Benutzer:Tvwatch/Flieger

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Helmut Wick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ikone der NS-Propaganda[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits am 4. Dezember 1940 betonte der Wehrmachtbericht in seiner Todesmeldung, Wick werde „im deutschen Volke und vor allem in der der deutschen Jugend als Vorbild fortleben.“[1] In der Folgezeit ließ die NS-Propaganda nichts unversucht, die Vorbildfunktion dieses Jagdfliegers herauszustellen. Man bediente sich Wicks und anderer Fliegerasse zur Schaffung eigener Heldenlegenden und um das „Idealbild vom arischen Übermenschen zu demonstrieren: jung, tollkühn, attraktiv, erfolgreich und zugleich ein wenig entrückt.“[2]

Im Januar 1941 erschien in der Propagandaillustrierten Der Adler unter dem Titel Hetzjagd am Himmel ein anscheinend noch von Helmut Wick verfasster Artikel, in dem dieser in euphorischer Tonlage von seinen Flügen im Juni/Juli 1940 berichtet. Trotz Wicks Tod wurde eine Fortsetzung angekündigt.[3] Mitte Februar 1941 erschien tatsächlich ein Artikel, in dem „der junge Siegfried der deutschen Luftwaffe“ als Ikone stilisiert wird und seine letzten Tage beschrieben werden.[4] 1942 wurde im Rahmen des Volksdeutschen Kameradschaftsopfers der deutschen Jugend als Bild 25 eine Ansichtskarte Major Wick vertrieben, herausgegeben vom Volksbund für das Deutschtum im Ausland. Die Karte zeigt eine in NS-Manier stilisierte Zeichnung Wicks des Propagandamalers Wolf Willrich, die offensichtlich nach einem Foto entstanden ist.[5] Diese Postkartenreihen, insbesondere Porträtzeichnungen der Fliegerasse, waren vor allem bei Jugendlichen ab 12 Jahren weit verbreitet und dienten als Identifikationsfiguren.[6]

Ab 1941 erschienen mehrere Biografien Wicks in Form von Groschenheften und einem auf Propagandakompanie-Material basierenden Buch. Diese Darstellungen sind entsprechend der damals herrschenden NS-Propaganda gestaltet, wobei Wick und seine fliegerische Tätigkeit heroisiert und hagiografisch überhöht werden. 1941 erschien zunächst in der Reihe Flieger-Heftchen: Was weißt du von der Luftfahrt? die 16-seitige Propagandadarstellung Major Wick – das Vorbild des deutschen Jagdfliegers, verfasst von Walter Zuerl. Den Titel des 40 Pfennig teuren Heftchens zierte ein Bild Wicks als Eichenlaubträger.[7] 1943 wurde in der vom General der Flieger im Auftrag des Reichsmarschalls Hermann Göring herausgegebenen Groschenheftreihe Unsere Jagdflieger als Nr. 3 ein von dem Auftragsautor F. L. Neher verfasste 48 Seiten schmale biografische Beschreibung herausgebracht.[8] Die im Landserstil gehaltenen Darstellung diente Kriegs- und Propagandazwecken und ist der Trivialliteratur zuzuordnen.[9] Ebenfalls 1943 erschien das von dem Kriegsberichterstatter Josef Grabler verfasste Buch Helmut Wick. Das Leben eines Fliegerhelden. Das Werk basiert auf Propaganda-Kriegsberichten Grablers. Es wurde erst fast zwei Jahre nach Grablers Tod in der von der Wehrbetreuung der Luftwaffe zu Propagandazwecken herausgegebenen Buchreihe „Adler-Bücherei“ veröffentlicht. Als Herausgeber fungierte das Propagandablatt „Der Adler“.[10] Auch dieses Buch ist wie die Heftveröffentlichungen über Wick als propagandistische Kriegsverherrlichung einzuordnen.[11]

Die Darstellungen von Zuerl und Grabler wurden nach 1945 aufgrund des Befehls Nr. 4 des Alliierten Kontrollrats als Werke nationalsozialistischen und militaristischen Charakters in eine der Listen der auszusondernden Literatur aufgenommen und sollten aus Bibliotheken und Buchhandlungen entfernt werden.[12] Nach 1945 ist keine geschichtswissenschaftlichen Ansprüchen und den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens genügende biografische Darstellung erschienen.

siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur „Ritterkreuzvergabe“

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Wehrmachtberichte 1939-1945. Band 1: 1. September 1939 bis 31. Dezember 1941. München 1985, S. 375.
  2. Matthias Rogg: Die Luftwaffe im NS-Film. In: Bernhard Chiari, Matthias Rogg, Wolfgang Schmidt (Hg.): Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts. München 2003, S. 343-348, hier: S. 345.
  3. Helmut Wick: Hetzjagd am Himmel.: In Der Adler 1941, Heft 1 v. 7. Januar 1941, S. 14f., 22f.
  4. Hetzjagd am Himmel. Major Wicks 55. Abschuß. In Der Adler 1941, Heft 4 v. 18. Februar 1941, S. 98, 100, 102, 104.
  5. Abbildung; s.a. Beschreibung im Auktionskatalog 72 (abgerufen am 23. Mai 2012).
  6. Rolf Schörken: „Schülersoldaten“ - Prägung einer Generation. In: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hg.): Die Wehrmacht: Mythos und Realität. München 1999, S. 456-473, hier: S. 466.
  7. Walter Zuerl: Major Wick – das Vorbild des deutschen Jagdfliegers. München 1941.
  8. F.L. Neher: Wick. Innentitel: Helmut Wick. Sein Leben und seine Leistungen. Berlin 1943.
  9. Heinz J. Galle: Groschenhefte. Die Geschichte der deutschen Trivialliteratur. Frankfurt am Main/Berlin 1988, S. 137, 187.
  10. Eintrag Grabler, Josef in der Datenbank Schrift und Bild 1900-1960. (abgerufen am 23. Mai 2012).
  11. vgl. Saul Friedländer u.a.: Bertelsmann im Dritten Reich. Bd. 1. München 2002, passim.
  12. zu Zuerl s. Abteilung für Volksbildung im Magistrat der Stadt Berlin (Hg.): Verzeichnis der auszusondernden Literatur. Berlin 1946, S. 84 (Entfernung des Gesamtwerks); zu Grabler s. ebd., S. 32 (Entfernung des Gesamtwerks) sowie Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone: Liste der auszusondernden Literatur. Berlin 1946, Nr. 3935.