Benutzer:Rilum/Korancode

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Der Begriff Korancode (auch bekannt als Code 19) bezeichnet die Hypothese, dass der Korantext einen versteckten mathematisch-komplexen Code enthält. Dieser solle eine mathematische Kombination für die göttliche Autorschaft des Korans darstellen und mögliche menschliche Verfälschungen bzw. orthografische Fehler innerhalb des Korantextes erkennbar machen. Vertreter des Korancodes behaupten, dass der Korancode, im Vergleich zum Bibelcode, welcher auf Steganographie basiert, auf Statistik basiere. Diese Hypothese wurde allerdings bis heute nicht von einem unabhängigen mathematischen bzw. wissenschaftlichen Institut bestätigt. Kritiker sehen diese Hypothese als wissenschaftlich nicht haltbar.

Im Jahre 1969 begann Rashad Khalifa, ein ägyptisch-amerikanischer Biochemiker und Informatiker, die abgetrennten Buchstaben des Korans (auch koranische Initialen genannt), und den Koran auf bestimmte Zahlenfolgen zu untersuchen.[1] Er veröffentlichte 1973 das Buch Miracle of the Quran: Significance of the Mysterious Alphabets, in welchem er die koranischen Initialen durch Aufzählungen und Verteilungen beschreibt.[2]

Khalifa behauptete anschließend im Jahre 1974 einen mathematischen Code im Koran entdeckt zu haben, welcher auf der Zahl 19, einer Primzahl, basiert. Er verfasste das Buch The Computer Speaks: God’s Message to the World, in welchem er diesen Korancode thematisiert. Für die Existenz eines solchen Codes, basierend auf der Zahl 19, stützt er sich unter anderem auf Sure 74, Vers 30: „Über ihm sind neunzehn,“.[3][4]

Vertreter dieser Annahme, wie zum Beispiel die Submitters (deutsch "Ergebene"), welche Anhänger der United Submitters International sind, einer Vereinigung initiiert von Rashad Khalifa, sowie ein Teil der Koranisten und traditioneller Muslime, benutzen häufig gewisse Wortanzahlen, Quersummen oder auch Prüfsummen, um diesen Code zu legitimieren.[5]

Beispiel 1: Die Basmala und der Koran

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Edip Yüksel, türkischer Publizist, greift in seinem Buch Nineteen: God’s Signature in Nature and Scripture unter anderem folgende Behauptungen von Rashad Khalifa auf (unter der Annahme, dass 9:128-129 nicht zum Koran gehört, siehe Abschnitt Kritik):[6]

  • Die Basmala (bismi ʾllāhi ʾr-raḥmāni ʾr-raḥīmi), die koranische Eingangsformel, die mit einer Ausnahme am Anfang jeder Sure des Korans steht, besteht aus genau 19 Buchstaben.
  • Das erste Wort der Basmala, Ism (Name), ohne Kontraktion, komme im Koran 19 Mal vor (19×1). [Auch keine Pluralformen, oder jene mit Pronomenendungen]
  • Das zweite Wort der Basmala, Allah (Gott), komme 2698 mal vor (19×142).
  • Das dritte Wort der Basmala, Rahman (Gnädige), komme 57 Mal vor (19×3).
  • Das vierte Wort der Basmala, Rahim (Barmherzige), komme 114 Mal vor (19×6).
  • Die Multiplikationsfaktoren der Wörter der Basmala (1+142+3+6) ergeben 152 (19×8).
  • Der Koran besteht aus 114 Kapiteln (19×6).
  • Die Gesamtzahl der Verse im Koran einschließlich aller nicht nummerierten Basmalas betrage 6346 (19×334). Die Quersumme von 6346 ergibt 19.
  • Die Basmala kommt 114 Mal vor (trotz ihres Fehlens in Kapitel 9, kommt sie in Kapitel 27 zweimal vor); 114 ist 19×6.
  • Von der fehlenden Basmala in Kapitel 9 bis zur zusätzlichen Basmala in Kapitel 27 gibt es genau 19 Kapitel.
  • Das Auftreten der zusätzlichen Basmala ist in Sure 27:30. Die Addition dieser Kapitelnummer und der Versnummer ergibt 57 (19×3).

