Benutzer:Sparkyelite/Die Überläuferin

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Die Überläuferin ist ein 1986 greschriebener Roman von DDR Schriftstellerin Monika Maron.

Zusammenfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Hälfte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweite Hälfte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der zweiten Hälfte des Romans wird die Erzählung zunehmend phantastisch und surreal. Die übergreifenden Themen in diesem Teil sind Identität, Tod, und die Ersetzbarkeit des Menschen durch Klone. Im vierten Zwischenspiel wird die Phantasie und die Einschränkung der Phantasie durch staatliche Kontrolle thematisiert. Die Gruppe der in Rosalinds Wohnung versammelten Menschen diskutiert die passive und aktive Phantasie. „Der Mann in der roten Uniform“ leitet die Diskussion. Er strahlt Autorität aus, aber was er sagt, gibt keinen Sinn. Zum Beispiel, er sagt: „Was gibt es da zu lachen. Da gibt es nichts zu lachen. Es geht um Ordnung und Sicherheit. Um die Sicherheit der Ordnung des Kopfes. Wenn die Ordnung im Kopf nicht sicher ist, ist der ganze Kopf nicht sicher. Verstanden? Damit aber der Kopf, das bedeutet: die Ordnung, sicher ist, muss die Sicherheit in Ordnung sein. Ist das klar? Wie ist nun aber die Sicherheit sicher, dass die Ordnung, das bedeutet: der Kopf, in Ordnung ist“ (s. 174).

Die Phantasie soll hemmungslos sein, nach dem Motto: Die Gedanke sind frei. Die Phantasie kann oder zumindest soll nicht gebunden oder kontrolliert werden. Am Ende verliert Rosalind die Kontrolle über die Gestalten in ihrer Phantasie. Wie die oben zitierte Szene verdeutlicht, sind Ordnung und Sicherheit zwei wichtige Themen in diesem Werk. In einer Szene findet Rosalind ein sterbendes junges Mädchen auf der Strasse. Rosalind ruft um Hilfe, aber ein Mann, der antwortet, will nur Ordnung. Rosalind schließt und öffnet ihre Augen, und sieht stets eine andere Szene vor sich. Sie denkt dass, sie Martha durch ein Fenster sieht, aber Martha sollte in Spanien sein. Martha ist im Streit mit einem Mann, und er droht ihr mit dem Tod. Martha und Rosalind sind miteinander verbunden, sie sind vielleicht sogar eine und dieselbe Person, denn Rosalind sagt, „wo war Martha. Martha, wo bin ich.“ Rosalinds Identitätskrise führt dazu, dass sie oft über den Tod nachdenkt. Sie liegt in ihrem Zimmer und denkt darüber nach, was es bedeutet zu sterben und warum ihr Freund Bruno sie verlassen hat. Es ist als ob ihr Kopf und Körper metaphorisch getrennt sind oder als ob sie sich in zwei Personen teile. Rosalind fühlt sich isoliert und sucht ihre eigene Identität in dem sie sich von der „größeren“ Gesellschaft räumlich absondert. Zum Beispiel diskutiert sie wie das Zimmer mit seinen vier Wänden sie von ihren Nachbarn und von der Gesellschaft trennt. Die Identität ist das Hauptthema des dritten Zwischenspiels. „Der Mann in der roten Uniform“ beginnt die Diskussion, welche das Problem der Identität behandelt. Er nennt die Probleme: der Persönlichkeitsidentität, Identitätskrisen, Identitätskarten und Identitätskontrolle. Die Frage der Identität wiederholt sich in der ganzen Geschichte. Rosalind geht ständig zum Bahnhof, ohne einen konkreten Plan zu haben. Sie ist ziellos. Sie möchte wegfahren, aber sie weiß nicht wohin. Martha und Rosalind suchen nach Etwas, das sie nicht richtig benennen können. Mit dem Zug könnte Rosalind vor sich selbst oder vor einem unerfüllten Wunsch fliehen, aber sie bringt es nicht fertig in einen Zug einzusteigen. Ohne Ziel kann sie nicht handeln oder wegfahren.

