Benutzer:Zieglhar/Regionalmuseum Römervilla - Überarbeitung

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Regionalmuseum Römervilla

Schutzbau über den Mauerresten der villa urbana in Grenzach
Daten
Ort Grenzach, Baden-Württemberg
Eröffnung 1986; Neugestaltung 2011
Betreiber
Verein für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen
Website
ISIL DE-MUS-300310

Das Regionalmuseum Römervilla ist ein Römermuseum in Grenzach-Wyhlen im Landkreis Lörrach um eine ausgegrabene „villa urbana“. Die im Teilort Grenzach gelegene Villa wird zu den bedeutendsten Ausgrabungen aus römischer Zeit im Raum südlich von Freiburg im Breisgau gezählt.[1]

Ausgrabungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf erste Spuren der Villa stieß man schon bei Wasserleitungsarbeiten im Jahr 1893, darunter auf eine große Säule des Eingangsbereiches. Aber erst infolge des Abbruchs einiger Häuser der Neuzeit im Jahr 1983 konnte von der Außenstelle Freiburg des Landesdenkmalamtes mit Unterstützung der Arbeitsgruppe Archäologie des Vereins für Heimatgeschichte die Südwestecke des Hauptgebäudes mit einem benachbarten Wasserbassin freigelegt werden. Im Laufe der Ausgrabungen kamen auf dem Grundstück dann über zwei Meter hohe Mauerteile zum Vorschein, Marmorprofile von Türen und Fenstern sowie Reste von Wandmalereien, die in lebensgroßen Figuren ein Motiv aus der römischen Mythologie darstellen. Weitere Ausgrabungen im Umgriff förderten Hinweise auf mindestens vier Nebengebäude des Herrenhauses zutage, offenbar die zugehörige Ökonomie und Unterkünfte des Gesindes. Das gesamte Anwesen umfasste einst eine Fläche von rund 8570 m². Durch bestehende Gebäude und Straßen werden heute jedoch große Teile der Anlage überdeckt.

Da direkt auf der gegenüberliegenden Schweizer Seite des Hochrheins die große Römerkolonie Augusta Raurica lag, vermutet man, dass es sich um den Landsitz („villa urbana“) eines begüterten römischen Bürgers aus der Oberschicht handelt. Es wird angenommen, dass sich der Ortsname Grenzach, römisch Carantiacum (Gut des Carantius), von einem ehemaligen Besitzer der Villa herleitet.

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum besteht seit 1986 in einem Schutzhaus, das über den Resten der Villa erbaut wurde. Die Gründung des Museums wurde maßgeblich von Erhard Richter betrieben. Das Museum wird von der Arbeitsgruppe Archäologie des Vereins für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen betreut, der auch den Museumsbau initiiert und seine Finanzierung organisiert hat. Besitzerin der Römervilla ist die Gemeinde Grenzach-Wyhlen, die Funde gehören nach dem Gesetz dem Staat. In dem Raum finden auch Konzerte und Kunstausstellungen statt.

Gezeigt wird in Vitrinen des Museums auch eine Auswahl der archäologischen Fundstücke aus dem Gelände in Grenzach und 17 weiteren Fundorten[2] im Landkreis Lörrach, zum Beispiel ein Pferdeköpfchen aus Bronze, ein Glasgefäß, Muschelornamente in bemalten Stuckleisten (einzigartig in ganz Baden-Württemberg), ein Schlossblech aus Bronze, Bronzefibeln und gedrechselte Gerätschaften aus Bein wie Nadeln, Nadelbüchsen und Spinnwirtel, Alltagswerkzeuge wie eine Hacke, Ledermesser und Meißel, außerdem Zeugen der gehobenen Esskultur wie Purpurschneckenhäuser und Austernschalen. Münzen von Vespasian (69–79 n. Chr.) und Septimius Severus (193–211 n. Chr.) für seine Gattin Julia Domna und Terra Sigillata (hochwertiges Tafelgeschirr) aus den Töpfereien von La Graufesenque in Südgallien und Rheinzabern (Tabernae) in Ostgallien sind Hinweise dafür, dass die Villa im 1. Jahrhundert nach Christus gegründet wurde und bis ins dritte Viertel des 3. Jahrhunderts bestand. Von einer 1936 teilweise angegrabenen Nachbarvilla stammt eine „Nemausus-Münze“ (Nemausus, das heutige Nîmes in Südfrankreich, hatte zur Römerzeit eine bedeutende Münzstätte).

