Benutzer:Teutschenthaler-Heimtaforscher/Schloss Würdenburg (Teutschenthal)

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Schloss Würdenburg (Teutschenthal)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Würdenburg ist ein ehemaliges Rittergut in Teutschenthal im Landkreis Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Der ursprüngliche Renaissancebau war Jahrhundertelang im Besitz der Familie von Trotha und ist heute dem Verfall preisgegeben.

Haus Würdenburg während des Königsmanövers bei Unterteutschenthal 1861

Historische Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich befanden sich die Ländereien im Würdebachtal im Besitz der Grafen zu Seeburg. Über Umwege waren große Gebietsteile davon im Jahre 1287 an die Mansfelder Grafen gelangt. Diese wiederum ließen ihre Güter - der damaligen Sitte entsprechend - durch sogenannte Hausvögte verwalten. Im Jahr 1438 wird ein solcher Hausvogt - Namens Hans von Trotha - mit Gütern entlang des Würdebaches belehnt. In einer Lehnsurkunde der Mansfelder Grafen vom 10. Juli 1443 wird er sogar als Hans zu Deußenthal genannt und gilt damit als Stifter der Teutschenthal–Bennstedter Familienlinie derer von Trotha. Der Verwaltungssitz der trothaischen Ländereien befand sich auf einem Freihof in „Würden“, dem kleinsten Ort der damaligen Dörfer am Würdebach. Hier, unweit der heutigen Gemeindeverwaltung, am Rande des Schafberges in der Ortsmitte gelegen, hatten schon die Seeburger Herren im 13. Jahrhundert ihren Verwaltungspunkt errichtet. Womöglich befand sich dort einst eine kleine Ministerialburg samt Kapelle, welche dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Da dieser Herrschaftssitz wohl nicht mehr dem repräsentativen Bedürfnissen der Renaissance entsprach, ließ Friedrich von Trotha die alten Herrschaftsgebäude zusammen mit der wohl inzwischen baufälligen Niklaskapelle abreißen. An deren Stelle ließ er noch vor 1600 einen stattlichen Rittersitz mit L-förmigem Grundriss erbauen. Unwesentlich später wird dieser Friedrich in einer Urkunde als Fr. v. T. „zur Würtenburg im Deutschenthale“ genannt.

Die größte Anerkennung aus der Reihe dieser Familiendynastie verdiente sich allerdings Wolf Thilo von Trotha. Wie es bereits Pfarrer Albert Schröder in dem von ihm verfassten „Beitrag zur tausendjährigen Geschichte des Ortes“ aus dem Jahr 1929 treffend bemerkte, ist es wohl diesem „wahrhaftigen Menschenfreund“ zu verdanken, dass der Ort nach den verheerenden Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg überhaupt wieder aufgebaut wurde. Von den einst 200 Häusern im „Deußenthal“ waren nur die beiden Kirchen und die Würdenburg verschont geblieben. Wolf Thilo von Trotha half den zurückkehrenden Bewohnern, indem er diesen unentgeltlich Baumaterial zum Wiederaufbau ihrer Häuser bereitstellte.

Hofansicht der Würdenburg heute

Unter Franz Casimir von Trotha wurde das Herrenhaus im Jahr 1710 dem inzwischen barocken Stile angepasst und teilweise umgebaut. Doch bereits nach dessen Tod, nur ein Jahr nach dem Umbauarbeiten, wurde das Schloss nicht mehr als Familiensitz genutzt und von da an an einen gewissen Hern Nilius verpachtet. 1832 wurde das Rittergut letzen Endes sogar zusammen mit allen dazugehörigen Grundbesitzen an den Pächter des Amtes Seeburg, dem Oberamtmann Friedrich Bartels verkauft wurde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Würdenburg samt ihrer umliegenden Ländereien Schauplatz mehrerer preußischer Königsmanöver, bei denen neben dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. und dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm I. auch weitere hohe adlige Persönlichkeiten aus zahlreichen europäischen Königshäusern beiwohnten. Danach versank der einstige Rittersitz allerdings mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit und gelangte nach weiteren Besitzerwechseln und infolge von Erbschaft im Jahre 1915 in den Besitz des Oberamtmann Carl Wentzel. Unter diesem wurde auch die letzte Umbaumaßnahme am Herrenhaus vollzogen. Kein geringerer als der berühmte Architekt und Burgenforscher Hermann Wäscher war im Jahr 1920 mit den Arbeiten beauftragt worden. Dabei wurde von ihm unter anderem der Westflügel um zwei Fensterachsen verlängert. Im angrenzenden Hof der Würdenburg waren im Laufe der Zeit etliche Wirtschaftsgebäude wie Schaf-, Ochsen- und Pferdestall mit Stroh, Heu – und Häckselboden entstanden. Eine so genannte Hochfahrtscheune war bereits nach der Bodenreform und der Enteignung der Familie Wentzel abgetragen worden. Ab dieser Zeit nutzte die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) den Hof. Die LPG richtete hier eine Mosterei ein, deren Betrieb erst Anfang der 1990er Jahre eingestellt wurde.

Im Hauptgebäude war hingegen bis 1986 eine Kindertagesstätte untergebracht.

Stark verfallene Haupteingang der Würdenburg

Heutiger Zustand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Auszug des Kindergartens ist das einstige Herrenhaus leerstehend und dem Verfall preisgegeben. Ein Teil der Fassade neben dem Haupteingang ist bereits eingestürzt. Weitere Teile drohen ebenfalls einzustürzen, falls nicht bald gehandelt wird! Der weithin sichtbare oktogonale Treppenturm des Schlosses mit seiner markanten Schweifhaube wurde bereits 1951 wegen Baufälligkeit abgetragen.

Trotz der Verwahrlosung des letzten fast drei Jahrzehnte haben sich im und am Gebäude, sowie im Wirtschaftshof einige renaissancezeitliche und barocke Familienwappen und Portale erhalten. Darüber hinaus existieren im gesamten Herrenhaus noch die originalen barocken Stuckdecken aus der Zeit um 1710. Auch wenn diese teilweise schon von den Zwischendecken herabgefallen sind, stellen sie noch immer einen für die Gemeinde einmaligen kunsthistorischen Schatz dar. In Anbetracht der Bedeutung und der akuten Bedrohung des historischen Gemäuers gibt es daher mittlerweile Bestrebungen seitens engagierter Teutschenthaler Bürger mit Hilfe eines Fördervereins das einstige Schloss vor dem endgültigen Verfall zu retten und für die Nachwelt zu bewahren.


Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchwald, Sabine: Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt – Saalkreis, Seite 127 – 130, Halle 1997.


Duncker, Alexander: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie, 1857- 1883.


Einführ, Heino u.a. (Hrsg.): Teutschenthal, Die verbotene Chronik, Originalabschrift vom Jahre 1979, Teutschenthal 2004.


Gerlach, Margarete: Teutschenthal in alten Ansichten, Zaltbommel/Niederlande 1997.


Leske, Mike: Schöne Grüße – Ansichtskarten und Lithografien aus Eisdorf, Teutschenthal & Teutschenthal-Bahnhof, Teutschenthal 2012.


Neuß, Erich: Wanderungen durch die Grafschaft Mansfeld, Im Seegau, Seite 58 bis 89, Halle 1935.


Schröder, Albert: Teutschenthal – Ein Beitrag zur tausendjährigen Geschichte des Ortes, Eisleben 1929.


Die Trothas in Teutschenthal. URL: http://trotha.de/spuren/teutschenthal/die-trothas-in-teutschenthal, (Zugriff am 03.03.2012)