Im Park trifft Rosalind einem Klon, der keinen Namen hat. Er identifiziert sich nur mit einer Nummer und ist unmenschlich. Rosalind lernt, dass für jeden DDR-Bürger es einen Klon, „sein[en fleischgewordene[n] Schatten“ gibt (S. 202). Es ist als ob die Klone und die Menschen in zwei verschiedenen Welten leben und keinen Kontakt miteinander haben sollen, genau wie die Menschen in der DDR keinen Kontakt mit Menschen aus dem Westen haben sollten. Der Klon sagt, seine Bedeutung ist wichtiger als das Ziel der Menschen und deshalb ist die Menschlichkeit überflüssig. In der Geschichte haben Klone eine wichtige gesellschaftliche Funktion, da sie die Stabilität und Kontinuität des Staates sicherstellen. Sie stehen für den Muster-Bürger der DDR; ihre spezielle Funktion ähnelt der eine Kontrollgruppe in der Wissenschaft. Die Klone werden bevorzugt, weil sie berechenbar und kontrollierbar sind. Diese Vorstellung hat ihre Parallelen in der Idee der DDR als soziales Experiment. Indem die DDR als soziales Experiment dargestellt wird, werden Wissenschaft und Gesellschaft einander gleich gesetzt Die Variable, wofür man in der DDR nicht leicht kontrollieren konnte, war die Individualität.

Nachdem Rosalind mit dem Klon spricht, fragt sie sich, ob sie Rosalind oder eine dritte Person sei. Sie weiß nicht genau, wer sie ist oder was sie sucht. Martha kehrt zurück, und hilft Rosalind sich selbst besser zu verstehen. Rosalind kann ihr Ziel oder ihren Zweck nicht beim Namen nennen, aber am Ende versteht sie, dass sie ihre eigene Identität finden muss. Die Suche ist ihr Zweck. Die Geschichte endet, wie sie beginnt, in Rosalinds Zimmer. Sie hat sich von der Gesellschaft und seinen Erwartungen befreit, ist aber nicht weit vorwärts gerückt.

Erzählperspektive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischenspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolle der Frau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Deutsche Demokratische Republik gegründet wurde, hat man die Möglichkeit wahr genommen, eine neue Gesellschaft zu konstruieren. Im Gegensatz zu westlichen Staaten wollte die DDR eine Gesellschaft ohne Klassen, eine sozialistische Utopie aufbauen. Die Realität aber sah sehr anders aus. Ein Aspekt der sozialistischen Neuordnung war die Gleichberechtigung der Frau und der Beitrag von Frauen dazu. Die Überläuferin von Monika Maron behandelt dieses Thema.

In Realität waren Frauen den Männern in der Deutschen Demokratischen Republik nicht gleichgestellt. Frauen hatten primär eine Rolle als Mutter, und nicht als Arbeiter. Kinder waren die Zukunft, und ohne Kinder konnte die DDR sich nicht entwickeln. Im Laufe der Erzählung, wird es klar, dass Rosalind und Martha beide verschiedene Typen von DDR-Frauen sind. Wichtig ist, dass beide den weiblichen Idealen nicht entsprechen. Zum Beispiel, Rosalind kann keine Kinder kriegen. Sie arbeitet und hat keine Kinder und wird deshalb nicht als eine produktive Frau angesehen. Ein anderer Aspekt der DDR Gesellschaft, der in diesem Roman thematisiert wird, ist die Tatkraft des Einzelnen. Als Rosalind mit ihrem Ex-Freund Bruno spricht, wird dies klar als er sagt: „Meine Schande ist, dass ich nichts tue...Und deine Schande ist, dass du etwas tust" [1]. Nach Brunos liegt ihre Schande darin, dass sie etwas tut, d.h. für den Staat arbeitet. Bruno hat viel Potenzial aber tut nichts. Aber Rosalinds Potenzial ist weniger wichtig, weil sie eine Frau ist. Im Gegensatz dazu steht Martha. Auch sie ist keine ideale Frau, aber aus anderen Gründen. Martha hat eine Ausbildung und hat Kunstgeschichte studiert, aber sie arbeitet nur als Aufsicht in einem Museum. Sie ist der Meinung „Es ist pervers, für Geld zu denken, wahrscheinlich sogar verboten“ (Maron, 44). Sie lebt anders als Rosalind, sie stiehlt und prostituiert sich, um zu leben. „Wenn sie nicht Gemüse verkaufen wolle und auch sonst nicht herausgefunden hätte, auf welche Art sie nutzen könne, dürfe sie, das sei ihr Privileg als Frau, eine Prostituierte werden“ (Maron 43). Sie wird als Parasit beschrieben und für das DDR-Regime ist sie ein Blutegel. Sie trägt nichts zur Gesellschaft bei. Anders als Rosalind ist Martha weit von dem idealen Bild einer Frau in der DDR entfernt. Rosalind wird durch die Aktivitäten und Ideen von Martha beeinflusst, und sie versucht nicht mehr, ein „guter“ Mensch zu sein. Sie gesteht, „Eigentlich wollte ich lieber lügen und stehlen können wie Martha“ (Maron 115). Rosalind sich kann mit der idealen Frau dieser Gesellschaft nicht mehr identifizieren.

