Benutzer:ReiFNR/Charta für Holz 2.0

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Charta für Holz 2.0 ist ein Dialogprozess, der im April 2017 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) initiiert wurde. Ziel des Prozesses ist es, den Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zugunsten der primären Ziele der Charta – Klimaschutz, Wertschöpfung und Ressourceneffizienz – zu fördern. Durch den Einsatz von nachhaltig produziertem Holz aus strukturreichen Wäldern sollen fossile Ressourcen und Energieträger zunehmend ersetzt werden. Damit werden endliche Ressourcen geschont und gleichzeitig das Klima geschützt.

Im Mittelpunkt der Charta für Holz 2.0 steht zum einen der fachliche und öffentliche Dialog mit Experten und Interessenten aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Zum anderen geht es um die Entwicklung und Umsetzung von konkreten Maßnahmen, die zur Unterstützung internationaler, europäischer und nationaler politischer Strategien und Programme in den Bereichen Klimaschutz, Stärkung der ländlichen Räume sowie Ressourcenschutz beitragen. Die Charta für Holz ist Bestandteil des Klimaschutzplans 2050 der Bundesregierung zur Erreichung der Klimaschutzziele.[1] Im Koalitionsvertrag 2018 findet sie bezüglich der Förderung von nachhaltiger und wirtschaftlicher Wald- und Forstwirtschaft Erwähnung.[2]

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Umsetzung der Charta-Ziele konzentriert sich auf sechs Handlungsfelder, in denen besonderer Handlungsbedarf gesehen wird. Die Handlungsfelder wurden mit Experten aus Bund, Ländern, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe konzipiert. Die Handlungsfelder sind: Bauen mit Holz in Stadt und Land, Potenziale von Holz in der Bioökonomie, Material- und Energieeffizienz, Ressource Wald und Holz, Cluster Forst und Holz, Wald und Holz in der Gesellschaft.

Seit Beginn des Dialogprozesses wurde Handlungsbedarf in allen sechs Feldern ermittelt und erste Projekte und Maßnahmen konzipiert. Ein 38-seitiger Statusbericht informiert über den Fortschritt der Charta für Holz 2.0 seit Beginn im April 2017 bis September 2018.

Wahrnehmung - Pro und Contra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Charta für Holz 2.0 wird in der Branche positiv wahrgenommen. Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) begrüßt die Initiative und nennt das Bauen mit Holz einen entscheidenden Faktor in Bezug auf die Reduktion der CO2-Emissionen.[3] Auch der Sprecher der Plattform Forst & Holz, Steffen Rathke, sieht in der Charta für Holz 2.0 einen Gewinn für die Branche. Ziel müsse u. a. sein, Rahmenbedingungen im Holzbau zu verbessern, um der Holznutzung den Weg zu ebnen. Brandschutzvorschriften, Parkplatzvorgaben und reelle Abschreibungszeiträume für Aufstockungen nennt er als Stichworte. Er bewertet den Dialogprozess zur Charta für Holz 2.0 als eine „hervorragende Chance, um die Perspektive der Forst- und Holzwirtschaft in die benannten Themen Klimaschutz und Ressourceneffizienz einzubringen und die nachhaltige Waldbewirtschaftung in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken“.[4] Laut PEFC Deutschland liege in der Charta außerdem eine Stärkung für die Zertifizierung von Holz.[5]

Kritische Stimmen kommen sowohl vom Klima-Bündnis und von Greenpeace als auch von der SPD-Fraktion. Das Klima-Bündnis bewertet die Initiative als „zu kurz gedacht“. Die Formel „Holzverwendung ist Klimaschutz“ verkürze die Debatte im Sinne einer einseitigen Sichtweise und verliere den Wald ohne forstliche Nutzung mit seiner Leistung im Bereich der Biodiversität aus dem Blickfeld.[6] Greenpeace sieht die Charta für Holz in seiner „Analyse des Koalitionsvertrages vom 07.02.2018 zwischen CDU, CSU und SPD zu den Bereichen Klima, Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Biodiversität“ als konterkarierend zu den Klimaschutzzielen sowie zu Zielen zum Erhalt der Artenvielfalt. [7] Ähnlich argumentiert die SPD-Abgeordnete Petra Crone (Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft): Die waldbezogenen Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung würden in der Charta für Holz 2.0 nicht sichtbar. Eine sinnvolle Waldpolitik müsse alle Funktionen des Waldes berücksichtigen.[8]

Die Redaktion der top agrarONLINE zitiert Jörg-Andreas Krüger vom World Wide Fund for Nature (WWF): Krüger hoffe auf einen „ehrlichen Diskussionsprozess“ der Charta, in dem deutlich würde, dass die unterschiedlichen Ansätze bezüglich Wald und Holz ihre Berechtigung hätten.[9]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (Hrsg.): Klima schützen. Werte schaffen. Ressourcen effizient nutzen. Charta für Holz 2.0, 60 S., Bonn, 3. Auflage 2018. online

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (Hrsg.): Charta für Holz 2.0 – Statusbericht 2018, 38 S., Gülzow, 1. Auflage 2018. online

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Hrsg.): Klimaschutzplan 2050, Klimaschutzpolitische Grundsätze und Ziele der Bundesregierung, 92 S., Berlin 2016. online

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) (Hrsg.), Klimaschutzplan 2050, Klimaschutzpolitische Grundsätze und Ziele der Bundesregierung, 2016, S. 68
  2. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 19. Legislaturperiode, S. 87, Z. 4042-4051
  3. Informationsdienst Holz, News vom 28.04.2017
  4. forstpraxis.de, News vom 02.05.2017
  5. dds-online Das Magazin für Möbel und Ausbau, 10.05.2017
  6. Klima-Bündnis, News vom 16.05.2017
  7. Greenpeace: Analyse des Koalitionsvertrages vom 07.02.2018 zwischen CDU, CSU und SPD zu den Bereichen Klima, Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Biodiversität, 07.02.2018, S. 15
  8. SPD-Bundestagsfraktion online, PM vom 26.04.2017
  9. topagrarONLINE, PM vom 02.05.2017

Kategorie:Nachwachsende Rohstoffe Kategorie:Holz Kategorie:Forstwirtschaft und Holzeinschlag Kategorie:Nachhaltigkeit Kategorie:Klimapolitik