Benutzer:RCasimir/Evangelisch-reformierte Kirche Brandlecht

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Die evangelisch-reformierte Kirche in Brandlecht

Die evangelisch-reformierte Kirche in Brandlecht liegt im Dorfkern des früheren Kirchspiels Brandlecht, das seit 1974 ein Ortsteil von Nordhorn ist. Bei dem um 1450 aus Bentheimer Sandstein errichteten Gebäude handelt es sich um ein gotisches Langhaus mit polygonalem Chor und Westturm.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor mehr als 680 Jahren setzt die schriftliche Überlieferung für das Kirchspiel Brandlecht ein. Bedingt durch die unmittelbare Nachbarschaft zum Gut Brandlecht ist die Geschichte der Kirchengemeinde durch das spannungsreiche Verhältnis des Fürstenhauses zu Bentheim auf der einen und der Adelslinien von Rheda und Droste zu Vischering auf der anderen Seite geprägt.

Die kurz vor der Reformation erbaute romanisch-gotische Kirche liegt auf einer kleinen Erhöhung am linken Vechteufer und löste möglicherweise eine zuvor an gleicher Stelle stehende Holzkirche ab. Sie wurde im 16. Jahrhundert – wie die meisten Grafschafter Kirchen – reformiert. Der letzte wirkende Priester bis zur Wende nach 1517 soll ein Herr Hessel upt Loe[1] gewesen sein.

1588 wurde unter Graf Arnold II. zu Bentheim in der Grafschaft die reformierte Kirchenordnung auf der Grundlage der Theologie der Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin eingeführt, was auch für die Kirchengebäude in Brandlecht erhebliche bauliche Veränderungen zur Folge hatte: Sie wurde von „Überfrachtung" befreit und schlicht gehalten, Wandbilder wurden mit Kalk übertüncht, Kruzifixe und Statuen entfernt, und aus dem Altar wurde ein Abendmahltisch. Im zuvor „heiligen Bereich" wurden Sitzreihen eingerichtet - der heutige Chorraum. Auch das Kirchenschiff erhielt Sitzreihen und eine Kanzel wurde errichtet. Die Bedeutung der Kommunion nahm ab, im Mittelpunkt der Messe steht nun die Predigt.

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter löste sich das Dorf vom Kirchspiel Nordhorn und wurde selbst Kirchdorf. Zunächst handelte es sich um eine Tochterkirche von Nordhorn, die dem heiligen Christophorus geweiht war. Vielleicht wurde zunächst ein Kirchengebäude aus Holz errichtet, doch um 1450 datiert das heutige Gebäude, die Evangelisch-reformierte Kirche, die für die Gegend typisch ist: ein auf einer Erhöhung am linken Vechteufer aus Bentheimer Sandstein in schlichter Gotik errichtetes Langhaus mit einem wehrhaft wirkenden Westturm, der nach einem Inschriftband von 1505 datiert.[2] [3]

Das gotische Langhaus mit polygonalem Chor und Westturm ist aus Bentheimer Sandstein errichtet. Die Umfassungsmauern zeigen einfach geschägten Sockelabsatz, Kaffsims und Hauptsims mit tiefer Kehlung. Vorgelagerte Streben deuten das Vorhandensein seines Gewölbes im Inntern an. Oberhalb desFensterschlusses an der südwand des Schiffes etrscheint das Quaderwerk stellenweise erneuert; zwischen der zweiten und sdritten Stree sind hier zwei verwitterte Sandsteinköpfchen eingefügt. Das Schiff ist in zwei Jochen auf gekehlten Sandsteinrippen nach Kreuzgewölbeform in Ziegeln eingewöbt. Der Schhlussstein des zweiten Joches ist ringförmig gebilet. Die Rppen und Gurten ruhen auf Diensten mit hohen Kapitellen. Die zweiteiligen Fenster zeigen Dreipass- und Fischlasenmaßwerk; nur dajenige der Wüdwand des Westjoches ist doppelt geteilt.