Das zweite Zwischenspiel stellt die Rolle der Frau sehr deutlich dar. „Der Mann in der roten Uniform“ repräsentiert den Sozialismus und die staatliche Ordnung. Er spricht über familienlose Männer und Frauen und dass sie eine große Gefahr in der Gesellschaft darstellen. Die unfreiwilligen Frauen mit und ohne Kinder stellen die größte Gefahr, sie „bilden durch ihre ständige Unzufriedenheit das Potential feministischer Umtriebe“ (Maron 93). Er behauptet, dass das System keinen Platz für familienlose Frauen hat. Es gibt ein Mutterschutzgesetz in der Gesellschaft und „darum muß die Mutter gepflegt werden“ (Maron 94). Familienlose Frauen und besonders unfreiwillige familienlose Frauen bringen Chaos in die Gesellschaft. „Der Mann in der roten Uniform“ findet dieses Thema sehr wichtig, und man kann sehen wie zeitkritisch das Werk an dieser Stelle ist. Stets muss die Frau eine Familie und Kinder haben, sonst neigt sie zu anarchistischen Tendenzen und natürlich würde dies zu Chaos in der DDR Gesellschaft führen.

Das dritte Zwischenspiel spricht die Identität an, die von der DDR-Führung als gesellschaftliches Problem aufgefasst wurde. „Der Mann in der roten Uniform“ verkündet: „der unidentische Mensch denkt aufrührerisch und strebt Veränderungen an, was ihn zu einem gesellschaftsgefährdenden Subjekt, in Einzelfällen sogar zum Kriminell macht. Denn der unidentische Mensch hat die ihm zugewiesene Identität verlassen, um in seelischer Heimatslosigkeit als vaterlandsloser Geselle zu vegetieren. Er ist der ewige Jude“ (Maron 125). Diese Aussage kritisiert Männer und Frauen wie Rosalind, weil sie keine positive Identität haben. DDR-Bürger ohne eine positive, d.h. staatstreue, Identität werden als Staatsfeinde betrachtet. „Der Mann in der roten Uniform“ vergleicht die unidentischen Menschen mit dem „ewigen Juden.“ Die Wortwahl hier ist besonders interessant und zeigt, wie stark dieses Denken der Ideologie des dritten Reichs ähnelt. Er will erklären, dass dieser Typ von Mensch nicht in das DDR-System gehört. Die Menschen sollen identisch sein, sodass sie sich nicht gegen das System wenden. Sie sollen die richtigen Überzeugungen haben, und auch eine vorgegebene Identität kommentarlos übernehmen. Rosalind weiß nicht, was ihre Identität ist, und sie will nicht die typische DDR-Frau sein. Deswegen ist sie eine groβe Gefahr für die DDR, da sie kritisch über die Rolle der Frauen nachdenkt und nicht die gleichen Überzeugungen wie andere hat.

Im Allgemeinen steht die Rolle der Frau in der DDR im Vordergrund. Die zwei weiblichen Hauptfiguren Rosalind und Martha weichen von der Vorstellung einer idealen Frau der DDR zu dieser Zeit deutlich ab. Sie stellen Typen von Frauen dar, die gefährliche Tendenzen haben, weil sie keine Kinder kriegen und, im Fall von Rosalind, keine Familie haben. Rosalind arbeitet nicht mehr, sie versucht nicht mehr ein guter Mensch oder eine ideale Frau im Sinne der DDR zu sein. Überall zeigt Maron diese Zeit der späten DDr in einem kritischen Licht. Als Fazit ist zu sagen, dass Frauen in der DDR, die eine ideale Rolle nicht erfüllen wollten, sehr stark mit sich selbst kämpfen mussten, um sich selbst zu verwirklichen. Leider war dies in der staatlich kontrollierten Gesellschaft nicht so einfach.

