Bistum Raphanea

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Koordinaten: 34° 56′ 24,8″ N, 36° 23′ 44,3″ O

Karte: Syrien
marker
Bistum Raphanea
Luftbild der Ruinenstadt Raphanea

Das Bistum Raphanea war ein frühchristlich-byzantinisches Bistum in der antiken Stadt Raphanea in der römischen Provinz Syria Coele bzw. in der spätrömisch-byzantinischen Provinz Syria Secunda (oder Syria Sautaris). Nach der arabischen Eroberung 636/38 ging das Bistum unter. Die Kreuzfahrer eroberten Raphanea 1126 und richteten einen lateinischen Bischofssitz ein. 1137 wurde Raphanea wieder von den Moslems erobert, und der Bischofssitz wurde nicht wieder besetzt. Raphanea ist heute ein Ruinengelände zwischen den Ortschaften Nisaf und Baarin, ca. 38 km nordwestlich von Homs, Gouvernement Homs, Syrien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Geschichte der Stadt ist wenig bekannt. In römischer Zeit war Raphanea ein bedeutendes Legionslager.[1] In Raphanea wurde der römische Kaiser Elagabal gekrönt.[2] Die Stadt gehörte nach der Unterteilung der großen Provinz Syria unter Kaiser Septimius Severus um 200 zur nördlichen Provinz Syria Coele. Nach der Teilung dieser Provinz um 400 in zwei kleinere Provinzen lag sie in der Provinz Syria Secunda (oder Syria Salutaris).[1]

Mit der Christianisierung des Römischen Reiches entstand in Raphanea ein Bischofssitz. 325 ist erstmals ein Bischof in der Stadt belegt. Bischof Bassianus nahm damals am Ersten Konzil von Nicäa teil. Der Bischofssitz dürfte aber noch etwas älter sein. Das Bistum Raphanea war ein Suffraganbistum des Metropolitansitzes in Apamea. Das Gebiet des Metropolitansitzes Apamea entspricht in etwa der Provinz Syria Secunda, wie die von Harald Suermann publizierte Karte zeigt.[3] Nach der arabischen Eroberung von Syrien 636/38 ging der Bischofssitz vermutlich zu einem nicht bekannten Zeitpunkt unter. Bernard Hamilton jedenfalls vermutet, allerdings ohne urkundliche Nachweise, dass zur Zeit der Eroberung Raphaneas durch die Kreuzfahrer dort kein orthodoxes Bistum mehr existierte.[4]

Frühchristlich-byzantinische Bischöfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der lateinische Bischofssitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1126 wurde Raphanea von den Kreuzfahrern erobert, die dort sofort einen lateinischen Bischofssitz einrichteten. Raphanea und damit auch das Bistum Raphanea wurde an die Grafschaft Tripolis angeschlossen. Das Bistum Raphanea wurde als Suffraganbistum dem Erzbistum Apamea unterstellt. Das lateinische Bistum Raphanea könnte auch kleinere Teile des etwas weiter südöstlich gelegenen frühchristlich-byzantinischen Bistums Mariamme (heute Maryamin) umfasst haben.[1]

Schon 1137 wurde Raphanea von Zengi von Mossul zurückerobert. Der erste und auch einzige Bischof Geraldus musste fliehen. Er ist bis 1139 urkundlich nachgewiesen, aber wenig später gestorben. Patriarch Aimericus von Antiochien ernannte nun aber keinen neuen Bischof, obwohl noch ein großer Teil der Diözese Raphanea in christlicher Hand verblieben war, sondern gab die Diözese aufgrund der prekären militärischen Situation dem Johanniterorden.[9] Dies hatte allerdings erhebliche finanzielle Nachteile für den Patriarchen, denn der Johanniterorden war exemt, d. h. musste keinen Bischofszehnten von seinen Besitzungen bezahlen. Gleichzeitig erhielten die Johanniter die 30 km westlich von Homs gelegene Festung Krak des Chevaliers von Raimund II. von Tripoli zu Lehen. Die Gegend um den Krak des Chevaliers gehörte ebenfalls zum Bistum Raphanea. 1263 wurde das Bistum Raphanea, bzw. dessen Restgebiete durch Papst Urban IV. mit dem Bistum Tortosa vereinigt. Die Johanniter mussten nun dem Bischof von Tortosa pro Jahr 1000 Besanten (Byzantiner Münze) anstelle des Zehnten bezahlen und einmalig 1500 Besanten an Zahlungsrückständen.[10]