Beispiel 2: Die koranischen Initialbuchstaben

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Der Koran besteht aus 114 Suren, von denen insgesamt 29 Suren mit abgetrennten Buchstaben, oder auch koranischen Initialen genannt, versehen sind.[7]

Rashad Khalifa stellte im Bezug auf diese abgetrennten Buchstaben in seinem Buch The Computer Speaks: God's Message to the World die Behauptung auf, dass diese Muster von der Zahl 19 innerhalb der 29 initialisierten Suren des Korans aufweisen würden.[8] Er nahm unteranderem an, dass die richtige Schreibweise bzw. Lesart des Wortes "basṭatan", welches in Sure 7, Vers 69 vorkommt, den arabischen Buchstaben Sīn anstelle von Sād enthält.[9][10] Er stützt seine Behauptung dadurch, dass zum Beispiel im Samarkand Kodex, einem alten Koranmanuskript, die Schreibweise mit dem Buchstaben Sīn nämlich vorhanden ist.[11]

Rezeption in der Westlichen Welt

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Khalifas Forschung wurde in der Westlichen Welt nur wenig Aufmerksamkeit zuteil. Im Jahr 1980 erwähnte Martin Gardner Khalifas Arbeit im Scientific American.[12] Im Jahr 1997, nachdem Khalifa bereits verstorben war, widmete er als Kolumnist für den Skeptical Inquirer diesem Thema einen kurzen Artikel.[13]

Kritik gibt es vor allem aus dem naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereich. Insbesondere die Stochastik bietet schlüssige mathematische Antworten, warum es im Zufall auch Muster gibt.

Zudem gibt es auch Kritik von zahlreichen Muslimen, hinsichtlich dieser Behauptung. So behauptete Khalifa unter anderem, dass zwei Verse im Korantext, nämlich Sure 9, Vers 128 und 129, menschlich hinzugefügt wurden. Diese Behauptung stützt er durch den Hadith Sahīh al-Buchārī 7425, wonach Zaid ibn Thābit die Koranverse 9:128–129 nur bei einer einzigen Person, nämlich Chuzaima al-Ansari, entdeckt hatte, als er den Koran sowie seine entsprechende Verse sammeln wollte.[14] Da Khalifa aber der islamischen Strömung des Koranismus angehört und somit Hadithe als theologische Quelle neben dem Koran ablehnt, scheint diese Behauptung für gewisse Kritiker in muslimischen Kreisen widersprüchlich. Somit behauptet Khalifa, dass der Koran nur 6346 Verse anstatt 6348 hat. Denn wenn man diese zwei Verse noch mitberücksichtigt, dann ergibt sich zum Beispiel für das Vorkommen des Wortes "Allah" 2699 und für das Wort "Rahim" 115, welches beide keine Vielfachen von 19 sind. Außerdem behauptete er, dass das Anfangsinitial „Nūn“ in Sure 68 anders geschrieben sein sollte, nämlich „Nūn Wāw Nūn“. Somit komme man auf 133 (19×7) Nūns in Sure 68 anstatt 132, welches kein Vielfaches von 19 ist. Allerdings wurde so eine Schreibweise für dieses Anfangsinitial bis heute nicht in einem koranischen Manuskript gefunden.[9]

Seine Zählungen der Alif und der Lām bei dementsprechend initiierten Suren werden auch angezweifelt. Da die Anzahl der Alif in einigen Wörtern kontrovers ist, verursacht dies Probleme in der Häufigkeit dieses Buchstabens in Suren, die unter anderem mit diesem Buchstaben initiiert werden.[15]

