschrift für Franzjosef Pensel zum 70. Geburtstag (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 648), Kümmerle, Göppingen 1999 [ISBN 3-87452-894-4], S. 163-186 (Online-Version im Internet Archive)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lewan Menabde, Alte Porträts von Schota Rustaweli, in: Georgica 16 (1993), S. 108-113, zur Inschrift Aleksidzé (2001), S. 46 Anm. 138
  2. Aleksidzé (2001), S. 9ff. zur Handschrift, S. 43ff. zur Herkunft Rustawelis, hier bes. S. 54 die zusamemnfassenden Schlußfolgerungen, die diese These als Lösung des "Rätsels" präsentieren.