Indentität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein wieder geschehenes Problem für individuelle Leute die in der DDR aufgewachsen sind ist das Problem der Identität in ihrer Gesellschaft und auch in der Welt. Viele spürten dieses Problem, und deshalb schrieben einige verschiedene Autoren darüber. Volker Brauns Unvollendete Geschichte und Ulrich Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W sind zwei Beispiele von anderen Werken die sich mit dem Problem der Identität auseinander setzen. Rosalind Polkowski ist eine gelähmte Historiker die zwecklos zu hause bleiben muss weil sie sich nicht gut bewegen kann. In der DDR gab es das Recht auf Arbeit, und dadurch fühlte man sich durch gesellschaftlichen Mitteln gezwungen eine Arbeitsstelle zu haben. Rosalind konnte jedoch nicht arbeiten und deshalb war sie dem Staat nicht Nützlich, ihr Leben hatte keinen Zweck, und anstatt zu arbeiten hatte sie viel Zeit zum nachdenken und zu phantasieren.

Von Nützen Sein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman fängt an mit der Erklärung das Rosalinds Situation sich so ergeben hat dass sie nicht viel von dem Staat brauchte außer Essen und Trinken, denn sie war gelähmt. Niemand musste so für sie einkaufen, kochen, und das Wichtigste: sie brauchte kaum Geld.“[2] Aber keiner würde sie vermissen, und deshalb konnte sie alleine bleiben und nichts machen. Jeder gute sozialistische Bürger sollte arbeiten gehen, und sich an spezifische soziale Normen halten. Man sollte immer etwas machen um der Gesellschaft zu helfen, aber sie wollte sich der Gesellschaft absetzen. Sie wollte frei sein und für sich selber denken. Dies konnte nur durch ein Leben ohne Nützen und ohne Zweck erschafft werden, denn wenn man ohne Zweck lebt hat man die Zeit zum nachdenken und Phantasieren.

Zweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Leute brauchen einen Zweck zum weiter leben. Warum sind Menschen überhaupt auf der Welt, welchen Zweck sollen sie haben oder verfolgen. Rosalind versucht während dem Buch ihren Zweck auf der Welt zu verstehen. Eventuell kommt sie zu verstehen dass es vielleicht nicht einen Zweck für alles gibt, Rosalind erklärt ihre Aktionen so „Welchen Zweck ich verfolgt habe; ich habe keinen Zweck verfolgt. Ein seltsames Wort überhaupt, Zweck...Was ich gemacht habe, war zwecklos...Zweck war abwesend und konnte darum nicht verfolgt werden. Was soll das, um Gottes willen bedeuten: ein Zweck. Geben Sie mir bitte ein Pfund Zweck, oder sagt man Stueck, drei Strueck Zweck, bitte. Oder Gehen Sie bis zum naechsten Zweck, dann llink...Ich beginne zu zweifeln, ob es dieses bissige, eckige Wort ueberhaupt gibt.“[3] Es ist klar dass am ende Rosalind versteht dass das Leben in der DDR wohl keinen Zweck hat und dass man nur ohne Zweck und ohne einen Nützen zu haben sich von der Gesellschaft befreien und kann nur so den DDR-Alltag entfliehen.[1]

Phantasien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weil Rosalind keinen Zweck und nicht Nützlich seien wollte, konnte ihre Tage so auslaufen wie sie es gerne hätte. Deshalb versucht sie die Banalität des DDR Alltags zu vergessen. Deshalb versucht sie ihr Denken weg zuwerfen und bemüht sich ein komplett neues denken zu erreichen. Sie sagt, „Denkwege sind wie Straßen, gepflastert oder betoniert, unversehens ging man sie gewohnt, suchte bestenfalls eine bisher nicht wahrgenommene Abzweigung oder schlug sich einen kleinen Pfad nach links oder rechts ins Unbekannte. Ihr verzweigtes System aus Haupt- und Nebenstraßen, Gasen und Rampelpfaden, für ihr bisheriges Leben tauglich, verwies sich nun als Falle, in der sich jeder Gedanke fing. So, dachte Rosalind, würde alle Gegenwart und Zukunft nichts anderes hervorbringen als die ständige Wiederholung der Vergangenheit, was sie nur langweilen würde und ihr nicht helfen konnte.“[4] Es erscheint als ob das eine kleine Kritik der DDR ist, denn Rosalind wollte ein neues Denken haben so dass die Fehler des Systems sich nicht wiederholen.

Clones[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schande[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wert des Menschenleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DDR Problematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Notes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ibid 113
  2. Maron, M: "Die Überläuferin", seite 9. Fisher, 1997
  3. Maron, M: "Die Überläuferin", seite 176. Fisher, 1997
  4. Maron, M: "Die Überläuferin", seite 26. Fisher, 1997