Benutzer:Peter Lutz/Europäische Briefmarke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Freizügige Briefmarke, die in mehreren Staaten gleichermaßen frankaturgültig ist.

Eine derartige Briefmarke ist im Zusammenhang mit der europäischen Integration immer wieder gefordert worden. In seiner großen Rede vor dem Völkerbund, wenige Tage vor seinem Tode, fragte der deutsche Außenminister Gustav Stresemann schon 1929: "Wo bleibt die europäische Briefmarke?" Sodann haben sich vor allem europäische Parlamentarier für eine europäische Briefmarke eingesetzt.

Der Gedanke wurde 1949 in der ersten Sitzung der Beratenden Versammlung des neugegründeten Europarats in das Arbeitsprogramm des Wirtschaftsausschusses aufgenommen, was zu einer an das Ministerkomitee des Europarats gerichteten Empfehlung über die Schaffung einer Europäische Briefmarke (uniform European Postage Stamp) führte. Angesichts des Widerstandes der Mitgliedstaaten konnte jedoch lediglich die Herausgabe von besonderen Briefmarken des Europarats nach dem Vorbild der UNO-Briefmarken erreicht werden, ausgehandelt zwischen dem Europarat und der französischen Postverwaltung. Im Jahre 1955 präsentierte der französische Postminister Edouard Bonnefous in der Beratenden Versammlung des Europarats weitreichende Pläne für eine engere postalische Zusammenarbeit der europäischen Staaten, wofür eine internationale Organisation, die Europäische Konferenz der Post- und Fernmeldeverwaltungen, durch Staatsvertrag gegründet werden sollte; ein Unterpunkt seines Programm war die Ausgabe eines europäischen Postwertzeichens als symbolischer Ausdruck der europäischen Idee. Auch hier kam es lediglich zu einer bescheideneren Lösung, nämlich zu einem Verwaltungsabkommen der Post- und Fernmeldeverwaltungen (CEPT) und der koordinierten Herausgabe von zuächst motivgleichen und später themengleichen nationalen Postwertzeichen, den sog. Europa-Marken.

Europäische Gemeinschaften/Europäische Union

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Vorbereitungen der 1979 anstehenden ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments wurde das Europäische Parlament 1977 mit einer Petition aufgefordert, sich für die Herausgabe einer Europäischen Briefmarke einzusetzen; sie sollte sinnfällig die Konstituierung des europäischen Bürgers durch die gleichzeitige Wahl in den damaligen neun EG-Mitgliedstaaten zum Ausdruck bringen. Als sich abzeichnete, dass der Petition trotz beachtlicher politischer Unterstützung kein Erfolg beschieden sein würde, verwirklichte der Petent, ein deutscher Bürger, seine Idee für die Europäische Briefmarke als Privatdruck, was 1980 zu seiner strafrechtlichen Verurteilung in Belgien führte. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Europ%C3%A4ische_Briefmarke_Volker_Heydt.jpg

Im Europäischen Parlament brachte der niederländische Abgeordnete Cornelis Berkhouwer 1980 erneut einen Entschließungsantrag für eine Europäische Briefmarke ein. Die auf der Grundlage des Berichts des Abgeordneten Dieter Schinzel vom Europäischen Parlament angenommene Entschließung

Entschließung des Europ. Parlaments

beschränkte sich angesichts der verwaltungstechnischen Probleme auf die Forderung nach einer zumindest probeweisen Einführung einer Europäischen Briefmarke, die zum jeweiligen nationalen Postkarten- bzw. Briefporto verkauft, aber in allen anderen EG-Mitgliedstaaten für die entsprechende Postleistung verwendbar sein sollte. Der vorerwähnte Petent hat seinen Entwurf an diese Entschließung angepasst, ohne aber erneut einen Privatdruck vorzunehmen.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Europ%C3%A4ische_Briefmarke_(Entwurf_1984).jpg Auch danach ist es mehrfach zu Anfragen an die Europäische Kommission im Europäischen Parlament gekommen, die sich jedoch als nicht zuständig erklären musste.

Zu einer amtlichen Europäische Briefmarke ist es trotz der vielfältigen Vorstöße bis heute nicht gekommen. Angesichts der veränderten Kommunikationsgewohnheiten (e-mail, sms) ist auch kaum damit zu rechnen, dass sie je realisiert werden wird.

Ähnliche Realisierungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsame Marken verschiedener Staaten hat es bisher nur bilateral gegeben: 1965 durch Jugoslawien und Rumänien aus Anlass der Fertigstellung des Kraftwerks "Eisernes Tor" (2 Marken sowie ein Block) und 1995 durch die Schweiz und Liechtenstein (eine Marke, Liechtenstein Michel Nr.1115, Schweiz Michel Nr.1558). Die administrativen Schwierigkeiten einer gemeinsamen Marke, die auf unterschiedlicher Währung und/oder unterschiedlichen Posttarifen und damit erforderlichen Abrechnungen zwischen den Postverwaltungen beruhen, entfallen bei den alljährlichen nationalen Europa-Marken ebenso wie bei den zunehmend auftretenden motivgleichen nationalen Marken zweier Staaten aus gemeinsamem Anlass (Gemeinschaftsausgaben).

  • Markus Göldner, Politische Symbole der europäischen Integration: Fahne, Hymne, Hauptstadt, Pass, Briefmarke, Auszeichnungen, Frankfurt 1988
  • Natascha Sowislo, Auf der Suche nach einer europäischen Identität, Diss. Mannheim 2000