Von Ende 2009 bis 2010 wurde das Museum mit Unterstützung durch Martin Kemkes vom Archäologischen Landesmuseum Außenstelle Rastatt, sowie der Basler Ausstellungsgestalterin Ursula Gillmann neu konzipiert und die Ausstellungsobjekte wissenschaftlich katalogisiert.[3] Am 6. Mai 2011 wurde das umgebaute Museum als Regionalmuseum neu eröffnet.[4] Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist nun die römische Alltagskultur. Markus Schaub, der auch viele Zeichnungen von der am anderen Rheinufer liegenden Römerstadt Augusta Raurica anfertigte, hat zwei große Bilder zur Ausstellung beigesteuert

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Fingerlin: Konservierung einer römischen Villa in Grenzach, Gde. Grenzach-Wyhlen, Kr. Lörrach. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Jg. 16 (1987), Heft 2, S. 87–90, ISSN 0342-0027 (PDF; 10,3 MB)
  • Gerhard Fingerlin: Konservierung der römischen Villa von Grenzach. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1988, S. 163–168 Digitalisat der UB Freiburg
  • Ludwig Siefert: Was uns die Funde auf Grenzachs Boden aus der Römerzeit erzählen. In: Das Markgräflerland, Heft 4 1929/30, S. 99–105 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Archäologische Denkmäler und Funde auf der Gemarkung Grenzach-Wyhlen. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1981, S. 65–89 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Archäologische Denkmäler und Funde auf der Gemarkung Grenzach-Wyhlen (II). In: Das Markgräflerland, Heft 2/1981, S. 297–321 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Archäologische Denkmäler und Funde auf der Gemarkung Grenzach-Wyhlen (III). In: Das Markgräflerland, Heft 2/1981, S. 61–87 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Die römische Vespasian-Münze von Grenzach. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1984, S. 79–82 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Von Carantiacum zu Grenzach. Die große römische Villa an der Hauptstraße/Steingasse gab dem Ort den Namen. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1984, S. 83–84 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Zwei weitere römische Fundstätten auf der Gemarkung Grenzach-Wyhlen. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1986, S. 73–79 Digitalisat der UB Freiburg
  • Gerhard Fingerlin: Figürliche Wandmalerei aus der römischen Villa an der „Steingasse“ in Grenzach. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1988, S. 159–163 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: In Grenzach wurde eine große römische Mauer freigelegt. In: Das Markgräflerland, Heft 2/1991, S. 129–130 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: In Grenzach wurde eine sechs Meter breite Römerstraße entdeckt. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1994, S. 109–110 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Der erste namentlich erwähnte Grenzacher trug den Beinamen „der Liebe“ oder „der Treue“. Eine 1900-jährige römische Scherbe erzählt. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1995, S. 153–154 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Im Bereich der römischen Villa von Grenzach wurde eine 29 m lange Mauer freigelegt. In: Das Markgräflerland, Band 1/1997, S. 88–90 Digitalisat der UB Freiburg
  • Renate Reimann: Die Neugestaltung des Regionalmuseums Römervilla-Grenzach — Museum für römische Alltagskultur. In: Das Markgräflerland, Band 2/2012, S. 23–30
  • Helmut Bauckner: Mit dem Velo durch die Römerzeit, Jg. 2012, Bd. 2, S. 31–39
  • Erhard Richter: Eine interessante Grabung an der Kronacher Straße. In: Das Markgräflerland, Band 2/2012, S. 40–43
  • Erhard Richter: Der Verlauf der Grenzacher Römerstraße wurde weiter festgestellt. In: Das Markgräflerland, Band 2014, S. 167–168


  • Erhard Richter: Woher kommt der Ortsname Grenzach? In: Das Markgräflerland, Band 2014, S. 161–163
  • Erhard Richter: Die Ortsnamen Cransac und Grenzach haben den gleichen sprachlichen Ursprung. In: Das Markgräflerland, Band 2014, S. 164–166


Emilienbad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erhard Richter: Grenzach — ein verhindertes Heilbad. In: Das Markgräflerland, Heft 1/2 1971, S. 35–42
  • Hermann Wider: Profanarchitektur in Grenzach-Wyhlen. In: Das Markgräflerland, Band 2/2001, S. 22–47 Digitalisat der UB Freiburg

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sehenswürdigkeiten, Seite der Gemeinde Grenzach-Wyhlen
  2. siehe Reimann S. 23
  3. Museum Römervilla erfindet sich neu, Badische Zeitung, Ausgabe Grenzach-Wyhlen, 23. Februar 2010
  4. siehe Homepage der Gemeinde Grenzach-Wyhlen Informationen zum Regionalmuseum Römervilla