Brandlechter Taufstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das älteste Element in der Kirche ist der romanische Taufstein, der schon in einer Vorgängerkirche stand und vermutlich aus dem Jahr 1175 stammt.

Von dem im neunten Jahrhundert gegründeten Kirchspiel Nordhorn und der 650jährigen Geschichte des Stadtkerns auf der Vechteinsel sind nur wenige Baudenkmale erhalten geblieben. Das alte Stadtbild und die meisten Dorfkerne in diesem Gebiet wurden jedoch weniger durch Kriegsschäden, sondern durch rege Neubautätigkeit beseitigt, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch noch bis in die jüngste Zeit. So sind manche wichtige bauliche Zeugen als nicht erhaltenswert eingestuft worden, um Platz für neue Bauwerke zu schaffen. Auch an antiken Kunstdenkmälern sind nur wenige, vorwiegend kirchliche erhalten geblieben.

Fast alle Kirchen der Gegend waren um 1200 in der ersten Blütezeit der Gegend wohl als einschiffige Kirchen aus Bentheimer Sandstein errichtet worden, deren Vorbild spätromanische Kirchen im benachbarten Westfalen waren. Die Evangelisch-reformierte Kirche in Ohne, erbaut in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ist das einzig erhaltene Beispiel. Sie gilt als die älteste Kirche der Grafschaft.

Der Brandlechter Taufstein ist das einzige Kunstwerk, das aus dieser Zeit erhalten blieb. Nach Hermann Hagels ist er aufgrund seiner Stilformen auf die Zeit um 1200 zu datieren.[4] Er wird wie folgt beschrieben:

„Auf einer quadratischen Platte erhebt sich ein zylindrischer Schaft, dem an den vier Ecken sitzende stark stilisierte Männer vorgesetzt sind. Sie scheinen das auslandende zylindrische Becken zu tragen, das mit einem umlaufenden Rundbogenarkenfries gegliedert ist. Die Säulchen sind ohne Basis und Kapitell dargestellt, die Bögen zu Hufeisenbögen ausgeweitet. Darüber verläuf knapp unter dem glatten, etwas beschädigten Rand eine Banddekoration aus zwei gegenläufig gedrehten Seilen. Der alte Deckelabschluss blieb nicht erhalten.“

Ulrich Reinke: Alte Bauten und Kusntdenkmäler in Nordhorn. In: Nordhorn. Beiträge zur 600jährigen Stadtgeschichte. S. 349

Aufgrund seiner Grundform ist das Becken auf den ersten Blick als Taufstein des sogenannten Bentheimer Typs zu erkennen: Das zylindrische Becken wird von vier Löwen um einen runden Fuß getragen.[5]

Kichengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirchengemeinde zählt mit ca. 850 Gemeindegliedern zu den kleineren reformierten Gemeinden im Synodalverband Grafschaft Bentheim.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Datenquelle: Einschreibungs-Verzeichnis der Universität Rostock
  2. Willy Friedrich: Brandlecht - eine uralte Siedlung. S. 5
  3. Arnold Nöldecke: Die Kreise Lingen und Grafschaft Bentheim. S. 132
  4. Hermann Hagels: Die Anfänge der Bentheimer Sandsteinplastik im 12. und 13. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim (Das Bentheimer Land, Bd. 48), 1958. S. 23-37.
  5. Monumente online: Löwen, Taustäbe und Palmetten. Taufsteine im niederdeutschen Raum

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arnold Nöldecke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Heft 14: Die Kreise Lingen und Grafschaft Bentheim. Provinzialverwaltung 1919.
  • Thomas G. Krage: Die Kirche im Dorf: Geschichte der Gemeinde Brandlecht. In: Das Bentheimer Land, Bd. 128. Ev.-Ref. Gemeinde zu Brandlecht, 1993. ISBN 3922428339

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]