Die Johanniter konnten die Region um den Krak des Chevaliers bis 1271 behaupten, als die Burg vom Mamluken-Sultan Baibars erobert wurde. Damit fielen auch die letzten Reste des lateinischen Bistums Raphanea an die Muslime.

Einziger lateinischer Bischof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1127 bis (1139) († vor 1144) Geraldus[11][9]

In der Tradition des untergegangenen Bischofssitzes steht das Titularbistum Raphanea der römisch-katholischen Kirche.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernard Hamilton: The Latin Church in the Crusader States: The Secular Church. Ashgate Publishing, Oxon & New York, 2011, ISBN 978-0-86078-072-4 (Im Folgenden abgekürzt Hamilton, The Latin Church mit entsprechender Seitenzahl)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Kevin Butcher: Roman Syria and the Near East. Getty Publ., Los Angeles & British Museum Press, London, 2003 ISBN 0-89236-715-6, S. 107, Abb. 31 Vorschau bei Google Books
  2. Karin Bartl: Archaeological Investigations of the German Archaeological Institute in the Hama Regio 2003-2010. In: Jeanine Abdul Massih, Shinichi Nishiyama (Htdh.), Hanan Charaf, Ahmad Deb (Mitarb.): Archaeological Explorations in Syria 2000-2011: Proceedings of ISCACH-Beirut 2015. S. 199-214, Archeopress, Summertown, England, 2018, ISBN 978-1-78491-947-4, hier S. 206, 208. Vorschau bei Google Books
  3. Harald Suermann: Die Gründungsgeschichte der Maronitischen Kirche. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 1998, ISBN 3-447-04088-2 (Orientalia Biblica et Christiana, Bd. 10) Vorschau bei Google Books, hier S. 343.
  4. Hamilton, The Latin Church, S. 28.
  5. a b c d e f Pius Bonifatius Gams: Series episcoporum ecclesiae catholicae: quotquot innotuerunt a beato Petro Apostolo. Georgh Joseph Manz, Regensburg, 1873 Online bei Google Books, S. 436.
  6. a b c d e f Michel Le Quien: Oriens christianus: in quatuor patriarchatus digestus; quo exhibentur ecclesiae, patriarchae, caeterique praesules totius orientis, Tomus Secundus. Typographia Regia, Paris 1740 Online bei Google Books, S. 921/22.
  7. a b c Max Treppner: Das Patriarchat von Antiochien von seinem Entstehen bis zum Ephesinum 431. Eine historisch-geographische Studie. Bonitas-Bauer'sche k. b. Hofdruckerei, Würzburg, 1891 Online bei Google Books, hier S. 131/32.
  8. Hanns Christof Brennecke, Uta Heil, Annette Stockhausen, Angelika Wintjes: Athanasius Werke. 3. Band, 1. Teil Dokumente zur Geschichte des arianischen Streites. 3. Lieferung. Bis zur Ekthesis Makrostichos. Walter de Gruyter, Berlin & New York, 2007 ISBN 978-3-11-019104-2, S. 275-279: Liste der Unterschriften unter der theologischen Erklärung der "östlichen" Synode. Eingeschränkte Vorschau bei Google Books
  9. a b Hamilton, The Latin Church, S. 39.
  10. Hamilton, The Latin Church, S. 285.
  11. Reinhold Röhricht. Syria sacra. Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins, 10: 1-48, 1887 JSTOR:27928479 (PDF), S. 29.