Des Weiteren wird auch die Fassung des Korancodes angezweifelt, da dieser nur bei bestimmten Aspekten bzw. koranischen Initialen angewendet wird. Es werden Suren, die nicht initiiert sind, in diesem Zusammenhang nicht vollständig untersucht. Da sich frühe Koranmanuskripte orthografisch in gewissen Koranstellen unterscheiden, macht es schwierig, einen Urtext für den Koran zu rekonstruieren, der wiederum für Buchstabenaufzählungen als auch Gematrie benutzt wird.[16][17]

Einzelnachweise

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  1. A. Musa: Hadith As Scripture: Discussions on the Authority of Prophetic Traditions in Islam. Springer, 2008, ISBN 978-0-230-61197-9, S. 87 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  2. J. Gordon Melton, Gale Group: Encyclopedia of American Religions. Gale, 2003, ISBN 978-0-7876-6384-1, S. 971 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  3. Moojan Momen: The Phenomenon of Religion: A Thematic Approach. Oneworld, 1999, ISBN 978-1-85168-161-7, S. 561 (google.de [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  4. Kurt Bangert: Muhammad: Eine historisch-kritische Studie zur Entstehung des Islams und seines Propheten. Springer-Verlag, 2016, ISBN 978-3-658-12956-9, S. 114–116 (google.com [abgerufen am 31. Mai 2021]).
  5. Abdurrahmaan Saaleh: Sectarian Islam in America: The Case of United Submitters International-The Foundation. In: Islamic Studies. Band 55, Nr. 3/4, 2016, S. 235–259.
  6. Edip Yuksel: Nineteen: God's Signature in Nature and Scripture. Brainbow Press, 2011, ISBN 978-0-9796715-9-3, S. 133–153 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  7. Jamal Khwaja: Living the Qur′an in Our Times. SAGE Publications India, 2012, ISBN 978-81-321-1724-7, S. 45 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  8. Norman L. Geisler, Abdul Saleeb: Answering Islam: The Crescent in Light of the Cross. Baker Books, 2002, ISBN 978-0-8010-6430-2, S. 107, 190 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  9. a b Ziauddin Sardar: Explorations in Islamic Science. Mansell, 1989, ISBN 978-0-7201-2004-2, S. 41 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  10. Marmaduke William Pickthall, Muhammad Asad: Islamic Culture. Islamic Culture Board, 1988, S. 39 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  11. Corpus Coranicum: Manuscripta Coranica. 3. Juni 2021, abgerufen am 3. Juni 2021.
  12. Martin Gardner: Mathematical games. In: Scientific American. (ISSN 0036-8733) Bd. 243, H. 3 (1980), S. 20–24.
  13. Martin Gardner: The numerology of Dr. Rashad Khalifa. In: Skeptical Inquirer, Kolumne "Notes of a Fringe Watcher". (ISSN 0194-6730) Bd. 21, H. 5 (September–Oktober 1997), S. 16–17, 58.
  14. Hamid Naseem Rafiabadi: World Religions and Islam: A Critical Study. Sarup & Sons, 2003, ISBN 978-81-7625-414-4, S. 234 (google.com [abgerufen am 27. Juni 2021]).
  15. Marmaduke William Pickthall, Muhammad Asad: Islamic Culture. Islamic Culture Board, 1988, S. 31, 35 (google.com [abgerufen am 16. Juni 2021]).
  16. Daniel Alan Brubaker: Corrections in Early Qurʾān Manuscripts: Twenty Examples. Think & Tell, 2019, ISBN 978-1-949123-03-6 (google.com [abgerufen am 15. Juni 2021]).
  17. Jonathan E. Brockopp: Muhammad's Heirs: The Rise of Muslim Scholarly Communities, 622–950. Cambridge University Press, 2017, ISBN 978-1-108-50906-0, S. 73, 76 (google.com [abgerufen am 15. Juni 2021]).